Acta Pacis Westphalicae II A 8 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 8: Februar - Mai 1648 / Sebastian Schmitt
108. Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III Osnabrück 1648 Mai 11
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Osnabrück 1648 Mai 11
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 55a (1648 V) fol. 69–72’, 81–82 = Druckvorlage – Kopie: KHA
A 4 nr. 1628/24 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XV nr. 2050 fol. 163–167’.
Der neue Gesamtentwurf ( KEIPO8 ): Allgemeines Restitutionsgebot aufgrund der Amnestie,
Amnestie in Einzelnen und Reichsreligionsrecht, Schweizer Exemtion, religionsrechtliche
Gleichstellung der Reformierten, Erfurt, Oldenburger Weserzoll, Entschädigungen Kurbran-
denburgs , Braunschweig-Lüneburgs, Mecklenburgs sowie des Administrators von Bremen,
Hessen-Kassel, Friedensvollzug und -sicherung. Übergabe des KEIPO8 an Oxenstierna
1648 V 11 mit Aufforderung einer Erklärung darüber; Zufriedenheit Oxenstiernas über bal-
digen Friedensschluß vor dem Eintreffen neuer Truppen aus Schweden; Hinweis der kaiser-
lichen Gesandten auf das kaiserliche Entgegenkommen und der alleinigen Abhängigkeit des
Friedensschlusses von schwedischer Seite.
Beratungen der reichsständischen Gesandten über die Armeesatisfaktion; Beschwerde der
kaiserlichen bei den kurbayerischen und kurmainzischen Gesandten mit ausdrücklichem
Verweis auf den kaiserlichen Befehl; zudem Forderung nach einem Junktim zwischen Ver-
handlungen über schwedische und kaiserliche Armeesatisfaktion.
Deputation der drei Reichsräte betreffend die Amnestie in den kaiserlichen Erblanden 1648
V 9 bei den Kaiserlichen. Anbringen van Gents wegen Frankenthals und des Oldenburger
Weserzolls. Rückreise Serviens nach Münster 1648 V 8; dessen Weisung an La Court zur
Teilnahme an Verhandlungen über Friedensvollzug und -sicherung.
Verweis auf Nr. 103. Nuhn haben wir vorderist ein notturfft zu sein er-
achtet , diese allerunderthenigste erinnerung zu thuen, daß das bißher in
truck außgangene instrumentum
Gemeint ist KEIPO4A (vgl. [ Nr. 3 Anm. 6 ] ).
dischen und protestierenden alhier vor einem iahr biß zu ende des monats
Maii gehandtlet, folgendts zu Münster den 6. lunii
KEIPO4A wurde zuerst dem kurmainzischen Reichsdirektorium mitgeteilt und von
diesem einige Tage später den kath. Reichsständen durch Diktatur bekannt gegeben. An
welchem Tag dies genau geschah, ist unsicher; der in Meiern IV, 557 angegebene 1647 VI
3[/13] ist nicht sicher.
ständen communicirt, es sein aber nichtsdestoweniger die handtlungen
aldortt mit denen Schwedischen und protestierenden nit allein biß auff
den 16. lulii, ahn welchen tag Ewer Kayserlicher Mayestätt geheimer
rath und obrister hoffmeister, herrn graffen von Trautmanstorff exzel-
lentz , von Münster abgereist, ferner fortgesetzt, sondern auch hernach
biß auff den 27. Augusti continuirt
schiedtliche veränderungen abgehandtlet worden, wie sölches alles die
von einer wochen zur anderen ahn Ewer Mayestätt eingeschickte allerun-
derthenigste relationes et protocolla außweisen thuen
genpart sich ahn daßienig, waß dahmahlen und seither verhandtlet und
vergliechen worden, bestendich halten thuet, auch die iüngst vom 18.
und 25. Aprilis einglangte befehl dahin ziehlen, das instrumentum nach
demienigen, so biß auff deren einkunfft abgehandtlet, einzurichten, also
haben wir dieser richtschnur nach das gantze instrumentum zusamenver-
fast , wie deßen mittkommende abschrifft außweisen thuet.
Und zwar bey dem articulo 3 haben wir die clausulam „foederum hinc
inde contractorum etc.“, so außglaßen worden, wiederumb eingesetzt,
weil Ewer Mayestätt unß hievor gnädigst befohlen, solche mit den
Schwedischen richtig zu machen, wie auch beschehen, und also keiner
contradiction zu befahren
Bezug auf Art. III § „Iuxta hoc“ (interner) KEIPO7 (Text: GehStReg Rep. N Ka. 97
Fasz. 69 pars 3 nr. 1 fol. 5–5’) und KEIPO8 (Text: RK FrA Fasz. 53a [1647 IV (!)] fol.
133’; HStA Hannover Celle Br. 12 Nr. 64 fol 107–107’; vgl. später Art. III IPO sowie
§§ 5 und 6 IPM) betr. allgemeines Restitutionsgebot aufgrund der Amnestie. – Hatte die
Formulierung foederum hinc inde contractorum in Art. III § „Iuxta hoc“ KEIPO4A und
*KEIPO4B* gefehlt, war sie in KEIPO6 (Texte: Meiern IV, 558 letzter Abs., RK FrA
Fasz. 98e fol. [890’] und Meiern IV, 950 vorletzter Abs.) bereits wieder aufgenommen
worden, nachdem der Ks. in seiner Hauptinstruktion von 1647 XII 6 dies verlangt hatte,
damit es nicht dz ansehen habe, samb diser articul allein dem andern theil zum besten
angesehen ( APW [ II A 7, 98 Z. 18–19) ] .
culo de gravaminibus hat seine richtigkeitt.
Nach dem paragraph de reformatione iustitiae
remissiva wegen der statt Basel exemption folgen söllen, weil die aber in
dem getrücktem proiect außglaßen, alß haben wir’s vor erfolgender wei-
terer gnädigsten resolution nit beysetzen söllen, in unßerer negstvor-
gehender relation aber gehorsamst angedeutet, daß die Schwedischen
und Frantzosen, sonderlich weil die Baßler durch ihren ahnwaldt noch
steetigs darumb nachfolgen laßen, unß deßen nit erlaßen werden. Ewer
Kayserliche Mayestätt werden sich auch allergnädigst erinnern mögen,
daß sie in deren vom 21. Decembris negstvorgehenden iahrs ahn unß ab-
gangner resolution bewilligt, daß solche clausula, wan ie die außlaßung
nit zu behaubten, dem instrumento einverleibt werden mögte.
Waßgestalt der articulus 6. de communicatione pacis religiosae cum Cal-
vinistis unter denselben unnd denen Lutherischen anderweith vergliechen
worden, und also dieser newe vergleich in das instrumentum eingesetzt
wehre
Bezug auf Art. VI KEIPO8 (Text: RK FrA Fasz. 53a (1647 IV [!]) fol. 167–168’; HStA
Hannover Celle Br. 12 Nr. 64 fol. 144’–146; vgl. später Art. VII IPO ← § 47 IPM) betr.
religionsrechtliche Gleichstellung der Reformierten mit Katholiken und Anhängern Augs-
burgischer Konfession. – Vgl. auch den 1648 IV 23 den Ksl. übergebenen Vergleich über
den Einschluß der Reformierten ( [ Beilage D zu Nr. 88). ]
Vgl. [ Nr. 103. ]
Bey dem 7. articul bleibt die statt Erffurdt außglaßen
Bezug auf Art. VII KEIPO8 (Text: RK FrA Fasz. 53a [1647 IV (!)] fol. 168’–170’; HStA
Hannover Celle Br. 12 Nr. 64 fol. 146–148; vgl. später Art. VIII IPO = §§ 62–66 IPM).
– In Art. VII (interner) KEIPO7 war der § „Cum deinde“ (Text: GehStReg Rep. N Ka.
98 Fasz. 69 pars 3 nr. 21 fol. 62’) betr. Erfurt noch enthalten.
mayntzischen solches mit denen Schwedischen und protestierenden also
vergliechen zu haben angezeigt.
Waß es mit einrückung des Oldenburgischen Weserzolls bey dem 8. arti-
cul vor eine beschaffenheit
darbey wir noch dieses allerunderthenigst zu berichten, daß die gesambte
churfürstliche räthe, keinen außgnohmen, sich zu viel underschiedtlichen
mahlen und erst vorgestern, sambstags, bey unß erclehrt, wie daß sie von
ihren gnädigsten herren principalen gantz ernstlich befehlicht wehren,
keinesweegs zuzugeben, daß diese zollssach außglaßen werde, inmaaßen
sie auch bey wollgedachtem herrn obristen hoffmeistern solches eben-
meßig durch eine besondere deputation gantz instendich gesucht und nit
allein damahlen die einwilligung erhalten
exzellentz in ihren auß Cöllen vom 21. Iulii 1647 ahn unß sambtlich ab-
gangenem schreiben nochmahlen bewilligt, daß diese zollsach im arti-
culo de commerciis im fall, die güttliche vergleichung nit stattfinde, ein-
kommen mögte, wie darauff auch, und zwar mit der Schweden einwil-
ligung und guttfinden
Volmar und Salvius hatten 1647 VII 18 die Klausel betr. den Oldenburger Weserzoll in
Art. VIII *KEIPO4B* (Text: RK FrA Fasz. 98e fol. 900’; vgl. später Art. IX,2 IPO =
§ 68 IPM) eingefügt (vgl. [ Nr. 75 Anm. 17 ] ).
Die Churbrandenburgische aequivalentsach ist zugleich wie die Braun-
schweigische zu Münster renovirt und derselben handtlung gemeß im in-
strumento eingerückt worden
Bezug auf Art. X und XII KEIPO8 (Texte: RK FrA Fasz. 53a [1647 IV (!)] fol. 176–180’
und 182–186; HStA Hannover Celle Br. 12 Nr. 64 fol. 154’–159’ und 161–165’; vgl.
später Art. XI und XIII IPO) betr. Entschädigungen für Kurbg. und das Haus Braun-
schweig -Lüneburg. – Vgl. auch Art. X *KEIPO4B* betr. Entschädigung für Kurbg. (Text:
RK FrA Fasz. 98e fol. [889–890’]) sowie das 1647 VII 13 von Schröder und 1647 VII 4/14
von Biörenklou unterzeichnete Vorabkommen über die Entschädigung für das Haus
Braunschweig-Lüneburg (Text: Meiern VI, 463 ff.).
schrifft
Bezug auf das auf 1648 III 9/19 datierte zweite Vorabkommen über die Entschädigung
für Kurbg. ( [ Beilage [2] zu Nr. 103). ]
ständen vorgangener subscription viel andere und mehrere enderungen
vorgenohmen haben, da wir noch nit wißen, ob die Schwedischen ihrs-
ortts darmit zufrieden seien.
Die Mecklenburgische und Holsteinische recompensae sein noch bey
ahnwesen herrn obristen hoffmeisters auff die formb, wie unßer mitkom-
mender auffsatz weiset, vergliechen worden
Bezug auf Art. XI KEIPO8 (Text: RK FrA Fasz. 53a [1647 IV (!)] fol. 180’–181’; HStA
Hannover Celle Br. 12 Nr. 64 fol. 159’–161; vgl. später Art. XII IPO) betr. Entschädi-
gung für Mecklenburg und den ehemaligen Adm. von Bremen, Hg. Friedrich II. von
Schleswig und Holstein. – Die ksl hatten sich mit den schwed. Ges. 1647 V 26 in einer
Konferenz geeinigt (vgl. APW II A 6 Nr. 130 mit Beilage B). In Art. XI eines Handexem-
plars Volmars vom KEIPO4A (Text: GehStReg Rep. N Ka. 98 Fasz. 69 pars 3 nr. 14 [fol.
77–77’, 84]) sind am Rand Korrekturen eingefügt, die diesen mit Art. XI KEIPO8 in
Übereinstimmung bringen.
gische abgesandter bey der letzteren mit denen Schwedischen vorgange-
ner conferentz für weitere postulata auff die baan gebragt, daß haben wir
in unßerer relation vom 23. Aprilis gehorsamst berichtet, und ist unß
gestern von demselben newerdingen mitkommendes proiectum, littera
A, praetendirten aequivalentis zugestelt worden.
Wegen der Caßlischen indemnitetsvergleichung ist im eingang und wegen
der amnesti ethwaß underschiedt, weil aber unßere relation vom 9. Apri-
lis denienigen auffsatz mitbringet, wie der in dem von unß eingerichte-
tem instrumento stehet
Mayestätt allergnädigsten intention nit ungemeß sein sölle.
Den articulum de executione et assecuratione pacis haben wir zwar, wie
der unß uberschickte auffsatz vermag, behalten
Bezug auf Art. XV (interner) KEIPO7 (Text: GehStReg Rep. N Ka. 98 Fasz. 69 pars 3
nr. 21 fol. 90–94) und KEIPO8 (Text: RK FrA Fasz. 53a [1647 IV (!)] fol. 191–194’;
HStA Hannover Celle Br. 12 Nr. 64 fol. 170–174; vgl. später Art. XVI und XVII IPO
sowie §§ 98[1], 99, 100–120 IPM) betr. Friedensvollzug und -sicherung.
jestätt sein aber auß unßeren vorgehenden allerunderthenigsten relationi-
bus berichtet worden, waß die protestierenden dargegen vor einwendung
gethan und wie weith sich die catholische darauff einzulaßen bereiths im
werck gewesen
Vgl. [ Nr. 96 mit Beilagen A und B ] sowie [ Nr. 100. ]
bewust, noch biß dato zuruckgehalten.
Diesem nach haben wir heudt dato umb 10 uhr vormittag unß zu dem
Oxenstirn, weil sein collega, der Salvius, wegen zugestandener leiblicher
unpaßlichkeit nit darbey sein können
Salvius litt an Gicht (Podagra; vgl. [ Nr. 109 ] ).
licher ahnzeig deßen, so Ewer Kayserlicher Mayestätt unß befohlen, das
instrumentum eingelieffert, auch ersucht, nachdeme er und sein collega
sich darin ersehen haben würden, unß ihre durchgehende erclehrung auff
einmahl darüber zu ertheilen. Er hatt’s also von unß ahngenohmen und
vermeldet, daß sie sich ehist gegen unß erclehren wölten. Fragte erstens,
ob die Pfaltzische sach auch darin begrieffen, sodan sagte er, es wehre
gutt, daß man zum ende kommen thette, ehedan der Schwedische soc-
corso in Teutschlandt ahnlangte
allein bey ihnen stünde, dan nuhmehr Ewer Kayserlicher Mayestätt das
ihrige vollich gethan, und wan die cron Schweden mit deroselben friedt
zu schließen gedächte, so bedörffte es dieses soccorso nit. Wir haben’s
also bey diesem bewenden laßen und unßeren abschiedt genohmen, sein
nuhn im werck auch denen churfurstlichen nach inhalt Ewer Mayestätt
gnädigsten befehls von dieser verrichtung ebenmeßige anzeig zu thuen.
Alß dan auch Ewer Kayserliche Mayestätt auß unßerer vorgehender rela-
tion allergnädigst verstanden, waßmaßen die stände zu consultation des
puncti de satisfactione militiae fürgeschrietten und sich zu einiger ferne-
ren zurückstellung deßelben keinesweegs vermögen laßen wöllen, so sein
wir angestanden, ob unß auch veranthworttlich fallen würde, wan wir es
also ohne einige erinnerung, waß darbey wegen Ewer Majestätt imme-
diat - und mediatreichsvolcker
sonderlich weil die stände hierauß gleichsamb einen tacitum consensum
faßen mögten, ob wölten sich Ewer Kayserliche Mayestätt ihrer diesortts
gebührender forderung von selbsten begeben. Wir haben hierauff für ein
unumbgängliche notturfft gehalten, die Churmayntzischen und Bayrische
vorgestern, sambstags [1648 V 9], gleich bey ahntrettung der consultation
vor unß zu erfordern und ihnen anzuzeigen, wiewol wir verhofft, es solte
auff unßere vielfaltige erinnerungen die vorhabende consultation satisfac-
tionis militiae noch derzeit und so lang eingestelt verbleiben, biß man
vorderist aller puncten des instrumenti pacis vollenkommentlich und
schließlich vergliechen wehre, gestalten ihnen auch bewust, daß solches
Ewer Kayserlicher Mayestätt allergnädigsten intention gemeß, derentwe-
gen wir in sölch vorhaben niehmahlen eingewilligt hetten, auch noch nit
willigen könten. Nichtsdestoweniger, weil wir vermercken, daß die
stände deßen ungeachtet in ihren gefasten fürsatz fortzufahren gesinnet,
also und damit wir gleichwoll nit ahngesehen würden, ob hetten wir still-
schweigendt darein consentirt und gleichsamb nachgeben, daß allein von
der Schwedischen militia solte gehandtlet und die Kayserliche immediat-
und mediatreichsvölcker hindan gewiesen werden, so hetten wir nit
umbgehen mögen, ihnen auß unßerer instruction denienigen passum, so
diese materiam betreffen thett, und nemblich anfahend „Summa rei, wan
man im übrigen allen richtig“ biß zu ende der wortten „mehrers unheils
anzusehen“ zu communicirn
Bezug auf eine Passage der ksl. Hauptinstruktion von 1647 XII 6: Summa rei, wan man
im ubrigen allem richtig, würdt entlich auf dem ietz folgenden paragrapho und puncto
distributionis stativorum et solutionis militiae hafften. Darbey seindt unß viel ursachen
pro et contra beygefallen, ob es rathsamber sein möchte, auch disen punctum vor dem
von den plenipotentiariis underzaichneten frieden in völlige richtigkeit kommen zu lassen
oder aber dessen abhandlung erst nach dem geschlossenen und subscribirten frieden vor-
zunemmen , warbey wir nun vorderist praesupponiren, daß die stände durchgehendt und
ohne underschied sich nit zuwider werden lassen sein, zu verhüettung mehrerer gefahr
der soldatesca mit ainziger erträglicher bezahlung an die handt zu gehen. Es haben vor-
derist ein solches umb unß und das Heylige Reich unsere armaden wie nit weniger des
churfürsten in Bayern liebden und anderer getrewen churfürsten anvertraute reichsvölck-
her mit ihren dapfern, unnß und dem Heyligen Reich erwiesenen diensten wohl verdient.
Wir wollen auch hierzue mit unsern, obschon eüsserist enervirten erbkönigreich und
-landen, ungeacht wir auch wegen underhaltung der Türkhischen gränzen einen fast
unerschwinglichen last auf unnß haben, gern in etwas concurriren. Soviel aber die
Schweedische militiam betrifft, so finden wir zwar wohl kein ursach, warumb derselbigen
ein bezahlung geschehen solle, ausser diser, das einzige ungedult und aufstandt auch ihrer
soldatesca endtlichen den ganzen so tewren friden zu wasser machen und dasiehnige, so
noch übrig und umb dessen conservation willen der friedt gemacht wirdt, völlig ruiniren
wurde können. Dahero dan dißorths nit ihre verdienst, sondern bloß und allein die eviti-
rung mehrers unheils anzusehen (vgl. APW [ II A 7, 121 Z. 3–26). ]
vorgenohmene consultation dardurch gnemb halten thetten, sondern da-
mit hierauß Ewer Kayserlicher Majestätt allergnädigstes und billichmeßi-
ges praesuppositum erscheinte, daß nemblich bey dieser consultation nit
nur der Schwedischen, sondern auch Ewer Kayserlicher Majestätt und
des Reichs kriegsvolcks befriedigung abzuhandtlen nottwendig seie, wir
auch solches mit stillschweigen keinesweegs umbgehen könten, mit ahn-
gehencktem begehren, sie wolten deßen nit allein im churfürstenrath,
sondern auch in denen ubrigen zweyen reichsräthen durch die directoria
gebührende ahnregung und erinnerung thuen laßen, allermaaßen solches
auch beschehen und Ewer Kayserlicher Majestätt auß dem Osterreichi-
schen protocollo
allergnädigst anzuhören haben werden
Zu den Beratungen der Reichskollegien über die Armeesatisfaktion vgl. Meiern V, 780 ff.
sowie die Protokolle der Sitzungen des FRO von 1648 IV 29/V 9 und 1648 V 1/11 (Texte:
APW III A 3/5 Nr.n 147 und [ 148 ] ) und des SRO von 1648 IV 28[/V 8], 1648 IV 29[/V 9]
und 1648 V 1[/V 11] (Texte: APW [ III A 6 Nr.n. 126–128 ] ).
Sodan geruhen Ewer Majestätt auß unßerm beyliegendem extractu pro-
tocolli B ihren gehorsamst referiren zu laßen, waß die deputati ordinarii
auß allen dreyen reichsräthen wegen des § „Tandem omnes etc.“
Vgl. [ Nr. 49 Anm. 4 ] .
unß ahngebragt und von unß anthworttlich bescheiden worden
Kurmainz, Kurbayern, Österreich, Sachsen-Altenburg, Braunschweig-Celle, Straßburg
und Regensburg hatten sich als Deputierte der Reichsstände in Osnabrück 1648 V 9 zu
den Ksl. begeben und das conclusum von 1648 V 8 über die Amnestie in den ksl. Erblan-
den (Text: APW [ III A 3/5 Nr. 146 am Ende des Protokolls ] ) überreicht (vgl. Meiern V,
780f .; APW [ III A 6, 662 Z. 1–663 Z. 39). ]
sollen sie auch die geschloßene abmahnung bey denen Schwedischen an-
gebragt haben, waß ihnen aber für ein eigentliche anthwortt ertheilt, daß
ist unß noch nit referirt worden, außerhalb daß die Schwedischen in ter-
minis generalibus verblieben und, wan der punctus satisfactionis militiae
richtig, sie auch wegen dieses streitts sich nach billigen dingen vernehmen
laßen wolten, erbotten haben sollen
Eine reichsständische Deputation (Kurmainz, Kurbayern, Salzburg, Sachsen-Altenburg,
Braunschweig-Celle, Lübeck und Nürnberg) hatte 1648 V 10 Oxenstierna aufgesucht,
der nach Rücksprache mit Salvius den Reichsständen noch am selben Tag die Antwort
hatte übermitteln lassen (vgl. Meiern V, 781 f.; APW [ III A 6, 663 Z. 40–664 Z. 35 ] ; APW
[ II C 4/1 Nr. 236) ] .
Der Generalstaaden abgesandter, von dem wir in iüngster relation ahn-
regung gethan , hat unß eodem die wiederumb besucht und darbey
wegen der statt und vestung Franckenthall ahngebragt, daß selbige der
Pfaltzischen fraw wittib
Pgf.in Elisabeth Stuart, Pz.in von England (1596–1662); Tochter Kg. Jakobs I. von Eng-
land (1566–1625; 1603 Kg.), ab 1613 mit Kf. Friedrich V. von der Pfalz (1596–1632; 1610
Kf.; 1619 Kg. von Böhmen) verheiratet ( DBA 1277, 198; II, 323, 169–171; III 211, 115–
118; Stammtafeln NF I.1 T. 95; Marshall ).
neutralitet gesetzt werden solte, warüber die herren Spanische pleni-
potentiarii der gemeinen Staadischen gesandtschafft albereith die parola
geben hetten
dischen plenipotentiarii würden sich auch darzu bequemen, stünde also
alleine ahn dem, daß Ewer Kayserliche Majestätt ebenmeßig darin wil-
ligen thetten, welches wir schlechterdingen ad referendum genohmen
und sein derentwegen unß zugesteltes memorial littera C hienebens bey-
legen söllen.
Er hat auch ein intercession wegen der statt Bremen, daß derselben mit
einverleibung des Oldenburgischen zolls in den articul de commerciis
verschönt bleiben mögt, abgelegt, iedoch mit großer bescheidenheit und
daß die Generalstaaden nit gemeindt seien, sich im geringsten in des Hey-
ligen Reichs sachen einzumischen
Während Dänemark mehrmals zugunsten Gf. Anton Günthers von Oldenburg in den
Streit eingegriffen hatte, wurde die Stadt Bremen von den Generalstaaten unterstützt.
Diese fürchteten bei Genehmigung des Oldenburger Weserzolls schwed. Forderungen
nach Zöllen auf der Weser, in Pommern und Mecklenburg (vgl. Bippen , 322; Düssmann ,
41, 46, 48, 53, 65; Richter , 48, 52, 61f.; APW [ III A 1/1 Nr. 121 ] ; Otte , 19).
so hierunder im weeg liegen thetten, für augen gestelt, hat er vermeldet,
das beste zu sein, daß die statt Bremen sich in güttlichen vergleich ein-
laßen thette, dan daß [sie, um] sich von dieser beschwehrung zu befreyen,
ein tonnen goldt minder oder mehr zu geben [hätte], daß wehre kein ur-
sach , warumb sie sich der vergleichung entschlagen sölte.
Der Frantzösische plenipotentiarius conte Servient ist ahm negstverwie-
chenen freytag [1648 V 8] wieder nach Münster verreist und hat dem re-
sidenten La Cour befehl hinderlaßen, bey abhandtlung des articuli asse-
curationis et executionis sich im nahmen der cron Franckreich auch ein-
zufinden .
Beilage [1] zu Nr. 108
KEIPO8 (lat.)
Die Unterschiede zwischen KEIPO8 und (internem) KEIPO7 ( [ Beilage [A] zu Nr. 82 ] )
sind zahlreicher, als die Ges. in der Relation angeben. Neben kleineren Differenzen in
Art. IV ist in § „Deinde tota“ KEIPO8 (Text: RK FrA Fasz. 53a (1647 IV [!]) fol. 136’;
HStA Hannover Celle Br. 12 Nr. 64 fol. 110’) im Vergleich zum (internen) KEIPO7
(Text: GehStReg Rep. N Ka. 97 Fasz. 69 pars 3 nr. 1 fol. 9’–10; vgl. später Art. IV,13
IPO = § 21 IPM) das Amnestiegebot auf die Unterpfalz beschränkt. Der § „Comiti Pala-
tino Christiano“ (interner) KEIPO7 (Text: ebenda fol. 11’) betr. Pfalz-Sulzbach entfällt
im KEIPO8 , wohingegen dort in Art. IV die §§ „Princeps Ludovicus Philippus“, „ Prin-
ceps Fridericus“ und „Princeps Leopoldus Ludovicus“ (Texte: RK FrA Fasz. 53a [1647
IV (!)] fol. 137’–138; HStA Hannover Celle Br. 12 Nr. 64 fol. 112–112’; vgl. später Art.
IV,20–22 IPO ← § 28 IPM) betr. Pfalz-Simmern und -Lautem, Pfalz-Zweibrücken und
Pfalz-Veldenz eingefügt sind. Die Regelungen in Art. IV (interner) KEIPO7 und
KEIPO8 betr. Württemberg (Texte: GehStReg Rep. N Ka. 97 Fasz. 69 pars 3 nr. 1 fol.
12–13 und RK FrA Fasz. 53a (1647 IV [!]) fol. 138–139; HStA Hannover Celle Br. 12
Nr. 64 fol. 112’–113’; vgl. später Art. IV,24 und 25 IPO sowie §§ 31[2] und 32 IPM) sind
nicht identisch. Dies gilt ebenso für die entsprechenden Passagen betr. Baden (Texte: Geh-
StReg Rep. N Ka. 97 Fasz. 69 pars 3 nr. 1 fol. 13–14 und RK FrA Fasz. 53a (1647 IV [!])
fol. 139–140’; HStA Hannover Celle Br. 12 Nr. 64 fol. 113’–115; vgl. später Art. IV,26
und 27 IPO = §§ 33 und 34 IPM) sowie für einige weitere Amnestiefälle. In den Artikeln
IX-XII KEIPO8 (Text: RK FrA Fasz. 53a (1647 IV [!]) fol. 171–186; HStA Hannover
Celle Br. 12 Nr. 64 fol. 148’–165’; vgl. später Art. X-XIII IPO) betr. die Satisfaktion
Schwedens sowie die Entschädigungen Kurbg.s, Mecklenburgs und des Adm. s von Bremen
sowie Braunschweig-Lüneburgs sind zwar underschiedtliche verenderung eingeruckht, so
aber in substantia von keiner importanz, derwegen es darbey zu lassen (vgl. Ga. dep.
Räte, Prag 1648 V 22 in RK FrA Fasz. 55c [1648 IV-V] fol. 220–237’, hier 225’). – Zur
Beurteilung des KEIPO8 am Ks.hof vgl. Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar,
Prag 1648 V 24 (Ausf.: RK FrA Fasz. 92 XV nr. 2078 fol. 308–311 – Konzept: RK FrA
Fasz. 55c [1648 IV-V] fol. 218–218’, 240–240’, 242–242’; wird in APW II A 9 ediert),
sowie das dazugehörige Ga. dep. Räte, Prag 1648 V 22 (s.o.), mit dem Beschluß im GR ,
[Prag] 1648 V 24 (Reinkonzept: ebenda fol. 237’–238).
RK FrA Fasz. 53a (1647 IV [!]) fol. 131–194’
Beilage B zu Nr. 108
Protokoll, [Osnabrück] 1648 V 8, 9. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 V) fol. 76–78; RK FrA
Fasz. 91 III fol. 365–368; KHA A 4 nr. 1628/24 unfol. – Druck: APW III C 2/2, 1063 Z.
5–1064 Z. 42.
1648 V 8: Konferenz der kaiserlichen mit den kurbayerischen und kurmainzischen Gesand-
ten . Diese berichten, daß die Bevollmächtigten der protestantischen Reichsstände auf eine
Einigung beim Reichsverfassungsrecht der Reichsstände, der Handelsfreiheit und den Zöllen
sowie dem Friedensvollzug und der Friedenssicherung drängen. Die kaiserlichen Bevoll-
mächtigten weisen dies zurück und verweisen auf die baldige Herausgabe des neuen
Gesamtentwurfs ( KEIPO8 ). Krebs reklamiert mit Hinweis auf den schlechten Zustand der
kaiserlichen Truppen das Recht der Reichsstände, mit Vorgriffen den Friedensschluß zu be-
schleunigen
Am Ks.hof fürchtete man eine erneute kurbay. Separation und bereitete eine Mission
Kurz’ nach München vor, um dies zu verhindern. Vgl. hierzu auch das Ga. im GR ( Khe-
venhiller , Schlick, Martinitz d.J., Kurz, Kollowrat, Prücklmaier; die Beratungen hatten
zwar in aedibus excellentissimi domini comitis a Trautmanstorff stattgefunden, in der
Anwesenheitsliste ist er jedoch nicht aufgeführt), [Prag] 1648 V 8 (Reinkonzept: RK
KrA Fasz. 178 [1648 V] fol. 84–101), sowie die Instruktion für Kurz, Prag 1648 V 11
(Ausf.: RK FrA Fasz. 56b [1648 V 11–31] fol. 1–13’ – Kopie: RK FrA Fasz. 92 XV ad
nr. 2063 fol. 220–231’ – Konzept: RK KrA Fasz. 178 [1648 V] fol. 112–135).
1648 V 9: Die Kaiserlichen bestellen am Vormittag die kurbayerischen und kurmainzischen
Gesandten zu sich und tragen ihnen den Abschnitt aus der kaiserlichen Hauptinstruktion
von 1647 XII 6 betreffend die Armeesatisfaktion vor.
Nachmittags erscheint eine Deputation aller drei Reichsräte bei den kaiserlichen Bevoll-
mächtigten und überbringt den Beschluß zur Amnestie in den kaiserlichen Erblanden. Diese
verweisen auf den kaiserlichen Befehl, in dieser Frage nicht nachzugeben, und bitten die
Deputierten deshalb, nochmals auf die schwedischen Gesandten einzuwirken, wozu sich
jene auch bereit erklären.
Beilage C zu Nr. 108
Memorial van Gents über Frankenthal (lat.), praes. den kaiserlichen Gesandten [Osnabrück]
1648 V 9. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 V) fol. 79–80; RK FrA Fasz. 56b (1648 V 1–10)
fol. 135–136; KHA A 4 nr. 1628/24 unfol.