Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
112. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1646 Mai 18
Münster 1646 Mai 18
Ausfertigung (unvollständig
Ka. 111 Z 5 nr. 69–70 unfol. = Druckvorlage.
Beschwerde des Tiroler Erzherzogs wegen Abtretung des Elsaß an Frankreich und Reaktion
darauf. Vermittlung spanischer Friedensvorschläge am französischen Hof durch den Nuntius.
Auß hiebeygefuegter abschrifft vernehmen Ewer Kayserliche Mayestät aller-
gnädigst , waß ihre fürstliche durchlauchtt, ertzhertzog Ferdinand Carl zu
Ynsprugg, under dato den 8. Maii ahn den Vollmar wegen des Ober- und
Underen Elsas fur ein schreiben abgehen und demselben der landtschafft
Kärndten halber einverleiben lassen.
Wie nun zu dieser sachen nicht stillzuschweigen ist, damit es nicht etwa bey
ihrer erzfürstlichen durchlauchtt das ansehen gewinne, alß wan Ewer Kayser-
liche Mayestät hierzue tacite einwilligen theten, also were ich der unvorgreif-
lichen gehorsamisten mainung, Ewer Kayserliche Majestät mochten ihrer ertz-
furstlichen durchlauchtt diß ungefehrlichen inhalts zueschreiben: Sy wür-
den ungezweivelt von obgedachten Vollmarn und auß seinen an die geehrti-
ste fraw mutter abgangenen gehorsamisten relationibus gebuhrendt berichtet
worden sein, waß seithero in dem fridenswerckh alhie mit der cron Franckh-
reich negotiirt worden und welchergestalt dieselben auff uberlassung nit al-
lein des Obern und Undern Elsas und Suntgaw, sondern auch der vestung
Breysach selbst bißhero so hart bestanden, daß sy darvon nit abgebracht wer-
den können. Und dannenhero das werckh umb erhebung des so hochnoth-
wendigen lieben fridens willen endtlich dahin gediegen, daß man sich an
seith Ewer Kaiserlicher Majestät mit gewisser maß dahin erklert, ihnen, den
Franzosen, das Ober- und Underelsas unndt Suntgaw ienseits Rheins zu las-
sen . Wie aber an sich selbst billig, daß, waß dißorths von ihrer ertzfürstlichen
durchlauchtt landen umb fridens willen zuruckhgelassen wirdt, deroselben
von dem gemeinen widerumb erstattet werde, also würden ihre ertzfürstliche
durchlaucht auß dem ihro ungezweiffelt bereits communicirten pacifications-
proiect
Anspielung auf das ksl. Elsaßangebot vom 14. April 1646, Punkt 6 ( Meiern III, 6 ): 5 Millio-
nen Rt.
liche Majestät von der cron Franckhreich fur ihre ertzfurstliche durchlauchtt
zu bezahlen pro conditione sine qua non gefordert unnd außgesetzt hetten.
Sy wolten auch sich noch weiter bey den ständen des Reichs dahin bemühen,
weiln der fridt, so durch zuruckhlassung vorbesagtes Elsas erhebt wirdt, ih-
nen mit zum besten kombt, daß sy auch ihresorths proportionabiliter hierzue
contribuiren wolten, damit seiner ertzfürstlichen durchlauchtt desto mehrere
satisfaction gegeben werden möge.
Waß sonst ihre churfurstliche durchlauchtt in Beyren mir wegen begerter
einwendung einer recommendation bey dem nuncio zu Pariß und daß der-
selbe von ihrentwegen bey dem cardinal Mazarini mit remonstrirung der sa-
chen billigkeit erinnerung thuen wolte, damit die cron Franckhreich sich mit
den beschehenen offerten contentirn lassen wolte, under dato den 9. diß mo-
nats Maii geantwortet, das haben Ewer Kaiserliche Majestät auß der ab-
schrifft mit mehrerm allergnädigst zu vernehmen.
Beilage [ 1 ] zu nr. 112
Ehg. Ferdinand Karl von Tirol an Volmar, Innsbruck 1646 Mai 8. Kopie: TA Ka. 111 Z 5
nr. 69–70 unfol.
Aus eurer mir zuegethanen jüngsten relation hab ich zwar neben anderem vernomben,
waßgestalten ihr erachtet nothwendig zue sein, daß ich also gleich meinen consensum in die
überlassung deß Oberen unnd Undteren Elsaß unnd Sundtgaw, damit selbige landt denen
Franzosen eingeraumbt werden khünden, ertheilen solle. Weiln aber derentwegen (ausser
was ihr meiner geliebten fraw muetter, der erzherzogin, liebden und mir a parte geschrie-
ben ) bißhero noch nichts an mich gelangt oder begehrt worden, ich nit unbilliche bedenck-
hen trage, mich ultro zue dergleichen consens zue offerieren, sondern erwarten will, biß
selbiger mit gebührender weiß an mich gesuecht unnd begehrt werde. Waiß zwar, daß ihr
alleß mit mir gar guet unnd wol meinet, wie ich dann zu euch das gnädigste unnd besten-
dige vertrawen seze, was ihr hierbey nur immer mir zum besten werdet praestieren khinden,
daß ihr es mit höchstem eyffer zu thuen nit undterlassen werdet, allein khan ich euch dabei
in vertrawen zu melden nit umbgehen, daß mir nit wenig befrembd- unnd schmerzlichen
vorkombt, daß ihre Römische Kayserliche majesdät dieses so wichtige werckh, so mich am
meissten concerniert, so gar a parte tractieren unnd handlen unnd mir hiervon [ nicht ] einige
communication zukhomben lassen. Wie es nun gemeint ist, mag ich nit wissen; weiln ich
dann siche, daß es dergestalten hergehet, khan ich anderst nit thuen, alß mich hingegen
hierinnen in allem an ihre Kayserliche majesdät dergestalten zue halten, daß was mir dißfalß
unschuldiger waiß von meinen anererbten landen unnd leithen solte entzogen oder anderen
eingeraumbt werden, daß ich ja billichen die gezimmende satisfaction bei ihre Keyserliche
majesdät zu ersuechen unnd zue begehren, selbige mir auch hingegen andere landtschafften,
alß Kärnten oder sovil sich zu erlangung einer aequipollenzsatisfaction gebühren würdet,
einraumben werden, so ihr also mit occasion ad notam zu nemben unnd mir hinwiderum-
ben hierüber ewer wolmeinende gedanckhen eheist müglichen vertrewlichen zu eröffnen.
Beilage [ 2 ] zu nr. 112
Kf. Maximilian I. von Bayern an Trauttmansdorff, München 1646 Mai 9. Ausfertigung: TA Ka.
109 Z 3 nr. 40–44 fol. 387–387’ = Druckvorlage – Kopie: RK FrA Fasz. 50b fol. 38–38’.
Gemäß Eurem Schreiben vom 23. April habe ich den Nuntius in Paris um Vermittlung der
spanischen Friedensvorschläge gebeten.