Acta Pacis Westphalicae II A 8 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 8: Februar - Mai 1648 / Sebastian Schmitt
22. Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III Osnabrück 1648 Februar 27

17
–/ 22 /–

18

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


19
Osnabrück 1648 Februar 27

20
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 55a (1648 II) fol. 131–135’, 140–140’, praes. 1648 III 8 =
21
Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. (mit gekürztem Text) – Konzept: RK
22
FrA Fasz. 92 XIV nr. 1975 fol. 328–332.

23
Vorschläge der schwedischen Gesandten zum Verhandlungsmodus: räumliche Trennung der
24
reichsständischen Gesandten von den kaiserlich-schwedischen Verhandlungen, Anwesenheit
25
La Courts. Beratschlagung mit Gesandten Kurmainz’, Kurtriers und Kurbayerns hierüber.
26
Instruktionen der kurfürstlichen Gesandten für bevorstehenden Verhandlungen, besonders
27
in der Frage der Autonomie.

28
Bericht Leubers über seine Unterredung mit Bevollmächtigten protestantischer Reichsstände.
29
Vortrag Sayn-Wittgensteins über die Auseinandersetzung zwischen Kurbrandenburg und
30
Kurköln über Kontributionsforderungen in der Grafschaft Mark und der Herrschaft Ravens-
31
berg ; Bitte um kaiserliche Schlichtung; Festhalten Kurbrandenburgs an KEIPO4A ; keine
32
Teilnahme kurbrandenburgischer und kursächsischer Gesandter am neuen Verhandlungs-
33
modus .

34
Verweis auf Nr. 19. Alß wir nuhn unß gestrigen tags bey denen Schweden
35
angeben und auff heudt dato gemachter verahnlaßung zufolg denen
36
handtlungen einen anfang zu machen willens gewesen, haben sie anfangs
37
unß anzeigen laßen, sie hielten ihrstheils fast vor unthunlich, daß sich die
38
stände gleich in loco colloquii gegenwehrtig finden solten, sondern ver-
39
meindten , die mögten sich ethwan ahn einem andern bequemen ortt bey-
40
samenhalten , damit man sie auff den nottfahl erfordern könte, gestalten

[p. 70] [scan. 158]


1
sie es denen Sachßen Altenburgischen also ahnzeigen laßen wolten, und
2
mögten wir es auch denenselben wie zugleich denen catholischen andeu-
3
ten laßen. Baldt hernach haben sie wiederumb zu unß geschickt und diese
4
ihre gegebene anthwortt in ein frag dergestalt verändert, ob wir nit vor
5
rathsamber und thunlicher halten wolten, daß die stände sich nit in loco
6
conferentiae, sondern anderwehrts in einem andern, jedem theill beliebten
7
ortt beysamen thetten. Sonsten aber wolten sie sich versehen, unß würde
8
nit entgegen sein, daß bey dieser conferentz sich auch der Frantzösischer
9
resident La Cour

34
Henri Groulart seigneur de La Court et du Bosgouët (1596–1658); 1646–1649 frz. Res. in
35
Osnabrück; 1620 conseiller am Parlament von Paris; (
DBF XVI, 1357; Frondeville , 70;
36
Tischer , Diplomatie, 104 Anm. 26; Croxton / Tischer , 156).
gegenwehrtig finden mögte. Und alß wir ihnen hierauff
10
anfügen laßen, die protestierenden hetten unß angezeigt, daß die stände in
11
ipso loco conferentiae erscheinen solten, deßen auch sie, Schwedische ple-
12
nipotentiarii , zufrieden wehrn, also begehrten wir’s nit zu ändern, wan
13
aber sie einer andern meinung, so müstens wir denen ständen beyderseits
14
vorderist wiederumb anzeigen laßen. Den Frantzösischen residenten be-
15
treffend konten wir diese newerung nit zugeben, dan er bey solchen
16
handtlungen nichts zu thuen hette

37
La Court hatte keine Vollmacht für Verhandlungen.
, wir würden auch nit erscheinen,
17
wan sie darauff bestehen wolten. Hierauff haben sie unß zuen[t]botten,
18
es hette wegen der ständen beywesens sein richtigkeit, dem residenten
19
aber wolten sie unser einredt zu wißen machen und folgendts unß weiter
20
bescheiden laßen.

21
Nachts umb 8 uhrn schickt der resident selbst zu mir, graffen von Lam-
22
berg , und last ahnmelden, es hette sich der conte Servient (so dermahlen
23
gestern wieder nacher Münster verreiset ist

38
Sevien traf 1648 II 27 wieder in Münster ein (vgl. APW [ III C 3/2, 1068 ] ).
) mit der Schwedischen ge-
24
sandtschafft dahin vergliechen, daß hinführo alle zeitt bey denen zwi-
25
schen unß und denen Schwedischen vorgehenden zusamenkunfften er
26
alß Frantzosischer resident gegenwehrtig sein solte, derentwegen hett
27
er’s unß andeuten und nit verhoffen wöllen, daß wir unß deßen verwei-
28
gern würden, dan es erforderte es der beyden cronen allianze

39
Schweden und Frk. hatten sich durch den Vertrag von Bärwalde von 1631 I 13/23 (Text:
40
DuMont VI/1, 1f) und zuletzt durch die Verträge von Hamburg von 1638 II 24/III 6
41
(Text: ST V.2, 424–429) und 1641 VI 20/30 (Text: ebenda , 471–174) miteinander verbün-
42
det .
unnd
29
wehre auch der cron Franckreich reputation darahn glegen

43
Zur schwed. Aufforderung an La Court, an den ksl.-schwed. Verhandlungen teilzunehmen
44
und zu den Auseinandersetzungen mit den Ksl. darüber vgl. La Court an Servien, Osna-
45
brück 1648 II 27 und III 2 (die Schreiben werden in APW II B 8 ediert).
. Ich habe
30
ihme hinwieder anzeigen laßen, daß unß diese newerung fast frembdt
31
vorkommen thette, weil dergleichen hievor nit geschehen, auch die dies-
32
mahls mit denen Schweden vorgehende handtlungen die cron Franckreich
33
gantz nichts berührn thetten, wir würden unß auch solchergestalt mit

[p. 71] [scan. 159]


1
denen Schweden zu keiner conferents einlaßen. Darbey ist’s diesen
2
abendt verblieben, und haben die Schweden vor sich unß nichts weiters
3
anzeigen laßen.

4
Weil dan auch biß ahnheudt umb halb neün uhr vormittag ihrendtwegen
5
niemandt bey unß erschienen und wir anderst nit vermuthen konnen, dan
6
sie würden nochmahlen auff ihrer meinung, den Frantzösischen residen-
7
ten beywesendt zu haben, verharrn, so haben wir die Churmayntzische,
8
Trierische und Bayrische zu unß bescheiden, umb mit ihnen von der
9
sachen rathzuschlagen, auch dabey denen Schweden zu ihrer nachricht
10
durch mein, graffen von Lambergs, edelleuthen einen

39
Zur personellen Zusammensetzung des Gefolges Lambergs vgl. Bosbach , 23; APW III C
40
4, 257f. Um welchen Edelmann es sich hier handelte, konnte nicht ermittelt werden.
anbringen laßen,
11
weil unß die vertröste anthwortt hinderblieben und der Frantzösischer
12
resident sich selbst angeben laßen, bey denen conferentzen sich einzutrin-
13
gen befehlicht zu sein, so hetten wir nöttig befunden, mit denen bemelten
14
churfürstlichen von den sachen zu reden. Bey diesem unßern abgeordt-
15
neten ließen sie unß zurückembieten, sie hetten besagten Frantzösischen
16
residenten bereiths dahin disponirt, daß er vor diesmahl des beyseins sich
17
enthalten würde, verhofften, es würde die glegenheit geben, bey unßer
18
zusamenkunfft derentwegen weiter miteinander zu reden, und wolten
19
also unßer auff die bestimbte stundt gewehrtig sein. Weil wir aber under-
20
deßen die vorbesagte churfürstliche gesandte zu unß bescheiden gehabt,
21
auch ohnedas die zeit schon verloffen gewesen, daß man nichts frucht-
22
bahrlichs mehr hette außrichten können, so haben wir unß nottwendig
23
entschüldigen und diese zusamenkunfft biß auff mordrigen tag verschie-
24
ben müßen.

25
Dieses alles haben wir denen Churmayntzischen, Trierischen und Bayri-
26
schen abgesandten referirt, auch dabey ferner angehenckt, weil die Chur-
27
mayntzische sich bey iüngster conferentz auff erwahrtung ferner befehls
28
in puncto autonomiae bezogen , wir auch nit zweiffleten, selbige[r] ihnen
29
mit gestrige[r] ordinari zukommen sein würde, und dan woll vonnötten
30
wehre, wan man ie in eim und andern puncten waß weiters nachzugeben
31
willens, daß man’s beyzeitten thet und sich deßen vorderist mit unß ver-
32
gleichen mögte, also begehrten wir zu vernehmen, waß ihr churfürstlicher
33
gnaden gedancken hierüber wehrn.

34
Die Churmayntzische zeigten hierauff ahn, daß soviel insgemein die con-
35
ferentz ahnbelangte, weil von denen Schwedischen endtlich geanthwort-
36
tet worden, daß sie es bey dem vorgeschlagenem modo bleiben ließen

42
Zu dem von Ges. prot. Reichsstände vorgeschlagenen neuen Verhandlungsmodus vgl. Nr.
43
[ 13. ]

37
und der Frantzosische resident vor diesmahl außbleiben würde, also lie-
38
ßen sie unnd ubrige churfürstliche es dahingestelt sein. Ihr’s gnädigsten

[p. 72] [scan. 160]


1
herrn resolution ginge dahin, daß man noch einige temperamenta vor-
2
schlagen , wa aber die nit ersprießlich, alßdan simpliciter bey dem vorigen
3
auffsatz des instrumenti, wie bey ahnwesenheit des herrn graffens von
4
Trautmanstorff abgehandtlet gewesen

39
Gemeint ist KEIPO4A (vgl Nr. 3 Anm. 6).
, verbleiben solte, wan anderst der
5
frieden darahn allein hafften thette und durch solche nachgebung erhalten
6
werden könte, und wehrn seine churfürstliche gnaden auff solchen fall
7
auch die autonomiam in ihrn ertz- und bischöfflichen landen zuzulaßen
8
erbietig.

9
Waß aber für temperamenta in specie vorzuschlagen, haben sie weder bey
10
diesem noch andern puncten eröffnen wöllen. Deßgleichen sein die Chur-
11
trierische und Bayrische noch in vorigen terminis geblieben, daß sie zwar
12
auch befehlicht, das vorige, noch in ahnwesen herrn graffen von Traut-
13
manstorff auffgesetzte instrumentum zu approbirn, aber in puncto auto-
14
nomiae durchauß nichts in ihrn eignen landen nachzugeben. Wan dan
15
Churtrier, Cöllen und Bayrn, Pfaltz Newburg und andere catholische
16
hierinnen quoad propria nichts nachgeben wollen, so ist ex enumeratione
17
partium clahr, daß in dieser sachen weiter nichts gehandtlet noch dem
18
werck geholffen werden kan, wan schon Churmayntz ahn seinem par-
19
ticularortt ein mehrers einwilligen solle, auch hierdurch nichts anders
20
außgerichtet würde, alß daß man der andern catholischen churfürsten,
21
fürsten und ständen und in summa die gemeine catholische sach schweh-
22
rer machen thuet.

23
Sodan haben wir auch den Chursachßischen gesandten gestern vernoh-
24
men , waß er auff seines gnädigsten herrens vom 24. Januarii empfangenen
25
befehl mit denen protestierenden gehandtlet habe. Der hat unß nuhn
26
diesen bericht gethan, daß ihme solcher befehl erst negstverwiechenen
27
sontags, den 23. huius, zukommen wehre, darauff hette er nit underlaßen,
28
mit denen Churbrandenburgischen, Sachßen Altenburgischen, Weimari-
29
schen , Braunschweig Lüneburgischen, Heßen Darmbstattischen

41
Hessen-Darmstadt wurde vertreten durch Todenwarth und Sinold: Dr. Justus Sinold gen.
42
Schütz (1592–1657); 1645–1649 hessen-darmstädtischer Ges. ; 1625/1626 Professur an der
43
Universität Marburg-Gießen, 1629 hessen-darmstädtischer Rat, 1640 Vizekanzler der
44
Universität Gießen ( DBA I 1188, 113; III 836, 205; Lehsten II, 84).
und
30
Württenbergischen zu reden, ihnen solches schreiben und zugleich ihr
31
churfürstliche erclehrung auff die Kayserliche instruction buchstablichen
32
inhalts vorgelesen . Die Churbrandenburgische, nachdem sie gesehen,
33
daß sein gnädigster herr, des herrn churfürsten zue Brandenburg meinung
34
alß gleichstimmendt angezogen, hetten es alsobaldt wiedersprochen und
35
vermeldet, daß ihr habende befehl unnd instruction mit denen Chursach-
36
ßischen resolutionibus nit ubereins kommen thetten, andere hetten sich
37
theils mit ermanglenden instructionibus entschüldigt und alles ad referen-
38
dum genohmen, andere hetten vornemblich den punctum de autonomia

[p. 73] [scan. 161]


1
et iustitia geandet, wan diese vergliechen, hetten sie bey denen ubrigen
2
kein interesse ; welches alles er mit ietzigen ordinari seiner churfürstlichen
3
durchllaucht gehorsamst referirn thette, mit angehenckter bitt, wir wolten
4
deroselben begehrn wegen vorbehalts directi dominii der herrschafft
5
Eglen

23
Auf das Kurbg. in Art. X KEIPO4A eingeräumte Amt Egeln im Est. Magdeburg (vgl.
24
Meiern IV, 582 zweiter Abs.; später Art. XI,9 IPO) hatte Kf. Johann Georg I. Anfang
25
1648 erneut Anspruch erhoben (vgl. Meiern IV, 1015 Art. X). – Vgl. auch die Kopie eines
26
Memorials Leubers an Lamberg, Krane und Volmar wegen Egeln von 1648 III 21[/31] in
27
RK FrA 92 XV nr. 2018 fol 7–7’.
und des wiederfals bey Wollin

28
Auf die den Schweden in Art. IX KEIPO4A zugesprochene Insel Wollin (vgl. Meiern IV,
578 dritter Abs.; später Art. X,2 IPO) wollte Kursachsen ältere Ansprüche geltend machen.
30
Hg. Franz I. von Pommern (1577–1620) hatte bei seiner Hochzeit mit Sophie von Sachsen
31
(1587–1635) die Insel Wollin für den Brautschatz seiner Gemahlin verpfändet (vgl. das
32
Memorial Leubers an Lamberg, Krane und Volmar wegen Wollin von 1648 III 21[/31];
33
Kopie: RK FrA 92 XV nr. 2019 fol 9–9’ – Druck: Meiern V, 597 f).
in acht nehmen.

6
Mir, graffen von Lamberg, und dan mir, Volmarn, iedem absonderlich
7
hatt auch der Churbrandenburgische principalgesandter, herr graff von
8
Wittgenstein, gantz beweglich vorgetragen, wie daß sich zwischen beyden
9
herrn churfürsten Cöllen

34
Kf. Ferdinand von Köln (1577–1650); 1612 Kf. und Ebf. von Köln sowie Fbf. von Lüttich,
35
Hildesheim und Münster und Abt von Stablo-Malmedy, 1618 Fbf. von Paderborn ( DBA I
36
314, 141; II 361, 308–310; III 236, 249–250; Foerster ; Ennen ).
und Brandenburg nit ein geringe weittlauffig-
10
keit und, wie er sagte, ein newer krieg ahnspinnen wolle, indeme sein
11
gnädigster herr dem herrn churfürsten von Cöllen sowoll durch eigne
12
schickung alß schreiben ersucht, seine graffschafft Marck und Ravensperg
13
mit fernerer contributionanforderung unangefochten zu laßen, weil er
14
dern zu underhaltung seiner selbsteignen völcker bedorffte, allermaßen
15
die fraw landtgräffin zu Heßen Caßl

37
Lgf.in Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel (1602–1651); 1637–1650 Regentin ( DBA 119,
38
80–87; II 26, 43–52; III 14, 122, 128–129;
Beck , Bruderzwist, 12; Croxton / Tischer , 9f).
gleichergestalt bewilligt, wan

22
15 man] Fehlt im Konzept.
man
16
auff Kayserlicher seiten auß diesen graffschafften keine contributiones
17
mehr gefordert, daß sie auch ihresortts dergleichen nit mehr ahnmaßen
18
wolte

39
Lgf. Amalie Elisabeth hatte unter der Voraussetzung der Gegenseitigkeit 1648 I auf Kon-
40
tributionen aus den kurbg. Gebieten im Niederrheinisch-westfälischen Reichskreis ver-
41
zichtet , worauf Kf. Friedrich Wilhelm Leistungen aus der Hft. Ravensberg und der Gft.
42
Mark an die ksl. Truppen untersagte (vgl. Foerster , 301f).
. Ahnstatt aber, daß man verhofft, es solte ihr churfürstliche
19
durchllaucht zu Cöllen solchem billichen begehrn stattthuen, hetten sel-
20
bige sich auff den Kayserlichen general, freyherrn von Lamboy

43
Wilhelm von Lamboy (um 1600–1659), 1634 Fh.; 1641 ksl. Generalfeldzeugmeister, 1645
44
ksl. Feldmarschall ( DBA I 732, 204; II 781, 31–35; III 537, 54–56; BAB 388, 117–134;
45
NDB XIII, 440f) ; seit 1647 VII Kommandant der westfälischen Kreistruppen ( Salm , 72
46
und 178). – Auf das Oberkommando im Niederrheinisch-westfälischen Reichskreis erhob
47
Kf. Ferdinand von Köln, der als Fbf. von Münster zugleich kreisausschreibender Fürst
48
war, Anspruch (vgl. Salm , 75, 77).
, und
21
dieser hingegen sich auff seine churfürstliche durchllaucht bezogen und

[p. 74] [scan. 162]


1
im werck die contribution doppelt abzufordern, auch mit einschickung
2
starcker partheien außzupreßen understanden, underschiedtliche dorff-
3
schafften gäntzlich außgeplundert und zuegrundt gerichtet. Darüber dan
4
der herr churfürst zu Brandenburg die Generalstaadn umb schütz und
5
schirm angerufft, auch soviel willfahrige resolution erhalten, daß sie sei-
6
ner durchllaucht mit einer mercklichen anzahl geworbenen kriegsvolcks
7
beyzuspringen erbotten, auß welchem allen nichts anders dan newe große
8
unruhe entspringen konte

37
Auf die gewaltsamen Aktionen der Kreistruppen hatte Kurbg. 1648 II im Hgt. Westfalen
38
mit Gegenmaßnahmen reagiert, so daß die Möglichkeit eines neuen militärischen Kon-
39
flikts durchaus gegeben war (vgl. Foerster , 302).
. Batte unß derentwegen, wir wolten solches
9
nit allein Ewer Kayserlicher Majestätt allerunderthenigst anbringen, da-
10
mit durch dern vätterliche allergnädigste vorsorg dem befahrenden unheil
11
zeitlich fürgebogen und gleichwoll seinem gnädigsten herrn eben dasieni-
12
ge , waß andern herrn churfürsten [vergönnt,] vergünnet werden mögte,
13
sondern auch hochstgedachter churfürstlicher durchllaucht zu Collen
14
selbst darunder zuschreiben.

15
Bey diesem anbringen hat er ebenmeßig des Chursachßischen anzugs auff
16
seinen gnädigsten herrn gedacht und selbigen wiedersprochen, mit ver-
17
melden , daß seine instruction und letztere befehlich dahin gingen, alles
18
bey voriger abhandtlung zu laßen und in denienigen puncten, welche un-
19
vergliechen blieben, auff billiche mäßigung zu handtlen. Sonsten halte er
20
auff die mit denen Schweden cum assistentia statuum vorwesende confe-
21
rentz nit viel, es werde auch wegen Churbrandeburg zugleich wie wegen
22
Chursachßen niemandt darbey erscheinen.

23
Verweis auf die Beilagen.


24
Beilagen [1] – [2] zu Nr. 22


25
Beilage [1] zu Nr. 22

26
Gesandte katholischer Reichsstände in Münster an Lamberg, Krane und Volmar, Münster
27
1648 II 24. Ausf.: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1974 fol. 324–325 – Kopie: RK FrA Fasz. 55a
28
(1648 II) fol. 128–129;
RK FrA Fasz. 94 III nr. 536 p. 721–723

40
Weitere Kopien: RK FrA Fasz. 96 VI fol. 41–42, 52–53; RK FrA Fasz. 98e fol. 1227’–
41
1228’;
StK FrA Ka. 4 (WF XLII) fol. 98–99; StK FrA Ka. 11 p. 1902–1904; ÖstA Tirol
42
Fasz. 20i p. 219–220.
.

29
Rezepisse auf Beilage B zu Nr. 19. Sie bedanken sich für die Information über die Osna-
30
brücker Entwicklungen und weisen auf ihren Friedenswillen hin. Sie lehnen den von eini-
31
gen Gesandten protestantischer Reichsstände initiierten neuen Verhandlungsmodus jedoch
32
ab, da sie nachteilige Ergebnisse für die katholische Konfession im Reich erwarten; eine
33
Verlagerung ihrer Verhandlungstätigkeit nach Osnabrück kommt daher für sie nicht in
34
Frage. Sie halten es für sinnvoller, wenn die Gesandten der protestantischen Reichsstände
35
eine endgültige Resolution herausgäben, und bitten die Kaiserlichen, diese dann an sie wei-
36
terzuleiten .

[p. 75] [scan. 163]


1
Beilage [2] zu Nr. 22

2
Protokoll der Konferenz zwischen Gesandten katholischer Reichsstände

15
Bei dieser Konferenz waren anwesend: Wartenberg für das Hst. Osnabrück, Buschmann
16
für Kurköln, Goll für die Ehg.e von Österreich, Caspars für das Ft. Pfalz-Neuburg, Fri-
17
quet für das Est. Besançon, Giffen für den Deutschen Orden, Landsberg für das Hst. Hil-
18
desheim und für die Fürstabtei Kempten Leuchselring. – Dr. Johann Wilhelm Goll (1598–
19
1672); 1645 VII-1649 österreichischer Ges. und stellvertretender Direktor des FR in Mün-
20
ster ; österreichischer Vormundschaftsrat im Dienste des Hauses Tirol, Bürgermeister von
21
Schlettstadt/Sélestat ( Becker , 216; Repertorium , 134–135; Ohler , 63; Lehsten II, 37).
22
– Dr. Johann Dietrich Caspars (um 1620–1680/91); ab 1645 Ges. für Pfalz-Neuburg;
23
pfalz-neuburgischer Hofrat, jülich-bergischer Hofgerichtsdirektor ( Repertorium , 405,
24
409; Lehsten II, 21). – Jean Friquet (1593–1667); 1646–1648 Ges. des Est.s Besançon;
25
seit 1628 in span. diplomatischen Diensten ( Truchis de Varennes , 579; Repertorium ,
26
153; Wolff , Corpus Evangelicorum, 209). –Johann von Giffen (gest. 1656); Großvogt zu
27
Schirmeck; 1646–1649 Ges. des Deutschen und des Johanniterordens, der Hst.e Straßburg,
28
Passau und Halberstadt, der Fürstabteien Hersfeld, Murbach und Luders sowie der Abtei
29
Andlau; Rat der bfl. straßburgischen Regierung ( Repertorium , 120; Demel , Raadsheer,
30
157; Lehsten II, 34f). – Dr. Johann Leuchselring (Lebensdaten konnten nicht ermittelt
31
werden); 1645–1649 Ges. des kath. Rats der Stadt Augsburg, daneben für die Reichsstädte
32
Biberach, Buchau, Buchhorn, Dinkelsbühl, Gengenbach, Kaufbeuren, Offenburg, Pful-
33
lendorf , Ravensburg, Rottweil, Schwäbisch-Gmünd, Überlingen, Wangen, Weil der Stadt
34
und Zell am Harmersbach, 1647 II–VI für das Hst. Augsburg, seit 1646 I für das Schwä-
35
bische Reichsgrafenkollegium sowie seit 1647 II für die Abtei Kempten; Syndikus der
36
württembergischen Ordenseinigung ( Wolff , Corpus Evangelicorum, 210ff; Roeck II,
37
960f; Lehsten II, 55f).
in Münster, [ Mün-
3
ster
] 1648 II 24. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 II) fol. 136–139; RK FrA Fasz. 92 XIV ad
4
nr. 1975 fol. 345–346’;
RK FrA Fasz. 94 III nr. 535 p. 714–721

38
Weitere Kopien: RK FrA Fasz. 98e fol. 1230–1233’; StK FrA Ka. 11 p. 1907–1914; ÖstA
39
Tirol Fasz. 20i p. 213–218.
.

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