Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann

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Den 12. Januarii 1647 hatt herr graff d’Avaux mich, den graffen zu Nassaw, in meinem
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losament besucht, mitt anzeig, er wehre gemeindt, morgen auff Lengerich und folgen-
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den tags auff Oßnabrück zu reißen, ihrer excellentz herrn graffen von Trautmansdorff
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und ubrigen Kayserlichen herrn abgesandten auffzuwarten und zu assistiren in allem
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demjenigen, so zu befurderung deß friedens dienen wurde. Bekennete zwar, daß weder
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gegen die Schwedische noch Brandenburgische directe waß tractiren oder daß ihres [!]
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absprechen wurdt, iedoch sich dahin eußerist bemühen, damitt die sache mögte
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verglichen und der friede befurdert werden. Fragte, warauff es itzo mitt der Schwedi-
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schen satisfaction beruhete.

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Ego hielte darfur, daß ihme solches selbsten ahm besten bewust, hette iedoch vernom-
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men, daß die Schwedische vermögh deren schrifftlichen declaration, so sie ahn die
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Frantzosen gethan, daß letzte membrum in der alternativa, nemblich gantz Pommern zu
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behalten, acceptirten und die churfürstlich Brandenburgische auffschubliche antwort fur
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eine negativam auffnemmen und dannenhero mitt den Brandenburgischen sich in
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fernere handlung wegen Pommern nitt einzulassen gemeindt sein solten, sich auch
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dessen gegen die Churbrandenburgischen gesandten zu Oßnabruck selbsten sollen
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erclehrt haben, wie solches comte d’Avaux nitt unwissendt sein köndte. Ille: Müste
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bekennen, Churbrandenburg hette seine erclehrung waß lang zurugg gehalten. Man
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hette gleichwohl ihre churfürstliche durchlauchtt sowohl von Kayserlichen alß könig-
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lich Frantzösischen gesandtschafft wegen durch furnehme leuthe umb dero declaration
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beweglichen ersuchen lassen. Eß hette auch der agent Saint Romain den churfürsten, alß

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der sich auff nichts erclehren wollen, sondern sehr ubel zufrieden zu sein sich erwiesen,
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zugesprochen und ermahnt, ihre churfürstliche durchlauchtt wolten doch dan selbsten
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ihre gemuthsmeinung, wie weit sie endtlich gehen wolten und waß sie begehrten, klar
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ahn tag und zu verstehen geben, damitt nach möglichkeit bey itzigem zustandt man
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ihrer churfürstlichen durchlauchtt wider helffen könte. Sie hetten sich aber nitt
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heraußlassen wollen, sondern die dilatorische antwort geben

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Vgl. die Proposition Saint-Romains in Den Haag (1646 Dezember 21; Druck: UA IV S.
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476–477; Meiern, APW III S. 774–775 ) und seine Relation vom 1. Januar 1647 (Druck:
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UA II S. 11–13). Die kurbg. Resolution ist nicht veröffentlicht (falsche Angabe bei Meiern,
APW IV S. 225 ).
. Er, graff d’Avaux, hielte
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darfür, wan Brandenburg sich annoch zu pilligen dingen erclehren wolte, solches,
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solang die handlung nitt gäntzlichen geschlossen were, gar nitt außzuschlagen, sondern
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pillig zu hören und, soviel möglichen, in acht zu nemmen were; darbey er dan sehr gern
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seines orths cooperiren und nach seinem vermögen concurriren wolte. Hienge dabey
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ahn, es wurde ihme ohnedaß schuldt gegeben, er were zu gutt Kayserisch. Er müste
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bekennen, daß er alzeit nach seinem vermögen dahin getrachtet, damitt ihre Kayserliche
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mayestät und könig in Franckreich wider in guttes vertrawen und frieden mögten gesezt
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werden. Der hertzog von Longeville und er hetten auch offters, umb den frieden zu
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befurderen, ein und anders geredt, nachgeben und gethan, so nitt von allen wehre
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approbirt, sondern ihnen fürgerückt worden, er wehre zwar also gutt Kayserisch, aber
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nitt gutt Spanisch. Sie hetten der Kayserlichen procedere alzeit nobel und auffrichtig
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gefunden; man hette zwar seine platzen wohl verthetigt, gleichwohln aber alzeit mitt
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einer löblichen franchise gangen. Fienge darbey ahn, außzustreichen, wie daß dieser
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friedt und tractaten zu hohem vorthl und dienst ihrer Kayserlichen mayestät und dero
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höchstlöblichsten erzhauße bey ietztgestalten sachen gemacht und auffgerichtet worden.
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Die Spanische aber hetten sich understanden, zwischen ihnen undt den Holländeren
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eine separation zu machen. Solches könten sie nitt wohl verstehen noch auffnemmen. Es
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wehre wohl wahr, daß, solang man im krieg gegeneinander stünde, könte sich ider
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seines vortheils gebrauchen. Und wan einige apparentz wehre, daß die Spanischen der
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Holländer separation zuwegen bringen könten, wolten sie es nitt ubel finden, daß sie
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solches unterstünden, aber einmahl wurden es die Spanische nimmermehr dahin
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bringen. Nehme sie darbey groß wunder, daß die Spanische in den Toscanischen
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sachen

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Piombino, Porto Longone, Casale.
(also nennet ers) sich so widrig erzeigten und hart hielten. Die Frantzosen
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wurden davon nimmermehr abstehen, er wüste deß Frantzösischen hoves intention gar
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zu wohl darin.

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Ego: Wehre Churbrandenburg wohl zu gönnen, daß ihre resolution befurdert hetten,
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dardurch sie ohngezweiffelt ihren staatt in besseren standt und sicherheit wurden gestelt
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haben. Man hette dießseits ihrer churfürstlichen durchlauchtt dienst und beste iederzeit
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hertzlichen gern befurdert gesehen, auch soviel nur immer möglichen und ohne
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hindansetzung und auffhaltung deß von jederman so hocherwunschten friedens hette
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geschehen können, darzu sich beflissen. Daß seine excellenz gutt Kayserisch wehren,
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hetten wir pillig zu ihro daß gutte vertrawen, daß sie die vorgedachte gutte intention
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hetten, wurden auch darzu, wan der friedt geschlossen, do mehr ursach haben. Ich sähe
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aber nitt, wie ihre Kayserliche majestätt und königliche majestätt in Hispanien, alß eines
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haußes und so nahe blutsangewandten, zu separiren. Eß müste die gutte devotion
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allerseits sein und aller widerwillen und ungleiche impressiones auff seithe gesetzt
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werden. Und könte sich ahn meinem wenigen orth nitt finden, daß die Spanische zu
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verargen, wan schon etwan die mittel suchten, wie sie auß einem so beschwerlichen
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krieg zum frieden gelangen könten.

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Ille: Wehre auch der meinung, man müste nunmehr dahin gedencken, diese drey cronen
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– Kayserliche, Spanische und Französische – mitteinander zu vergleichen. Wolten

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allerseits gern darin concurriren; warauff mitt allerhandt complimenten den abscheidt
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genommen.

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