Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
202. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1645 Juli 28
Münster 1645 Juli 28
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 49a, Konv. A ( Juli–September 1645 ) fol. 48–50’, 60–62’ =
Druckvorlage – Konzept: ebenda Fasz. 92 V nr. 748 fol. 358–363’ – Kopie: Den Haag
A IV 1628 nr. 17; Giessen 205 nr. 312 S. 1684–1700 – Druck: Gärtner V nr. 125
S. 572–583.
Waffenstillstand. Französische Satisfaktion. Verhandlungsmodus. Widerstand der schwedischen
Bevollmächtigten gegen den Lengericher Schluß. Ausschreibung eines Reichstags. Direktorium im
Fürstenrat.
Wir haben nr. 187 vorgestern erhalten. Wegen des Waffenstillstandes haben wir stee-
tigs unser absechen dahin gerichtet, uf das man allerorten, wa es Ewer
Mayestät interesse erforderen mögen, zu verspüren hete, es dißorts an dero-
selben willfährigkeit, wa man nur mit billichen conditionibus darzue gelan-
gen könte, nit ermanglet haben wurde. Nachdem und aber Ewer Kayser-
lichen Mayestät ieziger bevelch vorderist uf den fahl gerichtet ist, so die
churfürstliche dises armistiii halben bei uns kein ferrere anregung gethan,
wir auch nit penetriert heten, das sie hierumben a part negociert, und die
mediatores gleichfals das werckh heten ersizen lassen, das wir ebenmäsßig
in diser negociation sowol bey denn churfürstlichen als mediatoribus nit
zu eilen, seitemaln leichtlich abzenemmen, das man wenig hoffnung eini-
ges success haben könte etc.. So werden sie bereits aus unserer vor 8 tagen
abgeloffner relation allergenedigist angehört haben, das die sachen eben
in disen terminis begriffen und von denn Franzosen alle hoffnung zu eini-
gern anstandt der waaffen rund abgeschlagen worden; und obwol uns fol-
gendts zu vernemmen kommen, das die Churbayrische gsandten dessen un-
geachtet gleich an sambstag hernach sich widerumb bey denn Franzosen
eingefunden, dessen sich auch die mediatores selbst laut prothocolls gegen
uns beschwärt, so haben wir doch ein weiters und mehrers von irer verrich-
tung nit vernemmen können, als das sie sich angeregter abschlägigen ant-
wort zum höhsten beschwärt und neüerdingen geworben haben, das man
entweder ein suspension, neutralitet oder protection, wie man sich entlich
miteinander wurde vergleichen könden, tractieren lassen wolte. Darüber
auch letstens der duca di Longavilla sich erclärt, dessentwegen nochmalen
nach Pariß zu schreiben. Und berichtet man uns, das er sich sonst verlauten
lasse, es wer zwar der cron Franckreich kein armistitium in der formb, als
es bißher begert worden, einzerathen, daferrn man aber ein langes uf etlich
jar erstreckhtes annemmen wolt, so wurde es der cron mit gueten und inen
annemblichen conditionibus einzewilligen so hoch nit entgegen sein. Die
dessentwegen von ime und seinen collegis verfaste relation aber solle den
15. diss nach Paris abgeloffen sein, also das vermuetlich mit negstkommen-
der ordinari darüber ein resolution erfolgen möchte.
Wir seint auch durch sonderbar vertraute anzeig weiter berichtet worden,
das, obwol sie, Franzosen, in iren instructionibus secretis undter anderm
bevelcht seint, zu irere satisfaction die retentionem der vestungen Preysach
und Philipßburg zu praetendieren
In der französischen Hauptinstruktion ist nur von der Einbehaltung Breisachs, nicht aber von
Philippsburg die Rede, vgl. APW [ I 1 nr. 5 S. 100f ] .
dessentwegen bey catholischen und Lutherischen mit gelegenheit gethane
anwürff verspürt heten, das sie mit solchen praetensionibus nit wurden
durchkommen mögen, sondern hiermit bey allen reichsständen wie lenger
ie mehr in dise misßgedancken gerathen, als wolte die cron Franckreich
solchergstalt dem reich einen fuess uf den halß sezen, gehe derentwegen
ir guetachten dahin, das man sich diser praetension begeben solte.
Sonsten aber haben weder die Churcölnischen noch die Churbayrische uns
seit anher wegen dess armistitii nichts angedeütet, ausserhalb das dise, als
sie vergangnen montags mich, Volmarn, besuecht, in discursu meldung
getahn, nachdem von denn Churbrandenburgischen zu Oßnabrugg der
von Löwen selbigen tags alherkommen und von inen, Bayrischen, Dr.
Krebs, von denn Cölnischen aber der probst Landtsperg denselben seines
anbringens zu vernemmen bevelcht worden, mir erzehlt, welchergestalt
besagter von Löwen sich beclagt, das Ewer Kayserlichen Mayestät general-
leütenandt graf Gallas die Kayserliche armada in Böheimb widerumb zue-
samenfüehren auch den Torstensohn veruhrsachen wolle, Brinn zu quit-
tieren , man also diserseits vorhabens seye, ein neues bluetbaad anzerichten,
und das bei Ewer Mayestät dess bluetstürzens kein endt sein wolte. Darauf
Dr. Krebs ime vorgeworffen, warumb er dann und die protestierende nit
bei den feindtlichen cronen dran weren, das ein armistitium möchte erhal-
ten werden, so könte man seiner clag entübrigt bleiben. Es hat mir aber
gedachter probst von Landtsperg vergangnen zinstag bei dern in extractu
prothocolli [= Beilage A ] vermörckhter conferenz à part zu verstehen gege-
ben , das Dr. Krebs sich in diesem puncto so gar zu weit außgelassen, und
es wol bey ringerm hete bewenden lassen mögen.
Solte aber über dises alles in hoc passu was weiters vorkommen und gehand-
let werden wollen, darauf auch wir unser fleisßig absechen ze halten nit
ermanglen thuen, so werden wir nichts underlassen, was Ewer Kayserlichen
Mayestät allergenedigister bevelch außweisen oder sonst deroselben augen-
scheinlicher nuzen und frommen erforderen mag; und diß sovil die mate-
riam armistitii anlangt.
Hinweis auf Relationen vom 13., 14. und 21. Juli
Relation vom 13. Juli = nr. 191. – In der Relation vom 14. Juli ( Ausfertigung: RK , FrA
Fasz. 49a, Konv. A ( Juli–September 1645 ) fol. 35, praes. 1645 Juli 29 – Konzept: ebenda
Fasz. 92 V nr. 731 fol. 290 – Kopie: Den Haag A IV 1628 nr. 17 ) bezogen sie sich auf
nr. 191 und übersandten ein wohl von Kurmainz erstelltes Protokoll der Lengericher Beschlüsse
vom 1./11. Juli 1645 ( Kopie: RK , FrA Fasz. 49a, Konv. A ( Juli–September 1645 ) fol.
36–37 – Druck: Gärtner V nr. 97 S. 430–432; Meiern I S. 510 ( = I 5, 35 N 3 ) –
weitere Kopie: Giessen 205 nr. 315 S. 1722–1725 ). – Relation vom 21. Juli = nr. 198.
brandenburgischen Deputierten wollten den Lengericher Schluß den Gesandten der
Fürsten und Stände in Osnabrück vorbringen, wir haben aber erfahren müessen,
das sie alles ins steckhen gerathen lassen, bis entzwischen die Schweedische
plenipotentiarii von allem nachricht erlangt und darwider, sonder zweifel
uf etlich fridhäsßiger leütten heimbliches anstifften, allerhandt betraweliche
einwendungen an tag gegeben haben. Derentwegen dann verwichnen mon-
tags , wie obgemelt, der Churbrandenburgische deputatus, der von Löwen
(weil von den Churmainzischen sich keiner hierzue verstehen wollen),
aigens alherkommen. Dessen anbringen und wie dasselbe gestaltet gewe-
sen , was auch derentwegen herr bischoff von Oßnabrugg mit uns confe-
riert , und wir ime an handt gegeben, und wie sich hernach die beede chur-
fürstliche , Cöln und Bayrn, gegen der Brandenburgischen entlich erclärt,
das geruchend Ewer Mayestät aus den extractibus prothocollorum lit. A. B.
allergenedigist mit umbständen anzuhören. Darüber folgendts von gedach-
tem herrn bischoffen mir, Volmarn, weiter mündtlich angezeigt worden,
das er diser gefasten resolution die Churmainzische gleich selben abendts
per aignen currier bericht und dahin ermahnt hete, das, sobald der von Lö-
wen hinüberkommen, sie alsogleich mit der intimation dess Lengerischen
conclusi gegen denn ständen vorgehen, es folge auch darauf vor antwort,
was da wolle oder es folge keine, sich lenger zu Oßnabrugg nit saumen,
sondern crafft von iren genedigisten herrn habenden bevelchs alher ver-
füegen solten, damit man die versamblungen könte anfangen zu informie-
ren , versicherter hoffnung, das bei so erscheinender bestendigkeit die ande-
ren status sich auch ergeben und bequemmen werden.
Wir erinneren uns zwar wol, das diser modus mit demihenigen, was Ewer
Mayestät intentioniert ze sein und vom 5. diß allergenedigist angedeütet
haben, nit gleichstimmen thuet, uns weiset aber unser gehorsamiste pflicht
und obhabende bevelch dahin, den statum, wie er sich ieweils diser ortten
befindet, underthenigist und getreülich zu repraesentieren. Warumb der-
zeit ein offenlichen reichstag ererst außzeschreiben sehr zweiflhafftigen aus-
schlags seye, ist in dem communicierten extractu instructionis stattlich und
wol außgefüehrt. Wir haben aber nun zum öfftern verspürt, und solches
auch in unseren relationibus angeregt, das weder die feindtliche cronen
noch auch mehrertheil der stände hierzue einigen lust und anmuettung nit
erscheinen lassen, daher zu besorgen stehet, wann sich Ewer Kayserliche
Mayestät schon dahin entschliessen solten, das mit deroselben Kayserlichen
auctoritet noch mehrer verkleinerung alles möchte disputiert, zuruggge-
stelt und der weniger theil [der] ständen zum erscheinen behandlet weiden
können, allermassen mir, Volmarn, erst vorgestrigen tags angezeigt worden,
es heten die protestierende von Wien nachricht erlangt, das Ewer Mayestät
dero geheimben saecretarien Dr. Söldner zum herrn churfürsten in Saxen
verschickhten
Ausfertigung der Instruktion für Söldner, Wien 1645 Juni 28: RK , FrA Fasz. 49b, Konv. E
fol. 76–81 – Konzept: ebenda fol. 62–70 – Kopie: ebenda fol. 72–75. Die Instruktion
weist Söldner zwar an, in einen Diskurs wegen Ausschreibung eines Reichstags zu treten, gibt
aber keinen Termin für eine Ausschreibung an. Auch in dem Auszug der Zusatzinstruktion
( [ vgl. nr. 184,1 ] ) ist kein Termin genannt.
zeschreiben vorhabens weren, dessen die protestierende sehr übel zufriden
und sich insgemein beclagten, es were alles nur zu verlengerung dess fridens
angesechen. Ich hab es entschuldigt, mit vermelden, Ewer Mayestät heten
sich dergleichen nit entschlossen, sondern begerten sich allein raths zu
erfragen, im fahl alhie und zu Oßnabrugg einiger modus consultandi und-
ter denn ständen nit verglichen werden könte, was alßdann zu thuen, und
ob einen reichstag außzuschreiben nöthig sein werde. Stüende also an deme,
wann die ständt selbst diser ortten in gebürender formb zusamenzutretten
sich mit Ewer Mayestät vereinbarten, das man alßdann weiterer Sorgfalt
werde entübriget verbleiben mögen. Gleichergstalt geben die unserige und
deren zu Oßnabrugg stehender Kayserlichen gesandten relationes genueg-
samb zu erkennen, wie starckh das consilium der reichsdeputation wider-
fochten worden, das auch kein hoffnung ze machen sei, selbiges zu man-
tenieren , seitemalen nit nur die protestierende sive deputati sive nondepu-
tati status, sondern auch sogar die catholische darvon abfallen und sich nit
ferrers undterstehen wölten, auf die handthabung derselben ze sezen.
Nun will gleichwol die hoche notdurfft sein, wann anderst dise tractatus
mit einiger übrigen auctoritet Ewer Kayserliche Mayestät volnfüert wer-
den sollen, dahin omnibus modis zu gedenckhen, das man die stände zu
keiner trennung und parteylichen anhenckung bey eintwederer feindtlichen
cron kommen lasse, sondern uf alle mitel und weeg, ob die sonst neü, unge-
wohnlich und der allgemeinen reichspractic etwas zuwiderlauffend scheinen
möchten, beysamen in einem corpore halten und also die formam consul-
tandi inter caput et membra behaubten thue, da wir dann kein kurzer, bes-
ser und füeglicher mitel als eben dasihenig, so von denn churfürstlichen
in vorschlag kommen ist, befinden mögen.
Ewer Kayserlichen Mayestät könden wir auch gehorsamist versicheren,
das nit allein, wie oberzehlt, die Schweeden, sondern auch die Franzosen
nach sehr vertrauter an uns gelangter anzeig sich mörckhlich ob disem modo
entsezen, und haben daher desto mehr ursach genommen, in puncto satis-
factionis die obbedeüte relation nach Pariß ablauffen zlassen. Wann nun
die gegentheil nit handtgreüfflich spührten, das inen diser modus zu unstat-
ten kommen möcht, so wurden sie nit so starckh darwider streitten. Und
eben darumb haben Ewer Kayserlich Mayestät desto mehr auf die genehmb-
haltung sich allergenedigist zu resolvieren. Wir haben sonst mit und neben
unseren collegis zu Oßnabrugg uns angelegen sein lassen, dise quaestion
von anfang bis daher also zu negocieren, das Ewer Kayserliche Mayestät
bey denn mediatoren, denn ständen selbst, ja denn cronen zugleich, wie
sie heimblich bekennen, aller glimpf zuegewaxen, und die schuldt verzöger-
ter tractaten auf andere von deroselben nit herrüerenden verhinderungen
gelegt worden. Und seyen gueter hoffnung, wa allein Ewer Kayserliche
Mayestät sich der ratification allergenedigist zu erclären gefallen würdet,
die sachen entlich zum standt zu bringen. Heten hiebey derentwegen aller-
underthenigist zu pitten, damit alle verzägerung abgeschnitten bleibe, sie
geruchend uns uf vorige und dise weitere relation, obschon bey diser ordi-
nari das churfürstliche bedencken sowie Brandenburgische unsers vernem-
mens der ursachen hinderhalten, weil sie auch darinn das wortt „ reichsdepu-
tation “ außgestrichen haben wollen, nit einkommen möcht, allergenedigist
zu bescheiden, ob anstatt deroselben wir in solchen vorgeschlagnen modum
einwilligen, sonderlich aber noch weiters zuegeben derfften, das nit allein die
interimsweise zuegezogene, sondern auch andere bereits in locis congres-
suum gegenwärtige stände, welche sonst uf offenen reichstägen sessionem
et votum hergebracht, admittiert werden solten, dann wir besorgen, ausser-
halb diser extension sonst bey denn protestierenden die völlige einwilligung
nit zu erhalten sein werde.
Und nachdem wir dann auch avisiert worden, das beede Franzößische ple-
nipotentiarii , d’Avaux und Servient, heüt oder morgens nach Oßnabrugg
zu denn Schweeden verreisen und dise materiam neben andern auch vor
handt zu nemmen willens sein wollen, so haben wir nit undterlassen, uns
gestrigen abendts dessentwegen zu denn mediatoren zu verfüegen, inen den
ganzen statum vor augen zu stellen und sonderlich die rationes zu remon-
strieren , warumb weder Franckreich noch Schweeden einige befuegte
ursach haben können, sich darab zu beschwären oder disen modum zu ver-
hinderen , mit angehenckhtem ersuechen, sie solches denn bemelten Fran-
zößischen plenipotentiariis wol zue gemüett füehren wolten, welches sie
auch zu thuen sich erbotten haben, und stehet demnach zu erwartten, was
darauf beederseits vor erclärung erfolgen werde.
Wir sollen auch gehorsamist anzeregen nit underlassen, das uns aüsserlich
angelangt, ob solten auch im fahl, der referierte modus consultandi zu sei-
nem fortgang geriethe, von etlichen ständen beschwärungen eingewendet
werden, das dem hochloblichen hauß Österreich das directorium in fürsten-
rath einzig nit überlassen werden könte, seitemaln bekandt wer, das sonst
uf gemeinen reichstägen solches auch einem erzbischoff von Salzburg gebür-
te , derentwegen in dessen abweesenheit ein anderen beyzeordnen vonnö-
then sein wurde. Möchte derentwegen zu verhüetung anderer mehrer unge-
legenheiten nicht unrathsamb sein, wann Ewer Kayserliche Mayestät dem
herrn erzbischoff erinnerung thuen liessend, das er bey ohne das vermehren-
dem convent und von wegen dess gemeinen catholischen interesse auch
seine deputierte zeitlich hieher abordnen wolte.
A Extractus protocolli, Münster 1645 Juli 25
Vgl. zu den Verhandlungen vom 25. Juli Meiern I S. 506–508 ( = I 5,34 ).
( Juli–September 1645 ) fol. 51–54 – Druck: Volmar S. 194–196. [ Kopie: Den Haag
A IV 1628 nr. 17; Giessen 205 nr. 314 S. 1711–1721. ]
B Extractus protocolli, Münster 1645 Juli 24
Vgl. zu den Verhandlungen vom 24. Juli Meiern I S. 506 ( = I 5,33 ).
( Juli–September 1645 ) fol. 55–58’ – Druck: Gärtner V nr. 121 S. 554–558 ( Juli 24 )
und nr. 122 S. 558–562 ( Juli 25 ). [ Kopie: RK , FrA Fasz. 92 V fol. 366–369’; Den Haag
A IV 1628 nr. 17; Giessen 205 nr. 313 S. 1700–1711. ]
Montag, den 24. Julii proponirt der Churbrandenburgische diesen morgen von
Oßnabruck kommender gesandter von Löben zween auß der Churcolnischen unndt
Bayrischen gesandtschafft zu ime auf begehren abgeordtneten, welchergestalt zue ime
der koniglich Schwedischer legatus Salvius dieser tagenn kommen unnd die anzeig
gethan, daß sein mitgesandter, herr Ochsenstern, von Munster auß allen bericht uber
das Lengerische conclusum empfangen, welches diesem der lengde nach subnectirt,
warinnen sie, Schwedische, durchauß nit willigen konndten, umb soviel weniger,
daß das ihr Kayserliche mayestät einrathende außschreiben absque praefixione
termini geschehenn soll, welches sie dahin verstehen mustenn, daß die Kayserliche
resolution entweder gantz eingestelt pleibenn, oder sichs doch damit noch lang
hinauß verweilen mogte, unnderdeßen die deputationsconsultationes per indirectum
eingefuhrt unnd die ubrige stenndt noch lenger ihres iuris suffragii privirt unnd von
den tractatibus außgeschloßenn wurden. Dahero man auf ein annderß unndt zutrag-
lichers mittel werde gedenckenn mußen, dergestalt, daß gleich wie das friedens-
werck alle des reichs stendt concernirt unnd angehe, also auch alle unnd iede ohne
vorbeygehung eines oder des annderen darzuzueziehen wehren. Solte aber diese ihre
erinnerung nichts verfangen, sondern man deren ungeachtet voriger opinion ver-
pleiben , ihro kayserliche mayestät bei diesem zuestanndt mit der resolution zuruck-
haltenn , die tractatus durch avocation der stendt, so zue Oßnabruck sich befinden,
zue Munster wollenn vortstellenn, unnd sie, die Schwedenn, aldort wolten sitzen
laßenn; werden sie eß innen fur sehr verkleinerlich unnd denn schimpff soviel da
großer achten, wan sich das Churmaintzische directorium, welches doch in specie
neben denn Churbranndennburgischen auff Oßnabruck mit innen zu tractiren depu-
tirt , gleichergestalt von dar anhero begebenn solte. Ihrestheils praetendirten sie ein
mehrers alß die anndere cronen nit, konndten sich aber auch nit geringer tractiren
laßen, unnd muste man also dahin die gedanckenn schlagen, daß ebensoviel stenndt
alß alhie zue Munster sich befunden auch dort zu Oßnabruck gegenwerttig weren,
unnd die tractaten ahn einem orth wie am annderen gefuhrt, gleichwoll doch pro
uno tractatu ahn beiden gehalten werden. Da man sich alßdan pro communicationibus
eines loci tertii würde vergleichenn, oder aber, wie vonn den Frantzosen unnd innen
beschehe, alternatim zue Munster unnd Oßnabruck zuesammenkommen konnen,
unnd damit man dan ahn winterszeit wegen anlauffung der Embß nicht gehindert,
were die zerfallene brucken, gleich davon die rudera sich zeigtenn, zu repariren, unnd
Churcollen alß landtsherr darzu zu ersuchen sein, der gemeinen wolfahrt diesen
dienst zue thun. Würde nun dieser ihrer vorschlag also angenommen unnd in obacht
gehalten, hette es dabey seine weg, wiedrigennfalß wolten sie sich außtrucklich
bedingt unndt entschuldiget haben, daß ihrerseits der sachenn sich weitter nit ahn-,
sonnderen solchenfalß derngleichenn extremitates fur die hanndt nemmen wurden,
warüber sich das werck gantz zerschlagen unnd das reich wol gahr zerscheitteren
gehen dorffte, zue deßen abwendung sie diese wahrnung bey zeitten thetten.
Der von Loben habe diß des Salvii anpringen bloß ad referendum genommen, davon
den Churmaintzischen und ubrigenn Churbranndenburgischen bericht zu erstatten,
deme mitanzuhencken der Salvius begehrt, daß mit dern geschloßener eroffnung des
Lengerischen vergleichs denn stennden so lang biß ein annders conclusum gefast,
eingehaltenn werden mögte. Falß auch vorhero bey innen, Schwedischen, was davon
angepracht werden solt, wurdenn sie solches fur einen sehr großen schimpff auf-
nemmen , unnd vielleicht dennen, durch welche das anpringen geschehe, auff der-
gleichen weiß wiederumb begegnet werden, so denn sachen anfangs nit wenig
schädtlich unndt hinderlich.
Von Löben machte den in Münster sich befindenden kurfürstlichen Bevollmächtigten den Vor-
schlag , das Lengericher Conclusum noch nicht den fürstlichen Bevollmächtigten mitzuteilen,
sondern sich wegen einer neuen Zusammenkunft entweder in Osnabrück, Lengerich oder einem
dritten Ort zu vergleichen und die Schweden zu den Verhandlungen einzuladen.
Am 25. Juli ist hierüber im Quartier Wartenbergs zwischen den kurfürstlichen Bevollmächtigten
beraten worden, wobei von Löben starck dabei bestanden, wie sie solches in ihrem voto
offters wiederholet, daß die cron Schweden bei guetem willen zu erhalten unndt
derselben gesandten petito moglichste satisfaction zue geben. Die kurkölnischen und
kurbayerischen Bevollmächtigten lehnten es jedoch ab, das einmal Beschlossene wieder umzu-
stoßen und fanden, daß die Schweden keinen Grund hätten, sich beschwert zu fühlen, zumahln
sie dadurch, daß die consultationes alhie zu Munster angestellet, nit praeteryrt,
sonnderen in deme viel mehrers honorirt, daß geschloßen worden, einen außschuß
auß allenn dreyen collegiis bey innen aldort zue laßen, mit welchem sie immediate
handlen kondten, so den Frantzosen nit geschehen, sonnderen alles ahn dieselbe
durch die mediatores gebracht wurde. Der modus consultandi gehe die Schweden nichts
an, dieser sei Sache des Kaisers und der Stände. Ihre Forderung, daß das corpus imperii novo
plane et inaudito exemplo ahn zweyen orten repraesentirt werden solte, lasse darauf
schliessen, daß sie ahn vortsetzungh der tractaten unnd befurderung des friedens
zumahlen keine beliebung trugen, sonnderen nur alles pro velle et videre contra
libertatem aufzutringen unndt ihrer intention nach zu dirigiren gedencken…