Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
Hatt mich, den graven von Lamberg, der Frantzösischer resident de la Courte
heimbgesucht, nach abgelegten complimenten mehrentheils in dem discursu zugebracht,
daß es nötig seie, friede zu machen, weiln der Türck zu sehr herfürbreche und der
gantzen christenheit gar zu große gefahr zugezogen würde. Der hette itzo Sebenico
belägert und dörffte wol gantz Dalmatien hinwegnhemmen. Er, resident, und alle
Frantzösische ministri, unangesehen des großen glücks, so die cron Franckreich im
krieg hette, indeme einen ort nach dem andern eroberte, auch noch unlengst Piumbino
sambt dem porto Longone in Italia hinweggenhommen hette
Die frz. Armee unter Charles de La Porte marquis (später duc) de La Meilleraie (1602–1664;
1639 maréchal de France) und César duc de Choiseul sieur du Plessis-Praslin (1598–1675;
1645 maréchal de France) hatte am 8. und 11. Oktober 1646 Stadt und Zitadelle von
Piombino (Stadt gegenüber der Insel Elba auf dem it. Festland im gleichnamigen Ft.) und am
29. Oktober 1646 Porto Longone (Ort auf der Insel Elba, zum span. stato dei presidii
gehörig) erobert ( Chéruel II S. 293–299).
alß den frieden. Der duca d’Angien
wieder den Türcken zu kriegen. Man müße das werck also befordern, dhamit man noch
füren Januario zum Schluß komme, sönsten würden die consilia hernacher auf einrich-
tung der khünfftigen campagnia gerichtet und bey diesen tractaten weenig fruchts
geschafft werden. Waß er zu beforderung solches algemeinnützigen wercks mit würde
beytragen können, daran wölte er keine mühe noch arbeit erspahren, maßen er denen
Schwedischen steits anlige, dhamit sich in puncto satisfactionis erclehren wölten. Hette
auch noch gestern den Oxenstern deswegen angeredt und seie er, resident, willens
gewest, nacher Münster zu verreisen, weiln der Salvius schon dhahin seie, habe aber bey
dem Oxenstern noch kheine völlige resolution wegen deßen abreiß vermercken können.
Der hette auch allererst den Schweedischen secretarium Mylonium nacher Münster
abgeordtnet, und scheine, daß er deßen wiederkhombst zuvor erwarte. Derentwegen
thete er, resident, seine reiß auch noch biß dhahin, daß der Oxenstern vortreise,
suspendirn, vornhemblich der ursachen halben, dhamit er auf allen fall, wan etwoh
durch ihne noch waß nützlichs alhie gerichtet werden möegte, gegenwertig möege
gefunden werden. Es seie die cron Franckreich mit Kaiserlicher mayestätt und dem
Reich schon allerdings vergliechen; die Schweeden würden sich entlich auch bequemben
und nit allein fechten wöllen. Ich habe geantwortet, daß es wol zu verhoffen, daß sich
die Schweedische entlich würden bequemen müeßen, wan nur die cron Franckreich
denselben auf fall der nit-bequemung von einer Separation würde zu verstehen geben.
Warauf aber der resident nichts geantwortet, sondern den punctum gravaminum
berührt, mit vermelden, daß er selbigen punctum fürnhemblich auf 2 difficulte[te]n
hinauszulauffen vermercke: 1. circa res iudicatas ab anno 1624; 2. circa autonomiam in
der religion. Das erste postulatum halte er für unbillich, sönderlich daß dieienige urtheil,
so beym Kayserlichen reichshofrath oder in camera Imperiali cum causae cognitione
erörtert, wieder sölten cassirt werden. Das ander, obszwar waß schwehr falle, würde
müeßen mit einem temperamento vermittelt werden. Müste ie auch die cron Franck-
reich die Hugenotten gedülden und hette dern noch drey in ihren kriegsdiensten, den
marschal de la Tourain, den Gassion
dieselbe zu kheinen andern officiis zu hoff oder im landt gezogen würden.
Ego replicui: Es seye ein großer unterschiedt zwischen Franckreich und dem Römischen
Reich: In Franckreich seie der könig allein absolut, habe die Hugenotten under seinen
gewaldt, alle vestungen in handen. In Teutschlandt sehe man, wie die ketzerey
praevalire, und wan Ewer Mayestät nur auch in dero erblanden das exercitium
acatholicum zugeben solten, würde innerhalb 40 oder 50 jahren von der catholischen
religion in Teutschlandt nit mehr ubrig, auch die cron Franckreich für überfall der
Calvinisten nit sicher sein. Ille: Die gefahr seie ihnen genugsamb bekandt, darumb
müeße man friede machen. Ist dhamit abgeschieden.