Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 III 2
1647 III 2
Samstag Bericht Buschmanns: Die schwedische Pfalz-
erklärung ist den Mainzern zugestellt und dabei von den Schweden begehrt
worden, die Stände sollten zur Beratung der ksl. Erklärung vom Vorjahr
berufen werden. Auf die Anfrage der Mainzer hat er geantwortet, die Ant-
wort stehe in ihrem Belieben, Kurköln sei seines Wissens mit der damaligen
ksl. Erklärung zufrieden. Trauttmansdorff hat gegen Chigis Argu-
mente für seine Reise nach Münster Bedenken wegen der schwedischen Ver-
handlungen geäußert, zumal die Protestanten es fur ein aufstoß nehmen
und alßdan mit den Schweden sich noch mehrers verbinden dörfften.
Zur Nachricht über Gustafssons Rentmeister hat er geäußert, daß auf
dergleichen nicht viel zue bawen. Von protestantischer Seite hat Buschmann
Beschwerden über die Gravaminaresolution gehört, alß wan selbe den bey
ihn herrn Kayserlichen gehaltenen protocollis nicht gemeeß, auch wie sie
undereinander abgeredet, in die herrn Kayserlichen dern puncten halber,
denen sie bißher so bestendig contradiciret, weitters nicht zu tringen. Die
von Trauttmansdorff vorgeforderten Vertreter von Altenburg, Kulmbach
und Weimar haben ihren Widerspruch gegen die braunschweigischen For-
derungen zugesagt. Auf Anfrage des Vertreters von Waldeck hat Busch-
mann bestätigt, daß Kurköln weiter zu den geplanten Verhandlungen bereit
ist. Trauttmansdorff hat erklärt, wenn der Administration von Bremen eine
Entschädigung verlange, habe er vom Kaiser schon Befehl zu antworten,
gratis amore pacis accepit, gratis amore pacis dimittat.
Bericht Steins: Die Braunschweiger sollen von Schweden keine besondere
Unterstützung zu erwarten haben; die schwedische Resolution wegen
Minden/Osnabrück wird in wenigen Tagen erwartet.
W bei Trauttmansdorff. Dieser hat d’Avaux vorgestellt, nachdem trotz
vielfältiger Darlegung des französischen Standpunktes die schwedische Er-
klärung zur Pfalzfrage völlig entgegengesetzt lautet, sei es Zeit, daß a parte
der cron Franckreich zue erhalttung der parola und respects den Schwedischen
anderst zugesprochen und ihrem hochmuth nicht allzuviell nachgeben würde.
D’Avaux ist offenbar selbst mit den Schweden unzufrieden und hat deshalb
Préfontaines nach Paris geschickt. W: Bestätigt den Sachverhalt mit dem
Zusatz, daß Préfontaines sich auch der katholischen Interessen annehmen
soll. Trauttmansdorff: Waß dem comte d’Avaux, wie es auch alberaits
offters von I. H. G. geschehen, wegen nötiger Separation der Französischen
wapfen von den Schwedischen in causa gravaminum et Palatinatus remon-
strirt würde, erkendte er zwarn woll, waß darahn glegen, endschüldigte
sich aber, daß derentwegen erstlich die resolution am königlichen hoff zu
nehmmen und ihnnen plenipotentiariis ingesambt der befelch zukommen
müßte. In der Pfälzer Sache hat d’Avaux Salvius gewarnt, Schweden
werde sich nicht widersetzen können, wo der Kaiser, Frankreich und die
meisten Stände einig seien. Die Ksl. wollen heute den Schweden erklären, sie
würden in der Pfälzer Sache von ihrem Projekt nicht abgehen. Es würde
zwarn allerhand von einem Ihrer Kayserlichen Maiestet und dem hauß
Österreich zuewiederlauffenden particulartractaten, warinnen die Chur-
bayerische begriffen sein sollen, spargirt. Es hetten aber Ihre Kayserliche
Maiestät zue Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht ein beßeres vertrawen,
und würde er dahero, alß langh Ihre Kayserliche Maiestet ihme kein an-
derst anbefohlen, sich des geschreyes und rhed halber die Pfältzische sach
Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht gnädigster intention nach vortzusetzen
trewligst anglegen sein laßen. I. H. G.: Daß Ihre Churfürstliche Durch-
laucht in Bayeren etwas gegen dero so nahe befreundtes und anbewandtes
hauß Österreich tractiren soltten, daßelb were nicht zu glauben. Er herr
graff kendte beßer einen so altten vornehmben regenten, und wüßten in
diversis exemplis et personis sich zu erinneren, wie etliche ministri öffters
dergleichen diffidentias und suspiciones durch ihre rheden und schreiben ver-
uhrsacht . Krebs hat gestern noch d’Avaux die Notwendigkeit eines Stillstan-
des der Franzosen mit Ksl. und Bayern dargelegt, damit man Schweden, wenn
es keinen Frieden wolle, zwingen könne. Wan nun die Churbayerische, wie es
I. H. G. dafür hieltten, zu alsolchem werck die tractaten zu richten
gemaint, so wehre es in effectu eben dasjenig, waß die Kayserliche zue
salvirung der stiffter und religionssachen öffters erinnert, damitt die Fran-
zosische wapffen von den Schwedischen mochten abgesondert werden;
dießes aber, wie auch alle religionanglegenheiten nebenst der Pfältzischen
sach den catholischen zum besten zu richten, were kein beßers mittell, alß
wan zwischen beeden cronen Spanien und Franckreich der fried fürderligst
zu schließen, wozu Trauttmansdorffs und d’Avaux’ Reise nach Münster
dienlich sei. Trauttmansdorff: Es were ia wohl dem catholischen
weeßen damitt gedienet, wan der fried mitt Spanien und Franckreich ge-
macht , und hette man alßdan hülff gnug von Spanien zu erwartten, wie
dan alßbald ein exercitus auß dem statu de Mediolano heraußer kommen
köntte. Der comte d’Avaux köntte woll, weiln er alhie nichts zu versäu-
men , sondern etlicher mainung nach die sach nur auffzuhaltten sich beflei-
ßigte , nacher Münster ziehen, seinestheilß wüste er nicht, indeme die
Spanische ihre gemeeßene instruction und in der negociation ohne das
fleißig gnug, waß er darinn weiters zue prestiren. I. H. G.: Sie woltten
eben nicht hoffen, daß der comte d’Avaux alhie den friedenschluß im reich
zu verhinderen sich befliße, dießes hetten sie gleichwohl öffters vermerckt,
daß alß lang der fried mitt Spanien und Franckreich nit gemacht, die Fran-
zosen so candide et fervide sich der catholischen interesse nicht annehmen,
weiln sie der Schwedischen hülff bey dem noch nicht mitt Spanien geschlo-
ßenen fried nöhtig, solches die Schweden auch woll wüßten, und dießes
eben die rechte wurtzell ihres hochmuhts were, dahero dan umb so viell
demehr dazu zu gedencken, wie dießer fried forderligst zu schließen.
Trauttmansdorff: Hat auch darüber mit d’Avaux geredet, dessen Vor-
schlag , Piombino und Porto Longone gegen Cambrai und St. Omer auszu-
tauschen , aber abgelehnt. Einzelheiten zur spanischen Erklärung. Er glaubt,
daß die cron Franckreich mitt der Spanischen resolution und erbieten ein
billiches gnügen und satisfaction hette und haben würde, wan nicht die un-
ersättliche begyrd eines ministri zue behaubtung seiner aigensinnigen und
nützigen vorhaben praedominirten. I. H. G.: Es schiene woll, daß in
Franckreich noch auff des Servients negociation und der Hollender erkle-
rung das absehen gerichtet, und in der hoffnung, alda noch etwas zu
erhaltten, ihre tractaten auffzügen. Herr graff von Trautmansdorff:
Die Hollender blieben bey ihrer einmaln gefaßter resolution bestendig, wie
er davon gewiße nachrichtung [...]. Er hat d’Avaux gewarnt, daß nach
dem Frieden mit den Generalstaaten Spanien seine ganze Macht gegen
Frankreich richten könne und ihm dann gewachsen sei [...] . W: Will
hoffen, wan die Frantzosen verspürten, daß mitt den Hollenderen nichts
mehr außrichten köntten, daß sie alßdan auch den frieden mitt Spanien
annehmmen möchten. Man würde aber, weiln darahn so viell glegen, woll
antreiben müeßen, daher dan der herr nuncius, wie sie vermeldet, sowohl
seine des herrn graffen alß des comte d’Avaux gegenwahrt zue Münster
desiderirt. Trauttmansdorff: Nach Nassaus Bericht haben die Fran-
zosen die spanischen Punkte schon beantwortet, seinestheilß köntte er nicht
mehr zue den sachen thuen, weiln die Spanische ihren gemeeßen befelch,
und hette dem comte de Pineranda die glori des gemachten friedens nicht
zu nehmmen. Daß der d’Avaux aber hinüberzüghe, sähe er gern. I. H.
G.: Der comte d’Avaux were zue der reiß nit ungeneigt, er würde aber, alß
langh er der herr graff alhie bliebe, zu verreißen bedenckens haben, und
weiln die Pfältzische sach in den reichsrhäten auch zue deliberiren, so
köntte des herrn graffen gegenwahrt in hoc puncto zue Münster auch viell
guetes schaffen. Herr graff von Trautmansdorff: Er stünde in
bedencken, ob und wie die Pfältzische sach zue den reichsconsultationibus
zu bringen, und damitt er den sachen nit zuviell oder zuewenig thette, so
woltte er derentwegen mitt den Churbayerischen reden. W: Diese
zeigen Bedenken gegen die Proposition in den Reichsräten, da einige Prote-
stanten , die an sich der Sache nicht zuwider sind, sich vor Erledigung der
Gravamina nicht positiv erklären wollen. Trauttmansdorff: Mitt den
gravaminibus hoffte er bald ferttig zu werden, es were aber in causa Pala-
tina etwas ratione religionis, damitt er nicht woll fortzukommen sähe. Dan
wan schon die catholische underthanen itzo in der Pfaltz bey ihrer religion
der pfaltzgraff laßen müste, so würde ihme gleichwohl auch sein
exercitium einzuführen nicht können benommen werden. I. H. G.: Der
comte d’Avaux hette von ihr rationes zu wißen begehrt, wodurch man die
catholische religion in der undern Pfaltz versicheren köntte, deme sie dan
verscheidene, wie im selbigen diario vermeldet, vorbracht, und er sich die-
selbe woll gefallen laßen, also hette man fundamenta gnug, die catholische
religion alda zu erhaltten. Darauff den herrn graffen gefragtt, wie es mitt
den restituirten clostern und geistlichen güettern in der Pfaltz soltte
gehaltten werden, dan wan solche hinwieder hinweckgehen soltten, so
würde der underhaldt den geistlichen endzogen und die religion bald
wiederumb extinguirt werden. Herr graff von Trautmansdorff: Er
sorgtte, daß die geistliche güetter in gefahr sein würden.
Hinzu Lamberg/Krane. Günstige Erklärungen der von Trauttmansdorff
angesprochenen Protestanten in der braunschweigischen Sache; er ist bereit,
deshalb auch Vertretern des Städterates zuzusprechen. Bevorstehende
Ankunft der spanischen Silberflotte. Trauttmansdorff lehnt den Gedanken
ab, daß der Kaiser wohl als König von Ungarn, nicht aber für die zum
Reich gehörigen Länder Spanien weiter unterstützen könne. Und ist
dießer discursus bey genommenem abschied dahin gefallen, man möchte
vor allem den frieden mitt Spanien und Franckreich befürderen, damitt
man in dergleichen quaestiones nicht kehme und dem nohtleidenden catho-
lischen weeßen beßer bey dießen tractaten helffen köntte. Wiederholung
von Trauttmansdorffs Erklärung wegen der bremischen Forderungen.
Schlechte Lage des Königs von England. D’Avaux hat Trauttmansdorff
berichtet, die Schweden klagten über die spanisch-französischen Verhand-
lungen und meinten, daß ohne ihr Vorwissen Frankreich nicht mit Spanien
zu schließen hätte, was d’Avaux zurückgewiesen hat.
erklärung ist den Mainzern zugestellt und dabei von den Schweden begehrt
worden, die Stände sollten zur Beratung der ksl. Erklärung vom Vorjahr
berufen werden. Auf die Anfrage der Mainzer hat er geantwortet, die Ant-
wort stehe in ihrem Belieben, Kurköln sei seines Wissens mit der damaligen
ksl. Erklärung zufrieden. Trauttmansdorff hat gegen Chigis Argu-
mente für seine Reise nach Münster Bedenken wegen der schwedischen Ver-
handlungen geäußert, zumal die Protestanten es fur ein aufstoß nehmen
und alßdan mit den Schweden sich noch mehrers verbinden dörfften.
Zur Nachricht über Gustafssons Rentmeister hat er geäußert, daß auf
dergleichen nicht viel zue bawen. Von protestantischer Seite hat Buschmann
Beschwerden über die Gravaminaresolution gehört, alß wan selbe den bey
ihn herrn Kayserlichen gehaltenen protocollis nicht gemeeß, auch wie sie
undereinander abgeredet, in die herrn Kayserlichen dern puncten halber,
denen sie bißher so bestendig contradiciret, weitters nicht zu tringen. Die
von Trauttmansdorff vorgeforderten Vertreter von Altenburg, Kulmbach
und Weimar haben ihren Widerspruch gegen die braunschweigischen For-
derungen zugesagt. Auf Anfrage des Vertreters von Waldeck hat Busch-
mann bestätigt, daß Kurköln weiter zu den geplanten Verhandlungen bereit
ist. Trauttmansdorff hat erklärt, wenn der Administration von Bremen eine
Entschädigung verlange, habe er vom Kaiser schon Befehl zu antworten,
gratis amore pacis accepit, gratis amore pacis dimittat.
Bericht Steins: Die Braunschweiger sollen von Schweden keine besondere
Unterstützung zu erwarten haben; die schwedische Resolution wegen
Minden/Osnabrück wird in wenigen Tagen erwartet.
W bei Trauttmansdorff. Dieser hat d’Avaux vorgestellt, nachdem trotz
vielfältiger Darlegung des französischen Standpunktes die schwedische Er-
klärung zur Pfalzfrage völlig entgegengesetzt lautet, sei es Zeit, daß a parte
der cron Franckreich zue erhalttung der parola und respects den Schwedischen
anderst zugesprochen und ihrem hochmuth nicht allzuviell nachgeben würde.
D’Avaux ist offenbar selbst mit den Schweden unzufrieden und hat deshalb
Préfontaines nach Paris geschickt. W: Bestätigt den Sachverhalt mit dem
Zusatz, daß Préfontaines sich auch der katholischen Interessen annehmen
soll. Trauttmansdorff: Waß dem comte d’Avaux, wie es auch alberaits
offters von I. H. G. geschehen, wegen nötiger Separation der Französischen
wapfen von den Schwedischen in causa gravaminum et Palatinatus remon-
strirt würde, erkendte er zwarn woll, waß darahn glegen, endschüldigte
sich aber, daß derentwegen erstlich die resolution am königlichen hoff zu
nehmmen und ihnnen plenipotentiariis ingesambt der befelch zukommen
müßte. In der Pfälzer Sache hat d’Avaux Salvius gewarnt, Schweden
werde sich nicht widersetzen können, wo der Kaiser, Frankreich und die
meisten Stände einig seien. Die Ksl. wollen heute den Schweden erklären, sie
würden in der Pfälzer Sache von ihrem Projekt nicht abgehen. Es würde
zwarn allerhand von einem Ihrer Kayserlichen Maiestet und dem hauß
Österreich zuewiederlauffenden particulartractaten, warinnen die Chur-
bayerische begriffen sein sollen, spargirt. Es hetten aber Ihre Kayserliche
Maiestät zue Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht ein beßeres vertrawen,
und würde er dahero, alß langh Ihre Kayserliche Maiestet ihme kein an-
derst anbefohlen, sich des geschreyes und rhed halber die Pfältzische sach
Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht gnädigster intention nach vortzusetzen
trewligst anglegen sein laßen. I. H. G.: Daß Ihre Churfürstliche Durch-
laucht in Bayeren etwas gegen dero so nahe befreundtes und anbewandtes
hauß Österreich tractiren soltten, daßelb were nicht zu glauben. Er herr
graff kendte beßer einen so altten vornehmben regenten, und wüßten in
diversis exemplis et personis sich zu erinneren, wie etliche ministri öffters
dergleichen diffidentias und suspiciones durch ihre rheden und schreiben ver-
uhrsacht . Krebs hat gestern noch d’Avaux die Notwendigkeit eines Stillstan-
des der Franzosen mit Ksl. und Bayern dargelegt, damit man Schweden, wenn
es keinen Frieden wolle, zwingen könne. Wan nun die Churbayerische, wie es
I. H. G. dafür hieltten, zu alsolchem werck die tractaten zu richten
gemaint, so wehre es in effectu eben dasjenig, waß die Kayserliche zue
salvirung der stiffter und religionssachen öffters erinnert, damitt die Fran-
zosische wapffen von den Schwedischen mochten abgesondert werden;
dießes aber, wie auch alle religionanglegenheiten nebenst der Pfältzischen
sach den catholischen zum besten zu richten, were kein beßers mittell, alß
wan zwischen beeden cronen Spanien und Franckreich der fried fürderligst
zu schließen, wozu Trauttmansdorffs und d’Avaux’ Reise nach Münster
dienlich sei. Trauttmansdorff: Es were ia wohl dem catholischen
weeßen damitt gedienet, wan der fried mitt Spanien und Franckreich ge-
macht , und hette man alßdan hülff gnug von Spanien zu erwartten, wie
dan alßbald ein exercitus auß dem statu de Mediolano heraußer kommen
köntte. Der comte d’Avaux köntte woll, weiln er alhie nichts zu versäu-
men , sondern etlicher mainung nach die sach nur auffzuhaltten sich beflei-
ßigte , nacher Münster ziehen, seinestheilß wüste er nicht, indeme die
Spanische ihre gemeeßene instruction und in der negociation ohne das
fleißig gnug, waß er darinn weiters zue prestiren. I. H. G.: Sie woltten
eben nicht hoffen, daß der comte d’Avaux alhie den friedenschluß im reich
zu verhinderen sich befliße, dießes hetten sie gleichwohl öffters vermerckt,
daß alß lang der fried mitt Spanien und Franckreich nit gemacht, die Fran-
zosen so candide et fervide sich der catholischen interesse nicht annehmen,
weiln sie der Schwedischen hülff bey dem noch nicht mitt Spanien geschlo-
ßenen fried nöhtig, solches die Schweden auch woll wüßten, und dießes
eben die rechte wurtzell ihres hochmuhts were, dahero dan umb so viell
demehr dazu zu gedencken, wie dießer fried forderligst zu schließen.
Trauttmansdorff: Hat auch darüber mit d’Avaux geredet, dessen Vor-
schlag , Piombino und Porto Longone gegen Cambrai und St. Omer auszu-
tauschen , aber abgelehnt. Einzelheiten zur spanischen Erklärung. Er glaubt,
daß die cron Franckreich mitt der Spanischen resolution und erbieten ein
billiches gnügen und satisfaction hette und haben würde, wan nicht die un-
ersättliche begyrd eines ministri zue behaubtung seiner aigensinnigen und
nützigen vorhaben praedominirten. I. H. G.: Es schiene woll, daß in
Franckreich noch auff des Servients negociation und der Hollender erkle-
rung das absehen gerichtet, und in der hoffnung, alda noch etwas zu
erhaltten, ihre tractaten auffzügen. Herr graff von Trautmansdorff:
Die Hollender blieben bey ihrer einmaln gefaßter resolution bestendig, wie
er davon gewiße nachrichtung [...]. Er hat d’Avaux gewarnt, daß nach
dem Frieden mit den Generalstaaten Spanien seine ganze Macht gegen
Frankreich richten könne und ihm dann gewachsen sei [...] . W: Will
hoffen, wan die Frantzosen verspürten, daß mitt den Hollenderen nichts
mehr außrichten köntten, daß sie alßdan auch den frieden mitt Spanien
annehmmen möchten. Man würde aber, weiln darahn so viell glegen, woll
antreiben müeßen, daher dan der herr nuncius, wie sie vermeldet, sowohl
seine des herrn graffen alß des comte d’Avaux gegenwahrt zue Münster
desiderirt. Trauttmansdorff: Nach Nassaus Bericht haben die Fran-
zosen die spanischen Punkte schon beantwortet, seinestheilß köntte er nicht
mehr zue den sachen thuen, weiln die Spanische ihren gemeeßen befelch,
und hette dem comte de Pineranda die glori des gemachten friedens nicht
zu nehmmen. Daß der d’Avaux aber hinüberzüghe, sähe er gern. I. H.
G.: Der comte d’Avaux were zue der reiß nit ungeneigt, er würde aber, alß
langh er der herr graff alhie bliebe, zu verreißen bedenckens haben, und
weiln die Pfältzische sach in den reichsrhäten auch zue deliberiren, so
köntte des herrn graffen gegenwahrt in hoc puncto zue Münster auch viell
guetes schaffen. Herr graff von Trautmansdorff: Er stünde in
bedencken, ob und wie die Pfältzische sach zue den reichsconsultationibus
zu bringen, und damitt er den sachen nit zuviell oder zuewenig thette, so
woltte er derentwegen mitt den Churbayerischen reden. W: Diese
zeigen Bedenken gegen die Proposition in den Reichsräten, da einige Prote-
stanten , die an sich der Sache nicht zuwider sind, sich vor Erledigung der
Gravamina nicht positiv erklären wollen. Trauttmansdorff: Mitt den
gravaminibus hoffte er bald ferttig zu werden, es were aber in causa Pala-
tina etwas ratione religionis, damitt er nicht woll fortzukommen sähe. Dan
wan schon die catholische underthanen itzo in der Pfaltz bey ihrer religion
der pfaltzgraff laßen müste, so würde ihme gleichwohl auch sein
exercitium einzuführen nicht können benommen werden. I. H. G.: Der
comte d’Avaux hette von ihr rationes zu wißen begehrt, wodurch man die
catholische religion in der undern Pfaltz versicheren köntte, deme sie dan
verscheidene, wie im selbigen diario vermeldet, vorbracht, und er sich die-
selbe woll gefallen laßen, also hette man fundamenta gnug, die catholische
religion alda zu erhaltten. Darauff den herrn graffen gefragtt, wie es mitt
den restituirten clostern und geistlichen güettern in der Pfaltz soltte
gehaltten werden, dan wan solche hinwieder hinweckgehen soltten, so
würde der underhaldt den geistlichen endzogen und die religion bald
wiederumb extinguirt werden. Herr graff von Trautmansdorff: Er
sorgtte, daß die geistliche güetter in gefahr sein würden.
Hinzu Lamberg/Krane. Günstige Erklärungen der von Trauttmansdorff
angesprochenen Protestanten in der braunschweigischen Sache; er ist bereit,
deshalb auch Vertretern des Städterates zuzusprechen. Bevorstehende
Ankunft der spanischen Silberflotte. Trauttmansdorff lehnt den Gedanken
ab, daß der Kaiser wohl als König von Ungarn, nicht aber für die zum
Reich gehörigen Länder Spanien weiter unterstützen könne. Und ist
dießer discursus bey genommenem abschied dahin gefallen, man möchte
vor allem den frieden mitt Spanien und Franckreich befürderen, damitt
man in dergleichen quaestiones nicht kehme und dem nohtleidenden catho-
lischen weeßen beßer bey dießen tractaten helffen köntte. Wiederholung
von Trauttmansdorffs Erklärung wegen der bremischen Forderungen.
Schlechte Lage des Königs von England. D’Avaux hat Trauttmansdorff
berichtet, die Schweden klagten über die spanisch-französischen Verhand-
lungen und meinten, daß ohne ihr Vorwissen Frankreich nicht mit Spanien
zu schließen hätte, was d’Avaux zurückgewiesen hat.