Acta Pacis Westphalicae II A 8 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 8: Februar - Mai 1648 / Sebastian Schmitt
11. Volmar an Trauttmansdorff Osnabrück 1648 Februar 17
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Osnabrück 1648 Februar 17
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 116 Z 10 nr. 87 unfol.
Stocken der Verhandlungen; Erklärung der protestantischen Gesandten zu Artikel I–V
KEIPO6 am folgenden Tag erwartet. Gerüchte über neue Geheimverhandlungen kurbaye-
rischer mit protestantischen Gesandten über das Religionsrecht in der Oberpfalz, Heiden-
heim , Donauwörth. Unzufriedenheit der Eidgenossenschaft mit kaiserlichem Exemtions-
diplom ; Hinweis auf die Bedeutung guter Beziehungen zur Eidgenossenschaft für das Haus
Österreich in der momentanen militärischen Situation. Eidgenössisches Schreiben betreffend
Konstanz an Ferdinand III. Negative Auswirkung der Anwesenheit Serviens auf raschen
Friedensschluß; Bankett Oxenstiernas für Servien.
Euer Exzellenz werden auß der sambtlichen relation an ihre Kaiserliche
majestät vernemmen, daß unsere tractaten, nachdem die Schwedn unß
den 12. diß den sackh gleichsamb vor die thür geworffen
Vgl. [ Nr. 3. ]
weit angestanden, daß weder die gehaime conferentz ihren weitern fort-
gang gewonnen, noch auch die protestierenden sich über daß außgehen-
digte instrumentum
Gemeint sind Art. I–V KEIPO6 (vgl. [ Nr. 3 Anm. 1 ] ).
einander im rath gewesen, und halt darfür, sie werdn erst morgen unß
ihr erclärung anbringen. Wie die beschaffen sein werde, ist unschwer zu
muetmaassen.
Ich werde in vertrawen berichtet, daß abermaln ein gehaime negociation
mit Churbayern obhandn, und neben anderm offerirt sein solle, die auto-
nomi auff die Oberpfaltz nit zu erstrekhen , die herrschafft Haidenheim
seiner churfürstlichen durchlaucht für aigenthumblich ze überlassen
Heidenheim an der Brenz war 1634 dem Hgt. Württemberg entzogen und vom Ks. 1638
VI 28 vertraglich (Text: Aretin , Nr. 14, 189–193) Kf. Maximilian I. von Bayern gegen
eine teilweise bereits gezahlte Gesamtsumme von 500 000 fl. zugeschlagen worden
( Philippe , 20f; Kapser , 161 Anm. 128). Art. IV § „Domus Würtembergica“ KEIPO4A
(Text: Meiern IV, 561 fünfter Abs.; vgl. später Art. IV,24 IPO ← § 31[2] IPM) hatte
festgelegt, daß Heidenheim bis zur Zahlung der Pfandsumme durch Württemberg an
Maximilian I. im kfl. Besitz verbleiben würde. In Art. IV § „Domus Wirtembergica“
KEIPO6 (Text: Meiern IV, 953 vorletzter Abs.; vgl. später Art. IV,24 IPO ← § 31[2]
IPM) war vorgesehen, Heidenheim ohne Gegenleistung zu restituieren.
drittens aller anspraach auff der statt Donawerth ze renuncirn
Donauwörth war 1607 in die Reichsacht erklärt und 1609 vom späteren Kf.en Maximilian
I. von Bayern, der die Exekution des Urteils durchgeführt hatte, bis zur Erstattung der
aufgewendeten Kosten als Pfand genommen worden (vgl. Ritter II, 213ff, 220ff, 309;
Albrecht , Maximilian I., 394–401; Lanzinner , Donauwörth).
hatt die vorgeweßte ghaime conferentz auch dergleichen absehens gehabt.
Euer Exzellenz soll ich auch nit verhalten, daß die statt Basel und übrige
ortt der Aidtgnoßschafft mit dem Kayserlichen diplomate exemptionis nit
allerdings zefridn
Das ksl. Dekret zur Exemtion der Schweiz (Text: Jan III Nr. [131], 256f; zur Vordatie-
rung des Dekrets auf 1647 V 16 vgl. Gallati , 252; Viehl , 242) war 1647 XI 7 überreicht,
auf Bitten Wettsteins in ein förmliches ksl. Diplom umgefertigt und den ksl. Ges. in Mün-
ster 1647 XI 29 überschickt worden (Text: Jan III Nr. [133], 261ff; vgl. auch Nr. [135],
264f; zur fehlenden Überlieferung dieser Korrespondenz vgl. APW [ II A 7, LXXXVf ] ). –
Johann Rudolf Wettstein (1594–1666), Bürgermeister der Stadt Basel; 1646–1647 Ges. der
Stadt Basel und der prot. Orte der Eidgenossenschaft ( DBA I 1360, 42–56; II 1396, 158,
203–210; III 987, 47–58; Egger , Anerkennung; Egger , Wettstein). Er führte während
seines Aufenthalts am WFK ein Diarium (vgl. Gauss ).
Zu den strittigen Punkten vgl. das Memorial [Stenglins], s.l. 1648 II 16 (Druck: Jan III
Nr. [136a], 267ff); Gallati , 261f. – Jeremias Jacques Stenglin (Lebensdaten konnten nicht
ermittelt werden), Sekretär und Dolmetscher Longuevilles (vgl. [ Nr. 18 Anm. 22 ] ); 1647
XI-1648 IV Vertreter Wettsteins am WFK ( DBA II 1262, 356; Gallati , 247; Viehl , 248).
wegen angelangt wordn, solche ihre desideria nochmaln an ihre Kayser-
liche majestät gehorsamst ze referirn, wie dann mit diser ordinari ge-
schicht
hochloblichen hauß Österreich daran gelegen, daß man disen leütten,
sonderlich bei so geferlichem und misslichem kriegsstandt, müglichste sa-
tisfaction geben und ihre affection gewinnen thue. Also will ich verhoffen
und zumaln underthänig gebetten haben, Euer Exzellenz wöllen’s durch
dero hochvermögende befürderung die sachen zu einer willfährigen reso-
lution befürdern helffen. Bei denn reichsständn würdt’s dermaln sein
richtigkheit haben, weil sie der clausula remissiva
die desiderirte particulariteten zihlet, zefriden seind.
Volmar weist auf seine Kenntnis eines eidgenössisches Schreibens betref-
fend Konstanz an Ferdinand III. hin
Das Schreiben wurde nicht ermittelt. – Die ehemalige Reichsstadt Konstanz am Bodensee,
seit 1548 landsässige Stadt in Vorderösterreich, pflegte noch im Dreißigjährigen Krieg die
früher engeren Beziehungen zur Schweizer Eidgenossenschaft weiter (vgl. Zimmermann ,
Rekatholisierung, 209–214; Zimmermann , Protestanten, 110f; Schaab , 764).
Der conte Servient ist noch allhir
Zu Serviens Aufenthalt in Osnabrück vgl. Servien an Lionne, Münster 1648 II 14 (wird in
APW II B 8 ediert). – Hugues de Lionne (1611–1671), marquis de Fresnes et de Berny;
1643 conseiller d’Etat und Sekretär Mazarins, 1646 secrétaire des commandements Kg.in
Annes d’Autriche ( ABF I 667, 150–170; II 421, 305; Helly , 25–59; Cras ).
fürderung zum friden. Graf Oxenstiern hatt gestern ine banquetirt und so
volgetrunkhen, daß ihre vier ime in die carrozza tragen müessen. Also
passirn sie die faßnacht, biß inen etwan daß miserere auch herbeikombt.