Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
91. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1645 Februar 2
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Münster 1645 Februar 2
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 49a, Konv. A ( Januar – März 1645 ) fol. 59–61, eigh. PS
Nassaus vom 1645 Februar 3 fol. 62, praes. 1645 Februar 13 = Druckvorlage – Konzept:
ebenda Fasz. 92 IV nr. 543 fol. 293–295 – Kopie: Den Haag A IV 1628 nr. 16; Giessen
205 nr. 63 S. 267–274 – Druck: Gärtner IV nr. 81 S. 327–331 [ ohne PS ].
Beschlagnahme der Leiche Botelhos. Übergabe der neuen Vollmachten an die Vermittler. Besuch
der bansestädtischen Abgeordneten. Reisen St. Romains nach Paris, eines französischen Gesandten
nach Rom, Wartenbergs nach Wiedenbrück. Anreise der kurbayerischen und kurbrandenburgischen
Bevollmächtigten.
Die französischen Bevollmächtigten haben nicht die geringsten Anstalten zur Eröff-
nung einer Hauptproposition gemacht. D’Avaux hat seine Reise nach Osnabrück
noch nicht angetreten. Die schwedischen Bevollmächtigten sollen erklärt haben, sie wür-
den keine Friedensverhandlungen führen, bevor ihnen völlige Satisfaktion wegen der
Beschlagnahme der Leiche Botelhos beschehe. Inmitlst haben sie, als wir berichtet
worden, von diser ursachen wegen denn thumbdecan von Oßnabrugg ,
als derselb seiner particularsachen halber durch Minden uf Hildeßheimb
raisen wollen, in verhafft nemmen lassen, mit außtrückhenlicher anzeig,
das sie ine ehender nit lödig lassen wolten, es were inen dann vorderist
wegen berüerter Bodellischen sachen gänzliche satisfaction beschechen.
Gesteren haben wir wie auch die Spanische gesandten, zwar ieder theil
absönderlich, die erneüerte vollmachten denn herren mediatoren versigelt
mit dem bescheidt eingehendiget, das sie selbige also uneröffnet bey der
handt behalten solten, bis die Franzößische gevollmächtigte die irig auch
übergeben hetten, alßdann stüende zu irem belieben, dieselben allerseits
zu eröffnen und gegen der aufgesezten minuta zu collazionieren. Seitemalen
aber die Franzosen biß daher irem versprechen mit außliferung einer haubt-
proposition zu denn fridensmitlen kein genüegen gelaistet, so were unser
begehren, dennselben alßdann beweglich zuezusprechen und anzuzeigen,
das wir in einigen actum commutationis plenipotentiarum nit einwilligen
köndten, sie heten sich dann vorderist einer solchen haubtproposition gegen
uns vernemmen lassen, daraus wir ein zuversichtliche hoffnung fassen könd-
ten , das sie ohne ferreren ufhalt zu handlung und schliesßung eines fridens
ze schreitten gemeint weren. Dann ausserhalb dessen wurde sonst die auß-
wexlung der vollmachten allerdings ohne frucht und vergeblich sein.
Dise unser einliferung und erclärung haben beede herren mediatores zu
guetem gefallen ufgenommen und darauf sich alspald zu denn Franzosen
verfüegt, dennselben zwar allein die beschechene einliferung von uns ange-
melt und, das sie auch mit der irigen nit zurugghalten wolten, ermahnt.
Wie dann die Franzosen daraufhin gleichergestalt, als uns heütigen tags
von inen, mediatoren, zu wissen gemacht worden, ire erneüerte plenipo-
tenz denselben zugeschickht. Und obzwar die mediatores dabey als vor
sich selbst und motu proprio anregung gethan, es wurde nunmehr diese
aufweißung der neüen vollmachten auch die würckhliche fortsezung der
tractaten erforderen, so ist doch von denn Franzosen kein weitere erclärung
erfolgt, als das sie irestheils gern alle beförderung erscheinen lassen wolten,
es stüende aber noch derzeit an denn Schweedischen, zu denen sich der
d’Avaux morgen freytags zu begeben entlichen entschlossen wer. Wir mües-
sen es demnach dahin lassen gestelt sein und erwartten, was sie entlich nach
vorgangnem attacamento sich werden vernemmen lassen.
Es haben sich auch seither unserer iungsten relation der dreyen stätten
Lübeckh, Bremen und Hamburg abgeordnete bey uns eingefunden und,
gleich wie hievor gegen Ewer Mayestät gesandten zu Oßnabrugg gesche-
chen , ir anbringen in terminis generalibus wegen diser beharrlichen schwä-
ren kriegslaüffen und daher iren oberen und dem ganzen Hansestättischen
corpori entstehender mörckhlichen ungelegenheiten und schmählerung der
gewerb und kummerschafft gethan, dabey aber der reassumption dess königs
in Dennemarckh interposition, wie von inen zu Oßnabrugg beschechen
war, im geringsten nichts gedacht, die wir dann auch in generalibus wi-
derumb beantworttet, inen ieweils alle guete audienz zu verstatten und
ire anligen anstatt und im namen Ewer Kayserlichen Mayestät bestermassen
in obacht ze halten anerbotten.
Die Franzößischen plenipotentiarii schicken heüt dato den alhie gewesten
residenten de S. Romain nach Pariß, umb den königlichen rath und das par-
lament über dero iungst heraußgeschickhten bevelch und verwerffung irer
gethanen protesta besser zu informieren, beinebens aber haubtsachlich zu
remonstrieren, das sie nachricht empfangen, waßgestalt die Päpstliche hey-
ligkeit Euer Kayserlichen Mayestätt einen starcken soccorso zu erstatten
entschlossen sein solle. Da sie dann ire guetachten dahin geben, es solte dest-
wegen ein aigener ambassador unverzogenlich nach Rom geschickht und
demselben, irer Päpstlichen heyligkeit undter augen zu sagen, anbevolchen
werden, woferrn sie solchen soccorso nit abstellen wurden, das alßdann
die cron Franckreich sich von derselben gehorsamb abziechen, die Päpst-
liche wahl für undüchtig angeben und uf dero würckliche absezung trin-
gen wolte. Und solle der Servient dise ambassata selbst über sich ze nemmen
erbietig sein; wie er dann vor gueter zeit sich dises vorhabens auch ver-
nemmen lassen. Solte nun sein abforderung erfolgen, und entzwischen kein
anderer ime substituiert werden, so wurde man alhie mit denn fridenshand-
lungen abermalen und von neüen dingen gesteckhet werden.
Der herr bischoff von Oßnabrugg ist vor etlich tagen von hier nach Widen-
bruckh seiner besondern geschäfften halber verreist, aber heüt widerumb
alherkommen, und seint die Churbayrischen gesandte noch dato zu Ham,
wie auch die Churbrandenburgische noch derzeit alhie nit angelangt.
PS 1645 Februar 3. D’Avaux ist heute Morgen nach Osnabrück gereist.