Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
8. Nassau und Volmar an Lamberg und Krane Münster 1644 Oktober 9
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Münster 1644 Oktober 9
Ausfertigung
Druckvorlage – Konzept: ebenda Fasz. 92 III nr. ( 414 )4 15 fol. 413–417’ – Kopie: ebenda
Fasz. 48a, Konv. c ( Oktober – Dezember 1644 ) fol. 32–39; Den Haag A IV 1628 nr. 15.
Französisches Zirkularschreiben an die Reichsstände. Verbesserung der Vollmachten; Autorisation
der französischen Vollmacht; Klauseln „concludendi pacem“ und „coniunctim cum confoederatis et
adhaerentibus“; Titel der Gesandten, des Kaisers und des Königs von Spanien.
Übersenden Abschrift des Zirkularschreibens der französischen Gesandten an die
Reichsstände . Und seitemaln sie sich darinnen gleich anfangs uf ires königs
schreiben
Vgl. [ S. 7 Anm. 3 ] .
d’Avaux und Servien an die Reichsstände, Münster 1644 April 6. Vgl. APW [ II A 1 S. 418 Anm. 1. ]
mit beysezung mehrer meüttmacherischen argumenten bestetigen, sich auch
rundt ohne der reichsständten beysein nichts zu handlen erclären, ja sich
dabey erbietten thuend, mit inen in sachen dess Teütschen reichs notdurfft
betreffend alles zu berathschlagen und ohne ir vorwissen nichts zu deter-
minieren oder zu statuieren, so könden wir leüchtlich erachten, das die
Römische Kayserliche mayestät solches beginnen nit weniger als das vorige
zum höchsten empfinden und darzue nit werden stillschweigen wellen
Vgl. APW [ II A 1 nr. 264. ]
Wir stehen demnach nit weniger ahn, ob wir bey sogestalten dingen in
puncto emendationis plenipotentiarum fortfahren oder vorderist, was hier-
undter irer Kayserlichen mayestät will und mainung sein möcht, zuwartten
sollen. Dann weil deroselben bißhero uf das vorig noch kein satisfaction
beschechen und aniezt noch dise neüe aufwücklung darzukombt, so würdet
deroselben hoches Kayserliches ambt sovil mehrers verlezt und verklei-
nert , ja es kombt hierzu clärlich an tag, was sie, Franzosen, mit solchem
einladen der reichsständten suechen thuen, das sie nemblich selbige zue und
an sich in rath ziechen und mit inen deliberieren und statuieren helffen
wellen, wie dem Kayser sein auctoritet, macht, gwalt und regierung einzu-
schrancken seye, welches nun ein im Römischen reich, solang es uf der
Teütschen nation bestehet, unerhörtes beginnen ist, derentwegen auch von
ir Kayserlichen mayestät keinesweegs zugeben werden kan, und wol daher
bedenckens getragen werden solte, ob sie sich oder in dern namen wir uns
mit denn Franzosen in einige ferrere handlung einzulassen.
Für das ander so werden auch in disem schreiben der hießigen und Osna-
bruggischen handlungen halber solche sachen eingefüert, die eintweder
ganz und gar nit wahr oder weit anderst, als gesezt, beschaffen seint. Darzue
dann wir beederseits keinesweegs stillschweigen können noch sollen, son-
dern ein notdurfft ze sein erscheinet, ehe dann wir mit disen unseren gegen-
theilen in einige weitere handlung tretten, solches alles offenlich zu refu-
tieren , welches aber gleichergstalt ohne erhalten bevelch von hof ins werkh
zu richten bedencklich. Und zwar heten wir unsersorts sovil weniger zwei-
fel , alle handlung bis uf ir Kayserlichen mayestät resolution ersizen zlassen,
wann, wie die wortt dises briefs in principio „ex his ab ipsius maiestate
literis“ weisen thuend, zugleich auch vom könig selbst solche ladschreiben
mit disem an die reichsständte verschickht sein solten.
Dieweil wir aber dessen kein gewisßheit haben, sondern uns die anzeig in
vertrauen beschechen, das hierdurch allein ein königlich antwortschreiben
von Pariß ahn sie, gesandten, abgangen verstanden werde, warinnen diser
innhalt begriffen, dieweil sie den könig berichten thetten, das an Kayser-
licher seitten vorgeworffen werde, sie voriges ohne bevelch heten abgehen
lassen und die reichsständte es gleichergstalt darfür hielten, könten sie dar-
gegen anzeigen, das sie solches hiemit aus empfangenem bevelch gethan.
Also ist die sach umb sovil ringer ze schäzen und wol zu bedencken, ob
es auch bey gesambten reichsständen verantwortlich, wann man den punc-
ten emendationis, da derselb nun soweit gebracht, aniezt allein diser begeg-
nus willen solte stecken lassen, dann daher die schuldt der verlengerung
abermaln allein auf ir mayestät seitten wurde getrohen werden wöllen. Wir
stehen auch im zweifel, im fahl ie rathsamb solt erfunden werden, dessen
ungehindert mit dem emendationspuncto fürzefahren, ob nit zugleich bey
denn herren mediatoren einige andung dises abermahligen schreibens weni-
gist protestando, dargegen seinerzeit die notdurfft an tag zu geben, solte
angebracht werden, allermassen wegen dess vorigen uff ir Kayserlichen
mayestät bevelch auch beschechen war
Vgl. APW [ II A 1 nr. 278,4. ]
bens communication noch derzeit allein im vertrauen empfangen und wis-
sen noch nit aigenlich, ob dise einliferung bey denn ständten dess reichs
beschechen, ausserhalb das von Cöllen mit iungster ordinari bericht worden,
ob solte der magistrat daselbst albereit ein original empfangen haben. Daher
dann auch rathsamber sein wolte, alles solang zu dissimulieren, bis von ir
Kayserlichen mayestät selbst dessentwegen einiger bevelch an uns einlan-
gen , oder auch von denn mediatoren sambt und sonders uns darzue anlaaß
gegeben werden möchte.
Wegen Verbesserung der Vollmachten Hinweis auf nr. 5. Dieweil wir dann dises
negotium anheüt mit denn herren Spanischen weiter in consultation ge-
nommen und unserstheils der mainung seint, zu vermeidung aller weit-
läüfftigkeit nichts weiters in schrifften zu replicieren, dem gegentheil sol-
ches zuezestellen haben, sondern wann ie, wie die Spanische mit uns darfür
halten, obiger begegnus ungeachtet in dem bedeütten emendationpuncten
fürgeschritten werden soll, das werkh allein durch mündtliche conferenz
mit den mediatoren vollendts außzurichten.
Und zwar erstens uf der Franzosen irer declaration repetierte protestation
in terminis generalibus zu erholen, das im werckh selbst erscheine, wie
hochnothwendig die verenderung irer vollmacht seye, weil sie sonst sich
nimmer darzue wurden haben vermögen lassen, wann nit die mediatores
selbst es der vernunfft gemess befunden heten. Am andern aber were nit
unnoth, in solchem eingang sich uf einige intercession zu beziechen, son-
dern diß könte und wurde bey aufsezung dess pacificationconcepts mit
besserm fueg geschechen können. Dritens wurde die clausula de coniuncta
tractatione simpliciter außzelassen und der „confoederatorum et adhaeren-
tium “ allein in principio mandati zu gedenckhen seyn. Deßgleichen hat
es bey irem erbietten de interponenda clausula pacem ipsam tractandi zu
verbleiben.
Was aber die authentization dess instrumenti anbelangte, da weren drei
ding in obacht ze halten: primo, das solches vom könig, der königin und
den administrationsräthen solte undterschriben sein, secundo, das man ver-
sichert sein möcht, das dise vormundtliche administration legitimo modo
constituiert, und tertio, das man könfftig der ratification dess geschlossenen
fridens also versichert sey, das der nit nach dess königs erlangter maiorenni-
tet , undter dem praetext, es were in seinen unmundtbaren jaren verhandlet
und möcht ine also nit binden, wider gebrochen werden. Daher wann man
schon zugeben wolt, es were die consuetudo und der stylus curiae Parisien-
sis , das die instrumenta regia in minorennitate regis in tali forma und nit
anders in caussis in et extra regnum vertentibus außgeförtigt ze werden
pflegten, so müeste man doch dessen ad maiorem securitatem einige attesta-
tionem haben. Cum tutori nomine pupilli agendi non credatur, nisi tutorium
aut curatorium suum legitime producat, derentwegen das begeren unser-
seits ahn die Franzosen zu sezen, das sie mit einliferung der neüen vollmacht
auch ein attestationem parlamenti Parisiensis aufweisen solten, darin sowol
die gezeügnus ratione authentizationis instrumenti als auch, das die admini-
stratio regia legitimo modo per ordines regni constituiert und approbiert
wer, begriffen sey. Sodann were auch ein sonderbare reservation zu thuen,
das der ganze fridensschlusß auch per ordines regni neben der königlichen
administration confirmiert werden solle, in welchem allem die Spanische
mit uns einig seint.
Was dann der Franzosen obiectiones wider unser vollmacht anlangt, da hat
es mit der clausula „concludendi pacem“ sein richtigkeit, das sie aber ver-
meinen , die termini der „confoederatis et adhaerentibus“ in principio positi
solten auch in discursu et dispositione mandati repetiert werden, da were
denn mediatoren dasihenig, was in der relation ad Caesarem begriffen ist,
so guet möglich zu repraesentieren, umb zu sechen, ob es dabey erhalten
werden möchte. Gleichergstalt kann die unerheblicheit dess praedicats
„ambasciatoren plenipotentiarien“ remonstriert werden, doch wann ire
Kayserliche mayestät der Franzößischen vanitet hierinn was nachgeben
wöllen, hetts wenig zu bedeütten. Endtlich aber, was sie wegen irer ver-
meinten praeiudiciorum über die Kayserliche und Spanische titulatur ein-
füehren , wirdet diß allein mit einem gegenreservat uf sein unwerth zu wei-
sen und das herkommen zu manutenieren sein.
Auf dise mit denn herren mediatoren erfolgte conferenz würdet es schliesß-
lich dahin zu richten sein, das die Franzosen dann ein concept solchen cor-
recturen gemess wie auch die Spanische irestheils vergreiffen, dann ver-
hoffentlich wir in der unsern neüverförtigten nichts werden zu verenderen
haben. Und wann man also allerseits die concept gegeneinander aggiustiert
haben wirdt, sich alßdann der zeit, in welcher die neüe diplomata originalia
einzebringen sein sollen, vergleichen thüe. Bitten um Gutachten.