Acta Pacis Westphalicae III A 3,2 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 2. Teil: 1645 / Maria-Elisabeth Brunert
Sondersitzung reformierter Gesandter Osnabrück 1646 Januar 22 / Februar 1

2

Sondersitzung reformierter Gesandter


3
Osnabrück 1646 Januar 22 / Februar 1

4
Wetterauische Grafen ( Nassau-Dillenburg ) A fol. 157–158’ (= Druckvorlage).

5
Vorlage einer aus den Instruktionen des Kurfürsten von Brandenburg zusammengesetzten Schrift
6
über die Religionsfrage

17
Der Text konnte nicht ermittelt werden.
: Soll sie den Schweden zur Information mitgeteilt werden? Bericht über
7
Wesenbecks Aufforderung an die Lutheraner, sich über das Begehren der Reformierten bezüglich
8
ihres Einschlusses in den Religionsfrieden definitiv zu äußern

18
Wesenbeck hatte die Lutheraner in der am selben Tag morgens abgehaltenen Sitzung dazu
19
aufgefordert (s. Nr. 90 bei Anm. 33).
. Beschluß einer Deputation zu den
9
schwedischen Gesandten mit dem Ziel, daß diese die Lutheraner im Sinne der Reformierten
10
beeinflussen.

11
(Im Quartier der Pfälzischen zu Osnabrück

20
Der Versammlungsort ist genannt in der Druckvorlage und in einer Notiz im DGeissel ,
21
fol. 108’ s. d. 1646 I 22 [/II 1].
.) Anwesend: Kurbrandenburg (Direktorium), Pfalz,
12
Hessen-Kassel, Pommern, Anhalt, Wetterauische Grafen

22
Neben Geißel und Heidfeld war auch Schweitzer anwesend, der wahrscheinlich als Ges. des
23
Gf.en von Ortenburg an der Sitzung teilnahm (s. unten Anm. 21).
, Stadt Bremen.

13
Kurbrandenburgisches Direktorium. Comes Wittgenstein

24
Gemeint ist Johann Gf. von Sayn-Wittgenstein.
, legatus
14
electoris Brandenburgici, proponit scriptum q〈uoddam〉

25
Wie oben Anm. 1.
ex instructione et
15
literis electoris compositum; consulta〈ndum〉, quomodo de〈beat〉 Suecis
16
aliisque Lutheranis communicari, an non communi reformat〈orum〉 no-
17
mine ?

18

35
18 Pfalz ] In der Druckvorlage steht: Churpfaltz. Am Rande ist notiert: Dr. Cammerarius,
36
Dr. Meisterlin.
Pfalz. Posse communicari Suecis, sed nomine privato, non statibus, ne fiat
19
ansa dis〈puta〉tionis. Lutheranos rogandos, ut plane aboleant sua nova pe-
20
tita

26
Unklar. Die Lutheraner hatten am Vormittag erklärt, daß sie eine Resolution der schwed.
27
Ges. abwarten wollten. Die Reformierten sollten auf eine solche Resolution drängen, s. Nr. 90
28
(oben S. 567 Z. 32 – S. 568 Z. 2). Dasselbe war den Reformierten bereits am 29. Januar gesagt
29
worden, s. Nr. 86 (oben S. 516 Z. 8–13).
et relinquant omnia, ut Sueci posuere generaliter .

21
Hessen-Kassel. Posse pro informatione exhiberi Suecis, nicht communi
22
nomine. Repetit, was vorgang〈h〉en sonnabend, [ den 17./27. Januar 1646 ],
23
sich Lutherani erkleret

31
Am Samstag, dem 27. Januar 1646, hatte Wesenbeck die Lutheraner an die schon mehrfach
32
vorgebrachte Forderung der Reformierten erinnert, sich über die Frage der Admission der Re-
33
formierten zum Religionsfrieden zu äußern (s. Nr. 82 bei Anm. 48). Hessen-Kassel hatte sich
34
dem angeschlossen, s. Nr. 82 (oben S. 486 Z. 5–8). Am 29. Januar hatten sich die Lutheraner
35
zu dem Begehren der Reformierten erneut ausweichend geäußert (s. oben Anm. 6).
, remittend〈o〉 ad coronam Sueci[ cam ], und wie re-
24
formierte sich dessen beschwert, wolten es nur caeteris reformatis referiren.
25
Pommern hette heut suo et proprio nomine diß werk[ s ] im fürstenrath ge-
26
dacht

36
Siehe Nr. 90 bei Anm. 37.
, der würde relation thun.

27
Pommern. Refert ut vergang〈h〉en sonnabend et hodie. Hette begeh〈re〉t,
28
weil mann teglich der reichsdeliberation

37
Gemeint sind die am 24. Januar / 3. Februar einsetzenden sessiones publicae (s. Nr. 90
38
Anm. 8).
gewertig, wolte mann erwarten,
29
was mann sich zu den Lutherischen zu versehen, begehrten vertrauliche con-
30
iunction hodie. Mann begehrte nur die generalclausulam der Schweden . Lu-
31
therani hetten’s aber gar außgelassen

40
Der Reformierten wurde weder im Vollstaendigen Gutachten der Evangelischen Staende zu
41
Oßnabruck, wie solches auf beyder Cronen Propositiones und die Kayserliche Responsio-
42
nes ist ausgelieffert worden (s. [ Nr. 41 Anm. 1 ] ), noch in den Gravamina Evangelicorum
43
(s. [ Nr. 59 Anm. 3 ] ) gedacht.
. Weil sie aber spacium begeh〈ret〉,
32
mitt denn cronen und reliquis Lutheranis zu underreden

44
Die Lutheraner hatten am 28. Januar 1646 beschlossen, die Reformierten an Schweden zu
45
verweisen. Erst nach erfolgter schwed. Resolution wollten die Lutheraner sich äußern,
46
s. Nr. 85 (oben S. 502 Z. 21 – S. 503 Z. 3).
, solches wehre
33
lengst verflossen. Bethen alßo nunmehr resolution. Item wann die catho-
34
lischen die clausulas in resolutione Caesaris sinistre interpretiren solten,

[p. 574] [scan. 592]


1
Lutherani wolten den reformatis hierinn assistiren. Erböthen sich zu guter
2
correspondenz. Lutherani hetten per Magdeburg sich erkläret, wie vergan-
3
g〈h〉en sonnabend geschehen

2
Siehe oben Anm. 8.
, nemlich die reformirten solten der cronen
4
erklerung ihres einsatzes erst einholen, druff wolten sie sich auch vernehmen
5
lasßen.

6
Daß scriptum

5
Wie oben Anm. 1.
seye von legatione electorali deßwegen eingeben, ut videant
7
aliquid addendum vel minuendum pro informatione Sueciae plenipotentiario-
8
rum , daß sie disen punctum in generalibus wolten lassen, umb solches den
9
herren Lutheranis zu rapportiren.

10
Kurbrandenburg. (Comes Witgenstein:) Salvius hette gedacht

6
Sayn-Wittgenstein war am 30. Januar 1645 bei den schwed. Ges. gewesen. Bei dieser Visite
7
hatte Oxenstierna den Religionsstreit angesprochen (s. den Auszug aus der Relation von 1646
8
I 26/II 5 mit Bericht über die Visite am 20./30. Januar in UA IV.2, 419). Vielleicht hatte
9
Salvius die hier referierten Äußerungen bei dieser Visite getan.
, sie,
11
Schweden, lißen den puncten stehen, wie sie ihn gesetzet. Wehre aber nötig,
12
per deputationem dises zu vernehmen, damitt mann desto sicherer gehe. Ob
13
aber nicht nötig, daß mann den Schweden auch die rationes eingebe, sich
14
darin zu ersehen und den Lutherischen stendten zu repraesentiren?

15
Kurbrandenburg, Pfalz und Hessen-Kassel. Finden eine solennelle
16
deputation gut ad Suecos hoc nomine.

17
Hessen-Kassel. Oxenstierna und Salvius hetten ihne auch offtmahls versi-
18
che[rt] privatim diß puncten halben, sed publicam assecurationem 〈 salven-
19
dam 〉. Ob ihre gnaden von Witgenstein selbst und y[ e ]mand zu sich nehmen
20
auß den ubrigen reformirten, zu bitten, daß Sueci selbst sein und

33
20–25 auch – möchte] Am Rande ist das Sessionsschema notiert: Auf der einen Seite saß zuvor-
34
derst Camerarius (Pfalz), gefolgt von Meisterlin (Pfalz), Milagius (Anhalt), Geißel ( Wet-
35
terauische Grafen), Heidfeld (Wetterauische Grafen). Auf der anderen Seite saß an erster
36
Stelle Graf Sayn-Wittgenstein (Kurbrandenburg), gefolgt von Scheffer (Hessen-Kassel), We-
37
senbeck (Pommern), Müldener

14
Der Lic. beider Rechte Nikolaus Christoph Müldener kam als Ersatz für den zunächst vorge-
15
sehenen , aber erkrankten Dr. Johann Antrecht (so nach Müldeners Vollmacht vom 2./12. Ja-
16
nuar 1646 in: Wien Österreichisches StA HHStA MEA FrA Fasz. 6 [32] unfol.; beilie-
17
gend ein Vermerk über die wegen einer Formulierung, das Direktorium betreffend, nur be-
18
dingten Annahme, Osnabrück 1646 I 22). Müldener (1605–1656) hatte in Marburg studiert,
19
während einer Reise nach Frk. in Bourges Kolleg gehalten, war auch in England und den
20
Ndl.n gewesen und hatte 1633 in Marburg das Lizentiat erworben. Er verwaltete 1640 das
21
Bürgermeisteramt zu Kassel, wurde 1645 hessen-kasselischer Rat und 1651 GR und Vizekanz-
22
ler . Er war Scheffer in Osnabrück beigeordnet und wurde als Spezialist für den Marburger
23
Erbschaftsstreit eingesetzt ( Jöcher III, 724; Bettenhäuser , 27, 133).
(Hessen-Kassel), Schweitzer

24
Schweitzer wird in der Druckvorlage als consiliarius Sayn-Wittgensteins bezeichnet. Da er
25
aber in einer Reihe mit den Ges. und auf gleicher Höhe mit den wetterauischen Vertretern
26
Geißel und Heidfeld saß, nahm er wahrscheinlich als Ges. des Gf.en von Ortenburg (s. Nr. 86
27
Anm. 74) an der Sitzung teil.
. Am unteren Ende saß zwi-
38
schen den beiden Reihen Koch (Stadt Bremen).
auch reli-
21
quos Lutheranos wolten ad aequitatem flectiren, und daß [ es ] bey der genera-
22
lität verpleibe, wie die Schweden gesetzt.

23
Valde laudat tractatum Dr. Croci Cassellani

10
Gemeint ist der Oxenstierna übergebene Druck Summarische Nachricht: […] Daß die
11
Evangelischen reformirter Religion zugethane […] Niemahl in ordentlicher angestelter
12
Reichs: oder andern ziemlichen Versamblung […] verdampt […] worden […] des Johann
13
Crocius (s. [ Nr. 83 Anm. 7 ] ).
. Hac in causa schrifftwechßeln
24
undienlich. Müßen mündliche declaration hinc inde thun. Nominat praeterea
25
Pfaltz, Anhalt etc. oder wer comiti Witgenstein gefallen möchte.

26
Kurbrandenburg. Comes Witgenstein erkleret sich, dem publico gerne
27
diß zu gefallen zu thun. Mann müste aber die rationes uffsetzen, so beyzu-
28
bring〈h〉en den Schweden.

29
Anhalt. Gratias nomine suorum principum

28
Gemeint sind die Fürsten August, Ludwig, Johann Kasimir, Christian und Friedrich von
29
Anhalt.
comiti Witgenstein pro cura
30
pro religione. Würde ihren fürstlichen gnaden zu Anhalt nichts erfreulichers
31
alß erledigung dises puncten widerfahren. Hette die Brandenburgische

32
5 lasßen] Es folgt ein Verweis auf das Protokoll der Vormittagssitzung

3
Wetterauische Grafen ( Nassau-Dillenburg ) A fol. 155–156’, s. Nr. 90 (oben S. 563
4
Z. 5f.).
.

[p. 575] [scan. 593]


1
schrifft gelesen

30
Gemeint ist die aus den Instruktionen des Kf.en von Brandenburg zusammengesetzte Schrift
31
über die Religionsfrage (wie oben Anm. 1). Sehr wahrscheinlich war sie identisch mit der von
32
Milagius in seiner Relation an die Fürsten August, Ludwig, Johann Kasimir und Friedrich von
33
1646 I 20 [ /30 ] lobend erwähnten Churfürstl. Brandenburgische[ n ] letzte[ n ] instruction in
34
dieser materie [ i. e.: in der Religionsfrage ] von 6 Bogen (G. Krause V.2, 67). Allerdings
35
kann dann Milagius’ dortige Angabe nicht stimmen, daß diese Schrift bereits den Schweden
36
übergeben worden sei.
, wuste nichts darb[ e ]y zu erinnern. Mann könte Suecis sol-
2
che schrifft wohl geben, sey nichts drin, so offension geben könne, doch
3
nicht in gesampten nahmen, [ weil ] vil [ darin ], so sich nicht uff die andere
4
stende, sondern allein Churbrandenburg schikte. Seine fürsten tolerirten die
5
Lutheraner gerne, wolten sich aber dargegen auch nichts vorschreiben lassen.
6
Die Lutheraner seyen selbst nicht einig, ut Pomeranus dixerat. Sachsen Wein-
7
mar

37
Heher.
hette ihm gar anderst referirt, alß es im fürstenrath vorgefallen. Heut
8
hette Weinmar gesagt, eß wehre im fürstenrath gesagt, die reformierten sol-
9
ten nur die Schwedische resolution einholen, sie wolten mitt den reformier-
10
ten vor ein mann stehen

38
Siehe Nr. 90 (oben S. 567 Z. 32 – S. 568 Z. 2).
. Pitt ihre gnaden von Wittgenstein, [ die Deputation ]
11
uber sich zu nemen ad Suecos. Item Heßen Caßel zur deputation ad Suecos
12
mitt ihrer gnaden von Witgenstein.

40
12–14 Leute – glauben] Steht am oberen Rand der Seite und wurde offensichtlich, zumindest
41
teilweise, nachträglich ergänzt.
Leute maßeten sich mehr ahn alß Gott
13
uber die hertzen. Deus wehre mitt eines uffrichtigen glauben zufriden, t〈 heo-
14
logi 〉 wolten, mann müste alß sie glauben.

15
Hessen-Kassel. (Lic. Miltner

49
Gemeint ist Müldener.
:) Ut Scheffer, schrifft zurükzuhalten, biß
16
man resolution von Schweden.

17
Wetterauische Grafen. Gratias vor die mühewaltung ahn Witgenstein
18
weg〈h〉en ahnstalt deß conventus, proposition und erinnerung. Pitten umb
19
continuation, gloria Dei, gemeinen weßens besten und ihrer exzellenz genei-
20
getheitt darzu. Repetit votum heut im fürstenrath

50
Der Ges. der Wetterauischen Gf.en hatte in der Sitzung am Morgen das Votum Pommern-
51
Stettins (nämlich Wesenbecks) wiederholt, s. Nr. 90 (oben S. 568 Z. 14f).
, ubi repetitum, quod ver-
21
gang〈h〉en sonnabend proponirt. Lutheraner geantwortet und heut repetirt,
22
gebetten umb resolution der Lutheraner mitt den reformirten, daß sie sich
23
ihrer versichern und vor einen mann geg〈h〉en die catholischen stehen
24
möchten. Welch votum wir repetirt und gebetten, Lutherani möchten sich
25
bezeig〈h〉en, wie die nothdurft deß evangelischen wesen[ s ] erfordert und
26
mann zu ihm sich versehe.

27
Magdeburg hett Dr. Geißel heut post sessionem a part gezogen und begehrt
28
zu wissen, ob die Lutherischen heuser in der correspondenz auch hierinn den
29
reformierten b[ e ]ystimmeten

52
Siehe Nr. 90 (oben S. 570 Z. 9–16).
. Ille hette sich dessen nicht versehen, daß dises
30
uff die bahn kommen würde. Er votirte nur pro reformatis, wie hiebevor in
31
Fränkischem voto expreße gedacht

53
Siehe oben Anm. 26.
.

32
Gratias pro communicatione extractus Brandenburgici. Laudat nil posse in eo
33
mutari, weil pro informatione privata angesehen, weil es doch nicht mehr res
34
integra. Würde den plenipotentiariis Suecis einzustellen sein. Mann könte es
35
communi nomine ubergeben und doch separirn, waß electorem allein und die
36
ubrige allein angingen. Seyen doch indifferent hierinn. Ihre exzellenz zu Wit-
37
genstein zu bitten, nicht per modum deputationis (quod nimium foret), son-

38
10 stehen] In der Druckvorlage folgt: Nota bene, quod t〈um nomine Fränkischer grafen〉,
39
vide protocollum matutinum

39
Heidfeld verwies auf sein Protokoll der Vormittagssitzung (wie oben Anm. 16). Was er mit
40
dem Hinweis auf die Fränkischen Gf.en bzw. das in ihrem Namen geführte Votum sagen
41
wollte, konnte nicht mit Sicherheit ermittelt werden. Wahrscheinlich bezog er sich auf die
42
Führung des Fränkischen Votums durch Geißel. Dieser notierte in seinem Diarium, daß er, als
43
Magdeburg ihn im Anschluß an die Vormittagssitzung gefragt habe, ob er auch im Auftrag der
44
lutherischen Gf.en votiere, wenn er für die Reformierten spreche, geantwortet habe, daß er sich
45
neulichen bey führung deß Fränckischen voti dahin vernemen laßen, daß sofern unser
46
votum aequiescirte undt allein uff die reformirte häußer ginge ( DGeissel fol. 108’ s. d.
47
1646 I 22 [ /II 1 ] ). – Geißel hatte zuerst am 10. November für die Fränkischen Gf.en votiert
48
(s. Nr. 29 bei Anm. 6) und war darin bis zum 28. November (= Nr. 43) fortgefahren.
.

[p. 576] [scan. 594]


1
dern privatim

35
1 conferantur] In der Druckvorlage steht: conferentur.
conferantur cum Caßel, Pommern, Anhalt, den Schweden zu-
2
zureden . Oxenstirn hette sich geg〈h〉en unß 〈alle〉s guten erklert

1
Geißel und Heidfeld hatten am 25. Januar 1646 bei Oxenstierna Audienz gehabt ( DGeissel
2
fol. 106 s. d. 1646 I 15 [/25]). Wahrscheinlich hatte sich der schwed. Ges. bei dieser Gelegen-
3
heit im hier referierten Sinne geäußert.
, währen
3
selbst reformirt, ratione catholicorum wehren evangelische alle gute leutte.
4
Hollandiae legatus zu Münster

4
Sehr wahrscheinlich ist Pauw (s. [ Nr. 40 Anm. 43 ] ) gemeint. Zu Pauws Werdegang: zunächst
5
Kaufmann in Amsterdam, wurde er dort 1611 Syndikus. 1627 wurde er Rat und rekenmee-
6
ster
der Domänen Hollands und Westfrieslands, 1631–1636 Ratspensionär und Großsiegelbe-
7
wahrer Hollands und Westfrieslands, dann erster und präsidierender raad en redenmeester
8
der Domänen Hollands; dieses Amt behielt er bis 1652 bei. Er war ein erfahrener Diplomat
9
(Missionen nach Dänemark, Frk., Dtld.) und vertrat auf dem WFK Holland und Westfries-
10
land als zweiter Ges. ( NNBW X, 714–717; Groenveld ). Erster Ges. war Johan van Mathe-
11
nes , Herr von Mathenesse (1596–1653), Mitglied der Ritterschaft von Holland, 1634–1640
12
Kurator der Universität Leiden ( BWN VIII, 114f.), der aber, im Gegensatz zu Pauw, auf dem
13
WFK nicht hervortrat ( Dickmann , 198).
per Caßel auch zu ersuchen, ut communem
5
hanc causam reformati simul agant.

6
Bremen. Gratias Witgenstein pro labore nomine Bremae. Co〈n〉 tinuatio-
7
nem petit, benedictionem a Deo pollicet〈ur〉. Scriptum electoris Branden-
8
burgici se nondum vidisse, ergo non posse iudicare. Petit scriptum. Intelligit
9
Lutheranos nos ad coronas remisisse dubiis resolutionibus et variantibus.

10

38
10–13 Pommern – sich] Am Rande ist notiert: Wann ein y[ e ]glicher absonderlich votiren
39
solte, so würde man den underschid hören.
Pommern interloquirt: Wehre gut, daß Lutheraner viritim ihre vota geben
11
möchten. Per deputationem formula resolutionis bey Schweden einzuholen.
12
Petit, comes Witgenstein stelle hin, wen sie zur uffwartung begehrten. Re-
13
commendirt sich.

14
Kurbrandenburg. (Witgenstein:) Gratias pro votis unanimibus. Offert se
15
pro sua persona. Ex〈cus〉at suam personam. Petit assistentiam.

16
Ihre gnaden hetten sich neulich

21
Sayn-Wittgenstein war am 24. Januar 1646 bei Trauttmansdorff gewesen, s. den Bericht der
22
ksl. Ges. an Ferdinand III. von 1646 I 25 ( APW II A 3 Nr. 117).
geg〈h〉en die Kayserlichen beschwert
17
weg〈h〉en deren 2 cl〈ausu〉len „si velint“

23
si velint et quiete vivant: s. [ Nr. 90 Anm. 34 ] .
. K〈aiser〉 begeh〈rte〉

24
Die ksl. Ges. hatten am 25. Januar Ferdinand III. um eine Resolution bezüglich der Refor-
25
mierten gebeten ( APW II A 3, 198 Z. 36 – 199 Z. 4). Der Ks. erteilte die gewünschte Instruk-
26
tion am 27. Februar 1646 ( APW II A 3, 310 Z. 14–26).
, daß
18
ihrer Kayserlichen majestät legati wolten es bey der Schweden general wor-
19
ten bleiben lassen. Eß wehre reformierten objicirt worden, sie, legati Caesa-
20
ris , hetten es uff die reformation erklert. Trautmansdorff hette die clausuln
21
nicht zugesetzt, sed ipse Imperator, und were umb dieselbe. Meklenburg

28
Kayser war am 21. Januar bei Trauttmansdorff gewesen ( APW II A 3, 183 Z. 23–28).

22
und Darmstatt

29
Ein hessen-darmstädtischer Ges. war am 31. Dezember bei Trauttmansdorff gewesen und hatte
30
ausführlich über die Verhandlungen zwischen Lutheranern und Reformierten gesprochen
31
( APW II A 3, 94 Z. 7–13). Der Ges. muß Sinold gen. Schütz gewesen sein, da Wolff von
32
Todtenwart zu diesem Zeitpunkt noch auf Reisen war (s. [ Nr. 89 Anm. 26 ] ).
wehren bey ihrer exzellenz Trautmansdorff gewesen und be-
23
gehrt , contra reformatos zu interpretiren. Aber Trautmansdorff hette refor-
24
matos assistentiae versichert.

25
2. Iam de tempore deputationis.

26
3. Rationes uffgesetzt, quae Suecis proponendae.

27
4. Per Suecos Lutherani urgendi umb eine categorische resolution.

28
Herr Salvius hette geg〈h〉en ihre gnaden gedacht, mann solte die Luthe-
29
rischen legatos privatim einen nach dem andern besuchen, dann in publico
30
müste einer dem andern zu gefallen reden. Stellete es dahin.

31
Hessen-Kassel. Lutheraner geben gar schlechte antwort und triste mine.
32
Hilte, mann müste die Schwedische resolution einholen, alßdann Suedische
33
resolution zu protocolliren, doch daß sie, Sueci, auch den Lutheranern zu-
34
redeten .

36
7–9 Scriptum – variantibus] Am Rande ist notiert: Communicirt eine satyram 〈de〉 Ham-
37
burg in hac causa, in forma zeitung uff 2 bretter getrükt

14
Konnte nicht ermittelt werden. Wahrscheinlich ist diese satyra identisch mit einer Zeittung
15
von Hamburg, die Milagius am 30. Januar las. Darin habe einer das gantze werck Zwischen
16
den Reformirten und Lutherischen auf eine sonderliche artt abzuurtheilen, und den Re-
17
formirten über die 10 oder 12 conditiones fürzuschreiben sich unterstanden, fürgebende,
18
das dergleichen sachen alhier fürgelauffen weren (Milagius an die Fürsten August, Ludwig,
19
Johann Kasimir und Friedrich von Anhalt, Osnabrück 1646 I 20 [ /30 ] , in: G. Krause V.2,
20
65–70, hier 67).
.

[p. 577] [scan. 595]


1
Kurbrandenburg. (Witgenstein:) Oxenstierna und Salvius wehren gantz
2
different. Ille hette gemeint, mann solte sich umb die Lutheraner nicht
3
bekümmern, sondern sie, die cron, sorg〈h〉en lassen. Salvius aber hette
4

15
4–5 zusprechen] In der Druckvorlage: zusprachen.
gemeint, mann müste den Lutheranern ut supra viritim und singulatim zu-
5
sprechen .

6
(Witgenstein:) Oxenstierna hette ihro vorgewiesen, daß wir, legati Wetter-
7
awici , pro reformatis redeten und doch dreierl[ e ]y religion principaln het-
8
ten

33
Zu den reformierten und lutherischen Mitgliedern des wetterauischen Gf.envereins s. Nr. 36
34
Anm. 26. Zum Katholizismus konvertiert waren einige Mitglieder des Hauses Nassau (zu der
35
Linie Nassau-Siegen s. [ Nr. 33 Anm. 67 ] , 71, zu Johann Ludwig von Nassau-Hadamar, ksl.
36
Ges. auf dem WFK, s. [ Nr. 3 Anm. 15 ] ).
.

9
(Witgenstein:) Oxenstierna hett gesagt, sie hetten nun freye hand und befelch,
10
den reformirten zu assistiren

37
Bezug auf die Instruktion Kg.in Christinas von 1645 XII 23/1646 I 2 ( APW II C 2, 38
38
Z. 5–12).
.

11
(Witgenstein:) Mylonius, secretarius legatorum Suecorum, [ hätte ] gesagt, re-
12
format〈o〉rum wehre sub articulo iustitiae gedacht

39
In der schwed. Proposition wird der Reformierten in Art. 4 gedacht, der dem Justizwesen
40
gewidmet ist ( Meiern I, 436 f.). Dem folgt die ksl. Responsion ( Ad IV. : s. Meiern I, 619 ). In
41
der schwed. Replik wird der Reformierten in Punkt 3 der Klasse 1, unter dem die Gravamina
42
ecclesiastica, politica et juridica abgehandelt werden, gedacht (ksl. Protokoll: Meiern II, 187 ;
43
schwed. Protokoll: Meiern II, 196 ).
, verstände sich alßo
13
nicht de religione, sed de administratione iustitiae. Item wehre generaliter ge-
14
setzt , könte uff zwanzigerl[ e ]y weiße außzuleg〈h〉en [ sein ].

16
Sachanmerkungen zu Nr. 91

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