Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
194. Auersperg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1644 Februar 29
–/ 194/–
Osnabrück 1644 Februar 29
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 46e, Konv. b fol. 135–136’, 140–141’, 146–146’, 1. PS fol. 142,
2. PS fol. 147, Auflösung der Chiffre fol. 137–139’ = Druckvorlage – Kopie: ebenda Fasz.
46e, Konv. b fol. 149–150’; ebenda Fasz. 92 II ad nr. 182 fol. 68–70; Giessen 203 fol. 813–
816.
Andeutungen des schwedischen Statthalters Hermann Mayer über Kriegspläne und über Kommission
Rosenhanes an die protestantischen Stände. Irrungen in der Chiffre für Plettenberg. Kriegsoperationen
des Administrators von Bremen. Notwendigkeit der Hilfe.
|:Der vor diesem alhie geweste Schwedischer statthalter Herman Mayer,
welcher noch guet Schwedisch und bey dem Salvio sehr wol gelitten ist,
hatt sich abermahl :| gegen eine vertrawete persohn (von der wir eß haben)
von allerhandt nachdencklichen sachen heraußgelaßen unnd under andern
vor gewiß außgeben wöllen, daß auch |:die Schottländer auf konfftigen
sommer eine armada underm commando deß Pfalzgraven ins Römische
reich schickhen werden:|; unnd werde bey Frantzosen unnd Schweden
gäntzlich auf diese hülff zugelägt, gestalt sie dardürch verhofften, Ewer
Mayestät, die biß dhahin mit wiedereroberung deren in dero erblanden
inhabenden örtteren gnugsamb würden zu thuen haben, dergestalt von
newen zu occupiren, daß sie dem könig in Dennemarck nitt würden zu
hülff kommen können; damit auch Polen nichts fürnehmen möge, werde der
Tartar denselben anfallen, seie auch der Schwedischer generall Wrangell
nacher Preussen und Lieflandt geschickt mitt befehll, daß derselbe, sopaldt
er nur vermercken würde, daß sich Polen anfinge zu moviren, alstan
geschwindt die Schwedische guarnison auß Preussen unnd Liefflandt an sich
ziehen unnd in Polen einfallen sölte. Selbiger Wrangel aber wehre unter-
weegs mit thodt abgangen, und seie alles dhahin angesehen, Dennemarck
ümb cron unnd scepter zu bringen unnd daß hauß Holstein außzudilgen,
maßen eß dan auch mit dem könig schon so weit gkommen, daß derselb
außerhalb etlicher insulen sönsten nichts mehr übrig hette, warauff dieselbe
sich zu verlaßen, weiln der veldtmarschalck Horn unnd Cagge
Lars Kagge ( 1595–1661), schwedischer Generalmajor ( über ihn Svenska Män och Kvinnor
IV S. 155f.). Vgl. APW [II C 1 nr. 89 S. 119] und [nr. 94 S. 126] .
zu landt dem könig in Dennemarck auch schon eingefallen. Immittels seie
dem |:zuvor alhie gewesten Schwedischen residenten Rosenhan und ihme,
Mayer, von der cron Schweden commission aufgetragen worden:|, zu allen
protestirenden chur- unnd fürsten deß reichß zu reisen, ümb dieselbe
västiglich zu versichern, daß dießer krieg wieder Dennemarck dem Römi-
schen reich noch einigem standt darin zum nachtheil angesehen und dieselbe
dhamit zur beständiger devotion gegen die cron Schweeden zu ermahnen,
gestalt |:der Rosenhan:| schon würcklich in sölcher commission begriffen,
und noch unlengst |:bey der landgravin von Hessen Cassel gewest seye:|,
aber habe sich gewißer ursachen halber von der commission entschüldigt.
Dieß sein nun zwar sölche ümbstände, so wir an Ewer Mayestätt gehorsambst
zu hinderbringen nöttig erachtet, haben aber dhabey allerunderthänigst
erinnern söllen, daß |:gemelter Mayer:| schon zu underschidtlichen mahln
dergleichen insinuationes bey ebenselbiger persohn gethaen, von welcher
wir dieß haben, und jedeßmahls sich gleichsamb waß druncken gestelt, wan
er auf dergleichen discursen gekommen, und anderen thags darnach durch
einen diener erinneren laßen, daß man seine deß vohrigen abendts gehaltene
discursen nit wölle weiters kommen laßen, weiln er waß beweinet gewesen;
unnd ebenselbiges hatt er auch dießmahll gethaen, also wissen wir nitt, waß
diessem werck zu trawen, unnd obs nitt ethwo ein von dem |:Salvio:| ange-
legtes werck seie, ümb dieße seidten dhamit zu impavidiren und zu schrek-
ken.
|:So ist auch gestriges tags mein, deß graven von Auerspergs, secretarius
wider von Hamburg alhier ankhommen, hat zwar unser ziffer in gueter
sicherheit, weiln er dieselben außwendig gewust, dahin gebracht unnd
Ewer Kayserlichen Mayestät rath unnd residenten alda, dem von Pletten-
berg, ad calamum dictiert unnd selbst die vorhin überschickhte acta deziffe-
riert, aber wider vernemmen müessen, daß demselben nit in unnser, son-
deren in einer anderen, unbekhanten zifer dero Kayserliche instruction zue-
khommen, da doch dieselb vermuethlichen in unnser zifer hette überschrie-
ben werden sollen, weilen Ewer Kayserliche Mayestät mir, dem graven
von Auersperg, underm dato Wien, den 23. Januarii
Siehe [S. 247 Anm. 1] .
ihme unnser zifer zuekhommen lassen solle, unnd dabey andeutten, daß sie
mit ihme, von Plettenberg, kheine eigne zifer hetten; hat also derselbe bis
dato nit wissen khönnen, waß ihme zu verrichten anbefohlen worden.
Selbiger secretarius berichtet unnß benebens, daß er von dem Denne-
marckhischen abgesanten Gregor Crabbe zu Bremen verstanden, gestalten
der Dennemarckhische reichscanzler Jobst Hoge nit habe durchkhommen
khönnen unnd annoch zu Hamburg ligen müssen, alle sachen, so mit unnß
alhie abgeredt worden, deß königs in Dennemarckh cammerern, dem von
Ranzaw, anvertrawt, welcher aber sicherlich zum könig durchkhommen
sey unnd zweifelsohne von allem wurde überbracht haben, so bringt auch
bemelter secretarius ferners die gewißheit mit zuruckh, daß der administrator
zu Bremen schon mit dem Königsmarckh in feindtlicher opposition be-
griffen unnd nur mit höchstem verlangen deß Kayserlichen succurs erwartte;
unnd hat der secretarius selbst die Schwedischen gefangne gesehen, so des
herrn administratoris soldaten in Glückstatt eingebracht, ist auch auf einem
paß gewest, so von selbigem administrator besezt, von dem Königsmarckh
aber mit 3 companien vergeblich unnd mit hinderlassung etlicher soldaten
angegriffen worden. So hetten auch ihme, secretarium, besagtes herrn
administratoris hoffleüthe alles vleis befragt, waß er neues von der Kayser-
lichen armada hette unnd ob nit aufs wenigst die Hazfeldischen völckher
der endts im anmarchieren weren. Zudeme versicherte ihn gemelter Denne-
märckhischer gesanter Crabbe, der sich noch in Bremen aufhalt, daß man
in besagtem erzstifft Bremen deß Kayserlichen succurs höchlich verlange
unnd zu dessen erfolg der graf von Oldenburg offentliche werbung anstellen
wolte, die sonsten aus mangel genuegsamber mittel zum widerstandt nit
geschehen khan:|.
[1.] PS Die militärischen Angaben meines Sekretärs haben wir sogleich dem Feld-
zeugmeister Gf. von Velen mitgeteilt.
[2.] PS Hinweis auf Beilagen 1 und 2; wir haben davon dem Gf.en Velen ebenfalls
Mitteilung gemacht.
1 von der Lippe an Krane, Bremen 1644 Februar 9/19. Kopie: RK , FrA Fasz. 46e, Konv. b
fol. 143–143’ – Druck: Gärtner II nr. 184 S. 478–479. [ Kopie: Giessen 203 fol. 816–
817.]