Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1646 X 17

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1646 X 17
Mittwoch W an Chigi: Mitteilung seiner gestrigen

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Die vorhergehende Tagesangabe lautete ursprünglich X 16 und ist nachträglich in X 14
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korrigiert worden. Der die Rückkehr Ws meldende letzte Absatz müßte also als selb-
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ständige Eintragung unter X 16 stehen.
Rück-
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kehr
. Chigi: Inzwischen nichts Wichtiges vorgefallen; wegen des Waf-
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fenstillstandes
sollen morgen Marcilly und Rosenberg

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Georg Nikolaus Frhr. von Rosenberg (1623–1695), ksl. Abgesandter zu den allge-
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meinen Waffenstillstandsverhandlungen.
an die Armeen ab-
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gehen
. Er halte ihnen diß so wenig ernst alß mer anderß, so vorhin sich
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laßen angehen, gleich er dan auch sonst nit dafur halt, daß yemandts, so
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guter intention, Ihrer Maiestet und Churbayern ieziger zeit den stillstand
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zu bewilligen, da alle kriegßschwall mitten im herzen ihrer quartier und
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landen, werde rathen konnen oder wollen. [...]

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Haslang bei W. Oxenstierna macht Schwierigkeiten wegen des Kurtitels,
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der um Vermittlung bemühte Altenburger hat noch keine klare Resolution
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erhalten können. So besorge er, daß der Dr. Krebs der Schweden unange-
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sprochen wiederumb werde zuruckkommen. Longueville hat bei ihm ver-
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mainen wollen, warumb man im reich autonomiam absque publico exerci-
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tio , wie in Franckreich geschehe, nicht zu verwaigeren. Er von Haßlang
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habe darauff replicirt, es seye in Teutschland leider insoweitt nicht verpot-
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ten , allein seye kein herr schuldig, in seinem land andere religionisten zu
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dulden, wobey der Servient vermeldet habe, daß das ius emigrandi nicht
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bey den herrn, sondern den subditis stehe. Deme er von Haßlang contradi-
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cirt hette, mit anfuhren, wieviel schaden die autonomia ein und anderm
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herrn in seinem land hette zugefugt, ia habe darauß die Boheimbische un-
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ruhe ihren anfang genommen, und hab Franckreich selbst erfahren, was die
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Hugenotten fur ungelegenheit in selbigem konigreich angerichtet. In
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Teutschland seye gegen Franckreich der underschiedt, daß der konig wieder
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die uncatholische mit gewalt procedire, der Kayser aber muste im reich
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yedem stand seine freyheit laßen. Der duc de Longevill wolte dieses nach-
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maln pro meliori compositione gravaminum achten, deme gleichwoln der
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d’Avaux obstatt gehalten, mit vermelden, daß er der mainung genzlich,
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wan solches verstattet, wurde in 30, 40 jahren kein catholischer mehr im
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reich sein, alßdan sich zeigen wurde, was fur handel die uncatholische, son-
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derlich die Hugenotten in Franckreich wurden anstellen, dadurch die reli-
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gion in Franckreich zu grund gehen und der ganze status in gefahr dörffte
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gesezt werden. Alß nun folgendts der von Longevill vermainen wollen, daß
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die geistlichen fursten in Teutschland gar zu viel jurisdiction und tempora-
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lia hetten, und daß solches geandert und sie beschnitten werden müßen, sey
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ihm sowol durch ihn von Haßlang alß den conte d’Avaux wiederpart ge-
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halten , mit anzeig, daß durch diß mittel allein die catholische religion noch
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wurde conservirt, dan außer Churbayern, Osterreich und Pfalz Newburg
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fast kein weltlich catholischer furst mehr zu finden; der Servient aber habe

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partes Longevillani starck defendiren helffen. Chigi hat dazu gemeint, den
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Franzosen sei es damit wohl nicht ernst, sondern sie suchten mit solchen
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Disputen Zeit zu gewinnen, nachdem ihnen auf schwedische Klagen hin
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Weisung zur Verzögerung des Abschlusses zugekommen sei. Bei einem wei-
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teren
Besuch Haslangs haben die Franzosen beteuert, daß das armistitium
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allein Churbayern zum besten were vorgeschlagen. Darauf er hinwieder
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remonstrirt habe, daß Churbayern solche proceduren von Franckreich ia
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nicht meritirt, auch solche nicht hette erwartten konnen, sondern umb die
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cron ein beßers, auch noch bey diesen friedenstractaten verdiehnt habe.
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Und wie darauf der Servient fast honisch geandtworttet, daß die Franzo-
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sen von den Churbayerischen bey Tüdtlingen

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1643 XI 24 waren die Franzosen von den Bayern unter Mercy bei Tuttlingen geschlagen
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worden.
geschlagen worden, und dan-
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noch gute freund gewest und plieben weren, habe er replicirt, daß damaln
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ein solches ahn die Churbayerische starck were gesucht worden, indem die
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intention gewesen, ins land zu ziehen, da sonst Churbayern underschied-
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liche occasiones iehnseithen Rheins gegen sie zu operiren, hetten laßen vor-
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beygehen . Auff welches der Longeville mit einstimmen des Servients, war-
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umb nit solche occasiones weren in acht genommen, gleich Churbayern
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noch iezt nicht verbotten, sein bestes zu thun. Uber welche andtwort er von
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Haßlang were ungedultig worden, aufgestanden und davon gangen. –
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Rosenberg bei W.

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