Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
22. Lamberg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1644 Oktober 27
Osnabrück 1644 Oktober 27
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 48a, Konv. c ( Oktober – Dezember 1644 ) fol. 58–60’, 62, Auf-
lösung der Chiffre fol. 61, praes. 1644 November 8 = Druckvorlage – Kopie: ebenda Fasz. 92
III ad nr. 433 fol. 474–475’ ( fol. 475 ist doppelt gezählt ).
Gegenseitige Annahme der Vollmachten. Prädikatfragen: „potentissimae“ für die Königin in
Schweden, „legatorum“ für die kaiserlichen Bevollmächtigten. Beachtung der dänischen Interessen.
Der punctus plenipotentiae ist noch endtlich am verlittenen montag, den
24. dießes, nach abgelauffener post zwischen unns und den Schwedischen
gesandten alhie zur richtigkeit bragt unnd die volmachten hinc inde, wie
sie iungsthin vorgezeigt unnd in abschrifft communicirt, beederseidts für
gnugsamb beliebt unnd angenommen worden, also daß es nur an außwech-
ßelung der originalien gegeneinander hafftet, welche commutation die
Schwedische gesandten auff wenig thag, biß sie den Frantzosen zu Münster
von dießem verlauff unnd vergleichung zu wißen gethaen, außzustellen
begehrt, doch darbey außgedingt unnd von unns acceptirt worden, daß die
commutatio immittels pro facta zu halten seie.
Die opposition wegen deß praedicats „potentissimae“ haben die Schwedi-
sche gesandten auff unnßere darwider eingewendte erinnerung, daß der-
gleichen praedicat keinem christlichen potentaten von Ewer Mayestätt
gegeben würde, sonderlich auch darümb fallen laßen müßen, weiln wir
unns auff underschidtliche instrumenta, so daß praedicat „potentissimae“
in sich nitt gehabt und doch von der cron Schweden ohne einiges bedencken
angenommen worden, zu berueffen gewist. Den scrupul wegen deß praedi-
cats „legatorum“ haben wir ihnen dürch dießen bericht benohmen, daß
bey dergleichen commissionibus zweyfacher qualification vonnöhten, die
erste bey ankunfft der gesandten vermittels dern principalen credentialen
ad mediatores, warin sie sich pro legatis qualificiren, die andere aber alßdan
zu beschehen pflege, wan man die handt an die handtlung zu schlagen ge-
meindt unnd sölche vermittels eins mandati oder instrumenti ad causam,
warin sich die legati für volmechtige zu vorstehender handtlung qualifi-
ciren . Die erste qualification hetten wir gerne förmblich nach hergebrachten
gebrauch coram mediatore eingeführt, maßen wir derentwegen noch unßere
verschloßene ordentliche ahn die mediatorn gerichtete credentiales
Vgl. APW [ II A 1 S. 14 Anm. 2. ]
wir legati oder Kayßerliche gesandten genendt würden, in handen hetten,
wehren aber dürch die mit demselben fürgelauffene veranderung dhavon
abgehalten unnd verhindert worden, so unns aber kein nachtheill gebehren,
noch an reputation oder tragenden carico waß benehmen könte. Bey der
anderen qualification, alß welche bloeß ad negotia gerichtet, könte in dem
instrumento mandati vel plenipotentiae die expressio legatorum mit fuge
nitt praetendirt, weniger deren außlaßung für ein mangell außgestellt wer-
den , weiln selbige außtrückung nitt de substantia, sondern dießes vielmehr
de absoluta necessitate, daß sich ein legatus nach arth und gelegenheit der
handlung unnd geschefften, so ihme zu verrichten auffgeben, zum volmech-
tigen qualificiren müße, ohne welche qualification er sönsten nit könte zur
handlung zugelaßen werden. Dhahero seie es geschehen, daß in der vol-
macht daß wort „legatorum“ nitt, sondern „plenipotentiariorum“ unnd
„commissariorum“ gesetzt, also auch zu Hamburg dhamahls, wie daß
concept abgefasset, verglichen worden, sölchs auch dem praeliminarschluß
gemeeß, dha denen ablegandis ad hosce tractatus kein anders praedicat alß
plenipotentiariorum gegeben würde. Von demjenigen, so darüber hiebevor
zu Cölln fürgangen unnd auß waß ursachen man gleichsamb dießen termi-
num „plenipotentiariorum“ anstatt deß praedicats „legatorum“ oder „ am-
bassiadorn “ zum temperamento allerseidts acceptirt, haben wir nichtz mel-
den wöllen, dhamit nitt ethwo daß werck dhadürch bey denen Schwedi-
schen , alß die von sölchem verlauff nichtz wißen, schwerer gemacht würde.
Wir haben aber vermerckt, daß eß denen Schwedischen fürneimblich ümb
die gewißheit von unnßer qualification in qualitate legati zu thuen gewest,
weiln sich verlauten laßen, daß sie mit geringern ministris alß legatis sich
zu den tractaten einzulaßen, nitt befehlicht; seie ihnen gnugsamb, wan sie
nur versichert, daß man alhie in keiner geringern qualitet erscheine alß (wie
daß formale gewest) der graff von Naßaw zu Münster, darauff wir die ver-
sicherung gethaen, daß zu Münster und hier alles in einer qualitet und
gleichheit seie. Die Kayßerlichen gesandten zu Münster hetten die gelegen-
heitt gehabt, sich coram mediatoribus zu qualificirn, so unns aber benohmen
und ein gravamen wider die Schwedische sein könte, wan sölchs nit facto
ipso et per ipsorum agnitionem, daß sie unns pro legatis halten wolten,
sölte ersetzt werden, maßen wir unns in tali qualitate seithero gehalten unnd
ferners halten würden, auch also zu halten befehlicht und in tali qualitate
abgeschickt sein; womit sich die Schwedische befridigt erzeigt, unnd ist
bey obgemelter beliebung beiderseidts verplieben.
Wir haben nit unterlaßen, alsopaldt dem alhie anwesenden koniglich Dän-
nischen secretario Klein von sölchem verlauff ümbständtlichen bericht zu
thuen. Deme es zu vernehmen lieb gewest, doch immerfort darbey erinnert,
daß man seins gnädigsten königs unnd herrns unnd deßen königreich und
lande bey der haubthandlung nitt vergeßen wölte. |:Die hetten zwar die
particularhandlung unnd die mediation der Franzosen unnd Hollender we-
gen der zwischen Schweden und den Hollenderen aufgerichtete confaede-
ration
mehr zu entschlagen als bey diesem werckh mit anzunehmen uhrsach geben
mögten, weiln die verbüntnus dahin gehe, daß sich bey ausschlagung der
interposition die Hollender der sach mit anzunemben schuldig. Es hetten
aber ihre königliche mayestät ihr fürnembstes absehen auf dise handlung.
Deme wir dagegen versichert, das ihr königlichen mayestät interesse bey
der handlung in gebührender obacht wurde gehalten werden, und wir auch
darauf instruiert und befelcht seyen:|.