Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
31. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1644 November 11
Münster 1644 November 11
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. B fol. 360–361’, 373–374, praes. 1644 November
21 = Druckvorlage – Konzept: ebenda Fasz. 92 III nr. 444 fol. 507–510–Kopie: Den
Haag A IV 1628 nr. 15.
Verbesserung der Vollmachten. Post. Verzögerung der Hauptverhandlungen durch Frankreich.
Französische Kriegspläne.
Hinweis auf nr. 25. Am Freitag, den 4. dieses Monats sind die herren mediatores
widerumb bey uns erschinen, mit erinneren, das vorderist beede, die unsere
und der Spanischen, erneüerte vollmachten auf das datum der ersten, so von
uns beederseits gleich anfangs bey inen, mediatoren, produciert worden,
gerichtet, sodann in der unsern die wortt „intra tempus per nostros pleni-
potentiarios definitum“ eingeruckht werden solten, welches wir auch zu
thuen billich funden, weil dergleichen in der Spanischen sowol als in der
Franzosen zu befinden ist. Wider die Spanische minutam seint noch mehr
andere bedencken eingewendet, und dessentwegen zwischen inen und
denn mediatoren vil ein- und gegenreden gewexlet worden, doch haben
die Spanischen sich entlich alles, wie begert, zu verbesseren erbotten. Der
subscription, bestimung der zeit ad producendum nova mandata auch fort-
sezung der tractaten halber haben die mediatores dißmals von denn Fran-
zosen kein erclärung erhalten, wie dann auch selbige am sambstag keiner
handlung plaz geben wollen, sondern sich mit abförttigung der posst nach
Pariß endtschuldigt.
Vergangnen sontags, den 6. diss, abendts umb 7 uhr haben die mediatores
bey uns angebracht, das die Franzosen dermalen mit der Spanischen minuta
sowol als mit der unseren vergnüegt seyen, allein wolten sie in der unseren
für das wortt „definitum“ „conventum“ gesezt haben. Seyend demnach
durch herrn nuncii verordnung von allen theilen ime eingeliferten copeyen
neüe abschrifften gemacht, und von einem ieden theil die seinige mit under-
sezung aigner namen und handtzeichens bemerckht und ime wider zurugg-
geschickht worden, folgendts die formbliche obligation ad producendum
et tractandum darunder anzehenckhen haben.
Und wiewol wir gänzlich verhofft, die Franzosen, als die bißher die ursach
aller verlengerung nur auf Eur Kayserlichen Mayestät seiten zu verlegen
gesuecht, wurden entzwischen, und bis die originalvollmachten einkom-
men möchten, zu denn haubttractaten zu greiffen und dessentwegen ir
parola zu geben kein bedenckhens tragen, so haben uns doch die mediatores
verwichenen zinstags, den 8. diss, angezeigt, das sie selbige biß daher weiter
nit bringen könden, als das sie der zeit halber sich biß auf endung dess
negstzukönfftigen monats Januarii erclärt, und dieihenige subscription, wie
in der abschrifft der verglichenen neüen gwaltsformb ze sechen, undter-
zesezen , zwar anfangs allein der d’Avaux bewilliget und dessentwegen auch
mit seinem collega, welcher sich abermahlen zu bett findet, ze reden be-
nommen .
Wir haben uns erclärt, unserstheils weren wir bevelcht, woferrn anderst der
gegentheil wolte, inmitlst in der haubssach fortzefahren, und solte dißortts
einiger saumbsaal an uns nit erscheinen. Gleichmäsßige erclärung ist auch
von denn Spanischen beschechen.
Gestern, als wir vernemmen, haben beede mediatores sich auch bemüchet,
bey dem Servien die subscription richtig ze machen. Der hat aber ein neüe
difficultet erfunden und die wortt „delle due corone“ disputiert, als wolte
hierdurch der stylus curiae Romanae eingefüert und stillschweigendt der
cron Franckreich ein praeiudicium zuegezogen werden, also das bis auf
ausfertigung diss, noch kein richtigkeit mit der vorhabenden subscription
erfolgt ist. Wir haben nichtsdestoweniger nit umbgehen sollen, Eur Kay-
serlichen Mayestät numero 1 ein abschrifft der endtlich verglichenen gwalts-
formb , so könfftig für uns außgeförttiget werden solt, numero 2 deriheni-
gen , so die Franzosen betrifft, und dann zu mehrerm bericht ein continua-
tionem prothocolli numero 3 allergehorsamist einzeschicken. Stellen gleich-
wol zu dero allergenedigistem wolgefallen, weil es unsers erachtens einmahl
bey dem verglichenen modo wirdet zu verbleiben haben, und weder wir,
noch vil weniger die Spanischen disen Franzößischen insolenzien nachzege-
ben billich finden werden, ob sie bevelch ertheilen wollen, das entzwischen
dero Kayserlichen vollmacht dem angezognen concept numero 1 gemäss
von wortt zu wortt auch am datum gleichlautend möchte außgeförttiget und
uns mit eheistem vor verfliesßung dess bestimbten termins eingeschickht
werden.
Wir übersenden Abschrift unseres Berichts vom 14. Oktober, der am Kaiserhof
[ angeblich ] nicht eingegangen ist. Wir werden nach den Ursachen dieses Fehlers bei
hieobigen posten forschen. Sonsten seyend eben undter selbigem dato alle
von hier von denn Spanischen, Franzosen auch den herren mediatoren
selbst nach Pariß, Brüssel, Hollandt, Spanien abgeloffene brief durch den
Hessen-Casßlischen commendanten in Neüß aufgehalten worden
Hessen-kasselscher Kommandant in Neuß war der Generalwachtmeister Karl Frbr. Rabenhaupt
von Sucha ( 1602–1675 ). Über ihn vgl. ADB XXVII ( 1888 ) S. 85ff. ; APK 20473, 35162,
35162a; weitere Literaturangaben bei G. Engelbert in Annalen 161, 1959 S. 68 Anm. 8.
sich die Franzosen sowol als andere beclagen und der frau landtgräfin zu-
schreiben thuend. Es gehet aber die posst, so von hier auf Franckfurth
ablaufft, nit uf Neüs, und dahero stehet zu besorgen, das diser aufhalt und
heimbliche entzwackhung eine vom gegentheil sonderbar bestelte sach seye.
Weisung nr. 16 ist am 8. November eingegangen. Und dieweil dann herr bischoff
zu Oßnabrugg darvon bereits anderwerts nachricht erlangt, als hat er mir,
grafen von Nassau, zu wissen gethan, das er sich negster tagen alhier selbst
einstellen wolte, wie dann ire churfürstliche durchlaucht zu Cölln mir sol-
ches ebenmesßig angedeutet haben, und zu solchem ende der herr thumb-
probst zu Paderborn
befindet.
Nachdem wir auch in voriger negstangezogener unserer relation etlich son-
derbare particulariteten der Franzosen machinationes betreffendt entdeckht,
haben wir hiebey weiter zu referieren nit underlassen sollen, das wir von
vertrauten personen, so umb ir, der Franzößischen gwalthaberen, thuen
und lassens guete nachricht haben, für gewiss berichtet werden, das sie
einmahl nit gedencken, zu einiger haubtsächlichen handlung fürzeschreitten,
sondern nur mitel zu suechen, wie sie alles mit allerhandt einwürffen bis
uff könfftigen früeling möchten aufhalten können, dann die cron Franck-
reich hete sich entschlossen, alßdann mit einer weit grösseren resolution
und macht zu feldt zu gehen, als iemahlen beschechen. Drey haubtarmada
solten formiert werden, eine gegen Catalonien, die andere, umb den gränz-
flecken Fuenterabia
Fuenterrabia, Stadt in Nordspanien. Vgl. APW [ II C 1 S. 399. ]
Flanderen wolten sie allein defensive gehen, auch dem aufgeworffenen könig
in Portugall und denn Holländeren solche starcke hilff thuen, das durch
so vilfältige anfäll das hauß Österreich und Spania wol müeste zugrundt-
gehen , dann sie sechen wol, das man auf diser seiten aus hoffnung zum
friden sich einige ferrere kriegsbereitschafft nit lasse angelegen sein.
3 [ Continuatio protocolli, Münster 1644 November 4–8 ] fehlt. Druck: Volmar S. 97–99.
[ Kopie: Den Haag A IV 1628 nr. 15 ].
[4] = nr. 13.