Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
Die Vorgänge im Fürstenrat zu Münster sind Euch bekannt. Hinweis auf Beilage A.
Ich stelle Euch anheim, weyln dieser modus procedendi dem in anno 1636 ihrer
Kayserlichen mayestätt uberreichten churfürstlichen bedencken und deroselben
daruber gefasten Kayserlichen resolution zuewieder laufft, ob sie auch ihres orths
gegen denen Churbayerischen dienliche erinnerung thuen wolten, daß man sich gegen
ihnen versehe, sie würden ya ihres theilß darwieder nichts zu thun gesonnen sein, dan
da sie auff dem bestehen wolten, das der punctus satisfactionis ante compositionem
gravaminum und wieder der protestirenden gegebenen versicherung (daß, wan nemblich
die gravamina vorher verglichen, es mit yetzgedachtem puncto satisfactionis kein so
grose difficultet mehr haben werde), zum ersten vor die handt genohmmen und
erörttert werden müste, so möchten sie, die Churbayerische, bey denselben nicht allein
in den wahn gerathen, samb sie allein umb ihres privati willen, wieder ihre maye-
stätt und das Reich mit und vor Franckreich parte machten, sondern es dörfften
auch die protestirende ursach undt anlass nehmen, da sie verspühren solten, das ihre
gethane synceration undt erklerung anderer und besserer gestalt nicht auffgenohmmen
und beobachtet werden wolte, sich gar an die cron Schweden zu hencken oder, weyln
man ihrer unbefragt, mit diesem satisfactionis punct furgeeylet hette, sich gar der
concurrentz zu entziehen und das onus allein uff ihre Kayserliche mayestätt und
dieyenige, welche darauff getrungen, daß solche am ersten vor die handt zu nehmen,
zu erweisen. Zudeme so würdt man auch den hiesigen chur-, fursten und ständen ihr
freyes votum in der Pfaltzischen sach, wie und uff was weiß solche beyzulegen, nicht
nehmen können; solten sie nun verspühren, das Churbayeren so starck uff die satisfac-
tion, sonderlich der cron Franckreich, tringen und solche der compositioni gravaminum
vorsetzen wolte, würde eß ihrer churfürstlichen durchlauchtt wenig favors bey denselben
machen.
Man ist nit in abredt, daß der friedt nothwendig, und wier laßen ya unsers theils ahn
unß das geringste nicht erwinden, man muß aber in der gesetzten ordnung bleiben,
und, wie der cron Schweden plenipotentiarii selbst melden, die gravamina zum ersten
vor die hand nehmen, und wan man sich derentwegen verglichen, alßdan uff den
punctum satisfactionis kommen. Dieser intention und meinung könte auch der Chur-
mainzische canzler Reigersperger erinnert und ersucht werden, das er in die correlation
nicht tringen wolte, es wehre dan von hiesigem und dortigem collegio geschlossen,
dann hierahn ligt gewiss die separation oder union der ständt. Die meisten, so uff daß
jus suffragii getrungen, seindt alhier, solten sie solcher gestalt vorbeygegangen werden,
hette er, Reigersperger, leicht zu erachten, waß hierauß fur ein verwirrung entstehen
würde. Beilage: Beilage A.