Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
221. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1646 März 20
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Münster 1646 März 20
Eigh. Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 50a, Konv. A fol. 62–63, praes. 1646 April 3.
Gesamthabsburgisches Angebot an Frankreich. Spanisch-französische Verhandlungen.
Bayerisch-französische Sonderverhandlungen. Heirat der Infantin.
Die mediatores haben dem conte de Penneranda geandtwortet, auf die frag,
ob stante praetensione Gallica omnia acquisita retinendi, es weiter kheiner
proposition mediorum ad pacem vonnöten, sondern die porten der fridts-
tractaten damit geschlossen seie, das der weg der tractaten offenbleibe.
Dahero dise nechste tag die Spanischen plenipotentiarii ihr oblation dessen,
so sie hinden lassen wollen, (nomine tarnen totius domus Austriacae unndt
das demselben hingegen alleß anderß restituirt werde) bey denen mediato-
ribus anbringen werden. Es mögte auf |:Artois:| [?] endlich hinaußlauffen.
Findt nun dise oblation stat, so hab ich wenig mit den Franzosen zu trac-
tiren , alß allein circa iam oblata ex nostra parte der 3 stiffter et circa con-
ditiones eorundem; dan die satisfactio beschicht von Spanien vor (wie
gesagt) das ganze hauss Osterreich. Im faal aber die Spanier mit denen
Franzosen zu kheinem völigen fridenschluss per istam oblationem gelangen
khündten unndt sie etwan |:armistitium:| biß zu des |:königs:| [?] in
|:Frankhreich maiorennitet:| eingüngen, so mueß ich mit dem, so Euer
Kaiserliche Majestät mier vom 6. ditß allergnädigst anbefelchen , fortfaren,
zu verhutung, |:dass:| solches |:armistitium:| nicht auch von |: Kaiser-
licher majestät:| begert würde gleichsam in consequentiam dessen, so Spa-
nien eingangen, welches Euer Kaiserliche majestät zu höchsten praeiudicia
geraichete; dan es wäre wie ein uti possidetis. Auf disen fal werde ich fort-
eylen unndt vor Spanien aufs beste, ich meiner instruction nach khan,
|:schlissen:|; et in hoc mune consistit omnis cardo huius tractatus, quo ad
Gallos. Es mangeln unnß nicht vertraute avisi, das die Französische pleni-
potentiarii absonderlich befelch bekhomen, mit Euer Kaiserlichen Majestät
auch Spanien tolerabilibus conditionibus zu schliessen, aber wir khünen
unnß darauf nicht fundiren. Der conte de Penneranda wierdt heut per
mediatores denen Franzosen offeriren Landresi, Bapaume, Hesdin unndt
Damviller. Das andere sollen sie alleß dem hauss Ostereich restituiren. Der
Venetische gesandte, so gestert abendts bey mier gewest, sagt, er hab so vil
im vertrauen penetrit [!], das die Franzosen gegen Spanien endlich etliche
pläz in Flandern, so sie innenhaben, gegen andere in Artois außtauschen,
Catalogna verlassen werden, das andere alleß, so sie occupirt, behalten
wollen. Wan die Churbayrischen den Franzosen nicht versichert heten, das
ihnen das Elssaß bleiben sol, würden sie sich gegen Euer Kaiserliche Maje-
stät unndt das Reich sich leidenlich finden lassen; aber also sorgt er wol, sie
werden von diser retention nicht außsetzen. Ich werde die Churbayrischen
wol ermanen, das werkh nicht zu precipitiren, aber sorg, es seye alleß ver-
gebens , sie seindt gestert wider 3 stundt beym Servient gewest. In voce, ver-
maint der Venediger, seye schon ein confoederation eventualiter zwischen
Frankhreich unndt Bayern geschlossen, aber noch nicht völig zu papir
gebracht.
Zween der Hollandischen gesandten seindt gestert wider khomen, die übri-
gen 2 sollen diese tag folgen, nacher wierdt in wenig tagen daß werkh, wo
es hinauß wil, sich entdekhen.
Der Salvius sol heut hirher khomen, wil ihn diese tag besuchen unndt auch
dort erfaren, waß vom schluss zu hoffen seye. Die Franzosen sagen wol, die
Schweden hetten kheine lust zum friden, aber ich glaub ihnen der zeit
nichts. Der Venediger hat gestert wider multis rationibus vorgeschlagen,
dem könig in Frankhreich die infanta von Spanien sambt denen Nider-
landen zu verheyraten, disses würde Frankhreich vil feindt machen unndt,
ehe die zeit der heyrat herzu khäme, würdt vil mutirt werden, daß etwan
gar nichts darauß würde. Ich hab solches kheineswegs khunen vor rathsam
halten, ia sein eigne respublica würdt es ungern sechen propter casum con-
iunctionis ambarum [?] potentiarum in uno principe. Ich vermeine, die
infantin werde besser in unsern königreichen unndt landen alß in Frankh-
reich seyn. Euer Kaiserliche Majestät cronosticium wolle Gott erfüllen
lassen, daran fast nicht zu zweiflen ist.