Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
103. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1646 Mai 15
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Münster 1646 Mai 15
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 50a Konv. A fol. 106–107’.
Niederländische Gesandte: Moers; Friedensschluß mit Spanien und Waffenstillstand beabsichtigt,
letzte Schwierigkeiten; Bitte um Geheimhaltung. Benachrichtigung Peñarandas vom Inhalt des
Gespräches. Richtigkeit der Aussagen der Niederländer. Drängen auf spanisch-niederländischen
Friedensschluß.
Bitte der Gesandten der Generalstaaten um Erhebung der oranischen Grafschaft
Moers zum Reichsfürstentum nach Friedensschluß.
Sagte mir dabey in höchster geheimb, daß sy in dreyen tagen mit den Spani-
schen gesandten den frieden schliessen wolten. Sy würden zwar, damit sie den
Franzosen etlichermassen in ihrem unaufhörlichen sollicitiren satisfaction ge-
ben , zum schein begeren, daß, einen weg alß den anderen, der veldtzug seinen
fortgang haben möchte. Wan aber die Spanische auf dem contrario beharreten,
würden sy, Holländische, davon abweichen und, sobaldt nur der Schluß ge-
macht , unangesehen solcher auch nicht publicirt wurde, nicht weiter oder
doch nit offensive zu veldt gehen. Die maiste difficultet (wie mir der Hollän-
dische gesandter vermeldt) wurdt wegen der mayerey zu Herzogenbusch
’s Hertogenbosch, Stadt im nördlichen Brabant, 1629 von Pz. Friedrich Heinrich von Ora-
nien erobert. Als Meierei von ’s Hertogenbosch wurde das umliegende Gebiet bezeichnet, des-
sen Zugehörigkeit zur Stadt umstritten war ( Zedler XII, 1867f.; Poelhekke , Frederik Hen-
drik , 302f.; Velthoven I, 69–88, Karte hinter S. 235; Grote Winkler Prins XI, 283ff.).
etlicher darzue gehöriger dörffer sein, welche die Staaten von Hollandt gern
haben und behalten wolten, worinnen sie iedoch verhofften, das noch wohl ein
mittel zu treffen sein möchte und solten sie auch an einem anderen von ihnen
einhabenden orth, da die catholische religion exercirt wurde, etwas zuruck-
lassen . Batte mich aber darbey, dieses alles in höchster geheimb zu halten,
damit ihme hierauß kein ungelegenheit entstehen möchte.
Ich hab ihne der geheimbhaltung hinwiederumb versichert und auff mich
genommen, Ewer Kayserlicher Majestät des prinzen von Oranien ferners
suchen in underthenigkeit zu recommendiren, wie ich dan der unvorgreifli-
cher gehorsamister mainung sein wolte, wan es sein, des Holländischen ge-
sandtens , mir gethanen eröffnung nach zu einem frieden kommen solte, Ewer
Kayserliche Majestät möchten, den prinzen und seine descendenten derosel-
ben desto mehr zu obligiren, auch in den suchenden titul des herzogtumbs
Mörs allergenedigst willigen und dessen ihne auff solchen fahl vertrösten oder
mir darüber in eventum ein decretum zuekommen lassen.
Dem graven Penneranda hab ich von diesem allem alßbaldt durch Ewer Ma-
jestät secretarium Schröder parte geben und benebens auch communiciren
lassen, waßmassen ich vorigen tags, alß den 11. dits, nach abgeloffener post die
Franzosen revisitirt, mit ihnen aber mich in negotiis im geringsten nicht ein-
gelassen , sondern, alß sy darvon zu reden angefangen, mich auff die mediato-
res bezogen, alß von welchen ich, weilln sy gleich zuvorn bey ihnen, den
Franzosen, gewesen, die antwort schon vernohmen wurde.
Gedachter graf Penneranda hat sich dieser nachricht gegen mir zum höchsten
bedanckt und mich versichert, wan er mir auch mit seinem leben dienen könte,
wolte ers nit underlassen. Ich wurde es erfahren, waß er mir nit allein für sich,
sondern auch beim könig und allerorthen für dienst thuen wolte. Sagte darbey,
daß er mit seinen collegis dem verlaß nach selbigen nachmittag zu denen
Hollandischen gesandten fahren wurde, umb mit ihnen in die handlung zu
tretten. Waß sich nun dieselbe vernehmen lassen wurden, das wolte er mir
noch selbigen abendt zu wissen machen, wie beschehen. Und hat sich bey
selbigem congress soviel befunden, das es wahr gewesen, waß mir der Hollän-
dische abgesandter eröffnet. Dan alß sy anfenglich gesagt, das sy con-
iunctim et pari passu mit Franckreich tractiren wolten, und die Spanische re-
plicirt , das auff diese weiß alle handtlung vergeblich sein wurde, hetten die
Hollendische gemelt, sy, die Spanische, solten sich diß nit schrecken lassen,
müesten dergleichen formalitates denen Franzosen zu gefallen thuen, sy wol-
ten aber mit ihnen, den Spanischen, schliessen, wie sy dan seithero wieder-
umb zusammenkommen und allermassen mir der conte Pennaranda durch
den Dr. Bruin heut sagen lassen, daß die puncta zusammengetragen, exhibirt
und sie der hoffnung seyen, baldt zum schluß zu gelangen.
Ich underlasse nicht, ermelte Spanische gesandten auffs höchste zu ermahnen
und zu ersuchen, das sy ihrerseits mit dem schluß eylen, dan hieran hafftet
daß ganze pacificationswerck, und wan man mit den Hollendern richtig, so
werden sich die Franzosen gegen Ewer Kayserliche Majestät und dem Reich
desto ehender bequemen und ihre praetensiones gegen Spanien auch umb so
viel mehrers moderiren oder Spanien ihnen desto besser gewachsen sein.
Sonst hat mir ermelter Peneranda sagen lassen, daß er dem duca de Terranova
alles in zyffer überschreiben werde, welcher Ewer Kayserlicher Majestät
darvon gehorsamiste nachricht erstatten wirdt.