Acta Pacis Westphalicae II A 8 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 8: Februar - Mai 1648 / Sebastian Schmitt
35. Volmar an Trauttmansdorff Osnabrück 1648 März 12
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Osnabrück 1648 März 12
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 116 Z 10 nr. 87 unfol.
Geringe Friedensbereitschaft bei Franzosen und Schweden. Kurbayerische Verhandlungs-
initiative ; baldiger Abschluß der Autonomieverhandlungen; Isolierung Raigerspergers;
Augsburg und Aachen. Raigerspergers Bitte um ein Reichslehen. Bitte Volmars über einen
Bescheid über seinen Abreisewunsch aus Westfalen.
Euer Exzellenz beede schreiben vom 26. und 29. passato hab ich gestri-
gen tags wol empfangen und auß disem verstanden, waßgestalt die Kay-
serliche armada versterkht und in solchen standt gebracht werde, daß ver-
mittelst Göttlichen beystandts sie dem feindt gnugsamb gewachßen und
überlegen sein werde, wölches dann auch der rechte und einige weeg zum
friden ist. Ausserhalb dessen sehe ich gwißlich bei denn Schweden und
Franzosen wenig ernst darzu.
Auß unserer gesambten relation werden Euer Exzellenz ersehen, waß
sich die Churbayerischen vor einer negociation underfangen. Wir nem-
men unß an, daß sie wol gethan, und weil ohnedeß nach laut unserer in-
struction entlich ein solcher streich geschehen müessen, so ist besser und
dient unß zu mehrerm glimpf, daß es von inen geschehen. Gleichwol aber
haben wir zu schaffen gnug, daß wir es in richtigkheit bringen, weil hier-
durch die Churmeintz-, Trier- und Cölnischen über die maassen hoch
offendirt worden. Peccatum magis in forma quam in materia. Den guetten
herrn Raigensperg haben sie gantz umbgangen , solle auch Dr. Mele nit
darbei geweßt sein, der Vorburg allein hatt Maintz und Würtzburg ver-
tretten . Sie gerathen scharpff aneinander, doch wollen wir sehen, wie wir
zum außschlag gelangen könden, und vermeine, der punctus autonomiae
utriusque soll bei morndriger conferentz seine völlige richtigkheit erlan-
gen . Mit denn stätten Augspurg und Aach würdt es sehr hart halten, son-
derlich wenn unß die Churbayerischen hiebei gleichergestalt einen bruch
mach[en] solten.
Sodann, gnediger herr, muess Euer Exzellenz ich gehorsamblich umb ver-
zeihung pitten, daß ich selbige mit meiner geringen intercession bemüe-
hen soll. Herr Raigensperg hatt mir angedeüttet, daß er bei der Römisch
Kayserlichen mayestät, unserm allergnädigsten herrn, mit einem allerun-
derthänigsten memorial einkommen wolte, ime ein expectantz auff eines
von Flersheim innhabend reichslehen
sonderbar underthänige zuflucht zu Euer Exzellenz setzen thet, daß die
vor andern ime hierzu verholffen sein könden, als hatt er mich gebetten,
deroselben dise beiligende schreiben ze überschikhen und zugleich ein
fürbitt bei derselben einzelegen. Volmar lobt Raigerspergers Verdienste
um das Kaiserhaus und bittet Trauttmansdorff, sich am Hof für Raigers-
pergers Begehren einzusetzen.
Erneut bittet Volmar um einen Bescheid in der Frage seiner Entlassung
vom Kongreß
1648 II 29 war aus Prag der Befehl zum Verbleib in Westfalen ( [ Nr. 24) ] an Volmar abge-
gangen .
terhin wünschen, möge doch bitte ein kaiserliches Schreiben an Erzherzog
Ferdinand Karl abgehen.