Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
328. Trauttmansdorff, Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III Osnabrück 1647 März 21
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Osnabrück 1647 März 21
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53a fol. 103–105, praes. 1647 April 4 = Druckvorlage – Kopie:
RK FrA Fasz. 92 XI nr. 1633 fol. 514–515’; KHA A 4 nr. 1628/43 unfol.; Giessen 208 nr.
200 p. 1048–1053.
Nichts Neues bei den Religionsverhandlungen. Schwedische Forderungen: Entschädigung für die
Herzöge von Mecklenburg und Braunschweig-Lüneburg und den Administrator von Bremen; die
Satisfaktion Hessen-Kassels; die Militärsatisfaktion. Zurückweisung durch Trauttmansdorff.
Die protestirende ständte haben zwar alßpaldt unsere ihnen iüngst vorgetra-
gene proposition circa materiam gravaminum in berathschlagung gezogen,
sich auch darüber wegen der erforderten antwort eins gewißen und, soviel
wir nachrichtung erlangt, zimblichermaaßen zulangenden conclusi verglie-
chen . Weiln sie aber von selbigen concluso vorhero, ehedan dhavon ahn unß
waß gebracht werden möegen, denn Schwedischen gesandten communica-
tion thuen müeßen, ist es hinderstellig und seithero ahn unß nichts gebracht
worden. Die ursach haben wir noch nit erfahren können, muthmaßen aber,
daß der aufhalt dem graven von Avaux, der für zwey tagen nacher Münster
verreist und umb außstellung aller negotien biß zu seiner zurückkombst
angehalten, zu gefallen beschehen. Also verbleiben die sachen annoch in
vorigen terminis.
Inmittels haben die Schweedische gesandten gestern bey mir, dem graven von
Trautmansdorff, durch den secretarium Milonium nachfragen laßen: 1. Ob
noch keine erclehrung von dem hertzog von Mecklenburg super oblata
recompensa einkommen; die cron Schweeden verlange, hiruber nachrichtung
zu haben, dhamit sie wißen moege, waran sie seie. 2. Recommendiren der
hertzogen von Braunschweig Lüneburg sach wegen irer gesuchten recompens
3. wie imgleichen hertzog Friedrichen von Holstein, gewesten administrato-
ris zu Bremen, 4. die Heßen Caßlische satisfactionsach, mit andeütung, daß
in puncto gravaminum khein schluß zu verhoffen, wan nit vorhero selbige
sach zur richtigkeit gebracht seie. 5. Erinnern, daß man auf mittel wölle
gedacht sein, wie der militiae ire satisfaction angeschafft werde.
Auf daß erste hab ich geantwortet, daß noch kheine antwortt kommen. Es
hette sich aber die cron Schweeden daran nit zu kehren, die hette einen weeg
wie den andern ire versicherung. Ad 2., man werde gelegenheit suchen, sich
mit denen Schweeden zu underreden und von dennselben zu vernhemmen,
warauf selbe praetendirte recompens wölle gesetzt und waß für mittel darzu
an handt gegeben werden sölten. Alßdan, [ wenn ] solche mittel vorgeschlagen
werden, so zu erheben möeglich, würde man sich in aller billigkeit finden
laßen und gerne dem fürstlichen hauß Braunschweig Lüneburg dienen, wo
man könte. Ad 3., darzu sähe ich gar kheine mitle, es wehre dan, daß die cron
Schweeden selbigem fürsten eine gewiße jarspension
oder Bremen ad dies vitae zulegen wölte, warzue dieselbe vielleicht auch
keinen lust haben würde. Ad 4., man hete sich bey selbiger sach, sönderlich
waß die Marpurgische succession ahnlange, gnugsamb erclehrt. Seie res
iudicata et transacta, und könten wir nit weiters gehen, alß die partheyen
selbst wölten. Man würde zwar dießeits nichts ermanglen laßen, des herrn
landtgraven von Heßen Darmbstatt fürstliche gnaden weiters zuzusprechen,
hingegen müste aber auch von denen Schweedischen gesandten desgleichen
bey der andern parthey beschehen. Wegen der Heßischen kriegspraetension
würde man ein übriges thuen und von 200 000 biß in 400 000 thaler auß den
inhabenden quartieren folgen laßen. Und könten sich die Heßen Caßlische
dhamit gar wol begnügen laßen, müsten nit gedencken, daß sie ire praeten-
siones der cronen praetension gleichhalten wolten. Zudeme seie selbige
Heßische praetension ein particularwerck, so dem puncto gravaminum,
wahbey alle stendte interessirt, nit könte vorgezogen werden, sondern müße
der punctus gravaminum vorhero seine richtigkeit haben und alßdan von der
Heßen Caßlischen praetension geredt werden. Wie weinig die cron Schwee-
den gemeint, die Heßen Caßlische aufn fall nit erfolgenden haubtschluß von
sich separiren zu laßen, so weinig könten Kayserliche mayestät den herrn
landtgraven von Heßen Darmstatt von iro abziehen laßen. Sie, Schweedische,
negotiirten für Heßen Caßel alß ir confoederirte, und wir sölten für einen so
trewen reichsfürsten, der gegen Kaißerliche majestätt seithero seine trew
bewiesen und noch in der that erweisen thuet, handtlung fürnhemmen, so
demselben zuwieder seie? Seie leichtlich zu erachten, daß wir solches nit
thuen werden. Waß 5. den punctum satisfactionis pro militia Suecica anlangt,
dha könte sich die cron selbst bezahlt machen, habe fast das gantze Reich in
iren gewaldt, seie nur umb die militiam campestrem zu thuen; denn die
ubrige völcker, so in guarnison gelegen, die hetten ire ordentliche bezahlung
gehabt, die zu veldt liggen, könte man in sölche örtter führen, woh sie ire
zahlung haben können und woh noch waß zu finden seye, alß Niedersachßen
und dergleichen orten. Wan derselben auch mit etwoh 2 oder 3 monatt
außgehülffen würde, würden sie wol zufrieden sein und sich zu beschwehren
kheine ursach haben. Wohmit der Schweedische secretarius abgefertigt
worden.