Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
Unserem iüngsten gehorsamsten schreiben vom 21. dieses zufolge haben wir
unß freytags, den 22. eiusdem, bey denen Schwedischen gesandten, umb den
punctum gravaminum völlich zu richtigkeit zu bringen, eingefunden, denn-
selben auch unser darüber abgefastes proiect
Die Erklärung der ksl. Ges. betr. die Gravamina vom [22. Februar 1647] (Druck: Meiern,
APW IV S. 78–86 ).
darbey von denen Churbayrischen gesandten vielfältig wegen beyrückung
der Pfaltzischen sach, dhamit dieselbe bey bemeltem puncto gravaminum per
modum conditionis sine qua non in denen in instrumento pacis außgesetzten
terminis mitbedingt werden möegte, angelauffen worden, haben wir es auch
unserstheils beßer zu sein erachtet, wan es ie endtlich zur ruptur außchlagen
dörffte, daß sölches wegen beyder alß einer sache halber allein beschehe,
derentwegen dan beyde sachen solchergestalt zusamengebunden, daß in dem
puncto gravaminum ohne vorher in der Pfaltzischen sach erlangte richtigkeit
nit zum schluß zu gelangen, und solches nit allein denen Schweedischen
gesandten deütlich angezeigt, sondern auch dem Frantzösischen gesandten
graven von Avaux umb einwendung seiner officien bey denen Schweedi-
schen, dhamit solche condition von dennselben auch mitbeliebt werden
möege, anglangt. Waß unß nun ahn beyden örtern darauf zur antwort
begegnet, darab geruhen Ewer Mayestätt iro auß beyverwahrtem protocollo
sub numero 1 allergnädigst referirn zu laßen. Deme wir dan noch ferners
dieses hinzuzusetzen für nötig erachten, daß der graff von Avoux noch heüd
mir, dem graven von Trautmansdorff, wißen laßen, daß wol daran beschehen
seie, daß die Pfaltzische sach angedeütetermaaß dem puncto gravaminum per
modum conditionis sine qua non seie annectirt worden. Man solte selbiger
resolution vestiglich inhaeriren und sich zu eintrettung in einige andere
handtlung, ehedan in der Pfaltzischen sach völlige richtigkeit erlangt worden,
kheinsweegs bewegen laßen. Er zweifle zwar nit, daß sich die Schweedische
diesorts würden weisen laßen, gestalt er dan noch heüd mit denselben darauß
geredet und ungleich miltere undt beßere dispositiones alß hiebevor, und
zwar noch gestern beym Salvio, befunden. Wie dem allen, wan selbige
Schweedische gesandten ie nit wölten, so wiße er, graff von Avaux, schon,
waß er von seinem könig zu thuen in befehl habe. Er müße aber vorhero den
glimpff gebrauchen und versuchen, ob auf sölchen schlag vortzukommen
seie.
Sönsten belieben Ewer Mayestätt hiebey sub numero 2 den receß uber der
Churbrandeburgischen aequipollentz zu entfangen, darneben zwar auch die
stifft Minden praetendirt wirdt, so von denen Schweedischen auch, wie unß
die Churbrandeburgischen gesandten berichten thuen, zugesagt worden.
Neben deme berichten Ewer Kayserlicher Mayestätt wir gehorsamst, daß sich
abermals heüd die fürstlich Braunschweig Lüneburgische gesandten bey unß
angeben und, weilen sie der beyder ertz- undt stiffter Magdeburg und
Halberstatt cession ahn Churbrandeburg nit verhindern können, sich nuh-
mehr understehen, ein weithgesuchtes interesse aufzutreiben und deswegen
die stiffter Hildesheimb, Oßnabruck und Minden zum aequivalente zu
praetendirn. Haben sich bey irer vortrag fast harter wörter gebraucht und
under andern mit Schweedischer assistentz trowen dörffen, denen aber
inhalts protocols sub numero 3 der sachen beschaffen- und billichkeit nach
mit einem abschläglichen beschaidt begegnet worden. Und wöllen wir nit
unterlaßen, ferner alle thuenliche einwendungen zu ergreiffen, ob diese newe
zumuetungen möegten auß dem weeg gehalten werden.