Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
67. Nassau und Volmar an Kf. Ferdinand Münster 1643 Oktober 10
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Münster 1643 Oktober 10
Konzept: RK , FrA Fasz. 92 I fol. 325–326’ – Kopie: ebenda Fasz. 92 I nr. 42 fol. 327–329
= Druckvorlage; ebenda Fasz. 47a, Konv. c fol. 131–132’ = nr. 92,1.
Verstärkung der Garnison und deren Unterhalt.
Eur Churfürstlichen Durchlaucht mögen wir hiemit unangefüegt nit lassen,
waßmassen burgermeister und rath der statt Münster bei uns angebracht,
das sie von dem obrist Raymundt mit vorweißung eines an ine von Hessen-
Casßlischen generalleitenandt, dem grafen von Eberstein, de dato Coeßfeldt
den 26. Septembris/8. Oktobris abgangnem schreibens berichtet worden, das
derselb fast betrohenlich begeren thue, das alle ermelter statt verpflichtete
völckher, so bißher in Warendorf, Ludinghausen , Töllicht , Schönfliedt
etc. gelegen, daselbst abgefordert und zur neutralitet in die statt gezogen
werden solten, damit er durch widriges verhalten zue einiger unfreundt-
schafft mit der statt und denjenigen nit veranlaast werde. Nun gienge aber
der mit Eur Churfürstlichen Durchlaucht hievor diser völckher halber
gemachte vergleich
Vgl. APW [ III D 1 nr. 40 ] .
glichnen zeit ir, der statt, selbige wider zurugggewisen werden und aber
andere underhaltungsmittel ermanglen solten, dessen inen alßdann frey und
unbenommen sein solle, selbige abzudanckhen und allein sovil geworbner
soldaten in die statt zu nemmen, als inen zu erhalten möglich were. Dieweiln
sie dann angezeigtermassen von der gegenpart genöttiget werden wollen,
eintweder die in bedeüten pläzen bißher verhaltene völckher zue sich einzu-
nemmen oder gewertig sein müesten, wo solches nit beschechen und selbige
lenger in iren pflichten stehen solten, das ire burgerschafft in handlen und
wandlen dessen mörckhlich würden endtgelten und allerhandt feindtseelig-
kheiten gewärtig sein müessen, als khönten sie kheinen umbgang nemmen,
Eur Churfürstliche Durchlaucht dessen mit mehrerm auch eülförtigist zu
berichten und zu piten, dahin bedacht zu sein, wann ie dero gnädigster will
und meinung wer, das sie bedeüte völckher nunmehr völlig zue sich in die
statt ziechen sollen, hierzue auch die mitell zu verschaffen, damit sie ohne
weitere beschwärung gemeiner statt und burgerschafft underhalten werden
khöndte; widrigenfahls würden sie einmahl ohne lengern anstandt zue
derselben abdanckhung schreiten müessen, mit angehengter pit, wir wolten
sie dessentwegen auch mit einem intercession- und fürpitschreiben an ire
churfürstliche durchlaucht recommendieren.
Nun wissen wir uns zu erinneren, was eben in diser materi aus Eur Chur-
fürstlichen Durchlaucht gnädigstem bevelch durch dero geheimben rath
und Münsterischen canzler khurzverrukhter tagen bei uns angebracht
worden, darauf wir uns in ermanglung gemessener instruction anderst
nichts zu resolvieren gewust, als das wir solche bewandtnus der Römischen
Kayserlichen mayestät etc., unserm allergnädigsten herrn, underthenigst
referieren wollten. Seitemalen aber nunmehr periculum in mora erscheinen
will, Euer Churfürstliche Durchlaucht auch von selbst gnädigst bewust, und
es die erfahrenheit biß daher genuegsamb in facto erwisen, villeicht die
gegenparteyen ursach und anlaaß zu ergreiffen pflegen, in ein- und anderm
zuestandt den unglimpf uf ir Keyserliche mayestät auch deroselben assi-
stierende chur-, fürsten und ständte zu legen, und daher, wann dißorths
ungelegenheit erfolgen solt, sonder allen zweifel sich die widerige cronen
beclagen würden, das die bei den praeliminartractaten verglichene neutrali-
tet nit, wie sich gebürt, vollnzogen worden, sie also ihre ministros an die
hießig maalstatt einschickhen khöndten, beinebens aber die schuldt aller
ferrern verzögerung niemandt anderm, dann uf ir Kayserliche mayestät
und derselben partey zuezuschreiben hetten. Hingegen wir auch genueg-
samb verspüren, das dise statt ihm den völligen underhalt diser volckher
mit kheinem lieb wirdt uftrechen lassen, also haben wir inen so weit die
gebetene intercession nit abschlagen khönden, Eur Churfürstliche Durch-
laucht demnach underthänigst pitende, zumalen wir nit zweiflen, sie selbst
darzue geneigt seyen, gnädigst bedacht zu sein, wie der sachen förderlichist,
wo nit uf ein bestendigs, doch wenigist uf ein interimsmitell und bis man
sich etwan einer mehrern fürträglicheit möchte endtschliessen khöndten,
abzuhelffen und dardurch anderwertliche ungelegenheit zufürkhommen sein,
underthänigster hoffnung gelebend, Eur Churfürstliche Durchlaucht dise
sorgfalt in ungnaden nit vermörckhen werden.