Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
178. Volmar an Nassau Osnabrück 1645 Juni 19
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Osnabrück 1645 Juni 19
Eigh. Ausfertigung: Den Haag A IV 1628 nr. 17 = Druckvorlage – Kopie: RK , FrA
Fasz. 92 V ad nr. 705 fol. 178–181’; ebenda Fasz. 49a, Konv. A ( April – Juni 1645 )
fol. 175–178’ [ = nr. 181 B ].
Memorial der kaiserlichen Bevollmächtigten über den Verhandlungsmodus. Beratungen mit den
kurfürstlichen und fürstlichen Bevollmächtigten über den Verhandlungsmodus und das ius suffragii.
Ich hab zwar vermeint, heüttigen abendts widerumb nach Münster ze
kommen, so hab ich aber die sachen also bestellt funden, daß auff der hie-
sigen herrn Kayserlichen auch der chur- und fürstlichen gesandten be-
gehren selbst ich nothwendig allhie verbleiben muess, biß man eventua-
liter zu einiger vergleichung wegen der reichsdeputation gelangen möcht,
und hab derentwegen nit underlassen sollen, Eur Excellenz hiemit ein
vorrelation ze thuen, waß bereits gehandlet und worauff ein und anders be-
ruhen thue.
Vorgestern zu meiner ankunfft hab ich mich mit unsern herren collegis
auff die Eur Excellenz vor meinem verraisen angedeüte puncten, und waß
sie allhie dabei mehrers erinnert, beiligenden memorials verglichen.
Gestern, sontags, hetten wir zwar gern die herren churfürstlichen auch
deputierter fürsten und ständen gesandte sambtlich und zwar vormittag
zu unß beschaidem wöllen, so haben wir aber der zeit halber biß nachmit-
tag umb 5 uhr zuwartten müessen, dann vormittag wegen deß Gotts-
diensts und der predigen die protestierende nit beysamenzebringen ge-
wesen , und haben sich die Churbrandenburgische entschuldigen lassen,
daß sie ausserhalb der statt ein feldtmal angestellt und ettlich guette freündt
darzu geladen hetten. So seindt auch die chur- und fürstliche deputati nit
beysamenzebringen gewesen auß ursachen, wie hernach folgen würdt.
Nachdem dann die herren churfürstliche gesandten bei unß erschienen
und unsern vortrag vernommen, haben sie darauff folgende anttwortt
ertheilt: Sie weren vorderist mit unß in deme einig, daß man nothwendig
super modo consultandi, und waß deme circa formalia anhengig, vor an-
trettung der haubtconsultation eine conferentz zwischen denen zu Mün-
ster und Oßnabrugg in loco intermedio anstellen müeßte. Ob aber dabei
vor diß erste mahl auch der deputierten fürsten und ständen gesandten zu
erscheinen haben oder darzugezogen werden solten, da stüenden sie nit
wenig ahn, dann für eins were es mit der reichsdeputation noch zu keiner
richtigkheit kommen und zu besorgen, wann selbige deputatos erforderen
wolten, daß man auff diejenige difficulteten anstossen wurde, die man
aniezt durch die vorhabende conferenz zu entfliehen vermeinte. Für daß
ander weren sie, churfürstliche, bericht, daß die fürstliche inen daß praedi-
catum excellentiae nit geben wolten, derentwegen sie auch mit denselben
einige formalzusamenkunfft nit halten köndten biß hierundter ein richtig-
kheit gemacht wurde. Demnach so wolten sie darfürhalten, daß vor dißmal
die conferenz allein zwischen beeder maalstätten anwesenden churfürst-
lichen gesandten veranlaaßt werden solte.
Den ortt betreffendt were daß hauß Yburg gar übel abgangen, also daß man
weder vor regen noch windt darinn gesichert und in der statt gar schlecht
unterkommens; vermeinten, Lengering am besten gelegen und tauglich ze
sein. Der zeit halber wüßten sie sich noch nit zu erclären, biß sie unsere
meinung, wann es unß gelegen sein möcht, wie auch ihrer mitchurfürsten
zu Münster wurden vernommen. Waß dann die proponierte puncten war-
über die conferenz anzestellen belangen thet, hetten sie darwider kein
bedenkhen, petten allein, inen selbige in schrifften zuekommen ze lassen.
Letstens köndten sie unß nit verhalten, daß inen beschwerlich sein wolle,
diejenige herren räthe, wölche im namen Churcölln ir fürstliche gnaden,
herren bischofen zu Oßnabrugg, zuegeben seind, in den vorfallenden
collegialzusamenkunfften als adiunctos zu erkennen und zu begebenden
fählen in solcher qualitet den bey- und vorsitz zu verstatten, der ursachen,
weil dieselben in dem Churcölnischen gwaltsbrief gantz praeteriert und
allein hochgedachter herr bischoff als vollmächtiger gsandter benambßet
werde. Mit angelegenlicher pitt, wir wolten an unserm ortt es dahien
richten, daß hierunder mit ernandten Churcölnischen herren gsandten
geredt und der sachen remedirt werde.
Auff diese anttwortt haben wir replicirt, in quaestione an et ubi würdts
seine richtigkheit haben, waß aber der ordinari deputaten halber erinnert
werde, finden wir die beede eingewendte difficulteten also bewandt, daß
wir ja bekennen müeßten, vor dißmal daß beste sein wurde, daß allein
die herren churfürstliche zuesamenkommen theten, ob aber wir, Kayser-
liche , unß dabey einfinden solten, hetten wir diß bedenkhen gehabt, daß
im fahl, von disem convent die status in ordinario deputatione non com-
prehensi außgeschlossen bliben, villeicht die missgedankhen bei inen er-
wachsen und von denn feindtlichen ministris mercklich ergrössert werden
möchten, als were unser beysein darumb angesehen, daß man also einen
actum exclusionis formiren und die consultationes auff die reichsdeputation
einzefüeren ein fundament legen wollen, wölche consideration aniezt sovil
mehr im weeg ligen wolte, weil sogar auch die ordinari deputati nit hierzu-
kommen sollen, da hingegen, wann die churfürstliche allein zusamenkom-
men , niemandt darwider reden köndten, seitemaln genugsamb bewußt, daß
das churfürstliche collegium seiner absonderlichen zusamenkunfften toties
quoties berechtigt wer.
Sonsten, waß die streittigkheit zwischen denn deputatis et non deputatis
anlangte, weren wir one daß entschlossen, dessentwegen uff morndrigen
tag den Costanzischen, Braunschweigischen und Nürenbergischen abge-
sandten vor unß zu erforderen und zu versuechen, wie man zu einem ver-
gleich eröffnung finden möchte, allein verspüren wir, daß die difficultet
ratione praedicati fast mehr hindernus geben möchte. Wir ersuechten dem-
nach sie, herren churfürstliche, sie wolten gleichwol auch selbst der sachen
nachgedenkhen und sehen, wie man in unzertrenntem verstandt untereinan-
der verbleiben; es treffe dißortts kein praerogativ gegen denn exteris, son-
dern allein gegen denn mitständen an, da man nit alles so pünctlich außrech-
nen , sondern mehr auff daß guett Teütsche vertrauen sehen müeßte.
Der zeit halber geben wir einige maaß nit, sondern werde den herrn chur-
fürstlichen selbst heimbgestellt sein, sich deren miteinander zu vergleichen.
Wir vermeinten iedoch, daß die ankunfft nach Lengering von heüt sontag
über 8 tag bestimbt werden köndte. Die wegen Churcölln angefüegte erin-
nerung wolte ich, Volmar, zu meiner zurukkunfft ir fürstliche gnaden, herrn
bischoffen zu Oßnabrugg, referiren; zweiffleten nit, es werde der sachen
schon geholfen und dessentwegen die conferenz nit gestekht werden.
Hierauff haben die churfürstlichen ferner anzeigt, sovil unser beysein
anlangte, müeßten sie es billich zu unserm belieben gestellt sein lassen,
wurde iedoch nit bös sein, wann zum wenigsten einer oder zwen von unß
bei der anstellenden conferenz gegenwerttig, dann leichtlich in ipsa confe-
rentia sachen vorfallen köndten, darüber nothwendig wer, gleich in ipso
loco von denn Kayserlichen etwas rath und beythuen zu suechen.
Betreffendt aber die ermahnung, mit denn deputirten der fürsten und ständen
in guettem vertrawen ze bleiben und uff mittel ze gedenkhen, wie solche
mißhelligkheit circa praedicatum hingelegt werden köndte, da weren sie von
selbst darzu genaigt, sehen allein kein mittel, wie der sachen ze helffen, weil
sie einmal bevelcht weren, von dem praedicat excellenz nit ze weichen und
benebens von ettlichen gesandten, indem sie den Venetianischen ambas-
sador besuecht und ime daß bedeütte praedicat gegeben, in solchen standt
gesetzt worden, daß kein temperament mehr ex parte electorum nachgeben
werden köndte. Wegen Cöln hören sie gern, daß unsers vermeinens zu dem
nechst vorhabenden actu den besorgenden difficulteten vorzekommen
mittel sein würden.
Es ist demnach bei deme verbliben, daß wir unß erclärt, wir wolten zuwart-
ten , wann und wie baldt sich die churfürstlichen alhie und zu Münster deß
tags ad conferendum vergleichen werden, und alsdann, wann unsere gegen-
wartt für nothwendig erachtet, unß nach gestalt der sachen zu erclären nit
unterlassen, wir wolten auch verhoffen, wann mit denn deputirten ständen
ratione modi suffragii einige veranlaassung erfolgt, es werde auch der andere
punct sein richtigkheit baldt erlangen, und waß wir hierauff mit obgemeld-
ten deputatis handleten, daß wolten wir inen, herren churfürstlichen, als-
paldt vertreulich communiciren. Solte inen zumaln die begehrte abschrifft
der vorgetragnen puncten erfolgen.
Heüt, montags, haben wir Dr. Keberlin, Costanzischen, Dr. Lampadium,
Braunschweigischen, und Dr. Oelhafen, Nürnbergischen abgeordneten zu
unß erfordert und mit zustellung deß 4. punctens ex memoriali inen vorge-
halten , waß intention wir beieinander versamblet weren, sie auch dahin
erinnert, sie wolten uff mittel gedenkhen helffen, wie solchen missverständen
möchte abgeholffen werden, mit remonstration, daß irer Kayserlichen maye-
stät intention niemalen gewesen auch noch nit seye, einigem standt von
seinem iure suffragii zu tringen. Es were allein umb den modum ze thuen,
damit man in forma legitimi et validi alicuius conventus verbleiben köndt;
dabei inen zugleich ein guette erinnerung geschehen ad servandam concor-
diam . Wölches alles sie sehr wol auffgenommen, umb die proponirte inten-
tion höchlich gedankht und hoffnung geben, daß man zu einem annemb-
lichen mittel werde gelangen könden, wie sie dann deßwegen mit denn inter-
essirten ständen disen tag handlen und an ihrem fleiß nichts erwenden
lassen wolten. Petten allein, wir wolten unser auctoritet dabei, sonderlich
bei denn stätten ze interponieren nicht underlassen, und daß ich, Volmar,
der handlung wolte außwartten und vor beschliessung derselben nit zuruk-
raisen .
Sie haben unß darauff per discursum erzehlt, waß vor mittel unter inen
emporgiengen, daher zu vermerkhen, daß man wol zum standt würdet köm-
men mögen. Die gröste difficultet aber stehet uff vorberüerttem praedicat,
darvon ich vor dißmal Eur Excellenz nichts weiters schreiben kan, sondern
behalts biß zu meiner hinkunfft. Man muess der sachen helffen, damit wir
umb solcher punctualiteten willen nit daß haubtwerkh verscherzen. Ich ver-
spür , daß die stände selbst ob denn Franzößischen und Schwedischen propo-
sitionibus schlechtes contento tragen und daß man sie wol würdet in einig-
kheit erhalten könden, wann man inen nur die gedankhen nimbt, als wolt
man inen den fueß gar zu hart uff den halß sezen. Ich pitt, Eur Excellenz
wöllen diß alles auch iro fürstlichen gnaden zu Oßnabrugg communiciren,
umb mit übrigen davon zu conferiren, sodann diß schreiben loco protocolli
auffzehalten, dann ich nit zeit hab, davon abschrifft ze machen. Ich schreib
irer fürstlichen gnaden zwar selbst, aber kurz und beziehe mich hierauff.
Zu ieziger conferenz were ad evitandam difficultatem ratione adiunctorum
villeicht der weeg, das ir fürstliche gnaden keinen mitnemmen theten, ent-
zwischen würdt man der sachen anderst helffen. Ich waiß noch nit, ob ich
morgen werde abkommen mögen, wenigist hoff ich, mittwochs bei guetter
zeit nach Münster ze kommen.