Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
322. Volmar an Kurz Münster 1644 Juli 14
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Münster 1644 Juli 14
Eigh. Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. A fol. 1–2.
Weitere Bedenken gegen die Vermittlung des venetianischen Gesandten.
Aus [ nr. 318 ] würdt Ewer Gnaden neben anderm zu vernemmen kommen,
waß bey gehaltner consultation wegen der Venetianischen interposition vor
bedenkhen vorgefallen. Seitemaln mir aber von einer gewissen vertrauten
und dem hochloblichen hauß Österreich wol ergebnen person noch ein
punct oder zween, dise materiam betreffendt, zu wissen gethan worden, hab
ich nit unthuenlich ze sein ermessen, Ewer Gnaden solches a part mit
wenigem anzedeütten, gehorsamblich pittend, sie ein solches im besten
vermerkhen wöllend.
Es befindt sich allhie ein gwaltthaber
einen prelaten außgibt. Diser hatt unlangst seinen gwalt und instruction
dem Venetianischen pottschaffter an einem gaistlichen ortt im vertrawen
vorgewisen. Da sich auß dem ablesen befunden, daß solche brieff under
ermeldts grafen namen mit einfüerung deß praedicats als „hertzogen von
Geldern“ verferttigt und die instruction neben anderm dahien gerichtet,
daß seinetwegen die einraumung dises hertzogthumbs praetendiert werden
solle. Über solche communication hatt diser abbate den Venetianer raths
gefragt, wessen er sich zu verhalten haben möcht, weil er besorg, die
Kayserlichen und Spanischen werden ine in solcher qualitet nit admittirn
lassen wollen. Darauff der Venetianer geanttworttet, er solte nur zu ruhe
sein und in machen lassen, die Kayserlichen und Spanischen müeßten ine
admittirn, wanns inen schon nit beliebte, oder sie müeßten sich deß Denne-
markischen weesens verzeihen, er wolte der sachen schon recht ze thuen
wissen.
Als auch derjenige gaistliche, so mir diß angezeigt, mit dem Venetianer,
wie mehrmals propter linguae Italicae peritiam zu geschehen pflegt, in con-
versation kommen und vor sein person gesagt, daß villeicht der fridt leicht-
lich gemacht werden köndte, wann ie ein theil dem andern daß seinig
restituiren thet, hab er, Venetianer, mit grosser alteration replicirt, der Kayser
und daß hauß Österreich sollen gedenckhen, daß mit inen wol gehandlet
sein werde, wann sie über daß, waß inen beraits an landen und leütten
abgenommen worden, nit noch mehr nambhaffte stukh werden dahinden
lassen müessen. In summa sagt diser gaistliche, der Venetianer ist gar nit
guett Kayserisch, und dieweil ich dann disen affectum schon lang verspürt,
hab ich desto mehr meiner schuldigkheit ze sein ermessen, dise particula-
riteten Ewer Gnaden anzedeütten, weil, iedesmals dergleichen in den rela-
tionibus innzefüeren, underweilen vertrueßlich fallen thut und nit allzeit
in der enge verbleiben mag.
Waß die herrn Kayserlichen gsandten bei der conferentz geschlossen, wolten
die herrn Spanischen gern, daß es noch heütt an die mediatores solte ge-
bracht werden. Weil aber kein periculum in mora und dienlicher sein will,
die zeit zu gewinnen, hab ich mich von leibsunglegenheit entschuldigt.