Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 IV 22
1646 IV 22
Sonntag [...] –
Longueville bei W. Serviens Verhand-
lungsziele in Osnabrück : 1. schwedischer Verzicht auf Bremen und Ver-
den , notfalls medium aliquod temporaneum [...], 2. Verzicht auf die perpe-
tuitet ratione der stiffter, 3. Waffenstillstand. Longueville hat den Bran-
denburgern vorgestellt, daß die contra fundamenta religionis catholicae
gehende Abtretung der Stifter auf ewig die Katholiken nicht binden könne,
und zu einem Vergleich auf bestimmte Zeit geraten; jene scheinen den
Gedanken aufzugreifen. W: Verspricht Geheimhaltung und stellt die
für die Franzosen zu gewinnende ehr und das meritum bey Gott und den
menschen vor augen, wan sie in dießen materiis besorgendes unheill und böße
consequentias von der catholischen religion würden abwenden. Lon-
geville : Sie würden gern ihr bestes thuen, es müsten aber die catholischen
itzo gestaltten sachen nach sich nit unzeittig berühmen noch verlauten
laßen, daß sie die Franzosen der catholischen interesse sich dergestaldt an-
nehmen , weiln solches der sachen verschiedener ursachen und respecten
halber mehr hinder- alß vorträglich sein köntte, dahero sie dan auch
sowohl bey den Schweden alß protestirenden die contra perpetuitatem vor-
brachte , bey innen nit alß zue ihro der protestirenden selbst eignen besten
reichende argumenta movirten, damitt sie ex propria quasi securitate et
utilitate einzugehen bewegt werden mögtten, waß ieziger beschaffenheit
nach den catholischen auch am erträg- und verandtworttligsten. I. H. G.:
Man gedächte seinen des duc de Longeville bekandten guetten eiffer pro
bono religionis et dexteritate in negociationibus, wie auch seinen herrn
collegis nichts vorzuschreiben. Der catholischen kirchen sacrificia und
gebett würden alles bey Gott secundiren. Sonsten aber hetten die catholi-
schen nebenst den itzo der catholischen religion zum besten angewandte
officia die hoffnung, daß nachdemaln die cron Franckreich in puncto satis-
factionis gespürt, daß deroselben solche ansehenliche offerta geschehen und
die sache gleichsamb für verglichen gehaltten wirdt, es würden die Franzo-
sischen herrn plenipotentiarii inskünfftig so groß bedencken nit tragen, der
catholischen parthey sich offenbahr et positive anzunehmen. Longue-
ville : Wegen Breisach und der Entschädigungszahlung steht die Einigung
noch aus, nach der sie anders sich auch der sachen köntten annehmen.
W: Im Namen Kurkölns und Kurbayerns sind die Ksl. zur Einigung mit
Frankreich ermahnt worden; zu hoffen, daß der Kaiser und Frankreich in
billiche weeg zusahmentretten und haltten. Frage nach den spanischen Ver-
handlungen . Longueville: Auf das Angebot von Roussillon und Artois
haben sie eine considerable satisfaction gefordert, denn Roussillon ist schon
in ihrer Hand und daher das Angebot nicht so hoch zu schätzen. Die Be-
dingung eines Verzichtes auf ihre Ansprüche wegen Navarra befremdlich,
dan ob zwarn Franckreich eines allgemeinen friedens begyrig, würde sich
doch dergestaldt nicht vorschreiben laßen. Derowegen sie dan resolvirt,
verahnlaßtermaßen mitt Ihrer Kayserlichen Majestät frieden zu machen;
Teutschland hette den verderblichen krieg ahm lengsten geführt, in den
Niederlanden stunde es noch beßer; wunschte gleichwol fried unter den
christlichen potentaten. Vorwürfe gegen die spanische Verhandlungsfüh-
rung ; Charakteristik der spanischen Gesandten. Negst dießem hat es
glegenheit geben, wegen der landgräffinnen von Hessen praetendirter satis-
faction anregung zu thuen, und die in dem schrifftlich vor dießem inen
übergebenen memoriali gesetzte rationes in etwas zu berühren und die
unpilligkeit deßen weiters zue remonstriren. Es hatt aber der duc de
Longeville sich deßwegen nit in disscurs einlaßen wollen, sondern cortesa-
mente per generalia geandtworttet.
W bei den Bayern. Gespräche mit Volmar und Longueville. Prüfung des
Mainzer Konzeptes an die Kurfürstlichen in Osnabrück wegen der sächsi-
schen Titulatur
Vgl. APW [ III A 1,1 S. 566 ] .
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lungsziele in Osnabrück : 1. schwedischer Verzicht auf Bremen und Ver-
den , notfalls medium aliquod temporaneum [...], 2. Verzicht auf die perpe-
tuitet ratione der stiffter, 3. Waffenstillstand. Longueville hat den Bran-
denburgern vorgestellt, daß die contra fundamenta religionis catholicae
gehende Abtretung der Stifter auf ewig die Katholiken nicht binden könne,
und zu einem Vergleich auf bestimmte Zeit geraten; jene scheinen den
Gedanken aufzugreifen. W: Verspricht Geheimhaltung und stellt die
für die Franzosen zu gewinnende ehr und das meritum bey Gott und den
menschen vor augen, wan sie in dießen materiis besorgendes unheill und böße
consequentias von der catholischen religion würden abwenden. Lon-
geville : Sie würden gern ihr bestes thuen, es müsten aber die catholischen
itzo gestaltten sachen nach sich nit unzeittig berühmen noch verlauten
laßen, daß sie die Franzosen der catholischen interesse sich dergestaldt an-
nehmen , weiln solches der sachen verschiedener ursachen und respecten
halber mehr hinder- alß vorträglich sein köntte, dahero sie dan auch
sowohl bey den Schweden alß protestirenden die contra perpetuitatem vor-
brachte , bey innen nit alß zue ihro der protestirenden selbst eignen besten
reichende argumenta movirten, damitt sie ex propria quasi securitate et
utilitate einzugehen bewegt werden mögtten, waß ieziger beschaffenheit
nach den catholischen auch am erträg- und verandtworttligsten. I. H. G.:
Man gedächte seinen des duc de Longeville bekandten guetten eiffer pro
bono religionis et dexteritate in negociationibus, wie auch seinen herrn
collegis nichts vorzuschreiben. Der catholischen kirchen sacrificia und
gebett würden alles bey Gott secundiren. Sonsten aber hetten die catholi-
schen nebenst den itzo der catholischen religion zum besten angewandte
officia die hoffnung, daß nachdemaln die cron Franckreich in puncto satis-
factionis gespürt, daß deroselben solche ansehenliche offerta geschehen und
die sache gleichsamb für verglichen gehaltten wirdt, es würden die Franzo-
sischen herrn plenipotentiarii inskünfftig so groß bedencken nit tragen, der
catholischen parthey sich offenbahr et positive anzunehmen. Longue-
ville : Wegen Breisach und der Entschädigungszahlung steht die Einigung
noch aus, nach der sie anders sich auch der sachen köntten annehmen.
W: Im Namen Kurkölns und Kurbayerns sind die Ksl. zur Einigung mit
Frankreich ermahnt worden; zu hoffen, daß der Kaiser und Frankreich in
billiche weeg zusahmentretten und haltten. Frage nach den spanischen Ver-
handlungen . Longueville: Auf das Angebot von Roussillon und Artois
haben sie eine considerable satisfaction gefordert, denn Roussillon ist schon
in ihrer Hand und daher das Angebot nicht so hoch zu schätzen. Die Be-
dingung eines Verzichtes auf ihre Ansprüche wegen Navarra befremdlich,
dan ob zwarn Franckreich eines allgemeinen friedens begyrig, würde sich
doch dergestaldt nicht vorschreiben laßen. Derowegen sie dan resolvirt,
verahnlaßtermaßen mitt Ihrer Kayserlichen Majestät frieden zu machen;
Teutschland hette den verderblichen krieg ahm lengsten geführt, in den
Niederlanden stunde es noch beßer; wunschte gleichwol fried unter den
christlichen potentaten. Vorwürfe gegen die spanische Verhandlungsfüh-
rung ; Charakteristik der spanischen Gesandten. Negst dießem hat es
glegenheit geben, wegen der landgräffinnen von Hessen praetendirter satis-
faction anregung zu thuen, und die in dem schrifftlich vor dießem inen
übergebenen memoriali gesetzte rationes in etwas zu berühren und die
unpilligkeit deßen weiters zue remonstriren. Es hatt aber der duc de
Longeville sich deßwegen nit in disscurs einlaßen wollen, sondern cortesa-
mente per generalia geandtworttet.
W bei den Bayern. Gespräche mit Volmar und Longueville. Prüfung des
Mainzer Konzeptes an die Kurfürstlichen in Osnabrück wegen der sächsi-
schen Titulatur
Vgl. APW [ III A 1,1 S. 566 ] .