Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
337. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1644 Juli 29
Münster 1644 Juli 29
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. B fol. 280–282’, praes. 1644 August 8 = Druck-
vorlage – Konzept: ebenda Fasz. 92 III nr. 339 fol. 119–121.
Audienz für die bessen-kasselschen Gesandten. Hessische Verhandlungen in den Haag. Präzedenz-
streit Venedig–Kurfürsten. Noch keine weitere französische Erklärung zu den Vollmachten.
Gutachten über das braunschweigische Vermittlungsangebot.
Wir werden der am 26. Juli erhaltenen Weisung [ = nr. 320 ] nachkommen. Zu solchem
ende wir vorderist dem alhie noch anweesenden Hesßischen deputierten
ohne deß Venetianischen pottschäffters zuthuen durch ein dritte person
andeütten lassen, woferrn er und sein mitabgeordneter sambt oder sonders
sich bey uns für sich selbst anmelden lassen wurden, das sie fürgelassen und
der gebür angehört werden solten, dann der eine von disen deputaten,
nämblich der von Crosegkh, mit dem Franzößischen residenten, baron de
Rortée, vor etlich tagen nach dem Haag in Hollandt verreist, wie man
gemainlich darfürhaltet, wegen der differenz mit quittierung der quartier
in Oostfrießlandt, darzue sich die fraw landtgrafin zu Hessen Cassel nit
solle verstehen wellen. Weil aber sich auch ir general, der graf von Eberstein,
selbiger enden befindt, stehet vilmehr zu vermuetten, wie wir dessen auch
im vertrauen verwahrnet worden, das sie bey den Hollenderen umb über-
lasßung etlicher völcker sollicitieren thuend, damit underm titl und namen
der Hesßischen eheist ein corpo von etlich taußent mann formiert und ein
diversion vorgenommen werden könde.
Was die churfürstlichen und Venetianischen praecedenzstreitt anlangen
thuet, haben wir seitanher in der sachen weiter nichts vernommen, als das
der thumbprobst von Paderborn sich gegen mir, grafen von Nassaw, ver-
lautten lassen, es were nunmehr bey dem churfürstlichen collegio die reso-
lution gefast worden, sich bey dem alhießigen congress sowol im einzug
als im anweesen anderst und ringer nit als die Venetianische pottschafft
tractieren ze lassen auch keinesweegs unbekanterdingen einzukommen,
dessentwegen dann auch ein gesambtes schreiben nomine collegii an Eur
Kayserliche Mayestätt abgangen sein solle
Über die Rang- und Präzedenzstreitigkeiten im allgemeinen vgl. F. Dickmann S. 206ff. und
S. 545f. Das erwähnte Schreiben der Kurfürsten ist vom 7. August 1644 datiert. Druck:
Meiern I S. 284 –286 (I 3,39 n 1).
Wegen der streittigen plenipotenzsachen ist uns noch bis dato von denn
herren mediatoren über unsere an dieselben vom 16. diß gebrachte erclä-
rung , was die Franzosen gesinnet sein möchten, einige antwortt nit ertheilt
worden, waraus abzunemmen sein will, das inen, Franzosen, nit so grosser
ernst sey, einige emendation irer plenipotenz vorgehen zlassen, wie sie
vorgeben, sondern nur einig mitel und weeg zu erfinden, wie die königliche
würden zu Dennemarkh gegen Eur Kayserliche Mayestätt durch einfüe-
rung eines verfänglichen actus zum widerwillen verlaittet werden möchte.
Gutachten über das braunschweigische Vermittlungsangebot [= Zusammenfassung
des Berichtes nr. 336].