Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
251. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1645 Oktober 6
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Münster 1645 Oktober 6
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 49a, Konv. A ( Oktober – Dezember 1645 ) fol. 1–1’, 6–7,
praes. 1645 Oktober 16 = Druckvorlage – Konzept: ebenda Fasz. 92 VI nr. 837 fol.
178–180’ – Kopie: Den Haag A IV 1628 nr. 18; Giessen 206 nr. 84 S. 535–543 –
Druck: Gärtner VI nr. 79 S. 387–392.
Admissio exclusorum. Bevorstehende Beratung der Reichsstände über die Responsion auf die
Propositionen der Kronen. Unzufriedenheit der Generalstaaten mit dem dänisch-schwedischen
Frieden.
Wir haben die Weisungen vom 17. und 22. September
Mit der Weisung aus Linz vom 17. September (Ausfertigung: Den Haag A IV 1628 nr. 18 –
Kopie: RK , FrA Fasz. 92 VI nr. 836 fol. 175–175’) waren die Gesandten von einem türkischen
Einfall in das Herzogtum Krain und in die Windischmark und der daraus für die ganze Christen-
heit entstehenden Gefahr unterrichtet worden. – Zur Weisung vom 22. September [ vgl. S. 484 ]
Anm. 1.
sponsion auf die Propositionen der Kronen ist den Reichsständen am 25. September
eröffnet worden. Aus der nächsten Relation aus Osnabrück wird unzweifelhaft zu
entnehmen sein, daß sich die Stände gegen Oxenstierna erboten haben, den Streit super
admissione excludendorum noch vor Beratung über die kaiserliche Responsion
zu beenden. So ist daraus erfolgt, das nit allein alhier die Franzößischen pleni-
potentiarii auf solchem unbillichen zumuetten, ungehindert von uns auch
denn chur- und fürstlichen deputatis gegen denn herren mediatoren und
theils denn Franzosen selbst eingefüerter unwiderleglicher ablainungen,
bis anhero verharret, und hierundter sich dasihenig, was in dem beyligenden
extractu prothocolli lit. A. umbstendtlich verzeichnet worden, verloffen,
sondern es haben auch die Oßnabruggische stände inmitlst abermalen ein
schreiben an die alhiesige ablauffen und sich darinnen gleichsamb rundt
vernemmen lassen, das sie vor erfolgter und bewilligter admission angereg-
ter excludendorum zue keiner consultation in puncto responsionum für-
gehen köndten, wie die abschrifft B. außweisen thuet. Dessen ungeachtet
so bleiben die alhießige zugleich uf gefaster resolution, das disen excluden-
dis ein mehrers nit bewilligt werden solte, als sie per deputatos aus denn
reichsräthen über ire vermeintlich habende erynnerungen quoad publicam
anzuhören, sonsten aber ad vota et sessiones keinesweegs zuezulassen; und
halten beynebens für ein erspriesßlich mitel ze sein, das ein gewisser tag,
an welchem beeder orten alhie und zu Oßnabrugg die consultationes ad
responsiones anzefachen, bestimbt werden und das Österreichische direc-
torium ohne lengeren anstandt sich nach Oßnabrugg begeben, auch vor
allen dingen daselbst dise quaestion im fürstenrath proponieren und die
vota ordenlich colligieren solle, da dann sonder allen zweifel etlich der pro-
testierenden es mit denn catholischen halten und man also ad pluralitatem
votorum in disem streitt werde gelangen mögen.
Die churfürstliche haben in irem rath den tag zu antrettung der consultation
super responsionibus, als wir vom Churmainzischen reichsdirectorio ver-
nommen , uf den 12. diss bestimbt und geschlossen, die ordnung, wie von
Ewer Kayserlichen Mayestät beschechen, ze halten, auch solches neben
demihenigen, was in puncto excludendorum widerholterdingen verabschi-
det , denen zu Oßnabrugg durch schreiben kundt ze machen, auch das beede
Churmainz- und Brandenburgische gesandten aldort in namen dess chur-
fürstlichen collegii (wie sonderlich Brandenburg erwöhnen thuet) absönder-
lichen schluss ze machen befuegt sein solte, rundt abzuschlagen. Im für-
stenrath aber ist wegen der tagsbestimmung noch nichts geschlossen wor-
den .
Wir haben uns auch mit denn Churbayrischen abgesandten undterrcdt,
das durch uns bey denn directoriis dasienig, was Ewer Kayserliche Mayestät
in eventum, wir wegen dess streittigen modi consultandi zu keiner offen-
lichen proposition gegen denn ständen hetten gelangen mögen, zu beob-
achten und ins werckh zu richten genedigist anbevolchen, angedeüttet und
dahin erynnert werden solle, sie denn ständen in eim und anderm collegio
gleich bey dem anfang der beratschlagung über die responsiones solches
vorhalten, und sie demnach ersuechen wolten, desto schleiniger mit der
sachen zu verfahren, uf das in verspürenden mehreren verzüglicheiten und
erweckung dergleichen unnötigen disputats, anstatt Ewer Kayserlichen
Mayestät wir gemüesßiget werden, die responsiones ohne lenger zuewart-
ten an die gegentheil zu bringen und die haubthandlungen anzetretten, gue-
ter hoffnung, es werden dergleichen erynnerungen nit ohne frucht ablauf-
fen .
Wir haben auch nit ermanglet, sowol mit denn Churcöllnischen als mit
denn Churbayrischen gesandten wegen verenderung dern zu Minichen in
vorgangner conferenz mit dem herrn reichsvicecanzleren guet befundener
zuesözen mit guetem anlaass zu reden und befunden, das sie Ewer Kayser-
lichen Mayestät allergenedigiste intention sehr wol ufgenommen, sonder-
lich aber die beantwortung dess 3. articuls noch laut dess zuesaz numero 3
gerüembt und vor guet befunden haben.
Der Venetianische ambassator hat uns nun underschidlich mahl angedeüttet,
wie das die Generalstaaden mit dem Dennemarckischen friden, und das
sie darbei so gar schlecht in acht genommen, ia mit irem interesse fast ganz
umbgangen worden, sehr übel begnüegt, auch wider die cron Franckreich
nit wenig in misßtrauen gestelt seyen, also das bey solchem standt die cron
Hispanien wol leüchtlich zu einem verglich mit inen solte gelangen mö-
gen . Sie, Staaden, weren auch im werckh, ein anzaal volcks und bis in
4000 mann abzudancken, so hergegen die cron Schweden anzunemmen und
ins reich zu füehren vorhabens, und thet auch Churbrandenburg darumb
anhalten, dem gemeinen rueff nach, Pfalz Neüburg damit aus possession der
Gülchischen landen zu treiben.
B Reichsstände in Osnabrück an die Reichsstände in Münster, Osnabrück 1645 September 18/28.
Kopie: RK , FrA Fasz. 49a, Konv. A ( Oktober – Dezember 1645 ) fol. 2–5’ – Druck:
Meiern I S. 657–659 ( = I 7,2 N 1 ). [ Kopie: StK , FrA Karton 1, Westf. Friede XXIX
fol. 106–109; ebenda Karton 7 S. 318–324; Den Haag A IV 1628 nr. 18. ]