Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
145. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1644 Januar 8
Münster 1644 Januar 8
Konzept: RK , FrA Fasz. 92 I nr. 133 fol. 657–659’, 661, PS fol. 660 – Ausfertigung des PS:
ebenda Fasz. 47a, Konv. B fol. 51.
Protest wegen Ausbleibens der französischen Gesandten. Verweilen derselben in den Haag. Vermittler-
amt in Osnabrück.
Wir haben nr. 125 am 5. Januar erhalten. Und sovil erstens den Papstlichen
legatum anlangt, haben wir solches zugleich denn Spanischen plenipoten-
tiariis angefüegt, die sich dann bei so erscheinender bewandtnus auch damit
begnüegen. Verweis auf nr. 135. Berichten über die mit den spanischen Gesandten
und den Kollegen in Osnabrück geführten Verhandlungen wegen eines schriftlichen
Protestes gegen das Ausbleiben der französischen Gesandten = nr. 136, nr. 139,
nr. 140 und nr. 142.
Waß sonst der Frantzösischen plenipotentiarien noch beharrenden uffhalt
im Haag anlangt, haben wir derzeit anderst nichts von zeittungen darüber
sagend, alß waß in der beilag nr. 3 begriffen, daß nun in substantia mehrers
nit außweisen thut, alß daß zwischen inen und denn Hollendischen deputatis
noch einige schließlich handlung vorgeloffen, von disen ein besonder trac-
tament ihrer nach Münster abschikender gesandten, und sonderlich, daß sie
deß praedicats „excellentzen“ gewürdigt werden solten, gesuecht werde, dar-
über die Frantzosen am königlichen hof sich beschaidts zu erholen 3 wochen
zeit benommen, daher auch einige nachricht von ihrem auffbruch gehn
Münster nit vorhanden.
Hingegen zeigt unß der Venetianische ambassador durch seinen secretarien
an, wie er mir, Volmarn, gestern bei denn capuccinern, als ich, von dem
sacro gehend, ine im kreutzgang angetroffen, selbst auch gesagt, daß er bei
jetziger post abermaln briffe auß Pariß empfangen, darinn seiner herrschafft
ambassador daselbst mit umbständen referire, waßgestalten er dises langen
außbleibens halber bei der königin selbst, dem cardinal Mazzarini und mehr
andern königlichen hohen ministris bewegliche erinnerung gethan, da ime
allerorthen die anttwortt worden, daz diese plenipotentiarii gar kein bevelch
hetten, sich dergestalt im Haag auffzehalten, sondern alsbaldt nach Münster
zu verraisen, nit zweiflend, sie wurden dato beraits alhie sein, maassen sie
sich auch, daz ermeldte gesandten sich so lang auffgehalten hetten, nit
gnugsamb verwundern köndten. Da aber mit dergleichen wortten und ver-
tröstungen die werkh gar nit ubereinkommen wollen und alles zu weit
andern rath- und anschlägen gerichtet sein erscheinen thut.
Wir haben Nachricht vom schwedischen Einfall in Holstein gemäß Beilage 4. Die
Spanier sind der Meinung, man solte nichtsdestoweniger uff mittel bedacht
sein, wann schon die Dennemarckische interposition hierdurch schwinden
möcht, mit den Schwedischen die tractaten zum friden einzefüehren, es
geschehe nun one mittel oder durch mittel eines andern drittmans, worzu
sich villeicht Venedig auch möchte gebrauchen lassen. Man würdet aber
hierbei uff mehr andere emergentias zu sehen und sich nach dennselben ze
reguliren, wir aber dißortts in omnem eventum Eur Kayserlichen Mayestät
allergnädigsten bevelchs zu gewartten haben.
PS Wir haben soeben nr. 142 erhalten und wollen den Spaniern hierüber Mitteilung
machen. Übersenden weitere Zeitungen aus Paris sub 5 und 6.