Acta Pacis Westphalicae II A 8 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 8: Februar - Mai 1648 / Sebastian Schmitt
2. Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar Prag 1648 Februar 13
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Prag 1648 Februar 13
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1972 fol. 295–295’, [praes. 1648 II 23] = Druckvor-
lage – Konzept: RK FrA Fasz. 55c (1648 I–III) fol. 100.
Unterrichtung über die Verhandlungen Schröders mit Kursachsen
Schröder war 1647 XII an den kursächsischen Hof entsandt worden, um über eine neu-
erliche kursächsische Parteinahme für den Ks. sowie einen ksl. Vorgriff in den Verhand-
lungen des WFK zu verhandeln (vgl. APW [II A 7 Nr. 60 mit Beilage A;] Ruppert, 322–
325; Dickmann, 451ff.; zu den dortigen Verhandlungen vgl. seine Korrespondenz mit dem
Ks. und Kf. Johann Georg I. von Sachsen in RK FrA Fasz. 54f.).
Beilagen.
Verweis auf die Beilagen.
Beilage [1] zu Nr. 2
Kf. Johann Georg I. von Sachsen
FrA Fasz. 54f. fol. 547–547’ – Kopie: RK FrA Fasz. 92 XIV ad nr. 1972 fol. 317–317’.
Beilage [2] zu Beilage [1] zu Nr. 2
Kf. Johann Georg I. von Sachsen an Leuber, Lichtenburg 1648 I 24[/II 3]. Kopie: RK FrA
Fasz. 54f. fol. 548–553’; RK FrA Fasz. 92 XIV ad nr. 1972 fol. 301–306’
IV, 1009–1012.
Beilage [2] zu Nr. 2
Schröder an Ferdinand III., Lichtenburg 1648 II 2. Ausf.: RK FrA Fasz. 54f. fol. 571–571’,
574–574’ = Druckvorlage – Kopieauszug: RK FrA Fasz. 92 XIV ad nr. 1972 fol. 307–308.
Nach langem zuewarten und vielfeltigem anmahnen kommen dermahleinst hiebeygefügte
churfürstliche resolutiones herauf, deren ich mich denen vielfeltign gueten vertröstungen
nach wohl nit, sondern eines bessern versehen hette. Nachdem mir die geheime rähte die
erste erklerung im friedenswerck zuegestelt
Beilage [1] zu Beilage [2]. – Schröder hatte mit kursächsischen GR über die ksl. Ände-
rungswünsche am KEIPO4A (vgl. die Notae des Ks.hofs zu KEIPO4A für die Verhand-
lungen mit Kursachsen: RK FrA Fasz. 56a [1648 I/1] fol. 66–101, sowie die Synopse der
Notae des Ks.hofs mit dem responsum seu votum des kursächsischen Hofes: ebenda fol.
18–36’) verhandelt (vgl. das Protokoll der Sitzung, s.l. 1648 I 3. Kopie: RK FrA Fasz. 54f.
fol. 332–337’).
nedigste audienz ertheilt und, alß ich kürzliche erwehnung gethan, daß ich ieztgenannte
erklerung von denen geheimen räthen empfangen, verlesen und darinnen befunden, das die-
selbe nicht also zuverlässig gestelt seye, wie Ewer Kayserliche Majestät solche zu befür-
derung des friedens verlangt hetten, indeme dieselbe in den vornembsten hauptpuncten, dar-
innen die stende noch under sich strittig seint, wiederumb auff die handtlung zu Oßnabrugg
zuruckgewiesen werde, dardurch dan das friedenswerck nur lenger wurde auffgehalten wer-
den, wan man sich alhie keines andern vergleiche, also seye ich entschlossen, Ewer Kayser-
licher Majestät diese resolution gehorsamist einzuschicken und deroselbn genedigsten be-
velchs zu erwarten, ob ich mich dißorths lenger auffzuhalten, ihre churfürstliche durch-
laucht underthenigst bittendt, mir genedigst zu erlauben, daß ich mich biß zu einlangung
Ewer Kayserlicher Majestät allergenedigsten weitern bevelchs etwa ein tag oder drey zu
Dresden auffhalten möchte, haben sie erstlich den bißherigen verzug entschuldigt, das die-
selbe wegen des Churbrandenburgischen abgesandtens, des von Borgstorfs
Konrad von Burgsdorff (1595–1652); 1642 Oberkammerherr und Wirklicher GR ( DBA I
168, 147–150; II 205, 66, 77, 79; III 132, 152–155; Spannagel; Bahl, 444f.). – Zur Mission
Burgsdorffs in Kursachsen vgl. [Nr. 3 Anm. 20] .
derer fürfallenheiten mit mir weiter und offter nit reden können und diesem nach dero zu
Ewer Kayserlicher Majestät tragende beharrliche trewe, devotion und zuenaigung conte-
stirt, ihre Euer Majestät und dero hochlöblichen ertzhauß von anfanng ihrer churfürstlichen
regierung biß anhero in viele weeg mit auffsezung dero selbstaigenen churfürstlichen per-
son, landt und leüthen geleistete hochersprießliche trewe dienst angezogen und wiederholt,
〈d〉aß sy sich allso noch ferner bezeigen wolten und wurden, wie es dero hoher churfürst-
licher standt und die pflicht, damit sy ihrer Majestät und dem Reich verwandt seyen, erfor-
derte.
[ Der folgende Textabschnitt war nicht Bestandteil des den Kaiserlichen übersandten Kopie-
auszugs .] Was aber meinen iezigen vortrag betreffen thete, stelten sy mir anheimb, ob und
wie ich weiter handtlen wolte. Und dweilln ich ihro sowohl schrifft- als auch mündtlich
überbracht, was Ewer Kayserlicher Majestät erklerung
Bezug auf die ksl. Erklärung zu dem von Kurz entworfenen Memorial (vgl. Anm. 11).
Das diesbezügliche ksl. Schreiben an Kf. Johann Georg I. von Sachsen konnte nicht ermit-
telt werden. Zur Haltung des Ks.hofs vgl. das Ga. dep. Räte (Reinkonzept: RK FrA Fasz.
54f. fol. 253–266’) und den Beschluß im GR von 1647 XII 12 (Reinkonzept: ebenda fol.
267’) sowie die Instruktion für Schröder von 1647 XII 13 (Kopie: ebenda fol. 270–280’; s.
auch APW [II A 7 Beilage A zu Nr. 60] ).
so seine churfürstliche durchlaucht mit dem herrn graf Kurzen entworffen
Kurz war von Ende 1647 X bis Anfang 1647 XI ebenfalls am kursächsischen Hof gewesen,
um mit dem Kf.en über einen Bruch des Waffenstillstands mit Schweden und einen ksl.
Vorgriff in den Verhandlungen des WFK zu verhandeln (vgl. Ruppert, 322f.; Dickmann,
450f.; zu seinen Verhandlungen vgl. seine Korrespondenz mit dem Ks. und Kf. Johann
Georg I. von Sachsen in RK FrA Fasz. 54f.). – Hier Bezug auf sein Memorial an Kf.
Johann Georg I. von Sachsen über die Rekonjunktion mit dem Ks. und den ksl. Vorgriff,
mit den kursächsischen Bemerkungen von Anfang 1647 XI (Kopie: ebenda fol. 189–191;
ebenda fol. 194–196’; ebenda fol. 198–202’), in dem in 13 Punkten u.a. diese Fragen be-
handelt worden waren.
ten sy auch ihre gedancken darüber hinwiederumb in aller geheimb zusammen auff’s papier
gebracht und mir solche hiemit zuestellen wollen. Die zeit sey verloffen, die Schweden
schon zu feldt und das friedenswerck habe sich seither auch mercklich gebessert. Ich könte
mich ebenergestalt in diesem auffsaz ersehen und wan ich darüber mich mit deroselben
weiter underreden wolte, wurden sy es genedigst gern geschehen lassen, dan man allezeit
durch mündtliche conversation einander besser einnehmen und verstehen könnte, welches
biß dato nicht also füeglich, wie sy gern gesehn hetten, geschehn mögen.
Ich hab den bescheidt mit gebürender reverentz angenommen und mich erbotten, daß ich
denselbn ebenergestalt verlesen und, wessen ich auch hierinnen etwa weiter bevelcht, gegn
ihr churfürstliche [ durchlaucht] mich dem befundt nach gehorsamist vernehmen lassen, den
originalbescheidt aber Ewer Kayserlicher Majestät alßobaldt bey aigener staffetta allerun-
derthenigst einschicken und auch darüber Ewer Kayserlicher Majestät allergnädigsten be-
velch erwarten wolte.
Weilln ich nun auch hierinnen kein solche resolution, wie ihr churfürstliche durchlaucht
mich in der ersten audientz vertröstet, daß sy sich nemblich auff meinen geheimbn vortrag
also erkleren wolten, daß Ewer Kayserlicher Majestät zuversichtlich darmit wohl content
sein könten, also erwarte ich umb so viel mehr Ewer Kayserlicher Majestät allergenedigste
weitern resolution, wie ich mich in ein und anderm punct ferner zu verhalten. Underdessen
will ich gleichwohl ihrer churfürstlichen durchlaucht, soviel an mir sein wirdt, remonstriren,
daß sy auff diese weiß weder den frieden befürdern noch auch ihre selbstaigene landt und
leüthe von denen geklagten kriegsbeschwernüssen erretten werden.
Beilage [1] zu Beilage [2] zu Nr. 2
Resolution Kf. Johann Georgs I. von Sachsen zu den kaiserlichen Notae zum KEIPO4A ,
[Lichtenburg vor 1648 II 2]. Ausfertigung: RK FrA Fasz. 54f. fol. 577–582 – Kopie: RK
FrA Fasz. 92 XIV ad nr. 1972 fol. 309–315’
Meiern IV, 1013 –1016 druckt eine gekürzte lat. Fassung.
Beilage [1] zu Beilage [2] zu Nr. 2
Geheime Resolution Kf. Johann Georgs I. von Sachsen für Schröder, Lichtenburg 1648 I
22[/II 1]. Ausfertigung: RK FrA Fasz. 54f. fol. 477–479’ = Druckvorlage – Kopie: RK FrA
Fasz. 92 XIV fol. 399–401’ ad nr. 1982; RK FrA Fasz. 56a (1648 I) fol. 252–253’.
Es hatt der durchleuchtigste churfürst zu Sachßen in verstatteter geheimen audienz mit
mehrerm angehört und eingenommen, was bey seiner churfürstlichen durchlaucht der
Römischen Kayßerlichen Majestät abgeordneter rath und geheimer reichssecretarius,
herr Wilhelm Schröder von Eschweiler etc., absonderlich über dasienige unvorgreifliche
und nur vorschlagsweiße auffgesezte memorial, waraus der herr reichsvicecanzler etc.,
graff Kurz etc., inn seiner iüngsten Kayßerlichen gesantschafft zue Dreßden mit seiner
churfürstlichen durchlauchtt conferiret , beides mündlich und schrifftlich furbracht und
auff die darinnen enthaltene puncten allerhöchstgedachter ihrer Kaißerlichen majestät al-
lergnädigste resolution und gemüthsmeinung eröffnet hat . Wie nun seine churfürstliche
durchlaucht ganz gerne und erfreulich vermercken, das der ganze scopus solches anbrin-
gens zue desto ehender erhebung des hochverlangten werthen friedenns und beruhigung
des Heiligen Römischen Reichs, zueförderst aber ihrer Kayserlichen majestät und seiner
churfürstlichen durchlauchtt erblande anzielet, also beziehen sie sich, soviel den in be-
sagtem memorial berurten vorgrieff betrifft, auff ihre dem geheimen reichssecretario in
dem haubttwercke anizo ertheilthen resolution und vernehmen aus dero gesantenns
zue Oßnabrugk neulichst eingesendeten unterthenigsten relation zue ihrem sonderbaren
trost, das die reassumirten generalfriedenstractaten einen sehr guten progress haben und
demnach die hofnung zue schöpffen, es werde der grundgütige Gott seine gnad und see-
gen verleihen, darmit mann ehistes zum erwüntschten ende und schlus kommen und es
eines und andern ortes ferner kostbaren und gefärlichen kriegspraeparatorien nicht be-
dürffen müge.
Den mit der Schweedischen generalität annoch wehrenden stillstandt der waaffen
Mit dem schwed.-kursächsischen sechsmonatigen Waffenstillstand von Kötzschenbroda
von 1645 VIII 27[/IX 6] (Text: Londorp V, 1031f.) und dem allgemeinen Waffenstill-
stand von Eilenburg von 1646 III 31[/IV 10] (Text: Helbig, 283–288) war Kf. Johann
Georg I. von Sachsen aus dem Krieg ausgeschieden, hatte sich aber gleichzeitig verpflich-
tet, die schwed. Truppen finanziell zu unterstützen.
chende erinnern sich seine churfürstliche durchlaucht gutermassen, was zwischen ihr und
hochwolermelten herrn reichsvicecanzlern, graff Kurzen etc., unter vertreulicher confe-
rentz in selbigem passu furgelauffen. Es haben auch seine churfürstliche durchlaucht
dem feltmarschalch Wrangel
tiengelder abgekündiget und darauff von einer zeit zur andern einer antwort erwartet,
auff das sie in dem übrigen ihre sachen darnach anstellen und durch alle mittel und wege,
wie sie vermöchten, ihre ohnedis enervirte lande und unterthanen solcher beschweerli-
chen last des beytrags entbürden könten. Zue welchem ende dann des herren graff Kur-
zens vorschlag gewesen, das seine churfürstliche durchlaucht vermittelst ihrer Keyßerli-
chen majestät hülffe unnd darreichung einer ergiebigen summen geldes dero regiementere
noch vor angehendem feltzuge zu verstärcken, sich gegen die reichsfeinde desto mehr
considerabel zue machen und alßdann mitt absagung des stillstandes eine resolution zu
ergreiffen hetten. Aniezo ersehen seine churfürstliche durchlaucht, das allerhöchsterwente
Keyßerliche majestät das quantum solcher recruitengelder nur auff funffzigtausent reichs-
gülden benennen, und zwar eher nicht, als bis die völlige auffhebung des armisti[ti]i ge-
wiß sey, erlegen zue lassen allergnädigst gewillet. Wenn nun seine churfürstliche durch-
laucht dargegen erwägen, das 1. von der Schwedischen generalität auff die abkündigung
der monatsgeldere noch keine erklärung, wessen man sich hierinnen und sonst eigentlich
zu versehen, erfolget, 2. die allergnädigste offerirte post geldes zur neuen werbung oder
verstärckunge sowol anderen zuegehörigen kriegsrequisiten nicht weit zuereichende, die-
selbige auch 3. erst gefallen sollen, wenn mann der völcker (welche zuvorher darvon zue
werben seindt) entweder offensive oder defensive gegen den feindt schon würcklich be-
nötiget, 4. die campagne, so ihre Keyßerliche mayestät etwa gegen Ostern hin vermuthe-
ten, durch den Schwedischen auffbruch bereits ihren anfang geewonnen
liche majestät sambt der Churbeyerischen armaden sich dannenhero gleichfals zue movi-
ren und von diesem churfürstenthumb und landen zu entfernen veranlasset worden, dar-
durch nicht allein 6. die Schwedische starcke besazungen inn der nähe wiederumb
auszuestreiffen lufft erlanget, sondern auch 7. die armada, wenn sie das geringste wegen
auffhabung des stillstandes vermercken solte, bey iziger motion und marche wol ihr erstes
absehen auff dieße lande richten, dieselbige vor anlangung eines gnugsamen succursus
totaliter ruiniren oder sedem belli gar hereinspielen dürffte und als〈o〉 8. gegen die zeit
zue halten, da die conferenz mitt herren graff Kurzen etc. furgangen, ingleichen als des
geheimen reichssecretarii Schröders abordnung geschehen, sich der status in vielen dingen
geändert, furnemlich aber 9., wie obgedacht, von Oßnabrug zum ehisten friedensschluß
gute hoffnung erscheinet, so können seine churfürstliche durchlaucht die grosse gefahr
und unheil ihrer und ihrer lande nicht gnugsamb ausdencken, welche sie ihr und ihnen
bey izigem zuestande und früezeitigem feltzuge aus etwa allzu geschwinder übereilung
zueziehen und auff den halß welzen würden. Leben auch der unterthenigsten gewissen
zuversichten, ihre Keyßerliche maiestät werden die angefürten wichtigen obstacula dero
hocherleuchtetem Keyßerlichen verstande nach allergnädigst consideriren und sie selbst
dermassen erheblich befinden, das seine churfürstliche durchlaucht hohe ursach haben,
vor allen dingen des feltmarschalchs Wrangels nicht ohne besonders nachdencken bishero
so lang zuerückgebliebene antwort (darümb noch vor wenig tagen anderweite erinnerung
geschehen) erwarten und nebenst ihrer Keyßerlichen majestät allergnädigst anerbotenen,
iedoch in einer austräglichern summa solchenfalls verhoffenden gelthülffe, [ sich] auff alle
mügliche wege in eine bessere verfassung und postur stellen und alßdan den intendirten
friedenszweck (dafern der gewüntschte schlus inzwischen nicht erfolgen solte) mit meh-
rern kräfften und nachtruck ihresortes befördern helffen.