Einleitung zur Edition "APW digital"

Über die Acta Pacis Westphalicae

Die ACTA PACIS WESTPHALICAE (APW) sind die historisch-kritische Edition der wichtigsten Quellen des Westfälischen Friedenskongresses. Bis Herbst 2013 erschienen 48 Bände mit den zentralen Akten der Verhandlungen zu den Friedensschlüssen von Kaiser und Reichsständen mit Frankreich und Schweden vom 24. Oktober 1648. In Sachkommentaren und Einleitungen wird in diesen Bänden auch der Verhandlungsgang erschlossen, der zu dem spanisch-niederländischen Friedensvertrag vom 30. Januar 1648 führte. Dasselbe gilt für die spanisch-französischen Verhandlungen, die in Westfalen ohne Ergebnis blieben.

Die Edition wurde bis 2011 von den Mitarbeitern der "Vereinigung zur Erforschung der neueren Geschichte" angefertigt. Die "Vereinigung" wurde 1957 als Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet und 1963 in einen gemeinnützigen Verein umgewandelt. Seit 1977 hatte die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste in Düsseldorf die wissenschaftliche und finanzielle Aufsicht über das Projekt. Langjähriger Vorsitzender der "Vereinigung" und Leiter des Editionsprojekts (bis 2002) war der Bonner Professor Konrad Repgen, neben dem Bonner Ordinarius Max Braubach († 1975) zugleich Mitbegründer des Unternehmens. 2003 wurde Professor Maximilian Lanzinner zum Vorsitzenden und Leiter. Seit 2012 werden die Verfilmungen aus europäischen Archiven, die zeitgenössischen Schriften und die Forschungsliteratur zum Friedenskongress ("Archiv des Westfälischen Friedens") an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn verwahrt und der Forschung zur Verfügung gestellt. Zu diesem Zweck gründete die Philosophische Fakultät 2013 ein "Zentrum für Historische Friedensforschung".


Der Editionszeitraum der APW umfasst die Gesamtdauer des Kongresses von der sukzessiven Anreise der Gesandten im Jahr 1643 bis zum Austausch der Ratifikationsurkunden am 18. Februar 1649, teilweise darüber hinaus bis zur Abreise der Gesandten.

Die Edition beruht auf den Originalüberlieferungen. Die dafür und für den detaillierten Sachkommentar nötigen Quellen wurden in 157 europäischen Archiven und Bibliotheken gesammelt. Alle Bände enthalten eine Einleitung, die auf die allgemeine politische und militärische Lage sowie den jeweiligen Verhandlungskontext eingeht. Ein chronologisches Register über alle wichtigen Akten des betreffenden Zeitraums sowie ein ausführliches allgemeines Register schließen die jeweilige Edition ab.


Die Bände der Edition verteilen sich auf drei Serien: Serie I = Instruktionen, Serie II = Korrespondenzen und Serie III = Protokolle, Verhandlungsakten, Diarien und Varia.

In Serie I ist nur ein einziger, aber viel beachteter Band erschienen. Er enthält die Haupt- und Sonderinstruktionen der drei Hauptsignatarmächte Kaiser, Frankreich und Schweden für die jeweiligen Gesandten in Westfalen. Dieser Band hat in mehrerlei Hinsicht Forschungsgeschichte geschrieben, nicht zuletzt durch die Edition der lange Zeit verschollenen Geheiminstruktion des Kaisers für seinen Chefunterhändler Trauttmansdorff sowie durch die minutiöse Rekonstruktion des Abhängigkeitsverhältnisses der französischen Hauptinstruktion 1643 von den Vorentwürfen Richelieus († 1642).

Serie II enthält die kaiserlichen (II A), französischen (II B) und schwedischen (II C) Korrespondenzen. Die umfangreichen Berichte vom Kongress und die darauf ergangenen Weisungen wurden umfassend von der Anreise der ersten Gesandten an bis zur Ratifikation der Friedensverträge im Februar 1649 bearbeitet. Die Edition der schwedischen Korrespondenzen beginnt daher mit dem 20. Juni 1643, die der kaiserlichen mit dem 15. April 1643 und die der französischen mit dem 18. März 1644; die französische Korrespondenz liegt zur Zeit erst bis zum 19. Mai 1648 vor.

Aufgrund des unüberschaubaren Umfangs wurde auf die Edition der reichsständischen Korrespondenzen von Beginn an verzichtet. Diese Aufgabe muss landesgeschichtlichen Institutionen überlassen bleiben. Seit 2000 entsteht so bei der "Kommission für bayerische Landesgeschichte" die Editionsreihe "Die diplomatische Korrespondenz Kurbayerns zum Westfälischen Friedenskongress"; neben der Hauptinstruktion von 1644 ist bislang ein Band mit Korrespondenzen vom Dezember 1644 bis zum Juli 1645 erschienen.

Serie III teilt sich in vier Abteilungen: III A = Protokolle, III B = Verhandlungsakten, III C = Diarien und III D = Varia.

Da die reichsständischen Akten im Rahmen der APW nicht ediert werden, spielen die Protokolle der Kurien und konfessionellen Corpora (III A) mit den reichsständischen Voten eine wichtige Rolle innerhalb des Gesamtprojekts. Der Schwerpunkt liegt bisher auf den Protokollen des Fürstenrats Osnabrück, die vollständig in sieben Bänden vorliegen.

Die Protokolle des Kurfürstenrats wurden bislang bis September 1647 in einem Band ediert, entsprechend die Beratungen der katholischen Stände bis Anfang April 1647. Die Beratungen der Städtekurie Osnabrück wurden hingegen umfassend für den Gesamtzeitraum des Kongresses in einem Band präsentiert.

In der Abteilung der Verhandlungsakten (III B) liegen die wichtigen Bände zu den Friedensverträgen vor. Die Vertragstexte-Edition erschien 1998 pünktlich zum 350. Jubiläum ihrer Unterzeichnung. Damit sind zum ersten Mal die Verträge mit Schweden und Frankreich kritisch und umfassend dokumentiert worden. Auf der Internetseite www.pax-westphalica.de lassen sich unter der Rubrik "Acta Pacis Westphalicae. Supplementa electronica" die lateinischen Originaltexte der beiden Friedensverträge sowie mehrere deutsche Übersetzungen einsehen. Außerdem werden auf dieser Internetseite Übersetzungen in weiteren europäischen Sprachen angeboten. Informationen über zeitgenössische deutsche und französische Vertragsübersetzungen nebst weiteren Materialien zur Rezeption der Friedensverträge finden sich im zweiten und dritten Teilband der Vertragsedition.

In der Abteilung der Diarien (III C) wurden insgesamt vier Diarien in insgesamt sieben Bänden veröffentlicht. Die beiden Journale der kaiserlichen und Kurkölner Gesandtschaft (Diarium Volmar und Diarium Wartenberg) sind bis zum 2. Juli 1649 (Volmars Abreise) bzw. zum 31. Dezember 1648 ediert. Die beiden notizbuchartigen, privaten Tagebücher des kaiserlichen Gesandten Lamberg und des Mediators Chigi wurden für die Zeit von August 1644 bis Juni 1649 (mit einer Lücke von Juni 1647 bis August 1648) bzw. Mai 1639 bis November 1651 publiziert. Alle vier Diarien bieten neben verhandlungsrelevanten Informationen Einblicke in den Alltag der Gesandten; nur im Diarium Wartenberg wurden nennenswerte Teile regestiert.

In der Abteilung Varia (III D) ist unter dem Titel "Stadtmünsterische Akten und Vermischtes" nur ein Band erschienen. Neben einem Diplomatenverzeichnis sowie lokal- und alltagsgeschichtlichen Nachrichten enthält er auch Materialien, die das Zeremoniell und die Festkultur des Kongresses betreffen.

Christina Schmücker, Maria-Elisabeth Brunert, Guido Braun, Maximilian Lanzinner