Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
24. Nassau und Krane an Ferdinand III Münster 1643 August 14
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Münster 1643 August 14
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. c fol. 21–22’, 57–57’ = Druckvorlage – Kopie:
Giessen 203 fol. 365–367 – Druck: Gärtner I nr. 264 S. 571–575.
Quartiere für die venetianische Botschaft. Verzögerung der Anreise der französischen Gesandten.
Hessische Bedrückung des Stiftes St. Mauritz. Ausdehnung der Neutralität.
Ewer Kayserlichen Mayestätt allergnädigsten befelchschreiben
sambster folge seindt die logementer vor die herzukommende Venedische
pottschafft alsopaldt dürch mich, Cranen, alhie bestelt worden. Der Frant-
zosischen gesandten auffbruch hatt sich zeithero noch verweilet, söll jedoch
einkommenden avisi nach auff den ersten dießes endtlich bestimbt sein,
warüber etliche discursus gehen, gestalt selbiger auffbruch vorsetzlicher-
weise darümb auffgezogen würde, daß man Frantzosischer seidten zuvor
begehre, den außgang mit der belagerung der vestung Diedenhoven zu
erfahren .
Die Schwedischen sein zu Oßnabrügge auch noch nicht anglangt.
Immittels können wir mit den Heßischen generalleutenandt graffen von
Eberstein wegen abstellung der vorgenohmener und anbedroweter execu-
tion under dießer stadt geschütz noch nit vortkommen. Hinweis auf Beilagen
A–C. Wir haben aber in iungst unser gehorsambster relation allerunder-
thänigst angezeigt, wie daß unns dero allergnädigstes befehlschreiben sub
dato 22. Julii, warin erinnert worden, daß deß stiffts zu St. Mauritz nitt zu
gedencken, waß später, wie unnßere schreibens an den graffen von Eber-
stein schon etliche thag vortgeschickt gewesen, adeoque re non amplius
integra zukommen, dhahero wir in deßen conformitet auch ahn die landt-
graffin schreiben müßen [ Beilage C ], zumahln dha die zu Dennemarck
Norwegen königliche würden in ihrem ahn selbige landtgraffin abgangenen
schreiben
stiffts zu St. Mauritz in specie gedacht unnd die aldha von Heßischer seidten
vorgenohmene execution zum höchsten improbirt haben, zu fernerer erwe-
gung wir auch die gewiße nachricht haben, daß die alhie und zu Hamburg
anwesende Frantzoßische unnd Schwedische ministri ebenselbige attentata
nit können gutheischen unnd sonderlich Frantzosischer seidten noch werden
wöllen geeyffert werden. So werden auch Ewer Mayestätt auß gemelten
unnßern ahn den graffen von Eberstein abgebenen anthworttschreiben die
ursach mit mehrern gnädigst vernehmen, warümb sich der gantze convent
selbiges St. Mauritzen stiffts anzunehmen befuegt unnd deßen neutralitet,
oder daß selbiger stifft alß dießer stadt pertinentz under ebenselbiger der
stadt ertheilter neutralitet mitbegriffen seie, werde behaubten wollen; dha-
hero wir unns auch dießes wercks andergestalt nit alß einer gemeinen sach,
warzu der gantze convent interessirt, annehmen, unns aber deßwegen, dha
wir von den gegentheil oder anderseidts interessirten nicht secundirt werden
sölten, nit separiren, weniger mit unnöttigen schrifftwechßelen auff halten
wöllen. Sönsten söllen sich die alhie anwesende Frantzosische ministri under
anderm haben vernehmen laßen, daß sie von der Heßen verübten insolentz
nacher Pariß geschrieben hetten unnd eß dhahin zu bringen getraweten,
daß der graff von Eberstein unnd die Heßische parthey nicht allein den
stifft zu St. Mauritz inskünfftig woll würden unangefochten in seiner neu-
tralitet pleiben laßen, sondern auch gar leiden unnd zusehen müßen, daß
selbige neutralitet noch woll auff zwantzig meilen ümb dieße stadt herümb
würde extendirt werden; welche discursus, obzwar kein groß fundament
darauff zu machen, gleichwoll von großen nachdencken, weiln dergestalt
auch die Lipstadt, ia gar Caßell selbst mit würde under sölcher neutralitet
gezogen, unnd hierin leichtlich vom gegentheill ein vortheill gesucht werden,
dhaher wir gerne in eventum berichtet und bescheiden sein mögten, wie
wir unns solchsfalß, dha dergleichen materi wegen extension der neutralitet
herfürkommen mögte, zu verhalten: wie weith oder auff wieviell meilen
wegs der ümbcraiß zu machen. Wir werdens zwarn nicht unterlaßen, mit
Ewer Mayestät in dießem craiß vorhandenen generalspersonen hierauß zu
communiciren, ehe dan wir unns zu etwaß werden einlaßen, würde unns
gleichwoll auch groß licht geben, wan benebens von Ewer Kayserlichen
Mayestät meinung hierüber mögten berichtet werden.
[ Eigenhändiger Zusatz Nassaus: ] Was newes auß Paris und Niderlanden in-
kommen , thue sub n. 1, 2, 3, 4 allerunderthenigst hiebeylegen.
A Gf. Eberstein an Nassau und Krane, Coesfeld 1643 August 6. Ausfertigung: RK , FrA Fasz.
47a, Konv. c fol. 23–23’, 46–46’ – Druck: Gärtner I nr. 240 S. 521–525.
Die Stadt Münster hat zuerst die Neutralität gebrochen und muß allen entstandenen Schaden
ersetzen. Die Exekution des Stiftes St. Mauritz ist dem Hamburger Präliminarfrieden nicht
entgegen, und ich bin daher nicht verbunden, die Exekutionen einzustellen.
A 8 Stadt Münster an Gf. Eberstein, Münster 1643 Juli 8. Kopie: RK , FrA Fasz. 47a,
Konv. c fol. 32–32’ – Druck: Gärtner I nr. 178 S. 381–383.
A 11 Stadt Münster an Gf. Eberstein, Münster 1643 Juli 27. Kopie: RK , FrA Fasz. 47a,
Konv. c fol. 38 – Druck: Gärtner I nr. 217 S. 481–482 ( unter Juli 24 ).
A 13 C. Sprenger, J. von Neidege und J. von Warnsadt an Gf. Eberstein, Münster 1643 Juli
24. Kopie: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. c fol. 42’ – Druck: Gärtner I nr. 218 S. 482–483.
A 13 a Christian Pagenstecher
RK , FrA Fasz. 47a, Konv. c fol. 42’ – Druck: Gärtner I nr. 219 S. 483–484.
B Nassau und Krane an Gf. Eberstein, Münster 1643 August 9. Kopie: RK , FrA Fasz. 47a,
Konv. c fol. 47–48’, 51–54’ – Druck: Gärtner I nr. 251 S. 542–550.
Selbst wenn die Stadt Münster Feindseligkeiten gegen hessische Völker begangen haben sollte – was
sie aber leugnet – heben diese den Präliminarfrieden nicht auf. Wie weit die Neutralität zu ver-
stehen ist, darüber steht nur dem Konvent die Erklärung zu.
C Nassau und Krane an Lgfin. Amalie Elisabeth von Hessen Kassel, Münster 1643 August
9. Kopie: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. c fol. 55–56 – Druck: Gärtner I nr. 252 S. 550–552.