Acta Pacis Westphalicae II A 8 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 8: Februar - Mai 1648 / Sebastian Schmitt
Verweis auf Nr. 13. Nuhn haben wir noch selbigen nachmittags [1648 II
20] gleich nach außfertigung unßer relation die deputatos protestantium
Dies waren die Ges. Sachsen-Altenburgs und -Weimars, Braunschweig-Lüneburgs, Würt-
tembergs, der Wetterauer Gf.en und der Reichsstadt Regensburg (vgl. APW [III C 2/2, 993 Z. 30ff] ).
vor unß erfordert und ihnen auff das allerbewegligste zugesprochen, aber
uber allen ahngewendeten fleiß so viel nit erhalten können, daß sie sich zu
dern von unß begehrten declaration
Gemeint ist eine Erklärung der Ges. der prot. Reichsstände zu Art. I–V KEIPO6 (vgl. Nr.
[3 Anm. 1] ).
sein beharlich darauff verblieben, daß sie sich uber ein und anders in
ipso tractatu vernehmen laßen wolten. Damit nuhn unß einige schuldt
nit zugemeßen werde, alß begehrten wir die handtlungen mit unthun-
lichen zumuthungen auffzuhalten, so haben wir endtlich, iedoch mit
gleichmäßigen einstimmen der catholischen, dem vorgeschlagenen modo
unß zu bequemen erbotten
Zu dem von Bevollmächtigten prot. Reichsstände vorgeschlagenen neuen Verhandlungs-
modus vgl. [ Nr. 13.]
turfft befunden, weil wir vermerckt, daß der protestirenden intention
dahin ziehlen thue, bey diesem modo von ethlichen catholischen gesand-
ten einen mehrern beyfall, alß sönst allein von unß zu verhoffen stünde,
zu erhalten, daß wir vor allen dingen mit denen alhier noch ahnwesen-
den catholischen gesandtschafften
Zu den in [Nr. 3 Anm. 27] genannten Bevollmächtigten kommen noch die Ges. des Hst.s
Speyer (Scherer), der Mgft. Baden-Baden, des Hst.s Trient und der Stadt Aachen (vgl.
APW [III C 2/2, 995 Z. 18–24)] . – Für die Mgft. Baden-Baden war anwesend: Johann
Jacob Datt von Tiefenau (Diefenau) (gest. 1651); 1645–1648 Ges. der Mgft. Baden-Baden
( APW [III D 1, 350] ; Lehsten II, 25f). – Das Hst. Trient wurde vertreten von: Dr. Her-
mann Halveren (um 1615–1665); 1646–1648 Ges. der Hst.e Brixen und Trient und der
Reichsstadt Köln; 1647 Registrator der Reichsstadt Köln ( Repertorium, 279; Klotz,
152–201; Lehsten II, 38). – Für die Reichsstadt Aachen weilte in Osnabrück: Lic. Rudolf
Twist (um 1615–1696); Syndikus der Reichsstadt Aachen ( APW [III D 1, 353] ; [APW III C 2/2, 995 Anm. 3] ; Lehsten II, 91).
culis noch streittige puncten zu rathschlagen, ihre meinungen zu ver-
nehmen und, weßen man sich in eim und andern endtlichen zu erclehrn
haben würde, zu vergleichen, allermaaßen Ewer Kayserlicher Mayestätt
den gantzen verlauff, waß sowoll mit denen protestirenden alß catho-
lischen gehandtlet worden, auß mitkommendem protocollo littera A, so-
dan littera B, waß wir auff der hiesigen catholischen begehrn ahn dieie-
nige, so sich zu Münster beysamen finden, geschrieben, allergnädigst an-
zuhörn haben.
Von denen protestirenden ist unß zuletzt auch ein designation, deren
noch obschwebenden differentzen, inhalts der beylag C, ubergeben, da-
bey aber ein solche clausul angehenckt worden, warauß zu ersehen, daß
sie pro re nata woll mit mehrerm auffziehen werden
Text dieser Klausel (RK FrA Fasz. 55a [1648 II] fol. 126 – vgl. Beilage C): Reliquas
differentias ipsi congressus indicabunt. Neque evangelici in eas per praecedentem enume-
rationem consentiunt, sed ultimae suae declarationi inhaerent. Quatenus vero proiectum
dominorum Caesareorum supra memoratum conforme est eis, quae antea sunt conventa
et evangelicorum ultimae declarationi, evangelici illud approbant.
wirdt auch Ewer Mayestätt königsreich Boheimb und erblanden gedacht,
da wir noch nit wißen, ob sie diese praetension, dern begebung sie hievor
schon mehrmahlen vertröstet, newerdingen mit und neben denen Schwe-
den zu verfechten gedencken oder ob’s allein darumb zu thuen, daß der
gantze § „Silesii etiam principes etc.“
Bezug auf § „Silesii etiam“ Art. V KEIPO6 betr. Fortdauer der Sonderrechte der schlesi-
schen Hg.e von Brieg/Brzeg, Liegnitz/Legnica (und Wohlau/Wołów) und (Münsterberg-)
Oels/Oleśnica sowie der Stadt Breslau/Wrocław (Text: Meiern IV, 963 erster Abs.; vgl.
später Art. V,38 IPO ← § 47 IPM).
ohne anhang des versiculi „Quod vero ad comites“ gesetzt hetten, wie der
im vorigem instrumento gestanden, wiederumb eingerückt werde
Bezug auf § „ Silesii etiam“ Art. V KEIPO4A (Text: ebenda, 572 zweiter Abs.; vgl. später
Art. V,38 und 39 IPO ← § 47 IPM; zu den ksl. Änderungswünschen des § „Quod vero“ in
der Hauptinstruktion von 1647 XII 6 vgl. APW II A 7 Nr. 29) betr. wie in Anm. 8 und
Bleibegarantie für den Adel und seine Untertanen in den schlesischen Erbfürstentümern
sowie für den Adel in Niederösterreich.
Rezepisse auf Nr.n 1 und 2
die Weisungen Kurfürst Johann Georgs I. von Sachsen für Leuber. Da dan
woll zu wünschen wehre, daß derselb mit gleichem eyffer dem inhalt
solcher befehlchen nachsetzen thette, alß es ihrer churfürstlichen durch-
llaucht will und meinung zu sein erscheinet, welchenfalls nit zu zweifflen,
sie, Sachßen Aldenburgische und Braunschweigische, alß von welchen
alle diese wiederspännigkeiten herfließen und underhalten werden, sich
endtlich auch eines beßern bedencken würden. Aber biß daher haben sie
sich ahn dergleichen auch von unß selbst ihnen vorgerückten wahrnungen
wenig gestoßen, sondern woll understehen dorffen, denen churfürstlichen
schreiben einen andern verstandt anzustreichen und fürzuwenden, daß
der Chursachßische gesandter mit ihnen allerdings einer meinung seie.
Wir wollen aber nit underlaßen, uber diesen weitern befehl mit demsel-
ben vertrewlich zu conferirn.
Der Frantzösischen plenipotentiarius Servient befindt sich noch alhier
und hat biß daher underschiedtliche bancquetten bey denen Schwe-
dischen, Churbrandenburgischen principalgesandten, herrn graffen von
Wittgenstein, und Heßen Caßlischen
Die Lgft. Hessen-Kassel war in Osnabrück vertreten durch: Reinhard Scheffer (1590–
1656); 1644–1649 Ges. Hessen-Kassels; 1617 Rat, 1627 Kriegsrat, 1635 Generalkommissar,
1645 ao. GR ( DBA I 1092, 313; Kaster/ Steinwascher, 274f; Malettke, Gesandtschaft,
503–506). – Lic. Nikolaus Christoph Müldener (1605–1656); 1644–1649 Ges. Hessen-Kas-
sels ; 1633 Lic., 1645 Rat (DBA I 865, 279, 285; Bettenhäuser, 133; Lehsten II, 64). – In
Münster vetraten die Lgft.: Adolf Wilhelm von Krosigk (um 1610–1665); 1644–1649 hes-
sen -kasselischer Primarges.; 1639 GR ( Krosigk, 116; Bettenhäuser, 133; Lehsten II,
148) – Dr. Johann Vultejus (1605–1684); 1644–1649 Ges. Hessen-Kassels; 1633 GR und
Kriegsrat (DBA I 1318, 295, 300; Bettenhäuser, 133; Lehsten II, 95).
von seinem negociato noch kein eigentliche nachricht erlangen mögen,
so viel aber vernohmen, daß er bey underschiedtlichen gesandtschafften
der ständen, außerhalb Bayrn, welchen er sein ankunfft ebensowenig alß
unß intimirn laßen, seine discurs auff drey puncten führn thue: 1. daß
man Ewer Kayserlicher Majestätt alß könig in Boheimb und ertzhertzog
zu Ostereich aller assistentz gegen der cron Hispanien active et passive zu
renunciirn vermögen
Die Frage, ob der Ks. Spanien als Oberhaupt des Reiches, Kg. von Böhmen und Ungarn
sowie als Ehg. von Österreich unterstützen dürfe, war umstritten. Für Frk. war die Sepa-
ration der span. und dt. Linie des Hauses Habsburg von Anfang an Verhandlungsziel (vgl.
APW [ II B 6, CVIIIf] ; ebenda [Nr. 63 und] [Beilage 1 zu Nr. 135] ; APW II A 6 Nr.n 154 und
155; vgl. später § 3 IPM; zur allgemeinen Zielsetzung der frz. Politik auf dem WFK vgl.
Repgen, Hauptprobleme, 419–434; Malettke, Nationalstaat, 96–109; Malettke, Rela-
tions, 157–184).
gantzlich außschließen
Durch den 1548 VI 26 in Augsburg geschlossenen sog. Burgundischen Vertrag (Text [dt.]:
Gross, Urkunden, nr. 445, 439–447) waren die burgundischen und ndl. Besitzungen Karls
V. als Burgundischer Reichskreis dem Schutz des Reiches unterstellt worden. FEIPM1 von
1647 VII 19 (Text: Meiern V, 141 –161, hier 155 sechster Abs.) forderte die Exklusion des
Burgundischen Reichskreises indirekt, indem dem Ks. verboten wurde, dem Kg. von Spa-
nien in einem Krieg gegen Frk. in irgendeiner Weise, auch nicht unter Berufung auf frü-
here, dem entgegenstehende Verträge, Hilfe zu leisten.
dings verziehen solle
Zu den Motiven für Serviens Mission in Osnabrück s. auch den Bericht Chigis an Warten-
berg 1648 II 27 (vgl. APW [III C 3/2, 1068] ).