Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Samstag

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13 Sambstag] am Rande: Don Saavedra von des Venetianischen ambassador colloquio und
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erbietten der Frantzosen, daß sie ihr plenipotentz emendiren wolten.
Sambstag abendts, den 18. huius, hatt mir don Diego
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Saavedra zu wissen gemacht, daß der Venetianische ambassador bei ime
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gewesen und neben andern vilen discursibus sich dahin vernemmen lassen,
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daß die Franzosen sich wegen enderung ihrer vollmacht ze accommodiren
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begehren. Sie und die Schweden weren auch zufriden, daß der könig von
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Dennemarkh auch zu den fridenstractaten admittirt werde, doch nur als
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hertzog zu Holstein und nit wegen des königreichs Dennemarkh interesse
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contra Schweden. Hierauff möchte die accommodation der vollmachten vor
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die handt genommen werden, und solten zu solchem ende vorderist die
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Kayserlichen gsandten zu Oßnabrukh sich auch erclären, daß ihre vollmacht
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hievor schon quoad formam et materiam durch graf Kurtz mit dem Salvio
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aggiustirt und verglichen worden, dann es nit genug sei, daß wir unß dessen
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in unserer contradictionschrifft hetten vernemmen lassen. Er, Saavedra,
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hette sich benommen, hievon mit unß ze conferiren.

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Dieweil er aber mir solches per schedulam angefügt, hab ich ime gleich
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darauff wider geanttworttet: 1. ich köndte wol glauben, das den Franzosen
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ernst sei, daß sie ihr plenipotentz emendiren wolten, dann die convenientia
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sei clar und erfordere es auch ihr ietziger status, 2. könde ich nit verstehen,
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waß der Venetus mit begehrter declaration von denn Oßnabrukhischen ver-
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meine, ob sie solche inen, mediatoren, oder denn Franzosen oder denn Schwe-
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den thun solten. Dan so es die meinung, daß dise declaration gegen denn
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mediatorn thun solten, so were es sonder zweifel dahien angesehen, daß der

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Venetianer sich mit disem actu in possessionem mediationis auch bei denn
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Schwedischen handlungen setzen wolte, derentwegen wir hierzu nit würden
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verstehen köndten, vil weniger die zu Oßnabrukh hierzu bekennen wöllen.
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Gegen denn Franzosen ze thun, were ebenmässig ein ungereumbtes anmuet-
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ten, weil die tractaten inter Suecos et Caesarem von denen inter Caesarem et
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Gallos sua natura gantz abgesöndert und die Kayserliche gsandten zu Oßna-
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brukh sich in wenig oder vil mit denn Franzosen einzelassen nit instruirt. Ge-
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gen denn Schweden were es bereits geschehen und von denen hinwider nichts
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replicirt worden. Daß aber Dennemarkh allein wegen deß Holsteinischen und
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nit wegen des königreichs Dennemarkh interesse contra Schweden ad hos
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generales tractatus admittirt werden solle, darein werden weder Ihr Kayser-
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liche Maiestät noch der könig willigen, und haben Ihr Kayserliche Maiestät
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wegen Holstein gegen dem Königreich von Dennemarkh kein difficultet.
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Seye auch daß interesse deß königreichs Dennemarkh contra Schweden der-
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maassen mit dem Römischen reich verwandt, daß es sich darvon nit separiren
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lasse, und verwunderlich ze hören, das, indeme Schweden und Frankreich der
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gantzen weit vorgeben, daß sie auff disem congress einen universalfriden un-
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ter allen christlichen potentaten machen wollten, auch zu solchem ende alle
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ihre confederatos et adhaerentes in Hollandt, Teutschlandt, Schweden, Italien
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und villeicht gar auß Utopia hereinzuziehen understehen, anietzt Dennemarkh
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außschliessen und zu einem ihrem belieben nach anstellendem particular-
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tractat nöthigen sollen. Wann demnach der Venetianer keine bessere pro-
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positiones thun woll, köndte er mit dergleichen auch zu hauß bleiben.

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