Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert

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Wir haben die Schweden um Stellungnahme zu den französischen Forderungen ge-
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beten
. Diese haben geantwortet, daß der Salvius unlengst zu Münster gewest und eben
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dieses puncts halben mit denen Frantzößischen plenipotentiariis zur rede kommen und
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es auch befunden, daß dieselbe immerforth darauf bestünden, daß sich des gantzen
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Elsas, waß dies- oder ienseith Rheins ist, gar nit zu begeben gemeindt. Es seie auch
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solches deütlich gnug in der Frantzosen replik außgesetzt worden. Weiln dan seithero
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auf solche replic an seithen Kayserlicher mayestät kheine antwort erfolgt, würde es
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ihnen, Schweedischen, nit wol anstehen wöllen, von der Frantzosen alß irer con-
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foederirten praetension ein anders zu reden, alß waß dieselbe selbst dhavon rede-
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ten, sondern müsten dieselbe pro iustissima ac aequissima halten.

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Nos: Man hete ahn seithen Kayserlicher mayestät alzeit praesupponirt, daß die cron
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Schweeden denen Frantzosen in unbilligen sachen, bevorab aber in deme, waß zu nach-
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theil des status in Teutschlandt gereichen thue, nit würden beyfall geben. Nun könte
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aber dem statui des Reichs nichts nachtheiliger sein, alß der cron Franckreich einige
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vestung dießeith Rheins in handen zu laßen, weiln dieselbe solcher gestalt das Reich an-
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fallen khönte, wans iro gefällig, welches ie dem Reich einen schlechten frieden geben
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würde.

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Ille: Man erwarte der Kayserlichen abgesandten erclehrung ad replicam, die würde
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den sachen groß liecht geben können, wan man die cron Schweeden pro concive würde
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angenhommen haben, würde dieselbe ex vinculo civili, quod maius est quam vinculum
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confoederationis, das ihrig dhabey thuen khönnen, wiewol man nit so große ursach
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habe, sich wegen zurücklaßung Elsas und bemelter vestung so sehr zu beschwehren. Es
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wachßen hingegen dem ertzhauß Österreich anderwertige emolumenta zu und komme
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zu rühiger possession seiner lande, gereiche auch zu des Römischen Kaysers höchsten
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ansehen, vier cronen zu vasallen zu haben. Es gehe dem Reich nichts dardurch ab,
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denen ertzhertzoglichen pupillen könte anderwerts wieder erstattung geschehen, Kayser-
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liche mayestät auch vermitls der cron Franckreich und Schweeden assistenz den
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Türcken anfallen und etwoh Ungarn, Macedonien, Tracien und Griechenlandt hinweg-
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nhemmen und daraus die soldatesca zahlen. Churbayern selbst gönne der cron
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Franckreich diese lande und erfordere es dero status und versicherung, dieselbe nit auß
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handen zu laßen, dan ohne dieselbe seie die cron nit sicher, daß nit das ertzhauß
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Österreich mit einer armada von 30 000 man gar biß für das thor von Pariß ohne
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einige resistentz würde rücken können, und das seie die ursach, warumb dieselbe sich

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dieser einhabenden örter nit begeben wölte, dan wölte nit mehr solcher gefahr
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underworffen sein.

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Wir erwiderten, daß das Gutachten der Reichsstände die kaiserliche Duplik verzögere,
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die innsbruckische Linie sei am Krieg nicht beteiligt gewesen und vom Kaiser drohe
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Frankreich keine Gefahr. Auf den schwedischen Einwurf hin, daß auch die pfälzischen
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Kinder nichts mit dem Krieg zu tun hätten, entgegneten wir, daß aber deren Vater
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schuldig geworden sei und trotzdem solle über deren Restitution verhandelt werden,
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während die erzherzoglichen Kinder, deren Vater sogar niemals am Krieg beteiligt
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war, ihres Gutes beraubt werden sollen.

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Die Schweden drängten auf die Duplik und wollten endlich auch ohne das reichsstän-
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dische Gutachten zum Duplizieren schreiten. Wir betonten hingegen, daß wir unserer-
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seits das Reichsherkommen beachten wollten, zeigten uns aber nicht abgeneigt, auch
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einen Entwurf eines Friedensinstruments mit zu überreichen.

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