Acta Pacis Westphalicae I 1 : Instruktionen, Band 1: Frankreich - Schweden - Kaiser / Fritz Dickmann, Kriemhild Goronzy, Emil Schieche, Hans Wagner und Ernst Manfred Wermter
DIE KAISERLICHEN INSTRUKTIONEN (1637–1645) BEARBEITET VON HANS WAGNER : 29 Geheiminstruktion Kaiser Ferdinands III. für Maximilian Grafen vonTrauttmansdorff zu den Verhandlungen in Münster und Osnabrück Linz 1645 Oktober 16
Geheiminstruktion Kaiser Ferdinands III. für Maximilian Grafen vonTrauttmansdorff zu den Verhandlungen in Münster und Osnabrück.
Linz 1645 Oktober 16
Orig., ganz eigenhändig von Kaiser Ferdinand III. geschrieben, StK, Friedens-
akten , Kart. 1 fol. 210–217.
Im Apparat werden die sechs handschriftlichen Gutachten der geheimen Räte zu den
einzelnen Punkten der Instruktion angeführt. Es sind dies die Gutachten von Maxi-
milian Graf von Trauttmansdorff vom 29. IX. 1646, StK, Friedensakten,
Kart. 1 fol. 201f. ( T), von Georg Adam Graf von Martinitz vom 25. IX.,
ebenda fol. 136–140 ( M), von Franz Karl von Kollowrat vom 26. IX.,
ebenda fol. 130–135 ( Ko), von Ferdinand Graf Kurz vom 27. IX., ebenda
fol. 142ff. ( Ku), von Dr. Matthias Prickelmeier vom 29. IX., ebenda fol.
146–149 ( P) und von Heinrich Graf Schlick, ohne Datum, ebenda fol. 199f. ( S).
Nachdeme ich consideriret die langwirikheit des gegenwertigen khrieges,
die dardurch erfolgte ruin deß heiligen Römischen reichs und absunder-
lichen meiner erbkönigreich und -länder, die immer mehr und mehr wach-
sende feindtliche und entgegen abnemende nur meiner und meiner
assistirenden waffen und khrefte, die fast gänzliche ermanglung der mitel,
daß algemeine seifzen nach dem friden und auß disem allem die notwendik-
heit desselben. Auch dabei betrachtend die guete qualiteten, lange erfahrn-
heit in den negotiis und allzeit erzaigten eifer zu meinem und deß allge-
meinen wesens nuzen deß graven von Trautmanstorf, meines obristen
hofmaisters, habe ich mich resolviret (nach eingeholtem rath meiner ge-
heimen räth, absunderlichen aber meiner fr. geliebsten gemahel und fr.
geliebsten herrn brueders liebden), obgedachtem graven von Trautmanstorf
zu denen Minster- und Osnabrukhischen fridenstractaten (alls meinen
plenipotentiarii) abzufertigen und ihme volgende geheimbe instruction mit-
zugeben, nach welcher er sich zu richten und den friden (in extremo casu und
wann nichts anders zu erhalten sein khundte) zu schliessen macht haben solte.
[1] 1 mo Und erstlichen wirdet er sich dahin befleissen, daß (neben deme, daß
die tractaten mit denen außlendischen cronen eisserst und eilfertigist beför-
dert und darmit khein zeit verlohren werde) die stende des reichs allß glider
mit mir allß dem haubt und vater ihnen selbsten vereiniget, die disconcer-
tirte harmonia imperii wider zusammen gestimmet, daß guete allte vertraw-
en wider gestiftet, die rechtschafene zusammensezung aller der stende
wider firmiret und darmit die fremde feindtliche cronen zu einem billichen
fridt gebracht werden oder in rukstehung desselben mann ihnen desto leich-
ter resistiren khönne. Dise vergleichung oder verainigung der stende wirdet
principaliter in duobus capitibus bestehen, nempe in puncto amnystiae et
in puncto gravaminum.
18–33] Ad 2 T: Chursaxen unndt andere stendt werden ohne zweifel auch
libertatem religionis in E. K. M. landen begeren. In diesem aber ist nichts zu concedieren
unndt khein zweifel, daß sie darvon fallen werden. Man khundt auf die lezte den außlauff
nicht so hoch straffen noch einige emigration mit verkhürzten terminis anbefelchen.
Aber diesses alleß soll das extremum seyn.
M: Circa amnistiam non recedatur nisi extrema necessitate ab eo, quod iam a M te V a
Caes a conclusum et legatis suis fuit demandatum, maxime in rebus religionem concer-
nentibus, quae ipsae in humano commercio non sunt et sine laesione vel saltem grava-
mine conscientiae iniri, concedi vel approbari non possunt.
[441,18–33] Ko: Belanget nun die amnistiam ad annum 18 um befürchte ich mich, das
mann in Römischen reich wirdt dieselbe also eingehen müßen, sonderlich wann die Pfalt-
zische sache accomodirt sein wirdt, dann ich in dieser opinion bin, das deswegen und prop-
ter hanc amnistiam et religionsgravaminum Chursaxen das armistitium mit Schweden
eingangen und also von dem Pragerischen friedenschluß tanquam per indirectum ge-
wichen. Was aber die erbländer betrifft, da kann ich darzu nit einrathen, gehe es wie
gott will, sonderlich wegen der religion und Eür May. erblicher succession zu der cron
Böhaimb. Was die confiscationes anbelangt, künte mann so weit gehen, daß diejenige,
so würklichen der cron Schweden gedient, ab anno 30, wie der krieg mit Schweden
angefangen, restituirt und ihnen (wie in Östereich under Enß mit lutrischen beschicht)
im landt zu verbleiben und ihre restituirte gütter zu geniesen verlaubt, jedoch absque
exercitio [religionis].
P: Mit Hilfe der Franzosen soll getrachtet werden, daß die Schweden auf dem puncto amni-
stiae biß anno 618, wenigist sovill die erblandt betrifft, nit beharren. Undt ist meines
geringfüegigen erachtens leichter, alles obangezognes in puncto satisfactionis mit beeden
cronen einzugehen alß in puncto gravaminum et amnistiae sovill nachzugeben, welches
auch vill ain mehrers undt großers außträgt, sowoll in conscientia alß statu politico.
den fremden cronen in hoc puncto gegebenen antwort. Weilen aber wol zu
vermuten, daß die stende nicht damit zufriden sein werden, allso khundte
dieselbe biß auf anno 1627 in reich allein extendiret und entlichen auch in
extremo casu (da anderst der fridt oder die vereinigung der stende nicht zu
erhalten wäre) biß auf anno 1618 (doch auch nuhr allein in imperio) ver-
williget werden, exceptis omnimode et per expressum meis regnis et provin-
ciis hereditariis atque negotio Palatino (von welichem nochmals solle geredet
werden). In meis provinciis aber khundten noch volgende limitationes
(wann es ja nicht anderst sein khundte) verwilliget werden, allß daß die-
jenigen, welliche (vigore amnistiae usque ad annum 30 um vel 27 um) die
güeterwieder in meinen erblanden restituiret werden müssen, bei dem genueß
und besiz derselben geduldet oder wenigist (wie auch andere sich in meinen
landen befindende standespersonen) mit khurzen terminen emigrationis
nicht ubereilet, mit dem außlauf auch waß mehrers durch die finger gschaut
und nicht so stricte derselbe gestraffet wurde.
1–443,6 Ad 3–5 T: In denen gravaminibus werden die churfürsten, fürsten
undt stende des reichs ainerseits selbst E. K. M. commissariis guetachten geben, wie der
ander theil khüne billich vergnüegt werden et sic vice versa, ohne beschwer E. K. M.
conscientiae.
Ko: Was die restitution der Teütscher freychait anbelangt, ist schon von Eür May.
genuegsamb in responsis beantwortet und alle die andere puncta seindt diesen punct
anhängig, welches bey den chur-, fürsten und ständen alleß debatirt wirdt und dabey
die notturfft gehandlet kann werden, et ex parte E. May. auch durch dero commissarien.
P: Unndt bey disem allem wirdt mit cooperation der Franzosen, sonderlich wan sy
in ihren praetensionen waß satisfaction erlangen, dahin zu trachten sein, daß die Schwe-
den von dem puncto gravaminum weichen oder wenigist denselben zu der ständt selbst-
aignen vergleichung außstellen lassen.
geistlichen vorbehalt, auf dem besiz der geistlichen güeter und auf der
paritet in camera et consilio aulico beruehen. Nuhr muß sich obgedachter
von Trautmanstorf in genere in disem punct dahin bemihen, daß weilen die
gravamina meistens undter den stenden selbsten sein, auch undter ihnen
selbsten und wo miglich in perpetuum oder doch wenigist auf ein gewise
zeit verglichen werden und nuhr bloß mein assensus oder confirmatio darzue
concurrire.
[4] Ad specialia aber zu khumen, da mueß in dene geistlichen vorbehalt
kheinswegs verwilliget werden, sundern solle derselbe in favorem catholi-
corum bleiben. Die geistlichen güeter sollen bleiben in statu quo wie sie
sein oder, wann die amnistia auf anno 18 im reich extendiret wurdt, wie sie
allsdann gewesen, cum assecuratione reciproca nihil in posterum immu-
tandi.
[5] Die paritet der religion anbelangent solle es in camera verbleiben, wie
es jezo ist, in consilio aulico aber 3 oder 4 personen lutherischer religion
verwilliget werden. Da auch allein an disem punct die vereinigung der sten-
de oder der fridt beruhen sollte, khundte auch paritas religionis verwilliget
werden, statutis tarnen prius certis normis et regulis, secundum quas in
negotiis religionis procedi debeat et non aliter .
sen, secundum ultimum tractatum Moguntinum et Coloniensem
es aber noch an der Marburgischen sach hafften mochte, wirdt sich zu be-
fleissen sein, die sach in favorem Darmstadiensis lineae zu erhalten, maxime
weilen auch die justitia vor sie ist. Endtlichen aber wirdt dahin zu trachten
sein, wie beederseits waß nachgelassen und die sach verglichen werde.
[7] Daß negotium Palatiniorum [!] betrefendt, weilen es origo huius belli
gewesen, so mueß es fast auch vor daß endt desselben geachtet und not-
wendig bei disen tractaten verglichen werden. Dises consistirt nicht, wie
der gegentheil praetendirt, in plenaria restitutione Palatini, tarn quoad
dignitatem quam provincias. Die dignitet belangent mueß in allweg auf der
alternatio beharret et nisi ad extremum nicht davon gewichen werden,
endtlichen aber, wan khein anders zu erhalten und auch die curfirsten und
die stendt darin consentiren und es vor guet achten wurden, khan auch in
octavum electorem gewilliget werden, doch wirdt dabei zu tentiren sein, ut
et nonus ex nostra domo fiat
Diese neunte Kur war für Österreich geplant. Es wurde auch daran gedacht, daß Böhmen zwei
Stimmen auf sich vereinigen könne. Trauttmansdorff berichtet am 15. I. 1646: Das der könig
in Behaimb undt der erzherzog in Ostereich (so ein person ist) zweye churfürstenstel
sol haben, sorg ich, seye nicht zu erhalten. Ebenso am 27. II. 1646: mit den Churmainzi-
schen hab ich hir wegen des duplicis voti des königs in Behaimb geredt ( RK , Frie-
densakten , Fasz. 50a fol. 9 und 44’ ).
wirdt auch davon zu weichen sein.
[8] Waß die länder anbelanget, so bleibt es wegen der Untern Pfalz bei
deme, waß allbereith biß dato tractiret. Wegen der Oberen aber soll das
werkh dahin gerichtet werden, auf daß von Pfalz ein stukh landes Baiern in
handen gelassen werde, Baiern ein etliche milliones nachlasse, daß reich,
Engelandt und amici et fautores Palatini etlichs zutrage und ich deßgleichen
(doch soll meine summa 3 milliones nicht excediren und innerhalb 6 oder
8 jahr bezalet werden) und entzwischen secundum proportionem quotae
Baiern sovil landes von der Obern Pfalz pro hypotheca in banden bleiben.
Wann es aber ad restitutionem der länder khumen sollte, muß in allweg die
catholische religion in statu quo reserviret werden. Und dises sovil die
stende des reichs und deren verainigung anlanget.
[443,13] – [444,5] Ad 7–8 T: In der Pfelzischen haben E. K. M. durch die kayserliche
Beheimische undt Ostereichische gesandten auf die alternativ a nepote serenissimi elec-
toris Maximiliani incipiendo zu gehen (unndt ist vonnöten, deßwegen von der Beheimi-
schen canzley entweder E. K. M. Ostereichische gesandten in hoc puncto absonderlich
zu instruiren oder jemandts auß dem königreich Beheimb deßwegen ad loca tractativa
abzufertigen), bey der Gulden Bull unndt erster institution zu verbleiben, dessen auch
Churbayrn mit glümpff suo tempore zu disinganniren, daß das mitel octavi electoratus
nicht wol werde zu erhalten sein.
Mit waß endlichen Churbayrn, auf den faal die Oberpfalz solte müssen restituiert
werden, sich wolle befriedigen lassen, wäre von president Mändl, (dan er zu diessem ur-
sach gibt) quasi in discursu zu vernemen, darnach zu resolvieren, ob E. K. M. gleich jezo
oder erst, wan zu Münster es auf diesen punct khombt, mit Churbayrn eventualiter wolle
tractiren lassen. Hiebey seindt nun die gradus, so E. K. M. den 23. undt 24. disses monats
Septembris seindt durch gehaime rathsguetachten vorgetragen worden, in acht zu nemen.
Endlichen wär disses onus inter Palatinos et eorum adhaerentes, inter status imperii et
inter ipsum electorem Bavariae et etiam inter V ram M tem Caesaream zu vertheilen. Die
Pfelzischen möchten ein theil der Obern Pfalz zurukh lassen, die adhaerentes alß auch
die stendt des reichs waß gelt, dessgleichen E. K. M. waß von denen landtscontributionen
beyschiessen undt Churbayrn waß fallen lassen, interim die Oberpfalz pro hypotheca auf
gewisse jahre hafften, welches alleß derzeit die Pfalzische partey einzugehen wol ursach
hat.
M: In negotio Palatino praeter id, quod iam a M te V a his diebus resolutum fuit, si ad
tractatus compositionis de sumptibus electori Bavariae refundendis particulariter deven-
tum fuerit, eo ultimate procedatur, ut elector Bavariae quinque milliones ob bonum pacis
remittat, quinque milliones liberi Palatini pendant, tres milliones M as V a reddat. Pro
quota sua Palatini praeter id, quod forte parata pecunia poterunt exsolvere, certam
conventam partem provinciae hypothecae loco electori Bavarico relinquant. Ex parte
M tis V ae idem facere opportebit, quae nam vero provincia Bavariae electori loco hypothecae
relinquenda dubium erit. Ille enim ex iure constituti Austriam superiorem habere volet,
et ego aliam proponere aut suggerere vix scio, nisi ipsorum tractatuum decursus magis
occasionem praebeat, praeterquam quod tandem idem fere sit, sive haec sive illa provincia
concedatur. Hoc vero animadvertendum iudico, ut provinciae traditae fructus, si 5 per
100 excedant, respectu summae capitalis reliquum in sortem computetur. Et ut procuretur
quatenus elector Bavariae obligetur particularem solutionem ad minus m/800 fl. pro vice
acceptare, ut sic interesse minuatur et solutio sit facilior.
De dignitate electorali supersedeo loqui, cum iam maiori ex parte M as V a se resolverit
et adhuc ulterius resolvet, ubi de 8º electoratu fuerit actum.
Ko: Die Pfaltzische restitution beruhet tam in restituendo statu quam in dignitate
electorali. Daß landt betreffent seindt die commissarien auch gradatim instruirt. Ad
extremum punctum aber zu kommen, wäre so weit zu gehen, daß die 13 miliones, so dar-
auff hafften, also ausgetheilt werden, alß nemblichen das der churfürst auß Bayren
5 miliones nachlaße, die andere 5 miliones die Pfaltzische kinder sampt ihren adhaerenten
bezahlen und Eür May. die übrige drey miliones über sich nemben möchten. Die
bezahlung solle auff gewiese termin acordirt werden, und zwar waß Eür May. portion
betrifft, mit jahrlichen m/800 fl. abgestattet, dann auch so viel das mann bezahlt, so viel
lande soll der churfürst denen Pfaltzischen in Obern Pfaltz erlaßen und proportionaliter
auch so viel in händen behalten, soviel ihme churfürsten an der summa restiren wirdt.
Jedoch wäre dabey zu pactiren, das die catolische religion von den Pfaltzischen kindern
nit alda reformirt werde, sondern die inwohner bey ihren catolischen exercitiis verbleiben.
Die chur betreffent bey der alternativam zu verbleiben, wie vor diesem der vorschlag
gewest.
P: Unndt in disen gedankhen nun bin ich erstlichen der unvorgreifflichen mainung,
daß vor allen dingen die Pfaltzische sachen zu accomodieren, dabey man zwar der landen
halber alle schon vorhin vorgeschlagene gradus undt media tenticren mag, allain ist
woll zu besorgen, es werde damit wenig zu erhalten sein undt endtlich die völlige restitu-
tio müessen nachgegeben werden. Dan in diesem sein meines geringen erachtens die
Franzosen undt Schweden wie auch die ständt deß reichs, sowoll catholisch undt un-
catholische, ains, der Holländer, Engellandt, Denemarkch etc. zu geschweigen. Unndt
obzwar gleich darauf der herr churfüerst in Bayrn auf das landt Ob der Enns seinen
regreß nemben unndt de facto greiffen wierdt, so hat er doch darumben alberaith soliche
brief undt sigl in handen, daß man ihms nit wierdt verwaigern khünen; undt in diesem,
wie woll abzunemben, ist er beraith mit der gegenparthey auch schon ains.
Anderten waß die churwüerde anbelangt, ist es ain sach, weliche das gesambte Römi-
sche reich undt alle ständt concerniert, darumben von E. Khay. May. allain unndt abson-
derlich, es sey gleich circa alternativam oder aber auch octavum electoratum, nit vill zu
difficultiren, sondern an sein orth zu remittiren, doch dabey sich allezeit also zu bezaigen,
daß man dem herrn churfürsten unndt seinem hauß in seinen intentionen gehrn an die
handt gehen wolle, sovill nuer immer bey denen andern zu erheben sein wierdt, damit man
also denselben desto mehrers an der handt halte.
[9] 2 do Zum andern betrefendt die auslendischen cronen, da wirdt er grav
erstens dahin bedacht sein, auf daß alle morae auß dem weeg geraumet und
die tractaten nicht lenger verzogen werden. Dann zum andern sich befleis-
sen, daß mit beeden cronen (weilen sihe auch zweifelsohne nicht separatim
werden tractiren, weniger schliessen wollen) ehist mann zum schluß khumen
möchte. Sollte er aber vorß drite merkhen, daß ein occasion wäre, absunder-
lich mit einer oder der andern cron zu tractiren und zu schliessen, solle er
mit derjenigen abdrukhen, mit wellicher er wirdt sehen, daß mann ehender
und mit billicheren, leichtern und sichern conditionibus wirdt zum schluß
khumen khinden. Und weilen vorkhumbt, daß Schweden zu einigen separa-
ten tractaten anlaß gebe, also wirdt er dieselben abbraciren oder in er-
manglung derselben auch selbst gelegenheit suechen, mit ihnen in tractat zu
khumen, und sich bemihen, mit selbiger cron ehist ein ende zu machen. Es
wirdt aber bei beiden cronen daß meiste in puncto satisfactionis propriae
beruehen (dann waß der stende ihrs anbelanget, es mehrers ein praetext ist
und schon oben davon gemeldet).
1–16] Ad 9 P: Unndt diß sovill die Franzosen anbelangt, dabey in allweeg
dahin zu sehen, damit man sy aintweders totaliter von denen Schweden separiere oder
wenigist dahin bringe, daß sy der Schweden unndt protestierenden intentiones ad aequio-
res conditiones moderieren unndt, da sy auf denen extremiteten beharren unndt anderer
gestalt kheinen friden eingehen wolten, daß sy sich gar mit E. Khay. May. offensive
wider die Schweden coniungierten. Unndt bin ich der unfüergreifflichen allergehorsam-
bisten mainung, daß mit denen Franzosen noch leichter undt verantworttlicher werde zu
handlen sein alß mit denen Schweden. Leichter durch den herrn churfüersten in Bayrn,
welicher wie man waiß gleichwoll schon zimblich weith khomben; durch die rempubli-
cam Venetam, so jezt von dem Türkhen constringiert undt der union der christlichen
potentaten hoch vonnötten hat, undt durch ihre Bapstliche heyl. ob communes neces-
sitates totius christianitatis vermitls derer habenden nuncios. Verantworttlicher darumben,
dieweill gleichwoll bey Frankhreich das interesse religionis gemain undt ain starkhes
vinculum sanguinis vorhanden ist, auch wan waß nachgeben werden mueß, besser ist es
habens die Franzosen alß die Schweden.
Schenbekhischen tractaten zu inhaeriren sein . Weilen man aber ihnen in
secreto noch vor disem schon halb Pommern offeriret, allso ist wohl zu
vermuthen, daß sie nicht allein nicht davon weichen, sundern auch nicht
zufriden darmit sein werden, khundte ihnen allso auch endtlichen ganz
Pommern verwilliget, auch die stift, wann es nicht anderst sein khundte
auch waß vom erzstift Bremen darzue adjungiret, auch Stralsundt, Wismär
und Rostokh, ad certos annos vel in perpetuum concediret werden, doch
zu verstehen in feudum praesenti reginae et ipsius lineae masculinae vel
tandem etiam foemininae et ultimo etiam ipsi coronae tarnen in feudum
tantum. Dises aber alleß verstehet sich, daß es gradatim und eines nach dem
andern et non nisi in ultimo necessitatis gradu einzugehen seie.
1–12] Ad 10 T: Wann nun der innerliche friedt im reich gleichsam beschlossen,
mueß unitis consiliis denen cronen der fridt angeboten werden, ein mitlmessige satis-
faction nicht ganz abgeschlagen, sondern obs auf ein gelt sonderlich mit Schweden zu
bringen seye, bemühet werden, endlichen auch eher Pomern zurukhgelassen alß alles
deswegen in die schanz zu schlagen.
M: Suecorum satisfactio in Pomerania aut aliqua amplius simili provincia consistet,
circa quem tractatum normam dabunt ea, quae in tractatu Schenbechiano et deinde
saepius acta, consultata et a M te V a resoluta fuere; praecavendum tarnen, ne quid ultra
a M te V a vel eius haereditariis provinciis conferri debeat. De reliquo minimum quod dari
poterit erit optimum, sed et multum dare, ut pax obtineatur, maxime ex alienis et acatho-
licis, non reputo inconsultum.
Ko: Waß aber die Schweden im schüldt führen, daß zeigt daßjenige intercepirte schrei-
ben, so an dem Torstensohn abgeloffen, also das mann in claris versire, dann Pommeren
betreffent, diese seindt der Schwäden schon lang schwäbende gedankhen; wegen Bremen
aber darum signum, weil dieses stifft in Denemarkischen friedenschluß nit comprehen-
dirt, sondern absque dubio ad hanc finem excludirt worden […]
Was aber die satisfaction der Schweden betrifft, so muß mann darauf beharren, daß auß
des reichs mittlen allein beschehe, und wirdt müßen auch genauhe und gradatim darmit
procedirt werden, auch in alleweg verhütet ne tantopere crescat haec Suecorum potentia.
Und zwar pro primo gradu möchte in vorschlag kommen die insel Rugen, dann Vor-
pommeren, letztlichen daß völlige landt Pommeren zu überlaßen [….]
Belanget aber Bremen, die ständt werden sich starkh opponiren, dann der innhaber
dieses stiffts hatt ein großen anhang bey den fürsten im reich, sonderlich die Braun-
schweigische, Lüneburgische und Saxische werden ihme assistiren.
P: Solte aber Franckhreich gantz nichts handlen wollen, ohne daß man mit Schweden
auch zugleich tractiere, welches woll zu gedenkhen, weillen sy bißhero so starkh bey
einander gestanden, so wierdt man sich auch mit denselben einlassen undt wenigist in dem
puncto satisfactionis waß nachgeben müessen. Da dan die gradus undt distinctiones
wegen Pomern vorhin schon außgearbeitet, darauf nochmallen zu handlen; deßgleichen,
da sy auch auf Bremen bestehen solten, wierdt endtlich auch in diesem zu weichen sein.
S: Betreffent aber, aller gnedigister herr, die cron Schwedten, ist meine allerunder-
thänigiste meinung, das mahn gegen derselben ahnfangs mit gelt, wie vohrmahls besche-
hen, suche sich abzufindten. Da es aber nicht verfangen wolte, halb Pommern, entlich
auch gantz, des lieben friedten zu erlangen, ihnen dahin gebe.
1–10] Ad 11 T: Bey zurukhlassung Pomerns khan Brandenburg das stifft
Halberstat, auch ein stukh von Magdeburg (consentientibus qui consentire debent)
gelassen werden, ihrer erzherzoglichen durchl. entgegen auf lebenlang Großgloga undt
Sagan zu geniessen gegeben werden.
Ko: Diese satisfaction [ Schwedens] aber wirdt ohne zweyffels bey denen ständen woll
berathschlagt werden und ihre nit geringe sorg sein, dann wirdt hart fallen, Churbrande-
burg zu contentircn, alß dan catolischen wegen und durch Halberstatt und denen lutri-
schen, fürnemblich aber Chursaxen wegen und durch Magdeburg.
P: Undt weillen woll zu gedenkhen, man werde Brandenburg wegen Pomern ander-
werts auch widerumb satisfaction zu geben praetendieren undt soliches von den ständen
deß reichs weder insgesambt noch von ainem thaill, weliches sonsten woll billich währ,
nit zu erheben sein, alß wierdt man sich endtlich auch in diesem überwinden müessen.
Nit weniger ist zu considerieren, wan Magdeburg in der Schweden händt fallen solte,
weillen damit der herr churfüerst zu Saxen in etwas wegen seiner praetensionen hievor
contentiert worden, wie man auch demselben darfüer anderwerts satisfaction gebe, sindc-
mallen die Schweden Magdeburg füer sich auf ewig werden behalten wollen, wie auß
denen vorigen actis bekhant, unndt auf solichen faall dem herrn churfüersten die eviction
undt anderwerttige contentierung, sovill ich mich auß denen schrifften zu erindern waiß,
versprochen worden.
S: Das aber E. Kay. May. vor dasselbe etwas von ihren erblandten Churbrandenburg
ersetzen solte, der meynung bin ich gahr nicht, sondern, da ja Churbrandenburg einzige
ergetzung dahrvohr erkendt würdte, möchte solliche vohn dem gesambten Römischen
reich beschehen, wie vohrmahls vohn Chursachsen den Schwedten vohrgeschlagen
wordten unndt solliche summa biß auff drey milion erhöcht werdten.
lassen werden, auch waß entgegen wieder werden haben wollen, allso
khundte Cur-Brandenburg uber die cession meiner jurium auf daß herzog-
tumb Grossen
verharret werden. Wann es aber nicht darmit zufriden sein wollte, auch
Halberstadt und entlichen etliche ämpter auß dem Magdenburgischen ge-
geben, entgegen aber deme inhaber deß erzstift Magdenburg wie auch
Bremen und Mekhlenburgh mit geldt contentirt werden. Daß gelt müssten
die reichsstende herschiessen anstatt dessen, so den Schweden hette gegeben
werden sollen laut des Schenbekhischen tractats.
[12] 3º Auf die Francosen nuhn zu khumen und deren satisfaction zum
driten anbelangent, da wird er grav erstlichen deme zu inhaeriren, waß in
dem an Curbaiern de dato 3 Aprillis hujus anni von mir abgangen schreiben
begriffen, und darauf zu beharren haben so lang miglich, endtlichen ihnen
daß Elsas endtern Reihn verwilligen gegen heruberlassung der vestung
Preisach. Wann daß nicht zu erhalten, auch Preisach adjungiren, und wann
der friden allein an Preiskhau hafften sollte, entlichen auch selbiges fahren
lassen, doch dises lezte non nisi in desperatissimo casu, absunderlichen
weilen zu hoffen, daß Frankhreich es nicht begehre oder doch wenigist
nicht darauf beharren werde, weilen es biß dato nichts alls Elsas (so endtern
Reihn ligt) praetendirt. Diser punct wirdt aber notwendig mit denen erz-
herzogischen abgeordneten müssen verglichen werden. Wann sie aber nicht
darein consentiren wollten, in extremo casu ihnen vorgegriffen werden
müsst.
[13] Weilen aber die Insprukherische lini zweifelsohne dises nicht umb-
sunst wirdt wekh lassen wollen, also khundte pro satisfactione mit ihr auch
ein gewise summa geldes geschlossen und entgegen ein stukh landes von
Khärndten ihnen verpfendet oder ultimo ganz hinumb gelassen werden.
Dann es besser einen friden zu erlangen, daß es meinem hauß obwolen einer
andern lini uberlassen werde, allß daß zu continuation des khriges (dessen
eventus doch dubius ist) die gravschaft Gerz denen Venedigern verkhauft
werde. Es hett sich aber der grav von Trautmanstorf zu bemiehen, auf daß
die Insprukherische lini wo miglich nichts von mir praetendire, sondern
amore pacis in disen sauren apfel beisse.
1–24] Ad 12–13 T: Die cron Frankhreich zu contentiren, nach villen remon-
strationen, daß sie in Teutschlandt nichts zu suchen habe, ist endlichen Pinarol, Metz,
Tul, Verdun hinden zu lassen, Moienvic zu demoliren unndt endlichen wegen Breysach,
wie E. K. M. sich gegen Churbayrn erkhlert, aber disses alleß mit vorwissen undt ein-
willigung des erzherzog Ferdinandi Caroli et quovis interest. Den entgang müßte man
also abteilen, daß einer lini allein das onus nicht gar zu schwer falle.
M: Quoad Alsatiam a Gallis uti fertur praetensam M as V a curet semper cumulative et
simul cum ministro serenissimi archiducis Ferdinandi Caroli tractari, ne si sola rem tractet,
evictionem praestare cogatur, benevolentiae suae reservando, quid pro re nata ex affectu
non necessitate serenissimo velit imposterum conferre. Alioquin tractetur per gradus et
minimum, quod fuerit possibile, Gallis concedatur, in specie de eo nequeo discurrere,
cum eius provinciae status et subdivisio mihi sit ignota. Ratione fortelitii Brisacensis
procedatur iis gradibus, quibus debuerat pater Verve, et vel demolitio vel praesidium ad
annos vel semper, reservata proprietate et fructibus, concedatur. Ac denique, si neque hoc
obtineri queat, ipsum castrum Gallorum potestati in pretium pacis cedat.
Ko: Dann bctreffent die Frantzosen, so hatt Churbayren mehr alß zu viel ihre inten-
tiones endekt und daß Elsäß pro satisfactione vorgeschlagen […]
Nun muß ich bekhennen, das die satisfaction, so von den Frantzosen auff daß Elsäß
ziehlet, Eür May. hauß allein antrifft, indem daßelbe daß pretium ad consequendam pacem
geben soll und zwar von denjenigen landen, welche in E. May. gewaldt immediate nit
sein. Nichtsdestoweniger wann der friede allein daran hafften möchte, so müste mann waß
übriges thuen, pro conservatione residui maioris. Und zwar wäre auff daß höchste hinumb
zu laßen, was der Rein separirt, als nemblichen waß jenerseits des Reins ist, dasjenige aber
alleß, was dieserseits, vorzubehalten; und weilen die vöstung Breysach ex hac parte ligt,
auch zu reserviren oder pro extremo gradu die fortification zu demoliren, dahin zu acor-
diren. Jedoch künte man pro antecedenti gradu Verdun und Tull völlig wegen der pre-
tension, so daß reich darauff hatt, cediren und, wann mann mit diesen nit contentirt, alß-
dann ad hunc extremum gradum zu kommen ist.
Ku: Hingegen unndt vor das andere möchte E. K. M. ihm dero obersten hoffmeister
in hochster geheimb offne handt lassen, mit rhatt unndt zuthun der churfürsten Meintz,
Cöln unndt Beyrn wegen Metz, Tull, Verdun, Lottringen, Elsass undt Philipspurgh,
in specie der reichsgravaminum halben an sich zu halten, mehr undt weniger nachzu-
geben, wie es seine E. K. M. bekhante treu, die erkhantnus der eusserist necessitet et
arcanorum domus ihme dictiren wurde, worbey auch seiner dexteritet zu committieren
acclinatio affectionis reliquorum statuum. Jetz zur zeit so hatt man das haubtwerkh uff
dise 3 churfürsten zu fundieren.
P: Das Elsaß betreffent bin ich nochmahlen der gehorsambisten mainung, daß selbiges
mit denen Franzosen ehistens auf die weiß, wie jüngst gemeldt, in die handlung zu brin-
gen und daß zwar auch auf denen schon hievor gemachten gradibus zu bestehen, endt-
lich aber, da es anderst nit zu erheben, daß dasjenige, waß jenseits deß Rheins ist, sambt
der vestung Breisach (derentwegen auch alle vorige absatz in der handlung zu tentiren)
nachzulassen, es sey gleich titulo allodii oder feudi, unndt da man so starkh darauf
bestehen solte, auch cum jure voti et sessionis in imperio. Unndt über disen punct hette
man sich ehenstes mit ihrer erzh. durchlaucht zu Ynsprug zu vernemben.
S: Undt ist mein aller underthänigiste unmaßgebige meynung [….] nemblich, das
mahn Franckreych nichts vohm Römischen reich noch von E. Kay. May. hochlöblichem
erzhauß deritoria [!] geben soll, weyll es mit fueg dahrauff nichts zu predentiren, sondern
ihn andern billig meßigen begerhen so viell ihnen nuhr müglich, denselben contendo [1]
geben. Solte aber der gantze friedten dahrauff bestehen, das Franckreych keinen friedten
eingehen wolte, es erhielte dahn ein stück vohm Elßaß, so befindte ich ja einmahl ihn
meinem gewissen nicht, das mahn dahrumb den friedten solte zuschlagen lassen, keines-
wegs aber denselben auch ein finger breydt landt dießer seydt des Reins zu bewilligen.
et votum praetendiren und behaubten wirdt wollen, welliche praetension
dann genzlichen zu rejiciren und sich derselben mit allen khreften zu wider-
sezen sein wirdt. Wann sie aber nicht davon weichen wollten, so wirt dises
biß ad ultimum außzusezen sein, und da daß ubrige alleß accordiret sein
wurde und es allein an disem hafte, auch die curfürsten und stende des
reichs dem consentiren sollten, wirdt er grav nach seinem guetachten
einen eilenden curir zu expediren und daruber mein resolution zu erwarten
haben.
[15] 4º Viertens wirdt es maistens auch an denen Spanischen interessen
haften. Nuhn ist bekhandt, daß alle unserer feindt dissegni, intentiones,
mihe und arbeit dahin gehen, wie sie die Teitsche und die Spanische lini
voneinander separiren et secundum illud, divide et vinces, eine oder die
andere oder successive alle beide underthrukt. Allso wirdt er grav von
Trautmanstorf vor allen dingen dahin zu sehen haben, daß es zu diser
separation nicht khume, auch ehender alles uber und uber gehen ehe er es
darzue khumen lasse. Auf daß mann aber diser gefahr entflihe, so mueß
mann sich dahin bearweiten, daß auch mit Spanien fridt geschlossen werde.
Wirdt allso er grav mit denen Spänischen plenipotentiariis in gueter vertrau-
likheit und correspondenz stetig verbleiben, ihnen die gefahr, die unmüg-
likhait der continuation deß khriegs, die notwendikheit des fridens reprae-
[449,10] – [450,26] Ad 15 M: Maxime vero me angit difficultas circa res Hispanicas, si
enim M tas V a etiam in omnibus cum inimico utroque conveniat, ipsi vero Hispanici
ministri vel nolint vel nequeant, periculum est, aut ut M as V a una cum Hispanis bellum
continuare aut exclusis ipsis pacem acceptare cogatur. Illud iudico M ti V ae impossibile,
istud illis totique augustae domui pernitiosissimum. Huic malo aliud remedium non in-
venio, quam quod M as V a ipsa saepius pronuntiavit, ut nimirum ultimo etiam pro iis
M as V a pacem concludat, quam in certo tempore aut acceptare debeant aut, si M s V a res
suas ex tanta necessitate prout potest eripiat, sibi vitio vertere non possint. Quae vero in
se recipere M as V a loco coronae Hispaniae, in tali casu, ad terminum usque declaratio-
nis vel acceptationis posset, licet de alieno facto vel praestando difficillimum sit quidpiam
statuere. Attamen in tanta anxietate videntur mihi haec, gradatim tamen: Comitatus
Rossilion, Arras, Mastrich Hollandis, Grevelinga cedat Gallis, reliqua restituantur His-
panis, Vercelli Sabaudo, Lotharingia suo duci, Sedanum suo restituatur. Invasori Lusi-
taniae Gallia, Suecia Hollandi auxilia non ferat, de reliquo res ista suo sinatur loco.
Ko: Stehet mir allein noch dieses gar sehr in wege, wann alleß daßjenige also gericht
werden möchte und der friede in Teütschlandt geschloßen, entgegen aber so harte condi-
tiones denen Spanischen von den Frantzosen zugemuethet werden solten, das sy dieselbe
nit eingehen künten, quid faciendum? Dann daß maiste daran gelegen zu verhütten, daß
alßdann der gantzer kriegs schwall nit auff Spanien falle und Eür May. von dieser cron
nit separirt werden. Und weilen mir unwißent so woll die aigentliche petitiones der
Frantzosen gegen der cron Spanien, alß auch wie weit der Spanischen commissarien
instructiones sich extendiren, alß ist schwähr davon zu reden, sonderlich weil ich anstehe,
ob Eür May. gewaldt haben, sich waß in diesen passu zu interponiren. Ist aber auch zu
befürchten, daß auß Spanien mehrere instructiones einzuhollen die zeit merklichen sich
verlauffen wirdt und die reichsstände derselben resolution nit erwarten werden, sondern
Eür May. zu den friedenschluß forthzueylen sforziren. Alß besorge ich mich gar sehr, daß
die sachen a parte Spanien sehr periclitirt werde. Dahero ich gehorsambst erachte, Eür
May. solten dem künig selbsten wie auch dem Castel Rodrigo diesen statum alsbaldt
tanquam protestando et praeoccupando zu repraesentiren und zu informiren nit under-
laßen, was gestaldt mit Denemarkh fried, mit Saxen armistitium cum Suecis geschloßen,
wie mit Bayren in lubrico auch bewandt, und dann das die übrige reichsständen zum
frieden fortheilen, sich auch dabey nit viel auffhalten möchten, das also summum peri-
culum in mora, dahero auch alda ex parte illorum resolutiones zu faßen und näheter
zu der satisfaction Gallorum herzuschreiten seye. Und ist gewiß, daß contado de
Rossilion die Frantzosen nit werden zuruklaßen, auch gegen Niderlandt Arras be-
haupten, dahero wann nur durch diese zwey stuk das übrige wie auch Catalognia
und Portugal salvirt werden kann, so künte in istis extremis die Spanische mo-
narchia dieses woll verschmertzen und noch darzu in Catalognia und Portugallo ein
general perdon concediren, ja in ultimo gradu dem Bragantza per modum feudi (wann
sich die Frantzosen seiner so starkh ahnnemben solten und solches tanquam conditionem
sine qua non herfürbrächten) ad masculinum sexum etliche insul in Portugisischen
Indien einraumben künte, so und wann dardurch zu einem völligen schluß zu kommen sein
wurde. Da nun aber in Teütschlandt zu einem frieden forthgeailet und mit den Spani-
schen zu keinem schluß zu kommen, so müste mann durch ein armistitium der cron
Spanien zu hälffen assistiren, wie mann künte, welches bey dieser winterlicher zeit desto
leichter darzu zu gelangen sein wirdt. Interea istis hybernis temporibus agant sua, ne
pereat haec monarchia.
Ku: So wer dem marques Castel Rodriguo zuzuschreiben, das ehr die khünigliche
Spanische gesante uff die extrema instruiren wolle, dan E. K. M. weren auch gesonnen
undt getrungen, eins entlichen sich zu erkhleren undt den friden noch vor khunfftieger
campagna da es miglich zu erheben; dahero die noturfft seie, das die khiniglichen consilia
hierin mit E. M. concurriren undt man uno tractu aus der sach khumben moghe.
vernemen, mit was vor conditiones sie dann entlichen den friden zu
schliessen gedenkhen. Solten sie sich aber dessen verwaigern oder daß sie
khein instruction hetten, waß hinden zu lassen, erkhlären, auf sollichen
fall solle er ihnen andeuten, daß einmal daß werkh ich allso nicht lassen
khundte, sondern vor dem könig von Hispanien, meinem fr. geliebsten
herrn vetter, schwager und brueder expromitiren wollte, cum praefixo
certo termino, in wellichem er den schluß annemen khundte oder, wann
er nicht wollte, mir nicht vor ubel halten wurde, wann ich ihm alßdann
nicht assistiren khundte. Und darauf in extremo casu denen Franzosen
Rossillon und einen plaz in Niderlandt (dessen mann sich vergleichen
wurde) verwilligen gegen dene, daß darmit der fridt mit ihnen geschlossen
sein solle und sie alle foederibus (so sie mit Portugal, Breganza und Catha-
lonien haben) renuncieren, auch ihnen kheine hilf sub quovis praetextu
laisten wollten. Und khundte ein terminus 6 mensium praefixiret werden
pro acceptatione ex parte regis Hispaniae, et ut interim inter duas coronas
sit suspensio armorum.
[16] 5º Zum finften ist wol zu vermueten, daß auch ehist vor einen armi-
sticio generali tractiret werden wirdet. Da wirdt er grav sich in tali casu
derselben instruction zu bedienen haben, welliche ich meinen Minsterischen
gesandten schon vor disem gegeben
meines fr. geliebstes brueders liebden guetachten daruber vernemen und
entlichen daß armistitium oder außschliessen oder eingehen (so verr die
zeit nicht leiden wurde, daß er sich ehunder bescheidts bei mir erholen
khundte) omnibus melioribus conditionibus quibus fieri poterit, nach deme
er allsdann den statum belli, meine waffen und länder, auch die besorgende
gefahr befinden wirdet. Wann auch ein armistitium eingegangen werden
solte, so ist es nuhr auf ein khurze zeit und etlich wenig monat zu
verstehen.
3–8] Ad 17 T: Dem Schwedischen khriegsvolkh contento zu geben, ist in
E. K. M. gewalt der zeitt nicht, ist alles in den erblanden von ihnen verzert, zu sehen, daß
Chursaxen diese mit ein monatsold oder 2 abfertige […]
Deme Französischen kriegsvolkh gelt auß dem reich zu geben, wierdt nicht so starkh
begert werden.
beste sein, die sachen dahin zu richten, daß ein jedwedere partei dieselbigen
sub certo termino uber sich nemme, welliches dann denen feindtlichen cronen
desto leichter sein wirdt, weilen sie immensos thesauros von dem reich
erhoben. Endtlichen aber wann es anderst nicht sein khundte, muesste
hallt auch darzue daß reich mit gelt concurrieren.
[18] 7º Zum sibenden, weilen ich und mein hauß sovil deß reichs wegen
gethan und gelitten, wäre billich auch von demselben auf ein recompens
zu gedenkhen. Wirdt sich allso der grav dahin bemiehen, daß etwann ein
nahmhaffter zoll aufgeschlagen und meinem hauß eingeraumet oder aber
ein namhafte summa geldes von dem reich verwilliget wurde.
[19] 8º Achtens und leztens den punctum assecurationis anlangent, werde
ich mir allzeit denjenigen gefallen lassen, wellicher vor dem sicheristen
gehalten wirdt werden, doch daß nuhr die geleicheit allerseits dabei beob-
achtet werde.
Und dises ist, waß ich ihme von Trautmanstorf loco instructionis mit-
geben wollen, alleß nuhr dahin verstanden, daß er in allem gradatim gehe,
nicht zu vorzeitig eines und das andere bewillige, sundern nach gestallt der
zeit und leiffe sich richte und die ultimos gradus nuhr ad ultimum et ex-
tremum necessitatis gradum und da khein hoffnung, waß mehrers zu erhal-
ten, hinaußgebe. Wie dann mein gnedigists vertrauen zu seiner prudenz,
geschikhlikheit, erfahrenhait und treu gestellet ist, daß er daß tempo recht
observiren und nicht zu frue noch zu spat abdrukhen werde. Wie ich dann
ein solliches gegen ihm und die seinigen in kaiserlichen gnaden allzeit
erkhennen und sein gnedigister kaiser und her verbleiben werde. Geben
auf meinem schlos zu Linz den 16. October 1645.
Ferdinand ss.
L. S.