Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
211. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1644 März 31
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Münster 1644 März 31
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. B fol. 105–107, praes. 1644 April 12 = Druckvorlage
– Konzept: ebenda Fasz. 92 II nr. 214 fol. 169–170’ – Kopie: Giessen 203 fol. 895–897’ –
Druck: Gärtner II nr. 227 S. 609–613.
Anreise Serviens. Verhandlungen des Nuntius mit d’Avaux wegen Vorweisung der Vollmachten.
Kommunikation zwischen dem Nuntius und dem venetianischen Botschafter. Geplante Unterredung
zwischen den französischen und schwedischen Gesandten an einem dritten Ort.
Servien ist noch nicht angekommen, Contarini hat uns aber gestern angezeigt, er habe
Nachrichten aus Amsterdam, daß Servient sich daselbst am Grossen Freytag
befunden und wo nit heut, doch morgen gewiß alhier einkhommen solte.
Am heyligen Osstertag hat uns der herr nuncius die revisita erstattet und
vermeldet, das er alsogleich auch von uns zu dem conte d’Avaux sich ver-
füegen und von ime vernemmen wolte, wie er sich in puncto legitimationis
zu verhalten begerte. Sonsten, die Spanische ratihabition betreffend, hat er
khein bedenckhen, selbige denn Franzößischen plenipotentiariis gegen
einer recognition einzehendigen. Auf dise veranlasßung haben wir uns vor-
gestern , zinstags, widerumb zu ime, nuncio, verfliegt und neben gegen-
erstattung der curialien mit anwüntschung frölicher Ossterfeyrtagen umb
bericht angesuecht, wessen sich der conte d’Avaux erclärt hette, den er uns
auch dergestalt ertheilt, das, nachdem er demselben angefüegt, waßgestalt
ir Papstliche heylichkheitt an aller bey disem universalcongress interessierter
potentaten anweesende gsandten und pottschäffter sonderbare brevia apo-
stolica verferttigen lassen, wie er dann ime, conte d’Avaux, das seinig
zugleich überlifert und damit sein person wegen irer Päpstlichen heylich-
kheitt übernommener interposition wolte legitimiert haben, mit andeütten,
das auch Eur Kayserlichen Mayestät abgesandte ime gleichergestalt ire
plenipotenz vorgewisen und sich im übrigen gegen inen, denn Franzosen,
mit weiterer recognition erweisen wurden, wie die hingegen sich auch zu
bezeigen begerten, daher er, nuncius, dann nit zweiflen thet, es werde er,
conte d’Avaux, an seinem ortt nit weniger zu solcher legitimation zu
schreitten unbeschwert sein. Hab derselb darauf geandtworttet, es were nit
ohne, das er und neben ime der monsieur Servient von der königlich
Franzößischen administration mit genuegsamber plenipotenz versechen und
er darinnen den vorzug hette, also das der Servient sein secundo seye.
Wofern aber der prinz von Longavilla auch khommen solt, so wurde der-
selb den vorzug, er den andern und der Servient den dritten standt haben.
Nichtsdestoweniger aber were ir beeder plenipotenz also gestelt, das ime
gebüren wolt, seines collegae so nache vorstehende ankhonfft vorderist zu
erwartten. Demnach und auf dise vernomne erclärung hete er, nuncius,
unnottwendig gehalten, dessentwegen etwas weiters an ine ze sezen.
Sodann, als uns der Venetianische ambassator bey vorangeregter visita
neben anderm andeüttung gethan, das er von seiner republica bevelch
empfangen, wann sich bey angehenden fridenshandlungen die gelegenheit
eraigte, das er vermeinte, der sachen vorstendig zu sein, sich mit dem herrn
nuncio selbst zu undterreden, das er es wol thuen möchte, ungehindert die
Italienische differenzen noch nit verglichen weren, und uns so vil zu ver-
merckhen geben, ime nit zuwider sein wurde, wann wir mit gelegenheit
dem nuncio hiervon anzeigung thuen wolten, haben wir nit underlassen
sollen, uns der gelegenheit zu gebrauchen und ime, nuncio, solches zu eröff-
nen , in ansechung, wann sie absonderlich gegen ein- und anderer partey
zu negocieren sich undterfangen solten, leüchtlich allerhandt misßverständt
hierdurch möchten angespunnen werden. Dessen nun hat er, nuncius, sich
sehr hoch erfreyet und gleich dahin erbotten, das er an seinem ortt gedachtem
Venetianischen alle gebürende cortesie zu erweisen und mit ime sambtlich
die mediation anzetretten, auch, so offt es die notdurfft erforderte, ze undter-
reden einig bedenckhen nit hette. So wir auch hinwiderumb dem Venetianer
zu wissen gethan.
Wir haben sonst sowol vom nuncio, als dem Venedischen ambassator ver-
merkht , das die beede Franzößischen ambassatoren, ehe und dann sie zu
einigen tractaten schreitten thetten, sich mit dem Schweedischen pleni-
potentiario , dem Salvio, an einem mittelortt zu undterreden gewilt seind.