Acta Pacis Westphalicae II B 5,1 : Die französischen Korrespondenzen, Band 5, 1. Teil: 1646 - 1647 / Guido Braun unter Benutzung der Vorarbeiten von Kriemhild Goronzy und Achim Tröster, unter Mithilfe von Antje Oschmann am Register
35. Longueville, d’Avaux und Servien an Brienne Münster 1646 Dezember 24
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Münster 1646 Dezember 24
Ausfertigung: Ass.Nat. 276 fol. 414–415; Eingang laut Dorsal, fol. 415’: 1646 Dezember 29
= Druckvorlage. Duplikat [für Mazarin]: AE , CP All. 80 fol. 124–125. Kopien: AE , CP
All. 68 fol. 151’–152; AE , CP All. 78 fol. 637–638. Druck: MN IV, 38–39; NS III,
390–391.
Ungewißheit des Verhandlungsstandes. Aushändigung des Artikelentwurfs zur Überlas-
sung der Eroberungen (Beilage 2) an die Spanier; französische Festigkeit bei spanischem
Widerstand; Bitte um genauere Liste der Eroberungen in den Spanischen Niederlanden;
Nennung der zu restituierenden Exulanten. Finanznot der französischen Residenten. Bei-
lagen 3 und 4.
Vous verrez par le mémoire l’estat de la négotiation |:qui est encor fort
incertaine, tant du costé de l’Empire que d’Espagne:|, ce qui nous a faict
garder icy longtemps le courrier parce que nous attendions de pouvoir
escrire choses plus assurées.
Nous avons commencé à donner par escrit aux Espagnols l’article de la
rétention des conquestes dont vous aurez une copie avec la présente. Il a
esté dressé sur le mémoire que |:l’on nous a cy-devant envoyé
nière la plus avantageuse que nous avons pu:|, et nous sçavons que les
|:ministres d’Espagne en ont esté piquez:|. Nous y tiendrons ferme |:autant
qu’il sera possible:|. Mais sy l’on nous envoioit un mémoire plus précis
des conquestes du Païs-Bas, comme on nous l’avoit faict espérer
pourroit venir assez à temps pour nous servir:|. Nous n’y avons pas
nommé tous les fortz et petites places spécifiées par ledict mémoire, ayans
cru qu’il valoit mieux les désigner soubz un terme général |:qui comprend
aussy celles qui pourroient avoir esté obmises:|.
Dans le restablissement des sujectz réfugiez, le comte d’Egmont
Ludwig Gf. von Egmont (Egmond), F. von Gaveren (Gavre) (1600–1654) ( Zedler VIII,
320; Stammtafeln NF VI T. 36). – Zu seinen Rechtsansprüchen und ihrer Vertretung
durch Frk.: Am 3. März 1646 hatte Brienne berichtet, der Gf. von Egmont halte sich in
Paris auf, um Empfehlungsschreiben zur Unterstützung seiner Ansprüche auf das Hgt.
Geldern und die Gft. Zutphen durch die frz. Ges. auf dem WFK zu erbitten; gegen diese
sprach nach Brienne politisch die Freundschaft zwischen Frk. und den Gst., rechtlich der
Vertrag von Gorinchem vom 3. Oktober 1528 (Druck: DuMont IV.1, 514f.) zwischen
Karl von Egmont (1467–1538, 1492 Hg. von Geldern; DBA I 627, 302f.) und Ks. Karl V.,
in dem jener die Oberhoheit Karls als Hg. von Brabant und Gf. von Holland anerkannt
hatte ( Brandi, 231; Crecelius, 36); Brienne ließ den Ges. Entscheidungsfreiheit über das
Vorgehen in dieser Sache, zog jedoch in Zweifel, ob es ratsam sei, sie überhaupt vor den
Kongreß zu bringen; daher wies er sie an, mit den Ges. der Gst. Rücksprache zu nehmen,
da die gesamte Gft. Zutphen und ein Teil des Hgt.s Geldern ihrer Herrschaft unterstehe,
nannte aber la restitution des biens qui luy [sc. Egmont] ont esté saisis als zu verfolgendes
Ziel; Brienne an Longueville, d’Avaux und Servien, Paris 1646 März 3 (Druck: APW II B
3 nr. 138); dazu die Antwort Longuevilles, d’Avaux’ und Serviens an Brienne, Münster
1646 März 24 (Druck: ebd. nr. 186). In Art. 66–68 des frz. Gesamtentwurfes für den Frie-
densvertrag mit Spanien, den ndl. Ges. praes. 1647 Januar 25 (vgl. nr. 86 mit Anm. 7 und
nr. 88; hier AN K 1336 nº 43 fol. 16–16’), forderten die frz. Ges. die Kassierung aller seit
1632 gegen den Gf.en von Egmont ergangenen zivil- und strafrechtlichen Urteile, die Re-
stitution in seine seitdem verlorenen Hft.en, Ämter und Würden, die Auszahlung einer
vom span. Kg. bewilligten Rente und die Rückgabe der Stadt Werth in der Gft. Horn.
de Crouy
Hg. Ernst Bogislav von Croy und A(e)rschot (1620–1684), Gf. zu Naugardt und Massow in
Pommern, mütterlicherseits Neffe des letzten Hg.s von Pommern, Bogislavs XIV.
(1580–1637), war sowohl in Auseinandersetzungen mit Schweden in Pommern als auch
durch das seitens kath. Verwandter vorenthaltene väterliche Erbe im elsässisch-lothringi-
schen Raum in die frz.-span. Händel verstrickt; 1633/1637 zum Fbf. von Kammin gewählt,
konnte er dieses Amt wegen eines schwed. Einspruchs nicht antreten und verzichtete 1650
auf alle Rechte zugunsten Kurbg.s; in dessen Dienst wurde er 1665 wirklicher GR und
Statthalter des Hgt.s Hinterpommern und des Ft.s Kammin, 1670 auch des Hgt.s Preußen
( DBA I 210, 273; Klaproth, 363; Roderich Schmidt, Ernst Bogislaw). – In Art. 71 des
frz. Gesamtentwurfes für den Friedensvertrag mit Spanien (s. Anm. 4; hier AN K 1336 nº
43 fol. 16’–17) forderten die frz. Ges. für ihn freies Niederlassungsrecht, Restitution seiner
seit 1635 verlorenen Güter und die (auch rückwirkende) Auszahlung einer Rente von
600 000 lothringischen fl. pro Jahr, die ihm in der Franche-Comté zustehe.
Alexandre duc de Bournonville, comte de Hennin (1585–1656), Diplomat und Militär in
den Span. Ndl.n, 1622 Gouverneur de la Flandre Wallone; er setzte sich für die Unabhän-
gigkeit der Span. Ndl. ein und konnte sich 1634 seiner Verhaftung nur durch die Flucht
nach Frk. entziehen; dort blieb er bis 1656, da ihm in den Span. Ndl.n die Vollstreckung
eines gegen ihn ergangenen Todesurteils drohte (BNB II, 860ff.; Waddington, Provinces-
Unies I, 148, 179). – Bournonville hatte Servien und Brienne am 6. resp. 20. November
1646 darum gebeten, ihn in den Frieden mit Spanien einzubeziehen und die Rückgabe
seiner konfiszierten Güter und Ämter zu erwirken (APW II B 4 Anm. 5 zu nr. 269). In
Art. 69–70 des frz. Gesamtentwurfes für den Friedensvertrag mit Spanien (s. Anm. 4; hier
AN K 1336 nº 43 fol. 16’) forderten die frz. Ges. die Kassierung des Todesurteils sowie
seine vollständige Restitution in alle seit 1634 verlorenen Güter, Amter und Würden, na-
mentlich die Rückgabe der gouvernance von Lille, Douai und Orchies. Am 11. Februar
1647 empfahl Ludwig XIV. in einem Brief an Longueville, d’Avaux und Servien nochmals
ausdrücklich, die Restitution der gesamten Familie Bournonville nach dem Besitzstand von
1634, vor ihrer Flucht nach Frk., in einem separaten Art. des Friedensvertrages zu erwir-
ken ; Kopien: AE , CP All. 87 fol. 303–303’ (von der Hand Doulceurs; Aktenvermerk fol.
303’: Les deux coppies que dessus [dieses Briefes und des für d’Espinoy; s. Anm. 7] sont
prises sur les originaux, que l’on présentera lorsque messieurs les plénipotentiaires de
France se trouveront derechef tous trois ensemblément à Munster ); AE , CP All. 87 fol.
304–304’; Konzept: AE , CP All. 87 fol. 300.
Alexandre Guillaume de Melun (gest. 1679), 1641 6. prince d’E(s)pinoy, in frz. Diensten
( Zedler XX, 566; Stammtafeln NF VII T. 56). – In Art. 1 des Traité des Particuliers
von Vervins vom 2. Mai 1598 (Druck: DuMont V.1, 566) war von Frk. die Restitution
der Güter durchgesetzt worden, die Pierre de Melun (gest. 1594, 3. prince d’Espinoy) we-
gen seiner Beteiligung am ndl. Aufstand entzogen worden waren ( Zedler XX, 565f.). Am
11. Februar 1647 empfahl Ludwig XIV. in einem Brief an Longueville, d’Avaux und Ser-
vien, die Restitution der Familie in ihre seit 1634, vor ihrem Rückzug nach Frk., erneut
verlorengegangenen Güter, Rechte und Würden in einen Partikularart. des Friedensver-
trages aufzunehmen; Kopien: AE , CP All. 87 fol. 302–302’ (von der Hand Doulceurs;
Aktenvermerk fol. 303’: s. Anm. 6); AE , CP All. 87 fol. 305–305’; Konzept: AE , CP
All. 87 fol. 301.
de nostre part. S’il y en avoit encor quelques autres qui eussent esté ou-
bliez, nous vous supplions de nous les mander, et on les nommera.
Mehrere Residenten, namentlich Beauregard
Charles Dubois, baron d’Avaugour, seigneur de Kergrois (um 1600–1657), seit 1642 Res.
bei der schwed. Armee und seit 1644 zusätzlich Kommandeur eines schwed. Kavallerie-
regimentes; 1633–1641 verschiedene diplomatische Missionen bei den Hansestädten, in
Dänemark, Schweden, Polen und den Gst.; 1649–1651 frz. Ges. auf dem Nürnberger Exe-
kutionstag, 1654–1657 frz. Ges. in Schweden ( ABF I 40, 192; Chéruel, d’Avaugour;
Granges de Surgères I, 149; Inventaire I, 145; DBF IV, 824ff.).
Claude de Meulles du Tartre (Lebensdaten und nähere -umstände konnten nicht ermittelt
werden), 1643–1657 frz. Res. in Hamburg; zuvor seit ca. 1626 Sekretär d’Avaux’
( d ’ Avaux, Correspondance, 14 Anm. 2; Repertorium I, 219). – Vgl. zum Sachzusam-
menhang Meulles an [Longueville, d’Avaux und Servien], Hamburg 1646 November 27;
Kopie: AE , CP Hambourg 2 fol. 88–88’: Klage über die ausbleibende Bezahlung für sich
selbst, für Beauregard und d’Avaugour; Bitte um Unterstützung des Ansuchens um ihre
Auszahlung.
beklagen sich über ausbleibende Bezahlung. Wir bitten unter Hinweis auf
den drohenden Schaden für das Ansehen Frankreichs um baldige Abhilfe .
Les députez de Madame la Landgrave
Hessen-Kassel wurde seit 1644 auf dem WFK durch Krosigk und Vultejus in Münster so-
wie durch Scheffer und Müldener in Osnabrück vertreten ( Bettenhäuser, 27f.). – Adolf
Wilhelm von Krosigk (s. Anm. 11 zu nr. 31). – Dr. Johann Vultejus (1605–1684), 1633
hessischer GR und Kriegsrat; 1651 Kanzler ( DBA I 1318, 295 und 300; Bierther, 197f.
Anm. 268). – Reinhard Scheffer (1590–1656), bis 1649 Ges. Hessen-Kassels auf dem WFK;
seit 1617 in hessischen Diensten, spätestens 1643 Generalkommissar, 1645 ao. GR ; 1653
GR und Regierungspräsident in Marburg ( DBA I 1092, 313; Kaster / Steinwascher,
274f.; Malettke, 503–506). – Lic. utr. iur. Nikolaus Christoph Müld(e)ner (1605–1656),
auf dem WFK als Fachmann für den Marburger Erbschaftsstreit tätig; 1645 hessen-kasse-
lischer Rat; 1651 GR und Vizekanzler ( DBA I 865, 279 und 285) (zu allen Ges. : Betten-
häuser , 133).
mémoire cy-joinct, et de vous le recommander, ce que nous faisons avec
le plus d’affection qu’il nous est possible. Vous trouverrez aussy le mé-
moire instructif de celuy qui nous a esté envoié par messieurs du chapi-
tre de Mayence.
1 Nr. 36.
2 Ass.Nat. 276 fol. 416–419’: Article donné aux Holandois pour délivrer aux plénipoten-
tiaires d’Espagne touchant la rétention des conquestes (frz.), [den spanischen durch die
niederländischen Gesandten praes. 1646 Dezember 20] , Kopie (s.l. s.d.); Eingang laut
Dorsal, fol. 419A’: 1646 Dezember 29. – Anlagekopie zum Duplikat: AE , CP All. 80
fol. 126–128. – Druck (it. ÜS): Siri VIII, 1241–1244.
3 Ass.Nat. 276 fol. 422–423: Memorandum der Gesandten der Landgräfin von Hessen-
Kassel [für Longueville, d’Avaux und Servien, zur Übersendung an Brienne], Münster
1646 Dezember 25 , Kopie (frz.); Eingang laut Dorsal, fol. 423’: 1646 Dezember 29.
Hessen-Kassel steht vor dem wirtschaftlichen Ruin. Frankreich wird deshalb zur Deckung
der dringendsten Verpflichtungen um sofortige Auszahlung der noch nicht angewiesenen
ordentlichen und außerordentlichen Subsidien, und zwar in voller Höhe, sowie der nächst-
fälligen Dezember-Rate gebeten.
4 Ass.Nat. 276 fol. 420–421’: Memorandum des Kurmainzer Domkapitels über die von
Preymüller
pie (s.l. s.d.); Eingang laut Dorsal, fol. 421’: 1646 Dezember 29. – Weitere Kopie: AE , CP
Mayence 1 fol. 99–102 (s.l., datiert 1646 Dezember 14).