Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 IV 17
1646 IV 17
Dienstag Ripperda bei W. Nachholen der Revisite, bei
der er abwesend war. Mit Spanien nach Rückkehr Pauws ein Frieden oder
Waffenstillstand innerhalb von drei Tagen möglich. Positive Haltung zur
achten Kur, Restitution der Unterpfalz und pfandweisen Übertragung der
Oberpfalz an Bayern; Nachrichten über die Mitglieder des Hauses Pfalz.
Krieg in England; man habe woll aufzumercken, wan das parlament die
oberhandt bekäm und in Teutschland nit zuvor frieden wehre, daß sie dem
pfaltzgraven gewißlich hulff schicken wurden, dahero gar gut wehre, daß
Ihre Kayserliche Maiestät und Churbayern sich dergestalt erklerten, damit
der pfalzgraff mögte widder restituirt werden. Erkennt an, daß Bayern
(dem er durchweg den Kurtitel gibt) und Köln so gute nachbahrschafft und
neutralitet mit ihnnen gehalten, wie umgekehrt die Staaten mit dem Reich.
Eß könte zwar so geradt nicht abgehen, daß nit bißweilen einige nachbahr-
liche mißverstendt endtstunden, sonderlich etwa mit abhollung einiger
geistlichen oder occupirung der kirchen, doch das wehren solche sachen nit,
darumb man dorffte einen krieg anfangen. W: Klagen Neuburgs.
Ripperda: Daß die Herrn Staden anders nichts suchten, alß was zu con-
servirung der aufgerichteten reversalen bey anfang des Julischen kriegs
gereichen thette
Zur katholischen Interpretation der im Anschluß an den Dortmunder Vertrag 1609 VI
10 von Neuburg und Brandenburg den Ständen erteilten Reversalen vgl. das Kölner
Votum 1646 IV 7 ( APW [ III A 4,1 S. 184 ] ).
. [...] Daß I. H. G. sich deß friedens woll zu erfrewen,
weiln sie Osnabrug und Minden widder bekämen. Alß I. H. G. darauf
sagte, daß sie Verden auch nicht gedächten zurückzulaßen, andtwortete er,
ja dieselbe bekömmen doch die graffschafft Schaumburgh. I. H. G.: Daß
hette ihr Gott und das recht geben. Schweden selbst hat der Witwe die
Grafschaft abgesprochen und diese als Bestandteil Mindens anerkannt.
[...] Ripperda: Zur französischen Satisfaktion hat Trauttmansdorff
gesagt, daß sie nit gern sehen wurden, daß die Frantzosen auch diesseits
Rheins etwas bekommen solten, eß wehre allerseits besser, daß die limites
durch den Rhein abgeschnitten plieben.
Bayern bei W. Kurbayern will wegen Überlassung der geistlichen Güter
auf höchstens 80 Jahre gehen. Krebs hat über die Pfälzer Frage mit den
Franzosen geredet, welchen woll gefiele, daß der Salvius selbsten bekente,
daß der gepliebener konig in Schweden Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht
in Bayern selbsten den churfürstlichen titul gegeben. In puncto satisfactio-
nis wehre man nunmehr Gott lob weit kommen, und musten auch die
Frantzosen fur die catholische besser sprechen und in der Pfaltzischen
sachen gegeneinander habende gute intention vermercken laßen und ihre
meinung recht herauß sagen, da der herr graff von Trautmansdorff wurde
auch den Schwedischen zusprechen, daß sie dergleichen auch thun mögten;
hette derowegen, weiln auß der Frantzosischer gesandtschafft jemandts erster
tagen nacher Osnabrug reisen wurde, bey ihnnen instantias gemachtt, daß
sie das negotium electoratus ihrem gegen die herrn mediatores und sie
Churbayerische beschehenen erpieten nach fortsetzen möchten. Ratione
armistitii hette er auch meldung gethan, und sie nit ungeneigt darzu be-
funden , verhoffte also, man wurde sich in kurtzen daruber vergleichen. Mit-
teilung ihrer Instruktion für die bevorstehende Konferenz der katholischen
kurfürstlichen Gesandten. Darauff I. H. G. auß verschiedenen ursachen
wollmeinentlich vorgeschlagen, ob nit dienlicher und Ihrer Churfürstlichen
Durchlaucht in Bayern intention auch gemeeß sein mögte, daß sie bey der
morgigen consultation erst der andern meinung horten, und nachdemahln
das periculum noch nit vorhanden, daß die tractaten per negativas positas
et in terminis compraehensas zu zerschlagen, daß auch also mit der final-
resolution annoch einzuhalten. Wie nun dieses sich die herrn Churbaye-
rische gefallen laßen, wurdt von der Schwedischen satisfaction geredt.
Dabey I. H. G. referirt, was sie wegen des stiffts Camin in Pomern bey
andern erinnert, und wie es damit gleich andern den uncatholischen ad
certos annos verpleibenden stifftern zu halten, damit es den Schwedischen
nit gantz zu uberlasen. Der herr von Haslang berichtete darauf daß
der Gustavus Gustavi sein absehen auf das stifft Verden solte gerichtet
haben. I. H. G.: Den stifft Verden hette der Rantzaw vor diesem fur
16 000 Reichsthaler wieder verkaufft, wan es umb dergleichen zu thun,
mogte man pro conservando bono religionis auch etwas thun. Französischer
Vorschlag wegen Bremen, darauf der herr graff von Trautmansdorff in-
struirt . Bayern: Hetten in discursu die Frantzosen vor die erben von
Insbruck nicht ungeneigt befunden, daß nemblich die graff- und herschaff-
ten , welche der hertzog von Wirtenberg in pfandtschafft gehabt
, ohne ent-
gelt widder gelasen werden solten, und vermeinte der herr Volmar, wan
nur die sach ad tractatus gebracht wurde, daß alßdan die ertzhertzogen
von Inspruck bey der Frantzosen inclination woll etwas davon bekom-
men und behalten mögten, und haben ratione locorum einige weitere nach-
richt geben. W: Gespräch mit Ripperda. Hat von Kurköln Befehl, bey
den vorgemelten mediis in puncto gravaminum zu bleiben und daruber nit
zu gehen, wie sie dan bey negster zusammenkunfft ihr votum, ex consiliis
theologorum zusammengetragen, fuhren wolten, und nimmer in voto parti-
culari auch auff tempus perpetuum vel aequivalens verstehen. – [...]
der er abwesend war. Mit Spanien nach Rückkehr Pauws ein Frieden oder
Waffenstillstand innerhalb von drei Tagen möglich. Positive Haltung zur
achten Kur, Restitution der Unterpfalz und pfandweisen Übertragung der
Oberpfalz an Bayern; Nachrichten über die Mitglieder des Hauses Pfalz.
Krieg in England; man habe woll aufzumercken, wan das parlament die
oberhandt bekäm und in Teutschland nit zuvor frieden wehre, daß sie dem
pfaltzgraven gewißlich hulff schicken wurden, dahero gar gut wehre, daß
Ihre Kayserliche Maiestät und Churbayern sich dergestalt erklerten, damit
der pfalzgraff mögte widder restituirt werden. Erkennt an, daß Bayern
(dem er durchweg den Kurtitel gibt) und Köln so gute nachbahrschafft und
neutralitet mit ihnnen gehalten, wie umgekehrt die Staaten mit dem Reich.
Eß könte zwar so geradt nicht abgehen, daß nit bißweilen einige nachbahr-
liche mißverstendt endtstunden, sonderlich etwa mit abhollung einiger
geistlichen oder occupirung der kirchen, doch das wehren solche sachen nit,
darumb man dorffte einen krieg anfangen. W: Klagen Neuburgs.
Ripperda: Daß die Herrn Staden anders nichts suchten, alß was zu con-
servirung der aufgerichteten reversalen bey anfang des Julischen kriegs
gereichen thette
Zur katholischen Interpretation der im Anschluß an den Dortmunder Vertrag 1609 VI
10 von Neuburg und Brandenburg den Ständen erteilten Reversalen vgl. das Kölner
Votum 1646 IV 7 ( APW [ III A 4,1 S. 184 ] ).
weiln sie Osnabrug und Minden widder bekämen. Alß I. H. G. darauf
sagte, daß sie Verden auch nicht gedächten zurückzulaßen, andtwortete er,
ja dieselbe bekömmen doch die graffschafft Schaumburgh. I. H. G.: Daß
hette ihr Gott und das recht geben. Schweden selbst hat der Witwe die
Grafschaft abgesprochen und diese als Bestandteil Mindens anerkannt.
[...] Ripperda: Zur französischen Satisfaktion hat Trauttmansdorff
gesagt, daß sie nit gern sehen wurden, daß die Frantzosen auch diesseits
Rheins etwas bekommen solten, eß wehre allerseits besser, daß die limites
durch den Rhein abgeschnitten plieben.
Bayern bei W. Kurbayern will wegen Überlassung der geistlichen Güter
auf höchstens 80 Jahre gehen. Krebs hat über die Pfälzer Frage mit den
Franzosen geredet, welchen woll gefiele, daß der Salvius selbsten bekente,
daß der gepliebener konig in Schweden Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht
in Bayern selbsten den churfürstlichen titul gegeben. In puncto satisfactio-
nis wehre man nunmehr Gott lob weit kommen, und musten auch die
Frantzosen fur die catholische besser sprechen und in der Pfaltzischen
sachen gegeneinander habende gute intention vermercken laßen und ihre
meinung recht herauß sagen, da der herr graff von Trautmansdorff wurde
auch den Schwedischen zusprechen, daß sie dergleichen auch thun mögten;
hette derowegen, weiln auß der Frantzosischer gesandtschafft jemandts erster
tagen nacher Osnabrug reisen wurde, bey ihnnen instantias gemachtt, daß
sie das negotium electoratus ihrem gegen die herrn mediatores und sie
Churbayerische beschehenen erpieten nach fortsetzen möchten. Ratione
armistitii hette er auch meldung gethan, und sie nit ungeneigt darzu be-
funden , verhoffte also, man wurde sich in kurtzen daruber vergleichen. Mit-
teilung ihrer Instruktion für die bevorstehende Konferenz der katholischen
kurfürstlichen Gesandten. Darauff I. H. G. auß verschiedenen ursachen
wollmeinentlich vorgeschlagen, ob nit dienlicher und Ihrer Churfürstlichen
Durchlaucht in Bayern intention auch gemeeß sein mögte, daß sie bey der
morgigen consultation erst der andern meinung horten, und nachdemahln
das periculum noch nit vorhanden, daß die tractaten per negativas positas
et in terminis compraehensas zu zerschlagen, daß auch also mit der final-
resolution annoch einzuhalten. Wie nun dieses sich die herrn Churbaye-
rische gefallen laßen, wurdt von der Schwedischen satisfaction geredt.
Dabey I. H. G. referirt, was sie wegen des stiffts Camin in Pomern bey
andern erinnert, und wie es damit gleich andern den uncatholischen ad
certos annos verpleibenden stifftern zu halten, damit es den Schwedischen
nit gantz zu uberlasen. Der herr von Haslang berichtete darauf daß
der Gustavus Gustavi sein absehen auf das stifft Verden solte gerichtet
haben. I. H. G.: Den stifft Verden hette der Rantzaw vor diesem fur
16 000 Reichsthaler wieder verkaufft, wan es umb dergleichen zu thun,
mogte man pro conservando bono religionis auch etwas thun. Französischer
Vorschlag wegen Bremen, darauf der herr graff von Trautmansdorff in-
struirt . Bayern: Hetten in discursu die Frantzosen vor die erben von
Insbruck nicht ungeneigt befunden, daß nemblich die graff- und herschaff-
ten , welche der hertzog von Wirtenberg in pfandtschafft gehabt
gelt widder gelasen werden solten, und vermeinte der herr Volmar, wan
nur die sach ad tractatus gebracht wurde, daß alßdan die ertzhertzogen
von Inspruck bey der Frantzosen inclination woll etwas davon bekom-
men und behalten mögten, und haben ratione locorum einige weitere nach-
richt geben. W: Gespräch mit Ripperda. Hat von Kurköln Befehl, bey
den vorgemelten mediis in puncto gravaminum zu bleiben und daruber nit
zu gehen, wie sie dan bey negster zusammenkunfft ihr votum, ex consiliis
theologorum zusammengetragen, fuhren wolten, und nimmer in voto parti-
culari auch auff tempus perpetuum vel aequivalens verstehen. – [...]