Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
251. Ferdinand III. an Nassau und Volmar Wien 1644 Mai 10
Wien 1644 Mai 10
[ Praes. 1644 Mai 24 ] – Reinkonzept: RK , FrA Fasz. 47b fol. 27–45’, 49, PS fol. 46 –
Kopie: ebenda Fasz. 47b fol. 50–60; ebenda Fasz. 47b fol. 62–73; ebenda Fasz. 46f
fol. 29/1–13; ebenda Fasz. 92 II nr. 269b fol. 400–411 = Druckvorlage; [ vgl. auch APW II
C 1 nr. 192 C. ].
Gründe für Ablehnung der französischen Vollmacht.
Wir haben die von euch unnß eingeschickte relation de dato den 21. Aprilis
jüngsthien und darinn sich enthaltene Franzößische plenipotenz gnädigst
empfangen und, sovil gedachte plenipotenz belangt, darinnen ersehen, was-
massen selbige forderst dahien eingerichtet, das des jezigen königs in
Franckhreich liebden verstorbener herr vatter daz ambt eines christlichen
königs und fürsten, wölches in beschüzung unnd errettung seiner undter-
thanen unnd bundtsverwandten wieder der stärckheren feinde undter-
truckhung und gewalt bestuende, erfüllet habe, zue diesem kriege aus recht-
messigen ursachen, so der ganzen weit bekhandt, getrungen und gezwungen
seye worden, auch kheine apertur zum frieden unterlassen unnd alle obsta-
cula , die solchen hinderen khönnen, seinestheils aus dem weeg geraumbet
habe.
Nun finden wür diesen eingang der plenipotentz dermaassen bewandt unnd
beschaffen, daz wür nit sehen, wie wir mit ehre und gewissen dieselbe in der
plenipotentz leiden unnd mit einigem bestandt und sicherheit darauff zur
handlung schreiten khöndten; dan es wurde dardurch die ursach des ganzen
kriegs unnß unnd unnßerm höchstgeehrten herrn vatteren seelig unnd
unnßerm löblichen erzhauß auch allen getrewen unnß assistierenden chur-,
fürsten unnd stendten des reichs directo imputiert unnd zuegemessen, als
wann wür ungerechte invasores, aggressores unnd oppressores frembder
undterthanen schuz und schürmbsverwandten weren und den könig in
Franckhreich zue diesem noch wehrenden Teutschen krieg wider seinen
willen genöttigt hetten. Es würdt auch zugleich die mora pacis und ver-
hinderung des friedens per indirectum auf unnß und unnsere mitverwandte
geschoben, wölches alles nit allein der weit khündigen warheit zu entgegen,
noch dern meniglich bewußt, wie Franckhreich sich selbst ohne einige
gegebene rechtmessige ursach unnd wider trew unnd glauben auch gelobte
pacta unnd verträge sich des Teutschen kriegs angenomben, den könig
von Schweeden darzue angefüehrt und concitiert auch mit ihme derent-
wegen newe bündtnus
Vgl. [ S. 109 Anm. 4 ] und [ S. 252 Anm. 3 ] .
undtergang des reichs unnd unnsers hochlöblichen erzhaußes auffgerichtet
auch folgendts etliche chur-, fürsten und stende im reich aufgewigelt unnd
zue sich gezogen und, sovil an ihm gewesen, unnß und unnßerm hauß,
dessen zum theil noch unmündigen pupillen
den garauß machen wollen, unnd zwar all dieses eben zue der zeit, da wür
mit rath und zuethuen eines churfürstlichen collegii mit mehrermeltes königs
liebden ein auffrichtigen frieden schliessen theten
selbst, wie eufferig unnd sorgfeltig wür unnd unnser in Gott ruehender
herr vatter allerseeligster gedächtnuß die widerbringung des gewünschten
friedens jederzeit gesuecht unnd unnserstheils befördert haben, also das
bei jüngstem reichstag chur-, fürsten unnd stende unnd seithero bei allen
conventibus ingesambt solches alles gnuegsamb erkhandt und unnß dessen
in dem gemachten reichsabschiedt
Siehe [ S. 111 Anm. 2 ] .
sagung geben.
Solten wür nun auff solche widrige und hochverlezliche anzüg die Fran-
zößische plenipotenz annemben und unnß darauff in handlung in der haubt-
sach durch die unnßerigen einlassen, so wurden wir unnß selbst und unnßerm
geliebsten herrn vatteren seelig wie auch die getrewlich assistierende chur-,
fürsten und stende mit stillschweigende bekhendtnus aller dieser widerigen
aufflagen schuldig geben, unnß zue einem ungerechten krieg, unnd daz
wür an vergiessung sovil christenbluedts unnd an verhergung sovil edler
landt unnd leuthe ursach wehren, gleichsamb offendtlich bekhennen unnd
dardurch zuegleich zu widererstattung aller verursachten schäden, kriegs-
uncosten und anderer beschwernussen obligat machen unnd den Franzosen
selber anlaß geben, das sie undter diesem fürwandt sich vermeinten, desto
mehr befüegt zue sein, nicht allein alles dazjenige, was sie in diesem krieg
unnß, dem reich unnd unnserm hauß entzogen, innenzuebehalten, sondern
auch die erstattung zuegefüegter schäden und verursachten kriegscosten
neben reparation der vermeinten iniurien zue suechen. Wie dann khein
zweifel, das sie in der handtlung, wann mit diesem praesupposito darzue
solte fortgeschritten werden, nichts davon vergessen unnd die conditiones
pacis dergestalt überspannen wurden, daz mann sich darauff an unser seithen
im wenigsten einlassen und hernach die ursach des zerschlagenen friedens
gleichwol auf unnß ersizen lassen müessten, weil die Franzosen nach unserer
selbst eigenen beliebung unnd erkhandtnus, besag ihrer acceptierten voll-
macht , die gerechtigkheit der sachen für sich allegieren wurden unnd alß-
dann zue spath wehre, de iustitia et causis belli wider sie zue disputieren,
alß wölches im anfang geschehen sollen. Es wurden auch durch acceptierung
dieser schmehlichen plenipotenz alle unnsere mit vorwissen und einrathen
aller chur-, fürsten unnd stende ergangene und publicierte gerechtiste man-
data avocatoria sambt allem, was darauff gebawet, übern hauffen geworffen
unnd für unrecht erkhennt werden.
Schweeden hette ex hoc solo actu ihren krieg per omnia iustificiert unnd
die noch übrige diesen beeden cronen assistierende ständte und glieder des
reichs sambt denen malcontenten hetten desto mehr ursach unnd befüegnuß,
wider unnß die waaffen zu continuieren unnd andere, die sich vorlengst
accomodiert, deßwegen zue bewegung und abtrettung zu vermahnen, andere
aber, die sich etwo noch accommodieren wolten, darvon abzehalten.
So seindt auch die indicia der gleichwol mechtigen mediatorn noch zur zeit
nit offenbahr, wohien sie endtlich zihlen möchten. Solten nun dieselbe wider
verhoffen und billicheit über lang oder khurz etwann einzige ungleiche
meinung über diese tractaten füehren wollen, wurden sie sich hierzue dieser
acceptation nit allein zum behueff der Franzosen, Schweeden unnd derselben
adhaerenten, sondern ihrer selbst aignen opinion zuegleich bedienen und
darauff die iustitiam belli wider unnß unnd hergegen die iustitiam uff ihren
theil erzwingen.
Ihr hettet dahero nit unrecht, wann ihr schon diese vollmacht alsobald nach
derselbigen ersehung dem nuntio apostolico wider zuegestellt unnd von
dem Venedischen ambasciator des anderen tags hernach das anerbottene
unnd von demselben vidimierte oder subscribierte exemplar nit angenomben
hettet, mit entschuldigung, ihr dürfftet uff ein solche plenipotenz, darinnen
unnß unnd unnßerm hauß sambt unnseren assistenten alßbaldt in limine
tractatus einer offendtlichen ungerechtigkheit beschuldigt unnd pro autho-
ribus belli gehalten wurden, nicht einlassen, weniger davon unnß etwas
referieren, dann dergleichen gehöhre nicht in die plenipotentz, sondern zue
der handlung selbst. Da wurde mann schon besser gelegenheit davon zue
reden haben, wie ihr darzue aus ewerer mit einem löblichen churfürstlichen
collegio communicierten instruction
APW [ I 1 nr. 26 ] .
seitemahlen darinnen auch anbefohlen, wann es zue den tractaten khäme,
wegen unnser vor allen dingen die restitution der occupierten landt unnd
örther zue begehren und solches darumb, weil sie unbefuegterweise abge-
nomben worden, und wür und unser vilgeliebster herr vatter seelig der
cron Franckhreich zue diesem krieg die wenigste ursach gegeben. Es scheint
auch fast aus des nuncii procedus, die er mit außantworttung beederseits
plenipotenzen gehalten, das er selbst mueß angestanden sein, euch die
Franzößische ohne vorhergehende vertrewliche erinnerung zue publicieren,
indem er sich ewerer relation nach des tags vorhero zue euch sub praetextu
visitae verfüegt und angezeigt, er wolte, wann ihr khein bedenckhen hettet,
euch solche uff morgen übersenden, vermuettende villeicht, ihr möchtet
in umb derselben ungefehrlichen innhalt befragen unnd dardurch von selbst
zue praevertierung der einhendigung ursach geben, damit er sich gegen die
Franzosen besser khöndte entschuldigen und etwo mit außliferung unnserer
Kayserlichen vollmacht in so lang zuruckhhalten, biß die Franzosen ein
andere mit außlassung dieser hoch praeiudicierlichen iustification ohne alle
schädliche weitleuffigkheit unnd contradiction unnserstheils erstattet hetten.
Weil aber nun ein anders erfolgt, so ist diesem allem nach in alle weeg ein
remedium zue suechen und für die handt zue nemben, damit unnsere,
unnsers haußes unnd des reichs existimation salviert unnd die haubtsach
durch diese plenipotentz nicht weiter vulneriert oder verwahrloßt werde.
Belangendt nun daz medium, wölches ihr fürgeschlagen, daß die Franzosen
sich zue außbringung einer anderen vollmacht obligieren unnd undterdessen
gleichwol beede theil zur haubttractation fortschreiten möchten, finden wür
derentwegen vil zue schwach, weil gar nit zue vermuethen, das die Fran-
zosen hernach erst, wann sie schon im haubtwerckh weiterkhomben, diese
plenipotentz revocieren unnd eine bessere einliferen solten, maassen noch
in frischer gedächtnus, das, obgleich der Leon Brulart in behandlung des
Mantuanischen friedens zue Regenspurg anno 1630 dergleichen auch ver-
sprochen
solches Franckhreich alles hernach wider umbgestossen und sich zue dem,
was der gefertigt, im wenigsten ja gar zu kheinem frieden, sondern bloß
zu einem vorgeweßten tractat bekhennen wollen. Zwar ist bei unnß auch
in vorschlag khomben, daz wür unnsere plenipotentz umbfertigen und in
derselben die iustistiam belli auf unnser seiten ebenso guet als die cron
Franckhreich und noch vil besser demonstrieren liessen. Dieses aber laßt
sich derenthalben nicht zur gnüege practicieren, weil die Franzosen darauff
sagen khönnen, daz sie albereit vorige unnsere Kayserliche plenipotentz
volkhommentlich acceptiert unnd daher zur annemmung einer newen nicht
verbunden weren, wie sie dann kheines lists vergessen werden, auß dem-
jenigen , was sie in puncto iustitiae über unnß gesuecht unnd vermeint zu
erhalten, sich nit wider entsezen ze lassen.
Es ist diesem allem nach unnser gnädigster befehl, das ihr in unnserm nah-
men allen beiden interpositoribus, dem nuntio apostolico unnd Venedischen
pottschaffter, anzeiget, auch dem Venetische sein unterschrieben exemplar
mit glimbff wiederumb zuruckhgebet (dann dasselbe zu behalten, will sich
nit gezimmen) mit vermelden gegen beeden, daz dergleichen vermeinte
iustificationes, wölche dem anderen theil zu unleidlichem praeiudicio ge-
raichen , nicht in die plenipotenz gehöreten, wür unnß auch im wenigsten
darzue verstehen, noch darauff in einige haubthandlung einlassen khönnen,
sondern, nachdem wür unnß auf ewere einkhommene relation dieselben alß
ungründtlich nicht unbillich zue gemüeth gezogen, solcher hiermit besster-
massen vor unnß und unnser hauß, auch die getrewe chur-, fürsten und
stendte deß reichs gebürlich widersprochen unnd unnß unnd denenselben
dabei alle gehörige nothurfft seiner zeit darvon zue reden unnd zue handlen
vorbehalten haben wollen, wie dann eben darumb, damit durch dergleichen
unbeliebende eingeng die haubthandlung nicht gesteckt, sondern alßbaldt
zur sach geschritten werden möchte, ewere plenipotentz also rein und lauter
gestellt, damit ja der ander theil khein ursach haben khöndte, sich darüber
zu beschweren unnd daher einigen anlaß zue ufschiebung oder hinderung
der principaltractaten zu nemmen. Wür würden sonst an unnserm orth
iustitiam belli unnd Studium pacis ebenmessig und mit recht wahrem grundt
zue demonstrieren nit underlassen, unnß auch genuegsambe demonstratio-
nes unnd die notoritet selbst nit gemangelt haben.
Würde nun hierauff ein andere vollmacht mit außlassung solcher hoch
beschwehrlichen eingeng eingelifert werden (wie wür dann unnß wol er-
inneren , daß bei jüngsten tractaten zue Regenspurg die Franzößischen
ministri mit unterschiedlichen seind versehen gewesen unnd eine nach der
anderen herfürgezogen haben), so hette es sein geweisten weeg. Im fall aber
nicht, so solt ihr euch in khein einige handlung im geringsten nit einlassen
und die ursach dessen haubtsächlich auf diese hochpraeiudicierliche pleni-
potentz und vollmacht stellen, biß derselben abgeholffen, ihr unnß solche
überschickt und weitere resolution eingeholt. Wür betauren zwar den aber-
mahligen aufzug der tractaten unnd hetten wünschen mögen, daz hierzue
vom gegenteil nit ursach wehre gegeben worden, haben auch mittlen nach-
gedacht , wie etwan dem werckh ze helffen, aber khein anders unnd zumahln
auch dißes nit vor rathsamb befunden, daz mann von denn Franzößischen
daz wort nembe, das sie pendente tractatu oder ad finem tractatus ein andere
zur handt bringen wollen, dieweil wür unnß auf der Franzosen verhoffende
revocation vor dem schluß des friedens oder pendente tractatu nit verlassen
khönnen noch wollen; müessens also bei diesem euch anbefohlenen remedio,
umb unnß unnd unnsere getrewe assistierende chur-, fürsten und stende
gerechte sachen unvulneriert zu halten, verbleiben unnd dennjenigen, so an
diesem abermahligen vorsezlichen verzug schuldt tragen, die Verantwortung
lassen.
Belangend dann die andere difficultet, daz die Franzößische gesandten nur
allein ad inveniendum modos, quibus ad pacem universalem perveniri eaque
tractari, concludi et -firmari possit, nicht aber ad ipsam concludendam et
-firmandam bevollmechtiget, da finden wür der Spannischen ministrorum
bedenckhen nit allerdings unerheblich; bevorab, wo mann mit leuthen ze
thuen, die sich jederzeit aller captiositet eüsserist beflissen haben, dann es ist
in effectu nur ein vollmacht ad ipsam viam pacis complanandam, nicht aber
ad ipsam pacem obtinendam, unnd stüende hernach bei denn principaln
dennoch, ob sie den gemachten weeg zum frieden approbieren und darauff
den frieden schliessen oder einen anderen suechen wolten.
Es ist zwar nit weniger, daz unnser euch gegebene vollmacht fast eben-
messigen innhalts, es hat aber bei unnß unnd mit der euch gegebenen voll-
macht diesen umbstandt, daz zwar im anfang unnsere Kayserliche pleni-
potentz vermög des bereit zue Cöln dem damahligen legato Pontifico
Kardinal Martio Ginetti, vgl. APW [ I 1 S. 356 Anm. 1 ] .
exhibierten unnd noch bei euch hinderbliebenen originals außtruckhlich
dahien gelauttet, mit diesen worten „nec non ubi de his (scilicet mediis)
conventum fuerit, ad eandem pacem nostro nomine cum iisdem (legatis
Galliae) concludendam et confirmandam constituimus“; weil aber dieselbe
Cöllnische friedenshandlung nicht fortgangen, sondern uf Münster verlegt
worden unnd folgendts die Schweedische nach Oßnabrugg, noch aber zue
Hamburg vom Salvio eben ein solches formular, wie jezt unser Kayserliches
lautet, ediert unnd unnserseiths umb verhüetung vilen disputats dabei ge-
lassen worden, der genzlichen zuversicht, weiln beede cronen in allem alles
di concerto thuen, es wurde die Franzößische plenipotentz etwan eines eben-
messigen tenoris unnd hiemit aller streitt auf einmal gehoben khönne sein,
so hetten wür es auch unnserseits bei solcher mit dem Salvio verglichener
und durch unnseren reichshofrath Dr. Söldner recognosciert auch von ihm,
Salvio, placitierten Kayserlichen unnserm geheimben rath und reichsvicecanz-
ler graff Khurzen gegebenen plenipotenz verbleiben unnd dieser nach ewere
plenipotentz einrichten lassen, warbei es aber disseits nit die meinung habe,
daz mann allein de viis et mediis ad pacem, sondern ipsam pacem conclu-
dieren solle unnd khönne.
Wurde es nun bei der cron Franckhreich die meinung haben wie bei unnß,
daz ihre vollmacht unnd der buechstaben derselben auch auf schliessung
unnd behandlung des friedens selbsten zu verstehen, so hette es dabei sein
bewenden, und wür sein unnserseiths damit content. Im fall es aber anders
unnd allein secundum litteram gemeint, so khöndten wür uf solche unge-
wisse vollmacht unnß nicht einlassen, wanngleich die erste difficultet aus
dem weeg geraumbt were. Unnd damit dißfals aller scrupel unnsertheils
meniglich benommen wurde, so überschickhen wür euch obbenente noch
undter dato 7. Aprilis anno 1640 euch zuegefertigte plenipotentz, auch
undter heutigem dato umbgefertigter, unnd zwar ohne die clausul iustifi-
catoria belli (so damahls darinnen war); alles zue dem ende, damit, wann
die Franzößische gesandten ihr vollmacht und die wort de viis et mediis
dergestalt erleutteren, wie ihr hiermit befelcht seyet, unnserer plenipotenz
halben euch gegen ihnen zu erklähren, daz es dabei verbleibe; da sie aber
ein solche plenipotentz zur handt bringen wollen, wie mehrermelte aufs
new jezt mitkhommende lauttet, ihr auch damit gefaßt sein möget.
Die dritte difficultet betrifft die clausul, wölche der Franzößischen gesandten
vollmacht auf eine coniunctam transactionem cum Suecis et aliis confoede-
ratis restringiert, unnd hat zwei membra, daz erste, das sie „coniunctim“
– wie die wort lauten – „cum corona Sueciae, ducissa Sabaudiae, domo
Hassiae Casselensi cumque omnibus aliis foederatis in imperio quemad-
modum pariter etiam cum Ordinibus Generalibus provinciarum unitarum
Belgii“ tractieren sollen, daz andere, das sie zue denn confoederatis in
imperio noch andere mit diesen worten „et in Italia“ darzuesezen und doch
dieselbe nicht benennen.
Anbelangendt nun daz erst membrum, so bringt zwar das foedus Gallo-
Suecicum wie auch der Lüzawische praeliminarrecess dasselbe mit sich,
dann solcher vermag, „quod uterque tractatus et Monasteriensis et Osna-
brugensis pro uno et eodem haberi, nec alter sine altero inchoari vel con-
cludi debeat“, unnd weil wür denselbigen recess ratificiert, so lassen wür es
auch ratione formalitatis darbei verbleiben; quoad materialia aber will die-
selbe clausul alßbaldt die ganze handlung sperren, dann offendtlich am tage,
das die Oßnabruggische mit der cron Schweeden wegen ihres feindtlichen
einfalls in Dennemarckh unnd Hollstein ihren fortgangh nit erreichen khann,
weillen dardurch des königs in Dennemarckh liebden als beiderseits erkießter
unnd bedingter hochansechenlicher interponent fürsezlicherweiß ab officio
interpositionis von denn Schweeden excludiert und zue abforderung seiner
gesandten verursacht und getrungen, auch dergestalt nunmehr für unnsern
socium belli assistenten wider Schweden gemacht, er aber weeder tanquam
interpositor, weeder als unnser mitfoederierter nit zur stelle, so seindt auch die
andere Franzößische in specie benandte foederati noch zur zeit nicht vorhan-
den , noch ihretwegen einige vollmacht oder legitimation für Franckhreich
oder jemandt anders aufgezeigt, ist auch noch ungewiß, ob unnd wann sie
schickhen oder ihre abgesandten sich darzue, wie nöthig, der gebühr legiti-
mieren werden; darumb die Franzößische vollmacht durch diese clausul der-
gestalt verschreckt unnd eingespant, das in effectu, wanngleich obige mängel
nicht verhanden, die gesandten dennoch einigen tractat nicht anheben noch
fortstellen khönnen, biß solang jezt angedeute hindernussen aus dem weeg
geraumbt; unnd wann sie gleich für sich ein einigen tractat nicht anheben
wolten, wurde doch derselb ex defectu potestatis unnd propter hanc ex-
pressum limitationem null unnd nichtig sein unnd ebensowenig gelten,
alß wann wider den buechstablichen inhalt ihrer plenipotentz einer allein
unnd nicht alle beide jezt anweesende Franzößische gesandten zuegleich
sich dessen unterstehen theten.
Damit nun dergleichen nullitet verhüetet unnd die handlung mit grundt
unnd bestandt mög fortgestellt werden, ist vonnöthen, eintweder eine
andere unnd bessere vollmacht – mit außlassung dieser clausul – einzue-
bringen , oder aber so lang zue warten, bis alle vorgestellte hindernussen
aus dem weeg geraumbt, unnd dieses zwar sovil die benandten, nemblich
Savoia, Hessen, Hollandt.
Sovil aber absönderlich die coniunctam tractationem mit Schweeden, deren
meldung in mehrgedachter Franzößischer plenipotentz geschicht, betreffen
thuet, welche cron nun nit allein mit uns und dem heiligen reich, auch allen
unseren gethreuen gehorsamben chur-, fürsten und ständten in offenem
krieg stehet, sondern auch den von uns und ir selbst geliebten, auch aller-
seits acceptirten interpositorn eben zu der zeit feindtlich angefallen und
von iezterwehnter interposition gestossen, als meniglich den effectum der
so lang getragenen königlichen müchewaltung und vermitlst irer liebden
die beförderung und concurrentz der tractaten verhoffet, ihne sambt landt
und leithen mit feur undt schwerdt zu landt und wasser verfolget, seinen
zu den fridenstractaten verordneten gsandten sogar zum abzug von Oßna-
brugg kein sicherheit verstattet und also uns und das heilige reich des
mediatoris, wardurch man die handlung zu glückhlichem ende zu bringen
gehoffet, allerdings beraubt, so ersechet aus der beylag (die wir allein zu
eurm wissen und keines andern communication schicken), was ermelts
königs liebden sich gegen unserm rath Plettenberg erclärt
Siehe [ nr. 254, B ] .
nun hierauf gegen deroselben widerumb vernemmen lassen
Siehe [ nr. 254, C ] .
nit weniger die andere beylag mit sich bringt, und es nun an deme, das wir
denselben in allem nachkhommen, dannenhero ist unser gnädigster bevelch,
das ir, sovil in specie die coniunctionem tractatus mit Schweeden betrifft,
euch gegen beeden interpositoribus dahin und folgendermassen erckläret:
Wir befänden, das die Franzößische plenipotenz undter dem 20. Septembris
deß verwichenen 1643. jars datiert, und were uns vorderist lieb gewesen,
das dem allerseits verglichenen und ratificierten auch widerholten ver-
sprechen gemeß die Franzößische plenipotentiarii zu Münster erschinen,
uf welchen fal und zeit dann, negst beförderung der tractaten, auch man
dises incidentis mit denen wider deß königs in Dennemarkh liebden erfolg-
ten hostiliteten entübrigt hette können sein; demnach aber durch so langes
außbleiben der Franzößischen gesandten nit allein so vil zeit verlohren,
sondern auch seithero so vil bluet vergossen worden, so müesten wir es
auch unsersortts dahingestelt sein lassen. Dieweil sich aber durch die so
lange moram der status rerum et huiusce tractatus (und zwar vorsezlich
durch die cron Schweeden, mit und neben welcher sie, gesandten, allein
coniunctim und sonst nit zu tractieren bevollmächtigte weren) dergestalt
geendert, das wir den von uns und dem heiligen reich acceptierten inter-
positoren nit also hindan zu sezen heten, auch ohne denselben uns mit der
cron Franckreich derentwegen in tractat nit einlassen könten noch wolten,
weiln die königlichen gesandten nit anderst als mit und neben der cron
Schweeden zu handlen bevollmächtiget, mit diser aber wir ohne deß königs
in Dennemarckh liebden uns nit einzulassen gesonnen weren, also wurde
zu weiterer handlung absönderlich bey so beschaffener sachen nit können
geschritten werden, bis diß impedimentum aus dem weeg geraumbt, und
wurde disem allem nach auf die edierte Franzößische vollmacht – sowol
wegen absenz der andern, als bevorab und vor allem nunmehr deß königs
in Dennemarkh liebden – mit bestandt nit tractiert können werden.
Was sie sich nun hierauf entlichen und cathegorice ercklären, das wollet
uns ausfüehrlich überschreiben und keine andere vermitlung vorschlagen
oder auch von den Spannischen euch vorschlagen lassen oder von anderen
annemmen, bis ir weitern bevelch von uns empfanget; zumalen doch diser
uns und der ganzen christenheit in fridensnegocio aufgetrungene verzug
von meniglich niemandts anderen als den Schweedischen und Franzößischen
zuegeschriben kann werden.
Anbelangendt das andere membrum, so haben wir über die specialconductus
keine andere in genere pro foederatis Galliae als nur pro ordinibus in imperio
versprochen und ertheilen lassen. Weil nun die Franzosen noch andere in
Italia augmentative darzueziechen und dennoch solche nicht benennen, ist
vonnöten, von den abgesandten einige ercklärung zu begeren, welche sie
darunter mainen; zumalen ein underschid ist under den ordinibus et foede-
ratis in imperio et in Italia, allermassen die Franzößische plenipotenz lautet
„et universis imperii ordinibus Galliae foederatis et adhaerentibus in genere
aut eorum deputatis“, wie der praeliminarrecess in sich halt, damit, wann
es etwan neue foederati wehren (welche zumal auch das reich nicht agnos-
cieren und mit denen gleichwol Franckreich nur coniunctim zu tractieren
befuegt were), wir wissen mögen, wer dieselben und ob wir dieselbe in
craft deß praeliminarrecessus und irer gegebenen gleidtsbriefen zu der hand-
lung zu verstatten oder nicht.
Die viertte und letste difficultet betrifft nun die authorisation und legalitet
deß instrumenti von der vollmacht; da wollen wir nun den zweifel an der
subscription deß jungen königs beyseits sezen an dem rechten sigl, und das
solches von dem secretario praesente et iubente regina matre angehengkht
und undterschriben, weil es ir und die Spannische attestieren, das sie an
demselben allen keinen mangl funden, wollen wir auch nit dubitieren. Es ist
aber die erinnerung der Spanischen gesandten, das solches instrument wegen
der unmündigkeit deß königs mit mehrer authoritet der königin und der
vormünder oder principum sanguinis, in sonderheit aber deß duca de Orle-
ans , zumal desselben neben andern, deren in der vollmacht selbst gedacht
wirdt, das auf irem rath dieselbige gemacht, keine erwehnung beschicht,
nicht ganz aus der acht zu lassen, weil de iure genuegsamb kundtbar, quod
pupillus per se nihil valide concludere aut -firmare possit in eiusmodi contrac-
tibus et pactis publicis, auch wol bekandt, das vor disem könig Franciscus I.
gar den Maderitischen vertrag ex eo capite impugniert und nicht gehalten,
weil das parlament denselben nicht ratificiert, ungeacht derselbe schon ein
manbahr streithafftiger könig gewest, also daz desto mehr villeicht iezundt
des parlaments authoritet möcht vor nöthig angesechen werden. Zwar er-
inneren wir uns, das eben uf dise weiß mit deß jezigen königs blossen sub-
scription und sigl die ratification deß Luzauischen recess acceptiert und
angenommen worden, und weiln ir in eürem schreiben meldet, das ir eben
über den passum ein mehrere erleüterung zu begeren gesonnen seyet, also
wollen wir derselben erwarten. Inmitlst wollen wir gleichwol, weil hierauf
summa deß ganzen tractatus beruhet, uns deßjenigen allen, so zu genueg-
samber sicherheit hierin vonnöten, uns nichts begeben haben. Im ubrigen
bleibet es bei unserm auch jungst beschechenem bevelch
Vgl. [ S. 348 Anm. 4 ] .
offenlich noch heimblich, weder [mediate noch] immediate, weder coniunc-
tim noch divisim euch in handlung einlasset, bis vorderist der eingang in
der instruction und dann die absenz deß königs in Dennemarkh liebden
ersezt seye.
PS Und weiln wir zu unserer besserer verwahrung ein notdurfft ze sein
erachten, das, was wir uf mehrgedachte Franzößische plenipotenz uns er-
ckleren , vermitlst der interpositoren denn Franzößischen plenipotentiarien
mit aller punctualitet zukomme und daraus meniglich vor augen gestelt
werde, wer die ursach habe an verzögerung der tractaten, auch hierin nit
sovil und zu wenig von denn interpositoribus geschehe, also hettet ir die
ursachen, warumb wir auf solche plenipotenz uns in tractaten nit einlassen
könden, substantialiter nervose in schrifften zu verfassen und, nachdem irs
sowol zu Münster als zu Oßnabrug ersechen, alßdann solches den inter-
positoribus schrifftlich zuezustellen, und dises umb soviel mehr, weil wir
in sorgen stehen müessen, die Franzosen möchten sich über die plenipotenz
weiter gar nichts einlassen, sondern alles darauf beruchen wollen lassen,
das man nit weniger zue Oßnabrugg zur außwexlung schreite, wardurch
dise uns, unserm höchstgeehrten herrn vattern und allen uns assistierenden
chur-, fürsten und ständten aufgewalzte iniustitia belli desto mehr also auf-
getrungen verblibe.