Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
341. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1644 August 4
Münster 1644 August 4
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. B fol. 284–287’, praes. 1644 August 16 = Druck-
vorlage – Kopie: ebenda Fasz. 92 III nr. 350 fol. 169–172’.
Verbesserung der Vollmachten. Dänische Vermittlung. Schwedische Unzufriedenheit mit der
von den Franzosen verursachten Verzögerung der Verhandlungen. Besuch des hessen-kasselschen
Gesandten Vulteius.
Auf [ nr. 327 ] . Nun ist nit ohne, das in diser materia von gedachten herren
mediatoren uns zu mehrmaln solche anzeigungen beschechen, darinn wür
uns nit allerdings richten, vil weniger abnemmen köndten, das die als satte
und zuverläsßliche erklärungen deß gegentheils an uns gebracht würden,
sonder wir haben es vilmehr also aufnemmen müessen, das man uns darauf
so weit in gegendiscurs einzufüehren gemeint, dardurch wir hernach, in ein
oder anderm puncten uns in einige verfengliche handlung einzulassen, ge-
nöthiget sein wurden, welches wir auch in materia emendationis plenipoten-
tiarum zu anden und darauf zu tringen nit undterlassen, das wir dermahlen-
einist von denn Franzosen ein satte und cathegorische erklärung haben
möchten, ob und waßgestalt sie ire manglhaffte plenipotenz zu verbesseren
gedächten; warüber wir iedoch ein mehrers nit erhalten, als das sie folgendts
dessentwegen bey inen, mediatoren, mit einem memorial einkommen, wie
Eur Kayserliche Mayestät dessen in unserer relation vom 12. Julii umb-
ständtlich berichtet seint.
Die Dennemarkische interposition betreffendt, haben wir uf ein solche
captiosam propositionem einige mehrere antwort, als von uns angezogen
worden, zu ertheilen keinesweegs rathsamb noch verantwortlich finden
können, weil wir leichtlich vermerkht, das es allein darumb angesechen,
wann Eur Mayestät selbige admittieren sollen, alßdann desto leichter die
königliche würden zu Dennemarkh, als welche sonder zweifl ir absechen
nit nur uf das weesen der protestierenden, sonder haubtsächlich auf die
starke progress der cron Schweeden im Römischen reich gerichtet, gegen
Eur Kayserlichen Mayestätt, als ob sie auch an irem orth selbsten in solchem
principal- und haubtstuckh die interposition zu entziechen begehrten, in
verbütterung und widerwillen verleittet werden könten, beynebens aber
auch die sambtliche praetensiones der protestierenden reichsständten auf ein
solche Dennemarkische interposition komben zlassen, ebensowol hochbe-
dencklich , ia uf allerhandt weiß und weeg zu entfliechen sein will. Und ob
uns wol unsere gehorsamiste schuldigkeit dahin weisen thuet, demihenigen,
was Eur Kayserliche Mayestät uns aniezt allergenedigist anbevolchen, als
weit es die gelegenheit ferrers geben möchte, allerundterthenigist nachzu-
kommen , so werden dieselbige iedoch aus negstangezogner unserer relation
vom 12. Julii allergenedigist angehört und verstanden haben, was in materia
emendationis plenipotentiarum für enderung und neüer vorschlag auf die
baan kommen, was wir daraufhin mit Eur Mayestät abgesandten zu Oßna-
brugg wie auch denn Spanischen für ein consultation gehalten und dann
laut unserer weiterer vom 22. eiusdem abgangner relation unser gefaste
erklärung bey denn mediatoren angebracht haben, darauff es dann annoch
beruchet; und haben wir biß daher weder von denn mediatoren noch ander-
werts vernommen, was die Franzosen hierauf zu thuen gesinnet seyen.
Wir verspüren gleichwol, das sie nit undterlassen, hin und wider den
leüthen einzubilden, das die verzüglicheit dises werkhs nit bey inen, sonder
Eur Kayserlichen Mayestät bestehen thue; wir sparen aber an unserm fleiß
auch kein mühe noch arbeit, iedermeniglichen geist- und weltlichen standts
das clare gegenspihl für augen ze stellen, und haben nunmehr von undter-
schidlichen geistlichen personen, welche bey beeden Franzößischen ambas-
satoren einen freyen zuetrütt haben, die continuierliche nachricht, das die
Schweedischen gesandten zu Oßnabrugg mit den Franzosen ganz übel
zufriden und sich sehr ob inen erclagten, das sie einzig und allein die schuldt
solang verzogner fridenshandlung auf sich tragen thetten. Und ob sie wol
undterschidliche erwüntschte gelegenheit gehabt heten, mit Eur Kayser-
lichen Mayestät einen friden zu schliessen, so hett es aber denn Franzosen
niemahlen geschmöcken wöllen. Inmitlst weren sie in solchem standt gesezt
worden, das sie nunmehr nit wüssten, wie sie mit reputation wurden darauß
kommen köndten.
Und nachdem Eur Kayserliche Mayestätt uns in irer negstvergangener
resolution vom 13. Julii die allergenedigiste anfüegung gethan, das wür
die Hessen Casßlische deputierte anhören möchten, als haben wir dem einen
hinderlassenen, namens Johann Vulteio, durch den alhießigen stattobristen ,
als welchem sie hievor ebenmesßig, wie bey dem Venetianischen pottschäffter
beschechen, angedeüttet, das sie gern bey uns umb audienz anlangen wolten,
wann sie allein der willfährigkeit versichert sein köndten, für sich selbst
anzuzeigen bevolchen, das seines erachtens es keine difficultet haben werde.
Darauf hat gedachter Vulteius den 29. passato uns alspaldt sein creditif,
davon hienebens abschrifft, eingeschickt und umb audienz in abweesen
seines mitgesandten angehalten, die wir ime auch eodem nachmittag ver-
williget . Es ist aber sein anbringen in puris et meris curialibus bestanden,
allein mit dem mehrern anhang, wo er inskönfftig nach innhalt seiner
instruction etwas mehrers, sein genedige herrschafft betreffendt, an uns zu
bringen hette, das wir ine guetwillig anhören und gueten willens darüber
vernemmen lassen wolten. Darauff wür ime auch kurz beantworttet und zu
verstehen geben, das es an Eur Kayserlichen Mayestät seithen bis dahero
an widerbringung eines bestendigen fridens im Römischen reich nit ermang-
let , stüend allein an deme, das sich ein ieder seiner obligenden schuldigkeit
nach der gebür accommodieren thet, mit angehengtem erbiethen, was er,
abgesandte, in neüen seiner frau principalin an uns ferrer zu bringen bevelcht,
das wir solches iederzeit guetwillig anhören und uns darüber der gebür
vernemmen lassen wolten.