Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
211. Trauttmansdorff an Ferdinand III Osnabrück 1646 Juni 21
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Osnabrück 1646 Juni 21
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 50b fol. 41–41’, 46, PS fol. 42–43, eigh. PPS fol. 43 = Druckvor-
lage – Konzept: TA Ka. 111 Z 5 nr. 69–70 unfol.
Eintreten der Gesandten der Generalstaaten für Gleichberechtigung der Reformierten mit den
Lutherischen. Ausgleich in der Religionsgravaminafrage, Amnestie und Restitution des Pfalz-
grafen .
PS Standeserhöhung der Grafen von Nassau? PPS Vertraulichkeit des Schreibens.
Rezepisse auf zwei Schreiben vom 8. Juni
hat mir Beilage A überbracht und mir vorgetragen: Erstlich ließen sy mir zu
diesen tractatibus allen gluckhlichen success und benebenß anwunschen, daß
ich die ehr haben möchte, solche zu guetem endt zu bringen und im nahmen
Ewer Kayserlicher Mayestät den friden der christenheit zu restituiren. Furs
ander, daß ich mir die reformirte, wie er sy genent, bestergestalt befohlen sein
lassen wolte, damit sy nit geringer geschätzt würden alß die andere protesti-
rende , sonderen alles dessen geniessen möchten, waß denselben dieser frie-
denschluß einraumen unnd verstatten wirdt. Drittens, daß ich mir bestermas-
sen angelegen sein lassen wolte, damit die gravamina voreinander gebracht
und verglichen werden möchten, und wan viertens die amnistia auff anno
1618 zuruckhgezogen und gesetzt werden solte, daß auch die pfaltzgraven
vermög derselben zu dem ihrigen völlig widerumb gelangen unnd restituirt
werden möchten.
Ich hab denen gesandten ut littera B hinwiderumb geantwortet, gegen den
abgeordneten mich der curialium halber in generalibus gebührendt be-
danckht und vermeldt, daß, wie ich bißhero an meinem orth nichts underlas-
sen , waß zu ehist müglichster beruhigung der gantzen christenheit und alß-
weit deren interesse bey diesen tractaten einlaufft, also auch noch hinfuro das
meinige gern thuen werde. Waß aber die reformirte betreffe, wurden diesel-
bige gleich anderen protestirenden, sowohl des religions- alß dieses verhof-
fenden fridens, dem herkommen nach geniessen können und wolte, soviel die
gravamina belangen thuet, an mir ebenergestalt nichtß erwinden lassen, da-
mit dieselbe den rechten unnd der billigkeit nach unnd so weit sy den funda-
mentalreichsgesätzen , auch dem religion- und prophanfriden nicht zuwider-
lauffen theten, verglichen unnd erörtert werden solten. Das Pfalzische wesen
betreffendt würde ihnen bekandt sein, waßgestalt solches auff eine particular-
handlung veranlasset, und waß fur expedientia zu dessen beylegung albereit
im vorschlag und obhanden seyen, darbey ich nicht weniger meinesorths
concurriren wolte, damit man auch hierinnen zu einem billigmessigen ver-
gleich gelangen könte. Im ubrigen würde es der amnistia halber bey demieni-
gen sein verpleiben haben mussen, waß in dem letzteren reichsabschiedt
destwegen begriffen unnd hernacher ins Reich publicirt worden.
PS Eß hat mir der von den Hollendischen gesandten zu mir abgeordneter
secretarius legationis under anderm in veranlaster geheimb zu verstehen ge-
ben , waßmassen der printz von Uranien verstanden, daß bey Ewer Kayserli-
cher Mayestät ich wegen seiner sublimation alle gehorsamiste und ersprießli-
che instantz gethan, darfür, wie er sich gar hoch bedanckhen thet, also könte
er mir nicht pergen, waßmassen er in glaubwürdige erfahrung gebracht und
vernommen, daß seine vetteren im Reich, die graven von Nassaw, durchge-
hendt auch den furstenstand affectirten und entschlossen weren, Ewer Kay-
serliche Mayestät destwegen gehorsamist zu belangen, zweiffelte auch nit, sy
würden mich nit weniger zur mitwurckhung und assistentz ersuchen. Wie-
wohl er nun seinem geschlecht alle ehr und auffnemben vergonnen thete, so
hett ich doch bey mir selbst unschwer zu erachten, wan ihnen, seinen vette-
ren , hierinnen gewillfahret werden solte, daß die particulargnad, so obgemel-
tem printzen von Ewer Kayserlicher Mayestät widerfahren thet, gleich fur
sich selbst erlöschen und er vor den anderen gar geringe praerogativ haben
würde. Also wolte er mich in zuverlässigem vertrawen und geheimb ersucht
haben, das werckh bey Ewer Kayserlicher Mayestät dahin zu richten, damit
seine vettern in ihrem suchen ab- und zur gedult gewiesen werden möchten.
Ich hab obgemeltem legationssecretario geantwortet, daß zwar nit ohne sey,
daß dergleichen begeren im nahmen der gesambten graven zu Nassaw bey
mir geschehen weren, ich hette aber das werckh biß nach vollendetem friden-
schluß und daß ich widerumb bey Ewer Kayserlicher Mayestät hoff mich
einfinden thete, verschoben, und were gar guet, daß er mir dißorths von des
printzen intention parte gegeben hette, die ich auch inskunfftig, wan von ob-
gedachtem graven weiter etwaß movirt werden solte, gar gern beobachten
und secundiren wolte. Ewer Kayserlicher Mayestät hab ichs zu dem endt
unnd in underthenigkeit nicht pergen sollen, damit, wan die graven von Nas-
saw dießfals etwaß an dieselbe gelangen lassen solten, sy nit allein auff des
printzen begeren allergnedigste reflexion machen, sondern auch diß fur-
nemblich darbey consideriren wollen, wan sy denen graven von Nassaw hier-
innen willfahren solten, daß es der catholischen religion im Römischen Reich
zu nicht geringem nachtheil gereichen würde, indeme denen uncatholischen
durch diese standtserhöhung sechs und mehr vota zuewachsen würden, war-
zue ich meinestheilß nicht rathen könte.
[ Eigh. PPS ] Dises schreiben sol billich in der eng gehalten werden, dan es
sonsten vil uneinigkheit verursachen khündte.