Acta Pacis Westphalicae III A 3,2 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 2. Teil: 1645 / Maria-Elisabeth Brunert

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Am 22. Januar / 1. Februar 1646 haben die Gesandten Sachsen-Altenburgs und
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Coburgs, Sachsen-Weimars, Gothas und Eisenachs sowie Braunschweig-Lüne-
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burg
-Celles, Grubenhagens und Kalenbergs namens der evangelischen Fürsten
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und Stände bei de〈m〉 Oestereichischen directore Dr. Richtersbergern vorge-
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bracht, daß sie beabsichtigten, sich im Fürstenrat eines oder zweier Protokollan-
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ten
zu bedienen.

[p. 582] [scan. 600]


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Richtersberger. (Ille:) Es sey zwar fast im fürstenrath nicht gebreuchlich,
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daß protocollisten admittiret würden. Es sey auch wißend, was deßwegen
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bey jungste〈m〉 reichstage

Gemeint ist der RT zu Regensburg 1640–1641. Richtersberger hatte dort selbst Protokoll ge-
führt ( Bierther, 58 Anm. 129).
vorgelauffen, do auch viel protocollisten zugezo-
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gen worden und einer am fenster, der ander uff der nebenbanck, die andern
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anderswo geseßen, welches unordnung verursacht, dahero sie abgeschafft
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und geschloßen worden, daß hinführo kein absonderlicher protocollist solle
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admittirt werden. Dieweil aber alia tempora alios mores erfordern

Nach einem röm. Sprichwort (Terenz, Andr., 189), das seinerseits als Übertragung des griechi-
schen
Sprichworts ἄλλος βίος, ἄλλη δίαιτα (Zenobios 1,22) gilt ( Otto, 15).
und ne-
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cessitas 〈servum〉 rogat, er auch itzo selbst allein und keinen collegen bey
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sich habe, ihn auch also schwehrfallen wolle, zu dirigiren, zu votiren und zu
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protocolliren, und daher, einen protocollisten zu brauchen, entschloßen ge-
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wesen, so wolle er an seine〈m〉 orth diese〈m〉 petito nicht abseyn. Dieweil
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aber Churmayntz als reichscantzler hierinn zu disponiren, wer in eine〈m〉
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oder ander〈m〉 reichscollegio zu admittiren, so wolle er mitt de〈m〉 Chur-
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mainzischen reichsdirectorio reden. Wolte nu selbiger

Gemeint ist Brömser oder Johann Adam Krebs.
sagen, es were keiner
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zu admittiren, alß der in der vollmacht begriffen, habe er ih〈m〉 zu reponi-
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ren, daß sie im churfürstenrath auch nur concipisten admittirten

Das authentische Reichsprotokoll im KFR erstellte Kurmainz. Daran wirkten – neben den
Ges. selbst – mehrere Protokollanten und Kanzlisten mit. Zu ihnen gehörte auch Veit Bernin-
ger, der seit Januar 1646 kurmainzischer Hofratssekretär war (Winfried Becker, Einleitung,
LXXVI, LXXXII). Zur Entstehung aller Kurfürstenratsprotokolle des WFK ausführlich
ebenda XII–CIV.
, auch wohl,
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die kein Latein köndten.

Sachanmerkungen zu Nr. 93

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