Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 VII 30
Montag. Bayern bei W.: Kurbayern hält jetzt für besser,
das Manifest aufzugeben und dafür in nahmen aller catholischen geist-
lichen churfürsten und praelaten ein schreiben ahn den konig oder die koni-
gin , cardinal Mazarini, nuncium apostolicum und ahn ein oder andern erz-,
bischoff oder praelaten, so in Franckreich in einem guten credit, und von
denen etwas fruchtbarliches zu hoffen, abgehen zu laßen, und woltens Ihre
Churfürstliche Durchlaucht auch ihres orts mit absonderlichen schreiben zu
secundiren nicht underlaßen. Und mochten die contenta ungefehrlich sein,
wie sie in scriptis ubergeben, und nr. ... beygefugt. Und vermainten dem-
negst gutt zu sein, daß I. H. G. und die Churcolnische mit den Churtryeri-
schen , Bambergischen, Wurzburgischen und andern reden und sie capaces
machen möchten, alßdan davon alß einer abgeredeten sach die Churmain-
zische desto bestendiger vorpringen konten. Mit den Kayserlichen darauß
zu communiciren, hetten Ihre Churfürstliche Durchlaucht darumb beden-
ckens , daß sie das vorhaben endweder hindern oder doch ex instinctu
Hispanorum solche clausulas einrucken würden, die offensiones causirten,
deßgleichen auch mit dem manifesto zu besorgen. Hierauf ist hinwie-
der zur andtwort gegeben, daß bey dem manifesto I. H. G. und den andern
Churcollnischen auch starcke considerationes pro et contra vorgangen, und
seye bey diesen gefährlichen leuthen, mit denen mans zu thun habe, alles
wol zu uberlegen. Vermög iungster communication hab der canzler Busch-
man mit dem Volmar gered, der zwarn des begriffs in arbeit, hab aber auch
selbst bey der promulgation oder divulgation angestanden, sondern daß der
progressus tractatuum noch etwas were anzusehen, wolte aber yedoch die
arbeit pro omni occasione etiam ad posteritatis memoriam gern vollfuhren.
Also were mans in diesem passu mit Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht
intention allerdings eins. Soviel den vorschlag betrifft, sey I. H. G. und
etlichen Churcolnischen schon vorm jahr, alß die assemblea aller geistlichen
in Franckreich, wie sie fast alle jahr pflegen, gewesen, eben dergleichen zu
gemuth gangen, daß man nemblich ein schreiben in aller geistlichen chur-,
fürsten und stend nahmen mochte abgehen laßen und darinnen die contenta
wol ausfuhren, damaln aber seye die zeit zu kurz gefallen, ohne das man
auch verhofft, auf der Franzosen so offtmaliges versprechen die tractaten
zu gutem schluß hetten konnen befurdert werden. Was Ihre Churfürstliche
Durchlaucht zu Collen, auch sie (I. H. G.) angelangte, werdts kein beden-
ckens haben, dergleichen schreiben mitzubelieben, allein werd es ahn dem
gelegen sein, wie andere darzu, auch sonderlich Churmainz zum auffsatz
zu disponiren, zumal man weiß, daß Mainz ohne vorwissen und bewilligen
der Kayserlichen darzu nicht verstehen werde. Wolten gleichwol ihres
theylß neben den andern Churcollnischen nicht underlaßen, materiae et
formae, auch dem modo andere zur mitbeliebung zue disponiren, nachzu-
dencken . Obwolen auch beym ganzen werck zue beforchten, daß solch ahn
die konigin abgehende schreiben endweder mochten hinderhalten oder doch
dergestalt beandworttet werden, daß geringer effectus darab zu empfinden,
ia wol vielmehr den catholischen, alß wan sie sambt den Kayserlichen die
tractatus hindern thetten, imputirt und auffgeburdet werden, wurde es
doch wenigst bey der posteritet dahin diehnen, daß menniglich erkennen
muste, nihil a parte statuum catholicorum pro conservatione religionis et
pace promovenda intermissum esse. So alles sich die Churbayerische
wol haben gefallen laßen. Haslang: Gespräch mit Peñaranda; falsche Wie-
dergabe eines aufgefangenen spanischen Schreibens durch die Franzosen,
Eintreten Peñarandas für Verbleib der Kur bei der Wilhelmischen Linie,
Ein- oder Ausschluß Spaniens beim deutschen Frieden.
Bericht Buschmanns: Nach Mitteilung Volmars wollen die Schweden ihr
Friedensinstrument auf Wunsch der Franzosen noch vier Wochen zurück-
halten , seyen sonst darin, wie man nachricht hab, viel beschwerliche sachen,
under andern, autonomiam im reich durchgehendts zuzulaßen. 2. Daß der
terminus amnistiae wie auch in religionssachen aufs jahr 1618 zu reduciren.
3. Solte mit der churwurde alternirt und alspald post obitum Serenissimi
Maximiliani vom pfalzgraffen der anfang gemacht werden, auch Palatina-
tus superior et inferior dem pfalzgraffen vollig restituirt oder doch nur ein
theyl Churbayern pro hypotheca pleiben, und was dergleichen mehrers.
Zum gestrigen Besuch der Ksl. bei den Franzosen: Streit um den Majestäts-
titel . Circa publica habe der herr graff von Trautmanstorff, weyln die
Franzosen darzu ursach geben und ihnen Kayserlichen die moram imputi-
ren wollen, außtrucklich vermeldet, daß wegen dieser tractaten, und son-
derlich , indem alles nur zu nachtheyl der religion angesehen und gereichen
thue, et propter tantam iniustitiam der Kayser und die Teutsche stend die
Franzosen bey Gott ahm iüngsten tag anklagen wurden. Daruber der
d’Avaux ahn der farb sich ganz geändert, auch der Longevill (dan der Ser-
vient nicht zugegen gewesen, sondern unpaßlichkeit halber sich endschul-
digen laßen) nichts darauff geandworttet. – [...] – Besuch Ws bei der
Herzogin von Longueville.
das Manifest aufzugeben und dafür in nahmen aller catholischen geist-
lichen churfürsten und praelaten ein schreiben ahn den konig oder die koni-
gin , cardinal Mazarini, nuncium apostolicum und ahn ein oder andern erz-,
bischoff oder praelaten, so in Franckreich in einem guten credit, und von
denen etwas fruchtbarliches zu hoffen, abgehen zu laßen, und woltens Ihre
Churfürstliche Durchlaucht auch ihres orts mit absonderlichen schreiben zu
secundiren nicht underlaßen. Und mochten die contenta ungefehrlich sein,
wie sie in scriptis ubergeben, und nr. ... beygefugt. Und vermainten dem-
negst gutt zu sein, daß I. H. G. und die Churcolnische mit den Churtryeri-
schen , Bambergischen, Wurzburgischen und andern reden und sie capaces
machen möchten, alßdan davon alß einer abgeredeten sach die Churmain-
zische desto bestendiger vorpringen konten. Mit den Kayserlichen darauß
zu communiciren, hetten Ihre Churfürstliche Durchlaucht darumb beden-
ckens , daß sie das vorhaben endweder hindern oder doch ex instinctu
Hispanorum solche clausulas einrucken würden, die offensiones causirten,
deßgleichen auch mit dem manifesto zu besorgen. Hierauf ist hinwie-
der zur andtwort gegeben, daß bey dem manifesto I. H. G. und den andern
Churcollnischen auch starcke considerationes pro et contra vorgangen, und
seye bey diesen gefährlichen leuthen, mit denen mans zu thun habe, alles
wol zu uberlegen. Vermög iungster communication hab der canzler Busch-
man mit dem Volmar gered, der zwarn des begriffs in arbeit, hab aber auch
selbst bey der promulgation oder divulgation angestanden, sondern daß der
progressus tractatuum noch etwas were anzusehen, wolte aber yedoch die
arbeit pro omni occasione etiam ad posteritatis memoriam gern vollfuhren.
Also were mans in diesem passu mit Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht
intention allerdings eins. Soviel den vorschlag betrifft, sey I. H. G. und
etlichen Churcolnischen schon vorm jahr, alß die assemblea aller geistlichen
in Franckreich, wie sie fast alle jahr pflegen, gewesen, eben dergleichen zu
gemuth gangen, daß man nemblich ein schreiben in aller geistlichen chur-,
fürsten und stend nahmen mochte abgehen laßen und darinnen die contenta
wol ausfuhren, damaln aber seye die zeit zu kurz gefallen, ohne das man
auch verhofft, auf der Franzosen so offtmaliges versprechen die tractaten
zu gutem schluß hetten konnen befurdert werden. Was Ihre Churfürstliche
Durchlaucht zu Collen, auch sie (I. H. G.) angelangte, werdts kein beden-
ckens haben, dergleichen schreiben mitzubelieben, allein werd es ahn dem
gelegen sein, wie andere darzu, auch sonderlich Churmainz zum auffsatz
zu disponiren, zumal man weiß, daß Mainz ohne vorwissen und bewilligen
der Kayserlichen darzu nicht verstehen werde. Wolten gleichwol ihres
theylß neben den andern Churcollnischen nicht underlaßen, materiae et
formae, auch dem modo andere zur mitbeliebung zue disponiren, nachzu-
dencken . Obwolen auch beym ganzen werck zue beforchten, daß solch ahn
die konigin abgehende schreiben endweder mochten hinderhalten oder doch
dergestalt beandworttet werden, daß geringer effectus darab zu empfinden,
ia wol vielmehr den catholischen, alß wan sie sambt den Kayserlichen die
tractatus hindern thetten, imputirt und auffgeburdet werden, wurde es
doch wenigst bey der posteritet dahin diehnen, daß menniglich erkennen
muste, nihil a parte statuum catholicorum pro conservatione religionis et
pace promovenda intermissum esse. So alles sich die Churbayerische
wol haben gefallen laßen. Haslang: Gespräch mit Peñaranda; falsche Wie-
dergabe eines aufgefangenen spanischen Schreibens durch die Franzosen,
Eintreten Peñarandas für Verbleib der Kur bei der Wilhelmischen Linie,
Ein- oder Ausschluß Spaniens beim deutschen Frieden.
Bericht Buschmanns: Nach Mitteilung Volmars wollen die Schweden ihr
Friedensinstrument auf Wunsch der Franzosen noch vier Wochen zurück-
halten , seyen sonst darin, wie man nachricht hab, viel beschwerliche sachen,
under andern, autonomiam im reich durchgehendts zuzulaßen. 2. Daß der
terminus amnistiae wie auch in religionssachen aufs jahr 1618 zu reduciren.
3. Solte mit der churwurde alternirt und alspald post obitum Serenissimi
Maximiliani vom pfalzgraffen der anfang gemacht werden, auch Palatina-
tus superior et inferior dem pfalzgraffen vollig restituirt oder doch nur ein
theyl Churbayern pro hypotheca pleiben, und was dergleichen mehrers.
Zum gestrigen Besuch der Ksl. bei den Franzosen: Streit um den Majestäts-
titel . Circa publica habe der herr graff von Trautmanstorff, weyln die
Franzosen darzu ursach geben und ihnen Kayserlichen die moram imputi-
ren wollen, außtrucklich vermeldet, daß wegen dieser tractaten, und son-
derlich , indem alles nur zu nachtheyl der religion angesehen und gereichen
thue, et propter tantam iniustitiam der Kayser und die Teutsche stend die
Franzosen bey Gott ahm iüngsten tag anklagen wurden. Daruber der
d’Avaux ahn der farb sich ganz geändert, auch der Longevill (dan der Ser-
vient nicht zugegen gewesen, sondern unpaßlichkeit halber sich endschul-
digen laßen) nichts darauff geandworttet. – [...] – Besuch Ws bei der
Herzogin von Longueville.