Acta Pacis Westphalicae II B 2 : Die französischen Korrespondenzen, Band 2: 1645 / Franz Bosbach unter Benutzung der Vorarbeiten von Kriemhild Goronzy und unter Mithilfe von Rita Bohlen
1. Die politischen und militärischen Rahmenbedingungen der französischen Kongreßpolitik 1645
Die französische Innenpolitik des Jahres 1645 war gekennzeichnet von der fortschreitenden Überwindung der Widerstände gegen die von Mazarin mit Unterstützung der Königin geleitete Politik. Die Opposition des Pariser Parla-mentes gegen die Steuerpolitik des Hofes lebte zwar wieder auf und führte zu anhaltenden Spannungen, doch brachten das entschiedene Auftreten der Köni-gin, der Tod des gleich zu Beginn der Auseinandersetzungen im März inhaftier-ten Präsidenten Barillon und die kluge Modifizierung der Steuergesetze die Opposition zum Einlenken: Die Registrierung der neuen Finanzgesetze im
lit de justice am 7. September konnte ohne Widerstand von Seiten des Parlamentes vonstatten gehen
Glasson
S. 199–208;
Chéruel
II S. 97–106;
Bazin
III S. 300–306, 317f.
. Auch gegenüber dem Hochadel vermochte Mazarin einen festeren Stand zu gewinnen. Der Herzog von Orléans bekundete in aller Öffentlichkeit durch seine Teilnahme an dem
lit de justice, wofür er mitten im Feldzug den flandrischen Kriegsschauplatz verließ, seine Unterstützung für die Politik des Hofes. Mehr Sorge bereitete Mazarin zeitweise die Haltung des Prinzen von Condé. Dieser favorisierte im Oktober 1645 eine rasche Einigung mit Spanien und sprach sich in diesem Sinne gegenüber dem venezianischen Botschafter in Paris für die Annahme eines von Spanien vorgelegten Waffenstill-standsplans aus. Er trug so die im
Conseil herrschenden Gegensätze über die Gestaltung der Politik Frankreichs nach außen, nach Mazarins Meinung sehr zum Nachteil für die französische Verhandlungsposition auf dem Kongreß
. Zur Festigung der Stellung des Kardinals trug schließlich auch bei, daß er in der Abwehr von Intrigen gegen seine Person Erfolg hatte. Im Januar 1645 scheiter-ten die vermutlich gegen ihn gerichteten Unternehmungen des Kardinals von Valençay an der Haltung der Königin. Sie weigerte sich entschieden, den ohne ihre Erlaubnis aus Rom Angereisten zu empfangen
. Im Herbst wurde der Versuch Hersents vereitelt, Gaston d’Orléans als Befürworter eines raschen Friedensschlusses auftreten zu lassen
Bericht über die Affaire Hersent, Fontainebleau 1645 Oktober 14 (Beilage 2 zu nr. 237).
.
Auf dem Gebiet der Außenpolitik war die französische Regierung bemüht, das Bündnissystem zu sichern und für die Allianz bedrohliche Entwicklungen schon im Ansatz unschädlich zu machen. So gelang es 1645 endlich, den Konflikt zwischen dem schwedischen Bündnispartner und Dänemark zu beenden. Nach einigen Verzögerungen
nahmen am 18. Februar Vertreter beider Mächte in Brömsebro die Verhandlungen auf, die am 23. August mit der Unterzeichnung des Friedensvertrages endeten. Das Amt der Vermittlung oblag Frankreich,
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vertreten durch La Thuillerie, und zeitweilig den Generalstaaten. Drei Ziele verfolgte Frankreich in diesen Verhandlungen. Zum einen sollte der Friedens-schluß die schwedischen Streitkräfte wieder voll für den Krieg im Reich verfügbar machen; zum anderen sollte Dänemark von einem Zusammengehen mit dem Kaiser abgehalten werden
; schließlich galt es auch zu verhindern, daß nach dem Friedensschluß eine übermächtige Position des Verbündeten in der Sundregion die gleichen Auseinandersetzungen zwischen Schweden und den Generalstaaten hervorrief, wie sie bislang mit Dänemark geherrscht hatten
. In die Bemühungen um den Friedensschluß wurden auch die französischen Gesand-ten in Münster eingeschaltet. Sie nahmen immer wieder die Gelegenheit wahr, bei den schwedischen Gesandten auf die Beendigung des Krieges zu drängen
. Mazarin sah aber sehr deutlich, daß der schließlich erreichte Friede nicht der Tatsache zu verdanken war, daß man in Stockholm glaubte, den Wünschen des Bündnispartners nachkommen zu müssen, als vielmehr den großen Vorteilen, die sich Schweden durch diesen Vertrag einhandelte
. Nach diesem Friedens-schluß kam durch die Bemühungen La Thuilleries im November 1645 auch ein Abkommen zwischen Frankreich und Dänemark zustande, mit dem die Gefahr der Hinwendung des Dänenkönigs zum Kaiser gebannt werden sollte
Französisch-dänischer Vertrag zu Kopenhagen vom 15. November 1645 (Druck:
Londorp V S. 1042–1044); zum Zweck des Abkommens vgl. nr. 218, 226 und 242.
.
Die Verhinderung einer Allianz mit dem Kaiser war auch das Leitmotiv der französischen Politik gegenüber Polen. Um den polnischen König zu verpflich-ten, kam man bereitwillig seinem Wunsch nach, in Schweden den Vorschlag einer Heirat Władisławs mit Königin Christina vorzutragen, wenn auch die Erfolgsaussichten als sehr gering eingestuft wurden
. In der Tat weigerte sich der schwedische Reichskanzler Axel Oxenstierna strikt, einen solchen Vorschlag anzuhören
. Stattdessen konnte aber der nach Polen gesandte Brégy Władisławs für die von französischer Seite schon länger in Aussicht genommene Heirat mit der Prinzessin Maria Luisa Gonzaga
gewinnen. Abgesehen von diesem Hei-ratsvertrag kamen keine weiteren Abmachungen mit Polen zustande
. Vor allem wurde der ursprüngliche Plan der Umwandlung des sechsundzwanzigjäh-rigen schwedisch-polnischen Waffenstillstandes in einen ständigen Frieden fallen gelassen, da dann – wie die Gesandten in Münster befürchteten – die umstrittene Besitzstandsfrage in Livland nur zu Ungunsten Schwedens geregelt werden könne
. Man glaubte aber in Paris, hoffen zu dürfen, daß der polnische König mit Hilfe des Einflusses seiner Gemahlin von einer Zusammenarbeit mit dem
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Kaiser abgehalten und zur Beachtung des Waffenstillstandes mit Schweden angehalten werde
.
Recht erfolgreich ließen sich auch die Verhandlungen an, die Croissy mit Rákóczy im Januar 1645 aufnahm. Ziel Frankreichs bei diesen Verhandlungen war die Erneuerung des Ende 1643 von den Schweden im Namen beider Kronen abgeschlossenen Bündnis- und Subsidienvertrages mit Siebenbürgen. Frankreich hatte dieses Abkommen nicht anerkannt, und Schweden war 1644 den eingegan-genen finanziellen Verpflichtungen nicht nachgekommen
Zu den Verhandlungen Schwedens mit Rákóczy vgl.
APW II B 1 S. XXXf.
. Ohne diese Mittel konnte Rákóczy nur begrenzte Operationen gegen den Kaiser führen. Im September 1644 nahm er daher zu Tyrnau mit dessen Gesandten Verhandlun-gen auf, deren Erfolgsaussichten allerdings von französischer Seite als sehr gering eingeschätzt wurden
. Stattdessen gelang Croissy mit dem Vertrag von Munkás am 22. April 1645 ein vorteilhafter Abschluß für Frankreich. Die Subsidienver-pflichtungen, die die französische Regierung mit diesem Vertrag einging, fielen geringer aus, als man erwartet hatte. Im ersten Zahlungsjahr (1644 II – 1645 II) sollten 100 000 Rt, in den folgenden jeweils 75 000 Rt gezahlt werden; außerdem sollte Rákóczy jährlich 48 000 Rt für den Unterhalt von 1500 Soldaten beziehen
Hudita S. 111f.; die Bewertung des Vertrages durch die Gesandten in nr. 143.
. Noch wichtiger aber erschien die Garantie der freien Religionsausübung für Katholiken im Herrschaftsbereich Rákóczys (Art. 12) und die Entbindung Frankreichs von der Zustimmung Siebenbürgens bei einem Friedensschluß (Art. 6), während Rákóczy seinerseits bei einem Frieden mit dem Haus Habsburg an die Zustimmung Frankreichs gebunden sein sollte (Art. 10). Sobald den französischen Gesandten in Münster dieser Vertragstext zur Kennt-nis kam, reichten sie bei den Mediatoren den Nachtrag vom 14. Juni zu ihrer vorher übergebenen Proposition II ein, worin sie Rákóczy als Verbündeten namentlich aufführten, und drängten auf die Ausstellung kaiserlicher Pässe für siebenbürgische Gesandte zum Friedenskongreß
. Die geplanten militärischen Operationen Rákóczys zur Unterstützung Torstensons bei der Belagerung von Brünn kamen tatsächlich in Gang. Doch gerade als er im August seine Hauptarmee mit den schwedischen Truppen vereinigt hatte, mußte er sich auf türkischen Druck hin wieder zurückziehen und mit dem Kaiser ein Abkommen treffen, durch das er aus der Front der kaiserlichen Gegner ausschied
Unterzeichnung der Präliminarien im August 1645; sie führten im Dezember 1645 zum Linzer Frieden (vgl. S. 670 Anm. 4).
. Die Allianz war gescheitert, weil – wie Brienne schrieb – bis dahin die Abhängigkeit Rákóczys von der Pforte falsch eingeschätzt worden war
. Hier war der französischen Diplomatie ein gravierender Fehler unterlaufen, während die kaiserliche Gegenseite sehr viel klüger vorgegangen war. Denn gleichzeitig zu
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den Kontakten des Wiener Hofes mit Rákóczy in Tyrnau ging eine kaiserliche Gesandtschaft nach Istanbul, die die letztlich entscheidende Anweisung des Sultans an Rákóczy zur Einstellung des Kampfes gegen den Kaiser erreichte
Die militärischen Anstrengungen Frankreichs verteilten sich 1645 wieder auf vier Kriegsschauplätze: gegen Spanien wurde in Katalonien, Italien sowie Flandern gekämpft, gegen den Kaiser und Bayern in Deutschland; außerdem wurde eine Armee zeitweise in Lothringen eingesetzt. Ziel des Feldzuges in Spanien war die Verbesserung der französischen Position in Katalonien
Chéruel
II S. 72–78;
Bazin
III S. 306–308;
Sanabre
S. 297–307.
. Dazu war die Armee des Ende des Jahres 1644 neu ernannten Vizekönigs Harcourt um Teile der in Italien operierenden Truppen unter Du Plessis-Praslin verstärkt worden. Ihre Unternehmungen richteten sich im Frühjahr zunächst gegen Rosas, die einzige Hafenstadt, die die Spanier neben Tarragona in dieser Provinz noch besetzt hielten. Unter dem Kommando Du Plessis-Praslins gelang im April der Einschluß, und am 28. Mai wurde die Besatzung der Stadt zur Kapitulation gezwungen. Nach der Einnahme dieses spanischen Schutzpostens stand für Harcourt der Weg ins Innere Kataloniens offen. Ein spanisches Heer, das sich ihm entgegenstellte, besiegte er im Juni bei Llorens. Er setzte den flüchtenden spanischen Truppen bis unter die Mauern von Balaguer nach und nahm die Stadt nach erfolgreicher Belagerung am 20. Oktober durch Kapitulation der Besatzer ein. Wesentlich ruhiger gestaltete sich der Feldzug in Italien. Der um die nach Spanien abgezogenen Truppen reduzierten Armee gelang unter dem Kommando des Prinzen Thomas von Savoyen lediglich am 13. September die Einnahme von Vigevano. Im Oktober kam es zwar noch zu Kämpfen mit den spanischen Truppen, doch reichten die dabei erzielten Erfolge nicht, um der Armee Winterquartiere im Mailändischen zu sichern
.
Über die in den spanischen Provinzen der Niederlande kämpfenden Truppen führte der Herzog von Orléans den Oberbefehl, unterstützt von Gassion und Rantzau
Waddington
II S. 143–147;
Chéruel
II S. 78–84;
Bazin
III S. 313f.
. Mit der Einnahme von Mardyck (10. Juli) und Bourbourg (9. August) und einigen kleineren Orten weiteten sie die französische Machtstellung in der Grafschaft Flandern erheblich aus. Schon zu Beginn des Septembers stand fest, daß die Truppen dort überwintern könnten
. Auch nach dem Ausscheiden Orléans’ aus dem Feldzug wegen seiner Teilnahme am
lit de justice Anfang September 1645 operierten Rantzau und Gassion weiterhin erfolgreich. Ihnen fielen neben anderen Plätzen La Mothe-aux-Bois, Lilliers und Armentières in die Hände. Ab September trafen sie mit dem Befehlshaber der Truppen der Generalstaaten, dem Prinzen von Oranien, Absprachen zu gemeinsamen Opera-tionen
Die gemeinsamen Operationen wurden von Mazarin zunächst recht skeptisch aufgenommen (nr. 232).
. Nach dem gemeinsamen Marsch beider Armeen in Richtung auf die
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Schelde kam man überein, daß der Oranier Hulst belagern und die Franzosen auf La Bassée gehen und im Artois operieren sollten. Sie hinderten damit die Spanier, die am 9. Oktober begonnene Belagerung von Hulst mit konzentrierten Kräften wirksam zu stören, so daß die Stadt am 4. November kapitulieren mußte.
In Lothringen galt es 1645 für Frankreich, die letzte von herzoglichen Truppen gehaltene Festung, La Mothe-en-Argonne, auszuschalten
Derichsweiler
S. 255–258;
Chéruel
II S. 85.
. Ihre Belagerung gestaltete sich recht schwierig und zog sich bis zur Mitte des Jahres hin. Der französische Befehlshaber Magalotti kam bei einem Sturm auf die Stadt ums Leben
. Erst sein Nachfolger Villeroy zwang am 7. Juli die Belagerten zur Aufgabe. Entgegen den Zusicherungen im Kapitulationsvertrag wurde die gesamte Stadt nach der Übergabe zerstört.
Der Feldzugsplan für die französische Armee in Deutschland, die unter dem Kommando Turennes stand, setzte zu Beginn des Jahres zwei Ziele fest
Zum Verlauf
Chéruel
II S. 39–52;
Barthold
II S. 502–532;
Ruppert
S. 123–126.
. Zum einen sollte der geplante Zug des schwedischen Generals Torstenson nach Böhmen dadurch unterstützt werden, daß Turenne die bayerische Armee hinderte, den bedrängten kaiserlichen Truppen zu Hilfe zu kommen; zum anderen sollte sich die Armee Quartiere in Franken sichern, das bisher angestammtes bayerisches Quartier- und Kontributionsgebiet war
Darlegung der Ziele durch Mazarin in nr. 6.
. Als Turenne zur Eröffnung des Feldzuges mit seinen Truppen am 26. März bei Speyer über den Rhein setzte, hatte allerdings Torstenson bereits seinen großen Sieg über die Kaiserlichen bei Jankau (6. März) erfochten und zog gerade auf Wien. Da die zur Belagerung erforderliche Verstärkung durch die Truppen Rákóczys auf sich warten ließ, wandte sich der schwedische General zunächst Brünn zu, das er bis in den August vergeblich belagerte. Angesichts dieser Entwicklung war Turenne gezwungen, möglichst rasch Erfolge zu erzielen, um zu verhindern, daß die Schweden alleine die Lage beherrschten. Seine Truppen waren aber nicht stark genug, um mit Aussicht auf Erfolg gegen die bayerische Armee vorgehen zu können. Servien sah daher die Gefahr, daß sich die Schweden im fränkischen und schwäbischen Kreis einnisteten und die Franzosen dort an der Quartiernah-me hinderten
. Um der Schwäche Turennes gegenüber Bayern abzuhelfen, wurde die Verstärkung seiner Armee durch die hessischen Truppen angestrebt
. Doch vor der Zusammenführung der beiden Heere besiegte die bayerische Armee unter Mercy in einem Überraschungsangriff die Soldaten Turennes am 5. Mai in der Nähe von Mergentheim
Nach Meinung Serviens waren daran taktische Fehler Turennes und das Zögern Hessen-Kassels mit der Zusammenlegung der Truppen schuld (nr. 106).
. Turenne zog sich mit dem Rest seiner Streitmacht nach Norden ins Oberhessische zurück und operierte von nun an
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gemeinsam mit den hessischen Truppen und dem zu Hilfe geeilten Königs-marck
. Revanche für die Mergentheimer Niederlage war jetzt das Ziel der französischen Kriegsführung. Dazu wurde der Herzog von Enghien mit seiner Armee aus Lothringen in Richtung auf den Rhein in Marsch gesetzt
. Außerdem bemühte man sich, die hessischen und schwedischen Truppen bei Turenne zu halten. Auch die französischen Gesandten in Münster wurden dafür tätig. Sie drängten bei Oxenstierna und Salvius auf das Verbleiben Königsmarcks
und verhandelten mit den Hessen über die Bedingungen der Verlängerung der Zusammenarbeit
. Das Drängen bei den schwedischen Gesandten half aller-dings wenig. Nachdem am 4. Juli Enghien am oberen Neckar zu den vereinten Truppen gestoßen war, wurde es immer schwieriger, Königsmarck im gemeinsa-men Verband zu halten. Ende Juli setzte er sich bei Wimpfen – sehr zum Ärger der Franzosen – in Richtung Kursachsen ab, das er am 6. September 1645 zum Abschluß des Waffenstillstandes von Kötzschenbroda zwang
nr. 178, 181, 182, 192, 217, 221.
. Durch die Tren-nung von Königsmarck wurde die Armee Enghiens aber nicht entscheidend geschwächt; sie war vielmehr wenig später durchaus in der Lage, die bayerischen Truppen bei Alerheim in der Nähe von Nördlingen zu schlagen (3. August). Damit war die Revanche für Mergentheim geglückt. Der Sieg konnte allerdings nicht ausgenutzt werden. Enghien, der Heilbronn und Heidelberg einnehmen wollte, um das geplante Quartiergebiet abzusichern
, wurde schon bald wäh-rend der Belagerung Heilbronns durch eine Erkrankung gezwungen, das Kommando an Turenne abzutreten und bis zur Genesung nach Paris zurückzu-kehren. Turenne führte die Belagerung erfolglos weiter. In der Zwischenzeit hatte sich die geschlagene bayerische Armee wieder formiert. Mitte September erhielt sie außerdem wesentliche Verstärkung durch Truppen der kaiserlichen Hauptarmee unter dem Kommando des Erzherzogs Leopold-Wilhelm. Der Kaiser und seine Generäle rechneten zu dieser Zeit nicht mit einem weiteren Vorrücken des nach der Aufgabe der Belagerung von Brünn wieder an die Donau gezogenen Torstenson; sie hatten deshalb den drängenden Bitten des bayerischen Kurfürsten, der um den Erhalt seiner Quartiere bangte, nachgege-ben
. Angesichts des Heranrückens der vereinigten bayerisch-kaiserlichen Armee war Turenne nicht mehr in der Lage, die Belagerung fortzusetzen und trat den Rückzug an
. Da Torstenson trotz aller Bitten und Beschwerden des französischen Bündnispartners nichts unternahm, was die kaiserlichen Truppen bewegen konnte, sich zum Schutz der eigenen Lande wieder von der bayerischen Armee zu lösen
Die von den französischen Gesandten vorgetragenen Beschwerden in nr. 234, 241, 259.
, wurde Turenne, nachdem sich auch die hessischen Truppen
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von ihm getrennt hatten
, nach hastigem Rückzug Mitte Oktober unter erheblichen Verlusten über den Rhein getrieben
. Damit mußten die Hoffnun-gen auf Winterquartiere rechts des Rheins aufgegeben werden. Das Ziel des Feldzuges war nicht erreicht worden. Als Quartiergebiet boten sich jetzt nur noch die kurtrierischen Lande an
Diesen Ausweg erkannten Longueville und Mazarin unabhängig voneinander (nr. 233, 240).
. Da der um Neutralität bemühte Kurfürst die Aufnahme französischer Truppen in seinem Land ablehnte
, zog Turenne ohne dessen Zustimmung ins Erzstift. Ein letzter Erfolg war die Vertreibung der – zahlenmäßig geringen
nr. 252; zur Besetzung Triers
Baur II S. 114–117.
– spanischen Besatzung aus Trier am 20. November. Insgesamt aber hatte der Feldzug im Reich in diesem Jahr keinen entscheiden-den Erfolg gebracht.