Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann

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Alß wir beede, der graff von Lamberg und ich, Cran, den Schweedischen gesandten
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Salvium zu Münster heimbgesucht, hatt derselb unß berichtet, daß der Oxenstern gleich
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zum duca de Longaville gefahren, umb sich bey denen Frantzösischen gesandten zu
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beurlauben. Der seie bedacht, auf ubermorgen seinen weeg wieder nach Oßnabruck
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zuruckzunhemmen. Habe allerhandt bedencken, warumb sich alhie nit könne zu
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tractaten einlaßen, hette sich zwar noch heüd ploß der ursachen halben, weiln der de
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Saint Romain vom churfürsten von Brandeburg wieder zurückkommen

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Saint-Romain war am 16. November 1646 nach Münster zurückgekehrt ( Meiern, APW III
S. 753 ).
, umb zu
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vernhemmen, waß derselbe mitbringe, aufgehalten. Der bringe aber keine andere

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erclehrung

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Diese Erklärung ist nicht veröffentlicht. Wahrscheinlich entsprach sie der kurbg. Resolution
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vom 7./17. November 1646 an die eigenen Ges. (Regest: UA IV S. 467–468).
, alß daß ire churfürstliche durchlauchtt ihren zu Oßnabruck anweesenden
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gesandten newe instruction, wegen Pommern zu tractirn, zugeschickt hetten. Nuhn
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wüsten die Schweedische gar wol, daß der Churbrandeburgische principalabgesandter
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graff von Witgenstein nit hiehero kommen würde. Dhahero seie es vergeblich, sich alhie
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lang aufzuhalten und die zeit zu verlieren. Er, Salvius, halte es zwar seinstheils dhafür,
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daß die abhandtlung der materialien alhie, weiln alle gesandtschafften beyeinander an
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einen orth sein, zu beforderung des schlußs gar nützlich, auch ohnpraeiudicirlich sein
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würde, sönderlich wan dhabey außgedingt würde, daß die fertigung und subscriptio zu
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Oßnabrück beschehen sölte. Der Oxenstern aber seie einer andern meinung, und müße er
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sich demselben conformirn.

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Nos: Wir lebten der hofnung, der Oxenstern werde sich eines beßern bedencken und die
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gute gelegenheit, so sich itzo zu beforderung des friedenschluß bezeige, nit außer acht
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laßen. Der praeliminarschluß

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Der Hamburger Präliminarvertrag vom 15./25. Dezember 1641 (Druck: DuMont VI.1 S.
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231–233; ST V.2 S. 501–504).
halte beede conventus pro uno eodemque conventu, und
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stünde die wahl, ahn waß orth eine oder andere materi abzuhandtlen, in der gesandt-
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schafften discretion und wilkhur, sogar daß auch locum intermedium darzunhemmen
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könten. Warumb sölte man dan bedencken machen, alhie zu tractirn? Es kommen viele
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sachen für, warüber mit beeden cronen, Franckreich und Schweeden, zugleich müße
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tractirt oder weenigst communicato inter coronas consilio verfahren werden. Solches
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könte nit füeglicher beschehen alß an einem ort, dha alle interessirte beysamen sein. Habe
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aber dhabey die meinung nit, daß man den Oßnabrückischen convent begehre hiehero zu
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transferirn oder auß dem praeliminarvergleich zu schreiten, sondern es seie dies gantze
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werck zu nichts anders angesehen, alß umb desto ehender zum Schluß zu gelangen. Ire
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excellentz herr graff von Trautmansdorff wölten gern selbst nacher Oßnabrück hinüber,
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wan es dero leibsdisposition zuließe. Man wiße gleichwol, daß die gantze christenheit ir
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absehen und hofnung auf diese tractaten gesteh; die müße nit so lang in solcher hofnung
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vergeblich aufgehalten werden. Es gehe keine stundt vorüber, daß nit christenblut
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vergoßen würde; es müße einmahl von solcher bluitbadter ein endt gemacht werden; die
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menschen verwilterten im krieg. Man seie mit den sachen zimblich weith kommen; daß
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vornhembste haffte ahn der cron Schweeden erclehrung in puncto satisfactionis. Warumb
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wolte man mit einer ceremonie, ob dieselbe hir oder zu Oßnabrück eröfnet und
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abgehandtlet werden sölle, den frieden aufhalten? Die Churbrandeburgische gesandten
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würden gern herüberkommen, man habe auch die churfürstliche durchlauchtt itzo alhie
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in der nähe, könte mehr dieserentz in einem tag alß, wan man in beeden maalplätzen
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zertheilter ligge, in einer gantzen wochen gerichtet werden. Es hette die cron Schweeden
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auch auf die Churbrandeburgische so groß absehen nit zu machen, wan sie bey irer
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resolution, Pommern auch invito electore anzunhemmen, zu stehen gemeindt sein.

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Ille: Er müße es bekennen, daß sie khein groß absehen auf die churfürstliche durchlauchtt
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zu machen. Sie wölten aber lieber halb Pommern mit dero guten willen alß gantz
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Pommern mit dero wiedersprechen und ire churfürstliche durchlauchtt in perpetuum zu
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feiendt haben. Der cron Schweeden praetensiones sein zu papyr gebracht; würden itzo
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abgeschrieben und noch heüd des graven von Trautmansdorff excellentz eingeliefert
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werden. Dha seie paldt außzukhommen, und wan es dhamit seine richtigkeit hab, würden
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sich die ubrige sachen auch wol schicken. Hat unß darauf das memorial, so sie irer
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excellentz herrn graven von Trautmansdorff zu überreichen gemeindt, fürgeleßen. Darin
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die vornhembste difficultet in der condition wegen immutation der ertz- und stiffter
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Bremen und Verden zu weltlichen standt, auch privilegio de non appellando, sodan
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multiplicatione votorum in comitiis ratione singularum provinciarum bestanden. Die

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ubrige sein nit so wichtig gewest, daß nit könten uberwunden oder vergliechen werden.
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Wir haben aber dhagegen remonstrirt, daß iro die cron selbst bey diesem passu im weege
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lige, dan würde wegen solcher praetendirten immutation der ertz- und stiffter die
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sämbtliche ständte des Reichs, catholische und uncatholische, ia ire eigene confoederatos,
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die Frantzosen, zuwieder haben, alle alte verschreibung, privilegia und donationes, so
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intuitu spiritualitatis zu bemelten stifftern angeben, in gefahr setzen, die stendte und
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underthane in den stifftern, auch zugehörige vasallen sehr hart betrüben, wan nach
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andern gesetzen und gewohnheit, alß bey ihnen herkommen, sölten gubernirt werden. Sie
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müsten gedencken, daß sie verlangten, ein newer standt des Reichs zu werden, und also
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sich bey menniglichen, bevorab den stendten des Reichs, beliebt machen.

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Ille: Wie mans dan sölte angreiffen? Es hetten ire excellentz herr graff von Trautmans-
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dorff durch Dr. Volmar ihnen von einem anderen medio, wie diese difficulteten zu
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überwinden, sagen laßen, nhemblich daß die geistliche anderswohin ire residentz rücken
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möegten

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Vgl. dazu die Relation von Salvius vom 1./11. November 1646 (Druck: APW II C 3 nr. 24;
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hier S. 38 Z. 1–5). In den Relationen der ksl. Ges. oder im Diarium Volmar (Druck: APW III
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C 2) ist ein solcher Vorschlag nicht erwähnt.
. Selbiger vorschlag mißfalle ihnen nit, und habe er solchesfals selbst lust, ein
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closter im ertzstifft Bremen zu erkauffen. Es würde beßer für beede, die cron und die
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geistliche, sein, dan die geistliche würden sonsten exemptionem praetendirn, die cron
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aber solches nit gestatten wöllen und man also steets lites haben.

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Nos: Das privilegium de non appellando gleich itzo per modum conditionis außzudingen
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habe eine gestalt, ob wölte man sich gar eximirn und khein oberhaubt erkhennen,
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welches die underthanen selbst fürn kopff stoißen würde und dieselbe dhadurch in die
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gedancken gebracht werden, ob solten sie hinfuro mehr iuxta leges Suecicas alß Romani
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Imperii gerechtfertigt werden, wohmit dan dern affection gegen die obrigkeit vergehen
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werde. Seie also beßer für die cron, diese praetension fallen zu laßen, oder möegte unsers
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ermeßens dies werck etwoh mit einem privilegio de non appellando intra certam
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summam vermittelt werden. Es ließen sich aber dergleichen sachen beßer hirnegst bey
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Kayserlichem hoffe alß itzo hir negotiirn.

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Ille: Es würde sich hernegst hievon weiters reden laßen. Sein darauf auf andere discursus
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kommen, so kheiner sonderbarn relation würdich, und dhamit voneinander schieden.

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