Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
121. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1643 Dezember 17
–/ 121/–
Münster 1643 Dezember 17
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. c fol. 181–182’, 185–186, praes. 1644 Januar 4 =
Druckvorlage – Konzept: ebenda Fasz. 92 I nr. 103 fol. 535–537’.
Verhandlungen der französischen Gesandten in den Haag. Restitution des Pfalzgrafen. Lebens-
mittelzufuhr . Spanische Instruktion.
Wir haben Rezepisse vom 2. Dezember erhalten. Wir wissen nichts zu berichten,
als daß sich die französischen Gesandten noch alleweil im Haag ufhalten, zwar
ire pagage fort hieherwerts zu verfertigen angefangen und von fuehrleiten,
so von Wessel dieser orthen angelangt, berichtet wirdet, das zue benandten
Wesel die Franzößische pagage albereit ankhommen sein. Wie dann aus
beyligenden Franzößischen und Teütschen zeitungen nr. 1, 2, 3 zu ersechen,
waßgestalten sie den ersten diß vor denn Generalstaaden audienz gehabt,
ir creditif (uf den herzogen von Longeville, conte d’Avaux und monsieur
Servien gestellet) eingeben und den mündtlichen vortrag in terminis gene-
ralibus zwar abgelegt, aber dabey auch a part ein sonderbare deputation,
mit deren sie alle inen obgelegene notdurfft in geheimbd negocieren khond-
ten, begert, was auch dabei wegen der ceremonien und praedicats beeder-
seits vorgeloffen.
Uns hat auch der Venetianische ambasciator, dene wir vergangenen sambs-
tag widerumb besuecht, andeüttung gethan, das bemelte Franzößische pleni-
potentiarii nit allein für sich den Pfalzgraf Carl Ludwig mit dem titul deß
churfürsten würdigten, sondern es werde ime solcher auch in denn könig-
lichen schreiben gegeben, und heten sich gegen den Hollenderen austrück-
henlich vernemmen lassen, das sie bevelcht, vor allen dingen sein, Pfalz-
grafens, restitution , wie auch anderer beträngter Teütschen fürsten und
ständten interesse in acht zu nemmen und in richtigkheit zu sezen, dahero
man sich nothwendig auf diese tractaten wurde gefast halten müessen. Wir
haben ime umb diese communication danckh gesagt und hingegen ange-
deüttet, das wir einigen bevelch nit heten, uns in die Pfalzische tractaten
einzulassen, dann diß ein sach were, so von Eur Kayserlichen [Mayestät]
und dem churfürstlichen collegio dependieren thet, damit auch außländische
potentaten nichts zu schaffen heten; so were es zugleich mit übrigen fürsten
und ständten deß reichs – theils durch den Prager friden, theils andere
handlungen – dahin gebracht, das weder Franckhreich noch Schweeden sich
dareinzumischen ursach haben khöndten, sondern billich, einzig allein,
was ein- und andere cron ires status halber ze praetendieren vermeinte,
in handlung zu bringen heten, anderst wurde man sich in merckhliche weit-
laüfftigkheit steckhen und den scopum der universalpacification nit erreichen
mögen. Er hat aber sich ferrer außgelassen, das – seines erachtens – die
Pfalzische sach von denn generaltractaten nit würde abgesöndert werden
mögen, dann er die fürsorg trage, das hierdurch die Franzosen ebenmessig
anlaaß nemmen würden, zue ihrem vortl etlich wichtige sachen von der
handlung außzunemmen oder wol gar in einige handlung sich nit einzu-
lassen; und wie er darfürhelt, so wurde auch dise sach sich wol vergleichen
lassen, wann man sich auf ein alternativam endtschliessen thet, oder es khöndte
auch noch wol der rechte churfürst admittiert und umb sovil die zahl dises
collegii vermehret werden. Wir haben ime aber zu verstehen geben, das
dises sachen seyen, so die leges fundamentales imperii berüehren theten
und kheinesweegs stattfinden möchten.
Und nachdem uns die alhieige kauff- und handlßleütte vortragen lassen,
das, ob sie wol sich gern befleissen wolten, zue besserung der lebenßmittlen
allerhandt wahren, victualien und andere nothwendigkheiten herbeyzubrin-
gen, so weren doch die aufschläg, licenten, convoygelter und was der-
gleichen executiones mehr seint, von beederseits khriegenden parteyen so
schwer, das inen solchergestalt fortzukhommen unmöglich; auch daher
nothwendigerweise nach und nach allerhandt lebensmitell ufs höchste ver-
theürt werden müessen, mit angehengtem ersuechen, wir wolten daran sein,
ob der sachen möchte geholffen und solche beschwerungen abgeschafft
werden.
Hierauf so haben wir uns ebenmessig mit ermeltem ambasciator underredt
und, dieweil er sich bei der gegenpartei gleicher vermitlung erbotten, unsers-
ortts nit ermanglen wöllen, in abweesen Ewer Kayserlichen Mayestät
generalfeldtmarschalckhens, deß grafens von Hazfeldt
Vgl. [S. 25 Anm. 3] .
zeügmeistern, grafen von Veehlen
Vgl. [S. 24 Anm. 4] .
der underthenigsten hoffnung, weil solches dem iungsten Regenspurgischen
reichsabschidt auch den praeliminartractaten gemeß, hieran recht besche-
chen sein werde, und stehet nun deß erfolgs auf der gegenseiten zu er-
wartten.
Gestern haben die Spanischen plenipotentiarii uns ir instruction mit diser
anzeig communiciert, nachdem sie iungst sich gegen uns vernemmen lassen,
das sie (solcher communication halber, deren sie sonst ihrestheils khein
bedenckhens getragen) auch den herrn marchese Castell Roderigo begrüessen
müesten, als were inen von demselben nunmehr die erclärung einkhommen,
das er auch seinesortts dessen wol zufriden, wie er dann nit underlassen het,
bereits Eur Kayserlichen Mayestät selbsten solche instruction zu eröffnen,
zumalen deroselben, was wegen einer suspension der waaffen mit denn
Hollenderen sich ereigen wolte, vorzutragen, die es dann nit allerdings
unthuenlich erachten theten. Wir haben uns diser communication und dabei
ferrern beschechenen anerbietens bedanckht und erclärt, uns in derselben
zu ersechen, auch was darauf in ein und anderm die notdurfft erhaischen
möchte, mit inen verthreülich zu consultieren.
Und weil sie uns auch weiter angezeigt, das inen der Venetianisch ambascia-
tor diser tagen wegen der Pfalzischen tractaten, das dieselben alhergezogen
werden solten, erinnerung gethan, so sie aber mit deme abgeleint, das dises
ein particularwerckh im Prager friden, Regenspurgischen reichstag und
aniezt zue Franckhfurth ieweils von denen universaltractaten abgesöndert
und außgenommen worden: als haben wir inen dasihenig, was hierundter
oberzeltermassen zwischen uns und ime, ambasciator, vorgeloffen were,
eröffnet und zu verstehen geben, das wir, vorderist wegen von Eur
Kayserlichen Mayestät habenden außtruckhenlichen bevelchs, uns in disem
werckh durchaus nichts einlassen noch die fines mandati überschreitten
khöndten, vil weniger rathsamb finden theten, einige weitlaüfftige Informa-
tion, umb ine, ambasciator, von solcher opinion abzuleitten, zu undterfan-
gen; dann wo er dessen den Franzosen communication thuen solte, wurde es
nur ursach zu anderer weiterung geben, ehe dann selbige sich alhie einstellen
theten, mit welchem sie dann auch zufriden gewesen. Wir heten zwar ein
abschrifft solcher Spanischen instruction
nothwendig guetentheils in zyffren zu transponieren wer und angedeüter-
massen Eur Kayserlichen Mayestät bereits davon ein copei behendigt sein
soll, so haben wir es vor dißmal underlassen.
Und weil uns gleich bei verförtigung dise weitere Franzößische avisi, waß-
gestalten die erfolgte niderlag der Gulbrianischen armada
Gemeint ist die Schlacht bei Tuttlingen am 24. November 1643. Jean Baptiste Gf. von Guébriant
übernahm nach dem Tode Hg. Bernhards von Weimar das Kommando über dessen Armee.
Französischer Marschall nach seinem Sieg bei Kempen über Lamboy, erlag er am 24. November
seinen bei der Beschießung Rottweils erlittenen Verwundungen; bei Tuttlingen führte er seine
Armee nicht mehr. Siehe hierzu H. Lahrkamp, von Werth S. 131ff.
werde, einkhommen, haben wir selbige nr. 5 [ und] 6 wie auch, waß auß
Hamburg, nr. 7 beynebens, auch einschliessen wollen.