Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett

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Verschienenen montag, den 28. dieses, hat mich, den graven von Lamberg,
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der Schweedische gesandter nomine Salvius heimbgesucht und einen dis-
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cursum praeparatorium, wie er ihn genendt, zu khünfftiger conferentz super
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instrumento pacis mit mir gehalten, und geruhen Ewer Mayestätt ihro auß
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beyverwahrtem prothocollo allergnädigst referirn zu laßen, waß für harte sa-
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chen bey selbigem discursu heraußkhommen und wie weenig alnoch darauß
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abzunhemben, daß es der cron Schweeden umb den frieden ernst seie.

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Waß wir auch iüngsthin wegen vertreülicher correspondentz, so sich bey et-
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lichen protestirenden stendten under nahmen selbiger stendte deputirten mit
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denen Schweedischen gesandten continuirlich vermercken laßet

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Vgl. nr. 133.
, angezeigt,
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solches wirdt auch von den Churbrandenburgischen abgesandten selbst be-
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stettigt, und sein noch gestern der graff von Wittgenstein und Dr. Weßen-
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beck bey unß gewest, ire condolentz wegen weylandt irer mayestätt, der Rö-
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mischen Kayßerin, unser allergnädigsten frawen selichsten hintritt gehor-
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samst contestirt und bey solcher gelegenheit sich gleichergestaldt, wie lauth
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unser negsten gehorsamsten relation andere gethaen, darab bedingt, daß sie
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mit selbem werck nit wölten zu thuen haben. Der fürstlich Magdeburgischer
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gesandter soll das directorium führen, die Sachßen Altenburg- und Weymari-
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sche, auch Braunschweig Lüneburgischer abgesandten Calenbergischen- oder
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Hannoverischentheils, Dr. Lampadius

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Dr. Jakob Lampadius (1593–1649), auf dem WFK 1644–1649 Ges. des Hgt.s von Braun-
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schweig-Lüneburg-Calenberg, vertrat zugleich Braunschweig-Lüneburg-Celle und -Grubenha-
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gen sowie den Gf.en von Hoya-Diepholz. 1620 ao. Professor an der Universität Helmstedt,
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seit 1635 in calenbergischen Diensten (ADB XVII, 574–578; NDB XIII, 454ff. ; Klein-
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heyer
/ Schröder, 162ff.; Walther, 89; Dietrich); zu seinen juristischen, später von Con-
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ring und Kulpis erneut aufgelegten, das Reichsstaatsrecht, das Reichsreligionsrecht sowie das
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RKG behandelnden Schriften: NDB XIII, 455 .
, die angemaste deputati sein und
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steitz mit denen Schweedischen negotiirn, die andere alhie anweesende

[p. 259] [scan. 339]


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Braunschweig Lüneburgische-, Zellische-

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Neben Lampadius wurde Braunschweig-Lüneburg-Celle seit Juli 1644 vertreten durch Dr.
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Heinrich Langenbeck (1603–1669), seit 1634 in braunschweig-lüneburgischem Dienst ( ADB
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XVII, 662ff. ; Wolff, 213; Bierther, Reichstag, 336; Kietzell, 104 Anm. 28).
und Wolffenbütlischetheils

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Ges. des Hgt.s Braunschweig-Wolfenbüttel auf dem WFK waren seit 1645 Juni Coeler und
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Schrader ( Wolff, 213). – Dr. Chrysostomus Coeler (Köhler) (1607–1664), 1644 Hofrat und
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1661 Vizekanzler im Ft. Wolfenbüttel ( Walther, 64; Früh / Goedecke / Wilckens IV
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nr. 3199; APW [II A 5 nr. 71 Anm. 6] ). – Dr. Heinrich Schrader (1601–1672), seit 1625 in
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braunschweigischen Diensten ( Walther, 64f.; APW [II A 5 nr. 71 Anm. 6] ).
selbst
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deswegen mit dem Lampadio nit wol zufrieden sein und es unverholet sagen,
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daß sich ire instruction mit deßen actionibus nit vergleiche.

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Wie wir darauf neben gebührender dancksagung für beschehende condolentz
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erinnert, daß wir verhofft gehabt, es würden nuhmehr, dha man in tractatu
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pacis so weith khommen, daß das instrumentum pacis schon außgeantwortet,
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allerseits, bevorab von denen stendten des Reichs, umb den gewünschten
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schluß zu erheben, friedtliebende consilia beygetragen werden, in sonderbah-
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rer erwegung, sich auch die sachen in puncto gravaminum Imperii waß beßer
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zum ziel lencken thäten und zu verhoffen seie, daß die stendte darin werden
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vergliechen werden, hat der graff von Wittgenstein geantwortet, er sorge, es
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seie schon zu spaeth. Wan noch fürn halben jahr hette möegen einigkeit zwi-
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schen denen stendten getroffen werden, würde es dem Römischen Reich,
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auch ertzhauß Österreich zu großem nutzen und diensten außgeschlagen und
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sowol Elsaß alß Pommern dardurch erhalten worden sein. Nuhmehr laße
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sich schon eine separatio under denen stendten vermercken, und glaube ers,
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daß sich dern viele albereits mit denen cronen zu weith vertiefft haben.

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Imgleichen wil sich auch der |:fürstliche Mechelburgischer:| gesandter zu
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dieser deputation gar nit bekhennen, sonderen alles, waß dhamit fürgehe, für
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ein unverantwortlichs werck halten, weiln die stendte nit darzu deputirt het-
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ten. Hatt auch mir, dem graffen von Lamberg, in vertrawen entdeckt, daß die
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Schweden alle mitle und wege suchen, die stendte an sich zu ziehen, und
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noch weenig lust zum frieden scheinen ließen. Hetten noch unlengst einem
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vornhemen abgesandten (den er doch nit genendt) eine ansehentliche offerta
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von einer monatlichen pension gethaen, wan derselb mit ihnen am säil (wie
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das formale gewest sein solle) ziehen würde.

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Hingegen hat mir, Crane, noch heud |:der Hessen Darmbstattischer abgesan-
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ter Dr. Wolff:| die hoffnung gemacht, daß noch der mehren theil der stend-
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ten, sönderlich die stättische, des kriegs müth und sich ehender mit denen
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catholischen stendten in puncto gravaminum auch per medium temporarium
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setzen alß denen cronen ferners beypflichten werden. Und wölte er verhof-
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fen, die sachen sölten sich bey irer exzellentz, herrn graven von Trautmans-
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dorff zurück- oder wieder anherokhombst zwischen denen stendten noch
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wol richten und vergleichen laßen. Und laßet unß gleich itzo, indem wir in
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dieser expedition begrieffen, selbiger |:Darmbstättischer abgesanter:| ver-
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treülich wißen, daß die Frantzösische abgesandte zu Münster heüd bey dem

[p. 260] [scan. 340]


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fürstlich Magdeburgischen directorio durch den alhie anweesenden Frant-
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zösischen residenten, monsieur de La Barde, dero Kayserlichen gesandten
3
iüngsthin aldha in der haubthandlung außgeantwortete duplica

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Gemeint ist wahrscheinlich die postrema declaratio vom 29. Mai 1646 (nr. 139 Beilage
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[ 1]).
uberreichen
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und der protestirenden stendte gedancken und gutachten darüber begehren
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laßen. Seie aber per maiora geschloßen worden, sich der communication hal-
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ben zu bedancken, wegen des begehrten gutachtens aber glimpflich zu ent-
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schüldigen, auß welchen der Frantzosen ansuchen und zumuthen gewißlich
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noch schlechte hoffnung von einiger friedensbegierdte zu schöpffen ist.

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