Acta Pacis Westphalicae II A 8 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 8: Februar - Mai 1648 / Sebastian Schmitt
8. Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar Prag 1648 Februar 15

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[ 109 ] / 8 / [ 26 ]

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Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


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Prag 1648 Februar 15

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Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. [1976]

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Der Dorsalvermerk ordnet diesem Stück die nr. 1956 zu, die allerdings bereits anderweitig
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vergeben worden ist (vgl. APW [ II A 7 Nr. 115 ] ; APW [ III C 2/3, 183 R ] ).
fol. 347–348, praes. 1648 II 29 = Druck-
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vorlage
– Konzept: RK FrA Fasz. 55c (1648 I–III) fol. 104–104’, 107–107’.

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Reaktion der Gesandten der protestantischen Reichsstände auf Instruktion Leubers ist abzu-
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warten . Ablehnung einer Einschränkung des ius reformandi in der Oberpfalz für den baye-
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rischen Kurfürsten im Hinblick auf den Erhalt Österreichs ob der Enns.

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Rezepisse auf APW II A 7 Nr. 109. Nun zweifelen wir nit, ihr wer-
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det unßere an euch den zwelfften und dreyzehendten diß abgangne be-
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velch

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Nr.n [ 1 ] und [ 2. ]
und dabey auch empfangen haben, waß bemeltes churfürsten zu

[p. 23] [scan. 111]


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Sachßen liebden über dero unß zuegeschickhte erklerung auf die ihro
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communicirte notas

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Bezug auf die Kf. Johann Georg I. von Sachsen durch Schröder übermittelten ksl. Ände-
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rungswünsche an KEIPO4A (vgl. [ Nr. 2 Anm. 8 ] ).
gedachtem ihrem abgesandten zu Oßnabrugg ander-
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werts gemessen anbevohlen . Und stehet nunmehr zu erwartten, ob und
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wie weit des Leubers erinnerungen bey denen übrigen protestirenden
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stattfinden und sie sich dem Chursächßischen directorio bey so beschaf-
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fener condition, mit der ihr liebden es übernemmen wollen, undergeben
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werden

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Gemeint ist das Direktorium im CE , das zu dieser Zeit von Sachsen-Altenburg geführt
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wurde. Kursachsen, dem das Direktorium eigentlich zustand, hatte sich bereit erklärt, es

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zu übernehmen, sollten die übrigen prot. Reichsstände damit einverstanden sein, bezüglich
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des Friedens
sich lenger mit vergeblichen disputaten nit auffzuhalten (vgl. APW [ II A 7 Nr. 109 ] ).
.

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Underdessen habt ihr eüch die befürderung des fridenschlusses laut hie-
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beygefüegter unßerer resolution eüsserister müglichkheit nach angelegen
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sein zu lassen und under andern bey dem verglichenen Pfalzischen
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recessu

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1647 VIII hatte die Pfalzfrage einen vorläufigen Abschluß gefunden (vgl. Albrecht ,
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Kriegsziele, 267). Der frz. Gesandtschaftssekretär Boulanger hatte eine auf 1647 VIII 21
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datierte Ausf. der frz. Seite unterschrieben (Text: Meiern IV, 409 ff; s. auch APW [ II B 6 Nr. 99 Anm. 9 ] ; vgl. später Art. IV,3–19 IPO = §§ 11–27 IPM). Die Schweden hatten 1647
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VIII 1[/11] die pfälzische Restitution von ihrem Gesandschaftssekretär Biörenklou unter-
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zeichnen lassen (Text: Meiern IV, 412 ff [mit Abweichungen]; ST VI.1, 164–167; vgl.
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APW [ II C 3 Beilage B zu Nr. 288 ] ; APW II A 6 Beilage A zu Nr. 202). Die in den beiden
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ksl. Kanzleien ausgefertigten, jedoch im Text voneinander abweichenden und jeweils von
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den Sekretären Geych und Gail unterzeichneten Stücke waren auf 1647 VIII 22 und
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wahrscheinlich 26 datiert worden (vgl. APW III B 1/1, XLIII Anm. 7; zur Überlieferung
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vgl. APW II A 6 Beilagen B und C zu Nr. 202; vgl. auch Art. IV KEIPO6 , der die Rege-
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lungen übernommen hatte). – Joseph Boulanger (gest. 1663); 1645–1648 frz. Gesandt-
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schaftssekretär ( Gauss , 295; Bosbach , 34, 42). – Matthias Mylonius (1607–1671), 1646
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geadelt: Biörenklou (Biörneklou, Björnklou); 1640 kgl. Kanzleisekretär; 1643–1647
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schwed. Gesandtschaftssekretär sowie 1647 XI 20–1649 schwed. Res. zu Münster ( SBA
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B-027, 98–122; SMK I, 324f; Elgenstierna , 411f; Kaster / Steinwascher , 220f; zur Er-
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nennung zum Res. vgl. APW II C 4/1 Nr.n 65 und 66). – Matthias Geych (Lebensdaten
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konnten nicht ermittelt werden); Sekretär Nassaus sowie ksl. Gesandtschaftssekretär in
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Münster ( Bosbach , 34, 90). – Egon Gail (gest. 1672); Sekretär Lambergs, Agent des
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Hst.s Verdun ( APW III C 4, 17 Anm. 5).
auch dißes in sonderbahre obacht zu nemmen, nachdem eüch
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bekhandt, wie offt des churfürsten in Bayrn liebden sich vasst betröhlich
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vernemmen lassen, wann ihro bey der Obern Pfalz in der landtsfürst-
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lichen iurisdiction, sonderlich in dem iure reformandi, einig einträg oder
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hinderung zuegefüegt oder auffgetrungen werden wolle, daß sie von der
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Obern Pfalz ablassen und sich an ihr verschribnes undterpfandt, daß
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landt ob der Enß, halten wolten

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Im Münchner Vertrag von 1619 X 8 (Text: BA NF I/1 Nr. 130 E; Ziegler II Nr. 204)
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hatte Ferdinand II. (1578–1637; 1619 Ks.) Hg. Maximilian von Bayern bis zur Kriegs-
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kostenerstattung österreichische Gebiete als Territorialpfand zugestanden. Im sog. Pfand-
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schaftsrezeß von 1621 II 15 (vgl. BA NF I/2 Nr. 25) war Maximilian das Ehgt. Österreich
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ob der Enns als Pfandbesitz bis zur Erstattung der Kriegskosten eingeräumt worden. 1628
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II 22 war ihm die Oberpfalz samt der rechtsrheinischen Unterpfalz vertraglich als Kriegs-
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kostenersatz zugesprochen worden (Text: Londorp V, 796–799; Ziegler II Nr. 272; s.
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auch BA NF II/4 Nr. 32; zu den Regelungen vgl. Albrecht , Kriegsziele, 256–260). Nur
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eine allseitige Unterzeichnung des Pfalzartikels konnte Ferdinand III. Sicherheit für das
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Ehgt. Österreich ob der Enns verschaffen.
, damit wegen der religion in der Obern

[p. 24] [scan. 112]


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Pfalz khein enderung verstattet

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Kf. Maximilian I. von Bayern hatte nach 1620 eine Rekatholisierung der Oberpfalz
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durchgeführt und in einem Religionspatent von 1628 IV 27 (Text: Ziegler II Nr. 276)
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die Konversion zum kath. Glauben, den einzigen Ausweg bot die Emigration, für alle
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Untertanen verfügt (vgl. Herzig , 75f). Eine Geltung der Normaljahrsregelung 1624 für
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die Oberpfalz hätte die Zulassung vieler unkath. Einwohner bedeutet.
, sondern es dißorths tacite ehender bey
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dem iure territoriali gelassen alß ein reciproca admissio exercitii religionis
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in beeden Ober- und Underpfalz

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Salvius hatte 1647 VII 16 in einer Konferenz mit Volmar und Schröder einer Klausel betr.
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die Zulassung der kath. Konfession in der Unterpfalz nur bei gleichzeitiger Freistellung der
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Religion in der Oberpfalz zustimmen wollen. Die Ksl. hatten daraufhin mit der Begrün-
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dung auf ihre Forderung verzichtet, daß die Zulassung der kath. Konfession in der Unter-
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pfalz mit den betr. Regelungen zur Autonomie der Mediatstände und Untertanen (vgl.
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später Art. V,30–37 IPO ← § 47 IPM) genügend gesichert sei (vgl. APW II A 6 Nr. 182).
eingegangen werden möge.

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