Acta Pacis Westphalicae II A 8 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 8: Februar - Mai 1648 / Sebastian Schmitt
95. Nassau an Ferdinand III Münster 1648 April 28
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Münster 1648 April 28
Ausfertigung.: RK FrA Fasz. 58a (1648 I–VI) fol. 123–124’ = Druckvorlage – Konzept:
KHA A nr. 1628/24 unfol.
Ankunft Oxenstiernas 1648 IV 24 in Münster; Treffen mit Nassau am folgenden Tag; Oxen-
stiernas Erwartung eines baldigen Friedensschlusses in Osnabrück und Hoffnung auf Frieden
zwischen Spanien und Frankreich; keine Stellungnahme Nassaus zum Verhandlungsstand in
Osnabrück; Amnestie in den kaiserlchen Erblanden und schwedische Armeesatisfaktion noch
ungeklärt; kein Nachgeben des Kaisers in der Frage der Erblande.
Reise der schwedischen Königinwitwe nach Wiesbaden. Bericht de La Trémouïlles über fran-
zösische Bereitschaft zum Friedensschluß trotz hoher Kriegskosten erst nach Abschluß des
Feldzuges. Abschied Boulangers. Rezepisse.
Ahm 24. dieses nach abgelauffener post ist der graff Oxenstirn vonn
Oßnabrückh alhie einkommen, hat folgenden tags sich bey mir angeben,
auch darauf mich besucht und mit vermelden, das seine anherkunfft allein
dahin angesehen, weilen zue Oßnabrückh alles sich zum palden schluß
veranlaße und männiglich gern sähe, das auch der friedt zwischen beyden
cronen, Spanien und Franckreich, befürdert und geschloßen werden
möcht, daß er sich mit dem conte Servient wegen einiger ihre, der cron
Schweeden und Franckreich, zugleich concernirende sachen unterreden
und dan zugleich denselben zu fortsetzung der tractaten zwischen denn
Frantzoßen und denn herrn Spanischen anfrischen und disponiren wolte,
maßen sie, Schweedische, und alle zu Oßnabrückh befindtliche gesand-
ten , nachdem daselbst man, wie dan paldt zu geschehen verhoffet würde,
zur richtigkeit glangt, anherkommen und ihre gute officia, obschon sie
wohl wüsten, daß die herrn mediatores und Holländtische gesandten,
wie bißher eyfferig beschehen, sich der interposition möglichst befleißi-
gen werden, einwenden würden. Zweiffleten nit, weilen die Frantzoßen
große begierdt zum frieden erscheinen ließen, das mit selbigem fridt es
auch zu guttem endt außschlagen werde.
Ich hab ihme wegen gegebener visite und dieses berichts gedancket und
geantworttet, soviel die Oßnabrückische tractaten belangte, wehre ich
von meinen herrn collegis berichtet, wie weit die sach daselbst kommen,
erfrewete mich deß guten fortgangs und verhoffte, das der völlige schluß
paldt erfolgen werde.
Darauf er wieder replicirt, er bekenne, das fast alles verglichen, allein
wehren noch der § „Tandem omnes“
Vgl. [ Nr. 49 Anm. 4 ] .
Mayestätt erblanden betreffendt, sodan der punctus satisfactionis für ihre
militien, so noch schwere sachen seien und, wie er vernemme, wolten die
reichsstände selbst, sowohl catholische alß protestirende, wegen satisfac-
tion pro militia nicht allerdings zum ziehl, wie sie desiderirten, sich
lencken einwilligen, welches er doch mit lachendem mundt gesagt. Ego:
ich hette zwar vonn den Oßnabrückischen tractaten nichts zu reden, wei-
len ich darauf gar nit instruirt
Lediglich die ksl. Vollmacht für Trauttmansdorff, Lamberg und Krane von 1645 X 4 (Text,
als Insert des IPO: APW [ III B 1/1, 159ff ] ) hatte eine Ermächtigung für die Verhandlungen
in Osnabrück erteilt.
in den erblanden ihnen, Schweedischen und protestirenden ständen, von
Ewer Kayßerlicher Mayestätt geheimen rath und obristhoffmeister, deß
herrn gravens vonn Trautmanßdorff excellenz, wie auch vonn meinen
herrn collegen zu Oßnabrückh offters angezeigt worden seie, das Ewer
Kayßerliche Mayestätt ein für allemahl resolvirt, keinesweegs in etwaß
mehrers, alß waß vor ihrer excellenz abreiß wehre
worden, zu weichen
Bezug auf Art. IV §§ „Tandem omnes“ – „Quantum autem“ KEIPO4A (Text: Meiern
IV, 564 fünfter Abs.; vgl. später Art. IV,51–55 IPO sowie §§ 40–44 IPM). – Trauttmans-
dorff hatte den schwed. Ges. zuletzt 1647 VII 13 und 16, am Tag seiner Abreise, angezeigt,
daß er vom Ks. nicht ermächtigt sei, bei der Amnestie in den ksl. Erblanden nachzugeben
(vgl. APW II A 6 Nr. 180 mit Beilage A). Seinen Ges. in Osnabrück hatte der Ks. zuletzt
1648 IV 8 befohlen, in dieser Frage nicht von KEIPO4A zu weichen, was diese den
schwed. Ges. 1648 IV 23 mitgeteilt hatten (vgl. Nr.n 68 und 88).
Ille antworttet etwaß lächerlich , es wehre gleichwohl ein schwere sach,
hat damit den discurs abgebrochen und sowohl von den Kayßerlichen alß
denen königlichen Spanischen gesandten päße vor die königliche wittib
in Schweeden
sauerbrunnen zu gebrauchen, begehrt
Zum schwed. Anliegen eines Passes für die Königinwitwe für eine Kur nach Wiesbaden
(Gft. Nassau-Weilburg) vgl. Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III, Osnabrück
1648 IV 16 (Ausf.: RK FrA Fasz. 55a [1648 IV] fol. 67 – Konzept: GehStReg Rep. N
Ka. 6 Fasz. 4 pars 11 nr. 22 unfol.) mit Beilage [1] (das enstsprechende schwed. Ersuchen,
s.l. s.d.; Kopie: RK FrA Fasz. 55a [1648 IV] fol. 68).
graf Servient, von dannen aber so paldt wieder nacher Oßnabrückh ver-
reißt .
Eß ist der printz von Talmon, deß hertzogs von Tremoull ältister sohn, so
nacher Caßell, umb mitt der ältister fürstlichen frewlein zu heyrathen,
verreist, alhie anglangt
Gemeint ist Henri Charles de La Trémouille, Pz. von Talmont und Tarent (1620–1672);
Sohn Hg.s Henri de La Trémouille (1598–1674); Reiteroffizier in ndl. Diensten, 1648 Ge-
neralmajor der Kavallerie in Diensten Hessen-Kassels ( BAB 676, 406; Philippi , 244;
Stammtafeln X T. 2; Bender , 252). Er heiratete 1648 V 15 Emilie (Amelie) von Hessen-
Kassel (1626–1693; Stammtafeln NF T. 241).
mich verlauten laßen, das man zwar in Franckreich den frieden hoch
wünsche, maßen die mittele zum krieg abgingen, iedoch würde besorg-
lichen eher zum frieden zu glangen sein, ehedan diese anstehende cam-
pagna zu endt kommen, weilen man große kosten zu derselben angewen-
det . Ich hab wohl vermerckt, das er’s ohne einige reflexion also herauß-
geredt hatt.
Gesteren hat der Frantzößisch legationssecretarius Boulange vonn mir
abscheidt genommen, berichtendt, es were vom hertzog von Longeville
ordre einkommen, das sein bißher annoch hinterlaßene train völlig vonn
hier ab in Franckreich kommen solle
Longueville war bereits 1648 II 3 aus Münster abgereist (vgl. APW [ II A 7 Nr. 111; ]
Kaster / Steinwascher , 209). Zu dem zurückgelassenen Gepäck vgl. [ Nr. 51 Anm. 16 ] .
Ewer Kayserlicher Mayestätt allergnädigstes recepisse vom 15. dieses
ich allerunderthänigst wohl empfangen.