Acta Pacis Westphalicae : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 7: 1647 - 1648 / Andreas Hausmann

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Verweis auf die Relation vom 27. Januar 1648 (Nr. 99): Notwendigkeit
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einer unmittelbaren Einigung mit den protestantischen Reichsständen.
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Alß wir nuhn im werck gewesen, hierauff die protestirende vor unß zu
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erfordern, ihnen diese bewandtnuß vorzuhalten und, ob wir sie zue eini-
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ger immediathandtlung vermögen könten, zu versuchen, haben die Chur-
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mayntzische räth

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Meel und Krebs (vgl. APW [III C 2/2, 962 Z. 25] ).
unß angebracht, es hetten ermelte protestirende bey
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ihnen sambt und sonders erinnerung thuen laßen, wie daß sie verhofften,
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es würden die catholische sich nit weniger in schrifften gegen ihnen er-
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clehrn, alß es von denen protestierenden gegen denen catholischen be-
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schehen

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Gemeint sind die Declarationes ultimae der prot. Rst. vom 21. Januar 1648 ( [Nr. 96 Beilage]
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B).
, und zwar zu dem ende, damit dies ortts nit allein ein gleichheit
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gehalten, sondern auch künfftiger einreden, alß hetten sie, catholische, in

[p. 335] [scan. 429]


1
daß, so gehandtlet, nit eingewilligt

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Anspielung auf die Haltung der kath. Rst. in der Frage der Verbindlichkeit des bisher in
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den Verhandlungen Verglichenen (vgl. später die (interne) ksl. Widerlegung der prot. Ra-
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tiones für die Beibehaltung der unstrittigen Punkte des *KEIPO4B* [Osnabrück vor 1648
37
Februar 22; Text: APW [ II A 8 Nr. 13 Beilage C]] ).
, fürkommen würde. Wan dan ethlich
2
der catholischen,

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2 welchen] Im Konzept mit wölchen.
welchen dies begehrn communicirt worden, fast für
3
thunlich und nottwendig hielten, daß man denen protestierenden will-
4
fahrn solte, alß wehrn sie bedacht, auff den negstgefolgten dinstag [ 28.
5
Januar 1648] in pleno catholicorum hieruber zu handtlen, mit angehenck-
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tem ersuchen, wir wolten ihnen zu solchem ende bericht thuen, waß mit
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denen Schwedischen gehandtlet, warauff es erwunden und wie weith wir
8
in ein und andern endtlich zu gehen befehlicht wehrn, damit man sich
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desto beßer in pleno catholicorum zu entschließen wißen mögte.

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Wir haben befunden, daß dies vielleicht eben das rechte mittl, dardurch
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man endtlich mit denen protestirenden zu einer immediathandtlung
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würde glangen können, und darumb kein bedenckens tragen sollen, be-
13
sagten Churmayntzischen räthen alles daßienig, waß sich mit denen
14
Schwedischen verlauffen, umbstendtlich anzuzeigen

38
Zur Unterredung der ksl. Ges. mit Meel und Krebs vgl. das Protokoll in APW III C 2/2,
39
[962 Z. 24 – 963 Z. 20] .
, auch mit beyligen-
15
der verzeignuß

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15 sub numero 1] Fehlt im Konzept.
sub numero 1 für augen zu stellen, waß auß dern protesti-
16
renden ubergebenen declarationibus in puncto amnestiae et gravaminum
17
für bekandt anzunehmen und hingegen noch streittig verbleiben thue.

18
Soviel aber unßere ultima belangte, die wehrn fast alle bereiths in unßern
19
außgehändten temperamentis

40
*KEIPO5* .
begrieffen und, waß noch ubrig sein könte,
20
denen churfürstlichen räthen insgesambt vorgehalten und eröffnet wor-
21
den

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Bezug auf die Unterredung mit den Ges. der kath. Kf.en am 11. Januar 1648 (vgl. [Nr. 83 bei Anm. 6)] .
. Wir hettens zwar nuhmehr in formam instrumenti zusamengetra-
22
gen

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Gemeint ist der (vollständige) interne KEIPO6 ,s.l. [vor 1648 Januar 16]. Volmar hat den
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kurmainzischen Ges. am Abend die Art. IV–V KEIPO6 zur Einbeziehung in ihre Bera-
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tungen zur Verfügung gestellt (vgl. [Nr. 109 Anm. 1] ).
, befinden aber die gantze handtlung noch in dem standt nit, daß wir
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darmit siecher heraußgehen könten, aldieweil in den mehrern stücken die
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protestierende ebensowoll alß die Schweden mit unß noch in contradic-
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toriis begrieffen wehrn und man sich keines zuhaltens zu versehen hette.
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Hierauff haben die catholische gestern und vorgestern sich zusamenge-
27
than, sein auch heudt dato wiederumb beyeinander, und müßen wir er-
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wahrten, weßen sie sich miteinander vergleichen werden.

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Immittls ist vorgestern nachmittags der Salvius bey mir, graffen von Lam-
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berg, gewesen und hatt sich angenohmen, alß wan er den friedenschluß
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auff daß allereifferigste zu befordern begehrte, darbey aber vorgewendet,

[p. 336] [scan. 430]


1
daß die mehriste verhindernuß ahn satisfaction der militiae unnd verglei-
2
chung der Caßlischen praetensionum bestehen thue. Er sähe, daß auß der
3
sachen nit zu kommen, sondern ein notturfft sein würde, daß man das
4
gantze instrumentum, warauff man in allen puncten zu bestehen gedechte,
5
vorlegen und also uber alles samenthafft sich erclehrn thue.

6
Warauff ich ihme geanthworttet, dies würde zwar der kürtziste weeg sein,
7
wan man in denen conditionibus einig, man wehre aber in vielen haubt-
8
puncten noch gar zu weith voneinander und trüngen sönderlich beyder-
9
seits stände darauff, daß man vorderist die beyde articul de amnestia et
10
gravaminibus auff ein endtlichs vergleichen solte. Alßdan wehrn wir er-
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bietig, unß in der Caßlischen sach also zu erclehrn, daß verhoffentlich
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dardurch, wan nur die gegenpart auch der billichkeit sich bequemen wölle,
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der friedt nit solle auffgehalten werden.

14
Von satisfaction der militiae wehrn alle stände mit unß einig, daß man
15
darvon nit handlen könte, es seie dan vorderist der frieden vollich ge-
16
schloßen, also könten wir unß dies ortts keines andern vernehmen laßen.
17
Gestern nachmittag sein beyde Schwedische plenipotentiarii bey unß wie-
18
derumb erschienen, haben zwar anfangs die bey negstvorgehender confe-
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rentz außgesetzte stück zu

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19 verholen] Im Konzept erholen.
verholen angefangen

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Bezug auf die Konferenz am 26. Januar 1648 (vgl. [ Beilage 3 zu Nr. 99] ). Zum folgenden
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vgl. ausführlich das hier beiliegende Protokoll (Beilage 2).
, aber in keinem sich
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schließlich erclehrn wöllen, sondern gleich wiederumb auff die Caßlische
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handtlung getrungen. Wir haben unß aber soviel weniger darüber ein-
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laßen können, weil wir noch in erwahrtung stehen, waß die catholische
23
für ein gegenerclehrung uber der protestierenden schrifft heraußgeben
24
werden, also haben sich die Schweden nit lang bey unß auffgehalten, son-
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dern ihrn abschied genohmen, mit anzeig, daß der Oxenstirn heudt dato
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nacher Münster verreisen wolt, umb daselbst die Hollander zur publica-
27
tion des friedens mit Spania anzumahnen

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Geplant war ein Besuch bei Longueville (vgl. APW [II C 4/1, 219] ).
, so wir

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27 ironice] In Konzept und Kopie ironicos.
ironice verstanden,
28
weil bewust, daß die Frantzosen nichts mehrers suchen, alß diese publi-
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cation zu verhindern,

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29–30 und – abgelauffen] Fehlt im Konzept.
und giebt beygefügtes protocoll numero 2 mit meh-
30
rern zu erkennen, wie selbige conferentz abgelauffen.

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Wir sehen auch clährlich, daß der Schweden intention mit beforderung
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ihres kriegsvolcks und abhandtlung der Caßlischen forderung zu nichts
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anders angesehen, alß unß ein und andere erclehrung abzutringen, dern
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sie sich auff ein und andern fall hernach alß ein vergliechenen sachen zu
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bedienen hetten, keinesweegs aber, daß sie ihrn vorgeben nach darmitt
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vergnügt und in puncto amnestiae et gravaminum das geringste weichen
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würden, sondern sie gedencken vielmehr, die sachen also herumbzuspie-
38
len, biß sie sehen mögen, wie ihrer armada nuhn ins werck gesetzter

[p. 337] [scan. 431]


1
veldtzug

40
Zum schwed. Feldzug im Januar/Februar 1648 vgl. Höfer, 148–152.
außschlagen werde, und dan zumahl eine offene handt hetten,
2
entweder alles uber hauffen zu werffen oder daßienig, so ihnen hierzwi-
3
schen nachgeben worden, zu faßen.

4
Nachdem dan auß Ewer Kayserlicher Mayestätt unß mit gestrigen post
5
einglangtem allergnädigsten schreiben vom 14. dießs wir gehorsamst
6
vernohmen, warauff deroselben geheimen reichssecretarien Wilhelm
7
Schröders negociation bey der churfürstlichen durchllaucht in Sachßen
8
bestehen thue, auch nit zweiff[l]en, dero hiesigen abgeordtneten, Dr.
9
Leubern, die vertröstete instruction heudt dato zukommen werde, sodan
10
die Churbrandeburgische räth sich auch bey unß anmelden laßen, daß sie
11
ihres gnädigsten herrns resolution uber Ewer Kayserlicher Mayestätt sei-
12
ner churfürstlichen durchllaucht communicirte instruction

42
Gemeint ist die Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ).
nuhnmehr
13
entpfangen hetten unnd darüber mit unß zu reden begehreten, alß wirdt
14
dieser beyder herrn churfürsten erclehrung zeigen, ob und wie weith man
15
der sach einig sein und zum schluß werde glangen können.

16
PS [1] Demnach Ewer Kayserliche Mayestätt auch allergnädigst bevehlen,
17
deroselben abschrifft derienigen zwischen Ewer Mayestätt und der chur-
18
fürstlichen durchllaucht in Bayrn auffgerichten capitulation, darvon die
19
Schwedische plenipotentiarii gegen unß erwähnung

38
19 gethan] Ergänzt aus dem Konzept.
gethan, zu über-
20
schicken

43
Bezug auf die bereits angesprochene Weisung vom 14. Januar 1648, d.i. [ Nr. 84] .
, so haben wir gleich damahlen uff ihre geführte discurs der
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sachen nachgeforscht und durch mittl iemandts auß den protestirenden
22
ein abschrifft von selbiger capitulation zu handen gebracht, inhalts wie
23
die beylag außweisen thuet. Waher aber ihnen selbige ursprünglich mit-
24
getheilt worden, haben wir nit in erfahrung bringen können.

25

39
25 PS] Im Konzept Aliud postscript.
PS [2] Obzwar der Oxenstiern, wie in der relation vermeldt, unnß ange-
26
zeigt, daß er anheut nach Münster verraisen wolt, so hat er unnß doch
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heut nachmittag anzeigen lassen, das er von denn protestierenden er-
28
suecht worden, solche raiß noch derzait einzestellen , weil die catho-
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lische ihres vernemmens beraits mit der gegendeclaration gefaßt unnd
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also die conferenzen widerumb fortgesezt werden khöndten. Diesem be-
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gehren hete er nun stattthuen wollen unnd erwartet mit nechstem unserer
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weitern zusambenkhunfft.

33
Alß wir auch eben heutigen nachmittag einen außschuz von denn pro-
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testierenden vor unß erfordert unnd inen referiert, warauff die sachen
35
diese tag herein bestanden, unnß auch erbiethig gemacht, sobaldt unnß
36
die catholische ihre conclusa, so eingelangtem bericht nach erst morn-
37
drigen tags gescheehen würdte, übergeben hetten, die handlungen sowol

[p. 338] [scan. 432]


1
mit ihnen, protestierenden, ohne mittel alß mit denn

34
1 Schweedischen] Fehlt im Konzept.
Schweedischen ze
2
reassumieren, haben sie unnß ebenmässig erzehlt, waßgestalten sie den
3
Oxenstiern, seine vorgehabte raiß einzestellen, behandlet heten. Scheint
4
daraus, daß des Oxenstierns vorhaben nur simulierte sachen seyen.

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